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Der Reflektor für Einsteiger
2011-09-26 In fast jedem TV-Bericht über Fotografen sieht man Reflektoren in nahezu jeder Größe. Und das zurecht, ist der Reflektor doch ein einfaches und extrem flexibles Mittel, Bilder aufzuwerten und problematische Belichtungssituationen zu meistern. Leider wird zu oft gedacht, dass dies ein Werkzeug für Profis ist, dabei ist die Handhabung so einfach, dass jeder schnell damit zurecht kommen kann. Worauf zu achten ist und welche Reflektionscharakteristik welches Material aufweist, ist in diesem Fototipp zu lesen. (Harm-Diercks Gronewold)
Das Grundprinzip eines Reflektors ist es, das Licht auf eine Seite des Motivs zu bekommen, wo normalerweise kein Licht hinfallen kann. Somit kann man als einfachsten Reflektor ein Stück Papier oder helle Pappe benutzen. Aber auch Baustyropor-Platten aus dem Baumarkt können problemlos für diese Zwecke eingesetzt werden. Ist der Einsatz solcher "Selfmade"-Reflektoren im Bereich der Makro- oder Studiofotografie noch alleine zu bewerkstelligen, so ist es draußen "on location" schon schwieriger, eine große Styroporplatte oder Pappe zu halten, um das Licht korrekt zu setzen. Hier bieten sich dann Reflektoren an, die man auf einem Stativ montieren kann. Die beste Methode ist aber, sich einen Assistenten mitzunehmen, der einem hilft, das Licht dahin zu bekommen, wo man es haben will.
Doch wie sieht es mit der Reflexionscharakteristik aus? Styropor ist natürlich nicht primär dazu erfunden worden Licht zu reflektieren. Zwar macht das Material dies auch mit einer Reflexion die sehr weich ist, dennoch schluckt eine solche Platte ziemlich viel Licht. Setzt man einen Blitz ein, so ist das Problem nur gering. Möchte man mit natürlichem Licht arbeiten, dann kann es unter Umständen schon schwierig werden was Zeit und Blende angeht. In solchen Situationen eignen sich dann Einsteiger-Faltreflektoren von Dörr, Walimex oder hochwertigere Reflektoren von Photoflex, Lastolite oder California Sunbounce. Um die verschiedenen Reflektionscharakteristiken zu zeigen haben wir einen Lastolite TriFlip 8in1 benutzt, da dieser sich auch im "Einmannbetrieb" hervorragend handhaben lässt und er, wie alle Faltreflektoren, mit einem Handgriff in eine für die Fototasche taugliche Form zu bringen ist.
Als Beispiel wurde ein Hühnerei benutzt, da sich Schattenwurf hier besonders gut erkennen lässt. Die Beleuchtungssituation umfasst eine Lichtquelle (Fenster) in einem abgedunkelten Raum mit abgehängten Wänden.
Das erste Bild zeigt die Belichtungssituation, wie die Kamera diese aufgezeichnet hat. Die rechte Seite ist korrekt belichtet und die linke Seite zeigt eine starke Unterbelichtung. Im nächsten Bild wurde die dem Licht abgewandte linke Seite mit einer "Zebra"-Oberfläche (silber/weiß) ausgeleuchtet. Es ist zwar immer noch erkennbar, aus welcher Richtung das Hauptlicht kommt, allerdings ist der Schatten weniger störend und nicht zu hart. Das nächste Beispiel zeigt die harte Schatten produzierende hoch reflektierende silberne Seite des Reflektors. Somit ist die silberne Seite eines Reflektors für Situationen geeignet, in denen wenig Licht zur Verfügung steht und/oder man zusätzlich einen Schattenwurf in die Reflexion haben möchte. Die "Zebra"-Variante ist ein wenig schwächer als die reine silberne Seite.
Die goldene, beziehungsweise das Gold-Silber-"Zebra" ist der ideale Begleiter für Porträtfotografen, denn der Goldton vermittelt dem Betrachter eine untergehende warme Sonne und unterstreicht in den meisten Fällen auch den Hautton der fotografierten Person. Technische Fotografie wie Makrofotografie ist mit diesem Reflektor nur bedingt zu empfehlen, da Farben doch zum Teil verfälscht werden. Die Beleuchtungscharakteristik ist mit dem des Silberreflektors identisch, schluckt allerdings ein wenig mehr Licht. Der letzte Reflektor im Reigen ist dann die rein weiße Fläche und genau so wirkt sich auch die Reflexion aus. Farblich neutral und sehr weiche Schatten prägen hier die dem Licht abgewandte Seite. Dies eignet sich auch hervorragend für technische Fotografie.
Wer nun aufmerksam mitgezählt hat, der wird feststellen, dass es mitnichten acht Reflektoren waren, sondern erst fünf. Das liegt daran, dass viele Hersteller auch den Abdunkler und den Diffusor als Reflektor aufzählen, obwohl beide andere wichtige Aufgaben haben. Der Abdunkler besitzt eine komplett mattschwarze Oberfläche, welche überschüssiges Licht schluckt. In Situationen für Low-Key-Aufnahmen kann dieser dazu eingesetzt werden Reflexionen zu verhindern. Der Einsatzbereich des Diffusors scheint auf den ersten Blick paradox, denn dieser wird bei starken und harten Lichtverhältnissen eingesetzt, um die Schatten im Objekt weich zu machen, ohne das zu viel Licht verloren geht, idealerweise lässt sich ein solcher Diffusor auch vor einem Blitzgerät einsetzen.
Möchte man selber einfach mal im kleinen ausprobieren, wie es denn so mit Reflektoren ist zu arbeiten, so kann man sich eine Rettungsdecke aus der Apotheke besorgen, diese ordentlich zerknüllen, etwas entfalten und auf ein Stück Pappe spannen. Je nach Größe der Pappe eignet sich dieser Selfmade-Reflektor für Makroaufnahmen, aber auch für Porträts, wenn das Wetter denn nicht zu windig ist.