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Fotozubehör zum Radfahren
2010-07-19 Sommerzeit ist nicht nur (Natur-) Fotozeit, sondern auch Fahrradzeit. Was liegt da näher, als diese Hobbies zu verbinden? Mit dem Fahrrad kann man die Ausrüstung nicht nur angenehmer als beim Wandern transportieren, sondern man gelangt auch in Ecken, die mit dem Pkw bspw. unerreichbar sind und rauscht an den potentiellen Motiven auch nicht so schnell vorbei. Zudem ist Fahrradfahren bei der Sommerhitze für den Kreislauf weniger anstrengend als bspw. Wandern oder Joggen und belastet die Gelenke weniger. Während sowohl bei Kameras als auch Fahrrädern eine unüberschaubare Auswahl besteht, gibt es für das Fahhrad nur sehr wenig Fotozubehör. (Benjamin Kirchheim)
Ein gutes Tourenrad ist für etwa 500 bis 1.000 Euro zu bekommen. Am besten lässt man sich wie beim Kauf einer hochwertigen Digitalkamera von einem Fachhändler beraten und fährt vor allem ausgiebig zur Probe und lässt sich das Fahrrad richtig einstellen. Wer nicht so schwitzen oder bspw. stärkere Steigungen und Gegenwind mit Leichtigkeit überwinden möchte, greift zum aktuellen "Trendprodukt", dem Pedelec. Für etwa 1.500 bis 2.500 Euro bekommt man solch ein Fahrrad in guter Qualität mit elektrischer Tretunterstützung, wobei allein der Akku etwa 600 Euro des Preises ausmacht. Da ein (bis 25 km/h schnelles) Pedelec in Deutschland rechtlich als Fahrrad gilt, darf man damit auch überall fahren – also bspw. auf Waldwegen, wo versicherungspflichtige Mofas oder Autos nichts zu suchen haben.
Möchte man seine Fotoausrüstung mit dem Fahrrad transportieren, wird die Auswahl deutlich kleiner. Umhängetaschen empfehlen sich nicht, sie können gefährlich nach vorne schwingen und zu Unfällen führen. Fotorucksäcke sind die bessere Wahl, zumal die Fotoausrüstung auf dem Rücken am besten vor Erschütterungen geschützt ist, wohingegen sie bei Stürzen im Rucksack den größten Schaden nehmen könnte. Aber ein verschwitzter Rücken ist nicht das, was man sich beim Fahrradfahren wünscht. Sucht man echte Fototaschen für das Fahrrad, so ist die Auswahl erstaunlich klein. In diese Lücke stößt der kleine schwäbische Handwerksbetrieb König Photobags (siehe weiterführende Links), der sein Know-how bei der Taschenfertigung und dem Fotografieren mit den wasserdichten Fahrradtaschen von Ortlieb kombiniert. Die robusten und gut gepolsterten Einsätze von König Photobags schützen die Ausrüstung sehr gut. Der weiße Boden sieht zwar einerseits nach "unfertiger" Tasche aus, soll aber den Kontrast erhöhen und so Kleinteile leichter auffindbar machen. Besser wäre hier sicher eine Lösung etwa wie bei Kata, deren Innenleben in den Fototaschen komplett gelb ist – vielleicht wäre Orange noch eine gute Alternative.
Für die kleine Messsucher- oder DSLR-Ausrüstung bietet sich eine Lenkertasche an, vor allem weil man die Kamera so immer im schnellen Zugriff hat. Body, ein bis zwei Objektive oder ggf. ein Blitz finden beispielsweise in der Lenkertasche Ultimate 5/M Platz. Sie lässt sich am Fahrrad festschließen, so dass sie nicht gestohlen werden kann. Oder man nutzt den schnell anschließbaren Schultergurt, um sie als Umhängetasche zu benutzen. Ohne Fotoeinsatz ist die Lenkertasche gut für Utensilien wie Geldbörse, Mobiltelefon und kleinere Getränkeflaschen oder einen Snack.
Wer eine größere Fotoausrüstung sein Eigen nennt und bspw. lichtstarke Teleobjektive für die "Vogeljagd" verwendet, sollte zu einer größeren Packtasche greifen, die am Gepäckträger oder dem so genannten "Low-Rider" (Vorrichtung zum Anhängen von Taschen am Vorderrad) befestigt werden. Auch hier hat König Photobags verschiedene Größen im Angebot, wobei sich die Einsätze auch mit den passenden Originaltaschen von Ortlieb kombinieren lassen. So ist die Fotoausrüstung auch bei Regen gut geschützt. Beliebt ist die "Universaltasche Medium", die Platz für mindestens zwei große "Teletüten" samt Kamerabody, Blitzen und kleineren Objektiven bietet. Der Fotoeinsatz hat zwei praktische Henkel; eine Schultertasche, passend für diesen Einsatz, ist in Entwicklung, so dass man den Einsatz dann nicht nur am Fahrrad verwenden kann.
Wer in der Natur fotografiert, braucht oft auch ein Stativ – sei es für verwackelungsfreie Teleaufnahmen oder knackig scharfe und präzise komponierte Landschaftsaufnahmen bei geschlossener Blende. Auch dafür gibt es eine einfach wie praktische und vor allem auch recht preiswerte Lösung bei König Photobags. Man sollte allerdings den Platzbedarf (Durchmesser) des Stativkopfs beachten, in der Standardausführung passt bspw. kein Dreiwegeneiger in die Tasche, Kugelköpfe hingegen machen keine Probleme. Unschön an der Tasche ist hingegen, dass das Stativ damit am Fahrrad klappert (mit der Tasche als Zwischenpolster). Das könnte sich in der Langzeitanwendung als Problem herausstellen. Die anderen verwendeten Taschen haben dieses Problem aufgrund ihrer anderen Befestigung nicht.
Überhaupt sind Erschütterungen durchaus ein Thema. Zum einen sind die Kameras aber nicht so empfindlich, wie man vielleicht annehmen würde, zum anderen polstern die König Fotoeinsätze recht gut. Man sollte aber in jedem Fall vermeiden, Ausrüstungsgegenstände ohne Polsterung direkt aufeinander zu legen. Je nach den gefahrenen Wegzuständen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, das Fahrrad gut zu "polstern". Einerseits sind Federgabeln oder sogar voll gefederte Fahrräder eine fotoausrüstungs- und rückenschonende Wahl, eine Alternative oder ein guter Zusatz sind aber auch so genannte Ballonreifen. Wer nicht gerade Radrennen fahren will, was mit schwerer Fotoausrüstung sowieso unsinnig wäre, sollte zu möglichst breiten Reifen (50-60 mm) greifen. Denn es gilt entgegen früheren "Erkenntnissen" eine einfache Regel: Je breiter der Reifen, desto geringer kann der Reifendruck bei gleichbleibendem Rollwiderstand ausfallen (siehe weiterführende Links). Und ein geringerer Reifendruck bedeutet bessere Dämpfung gerade von kleineren Unebenheiten, die zu feinen Erschütterungen führen. So kann ein Fahrrad mit Breitreifen ohne Federgabel oft komfortabler "dahingleiten" als ein schmaler Reifen mit (schwerer) Federgabel.
Interessante Fotos ergeben sich aber nicht nur, wenn man das Fahrrad abstellt, sondern auch während der Fahrt. Hier ist die Kreativität des Fotografen gefragt, die Kamera bspw. mit einem Joby Gorillapod oder etwa der Super Clamp oder wahlweise der Nano Clamp (beide von Manfrotto) am Fahrrad zu befestigen. Mittels Fernauslöser lassen sich dann während der Fahrt dynamische Fotos machen. Aber auch die Videofunktion sollte man nicht missachten. Wem die Erschütterungen, die ein Bildstabilisator meist nicht besonders gut ausgleichen kann, zu störend sind, kann zu einem noch unkonventionelleren Mittel greifen: Man montiert die Kamera auf einem Einbeinstativ und hält es kopfüber in der Hand. Mit etwas Übung lassen sich so bodennahe Videoaufnahmen oder sogar interessante Schwenks verwirklichen. Das Video kann später einfach um 180° gedreht werden.