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Juwelen zum Spartarif – alte Objektive an DSLR-Kameras Teil 1
2005-05-16 Insbesondere durch die preiswerten Einsteigermodelle von Canon, Nikon, Pentax und auch anderen Herstellern sind die digitalen Spiegelreflexkameras (DSLRs) inzwischen durchaus zu einem Thema im Reigen der Digitalkameras auch für Ein- oder "Aufsteiger" geworden. Damit wird zugleich meist auch die Frage aktuell, ob dabei Wechselobjektive aus der analogen "Vorzeit" eingesetzt werden können. Die erfreuliche Kurzantwort lautet: sie können. (Bernd Jaeger)
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Was bei der Anschaffung einer DSLR oftmals nicht bedacht wird, ist die
Tatsache, dass es mit der Kamera und einem (zumeist im Set günstig
mitgelieferten) so genanten "Kit-Objektiv" längerfristig nicht getan ist.
Dieses deckt zumeist (auf Kleinbild-Format umgerechnet) lediglich den
Brennweitenbereich von ca. 28 bis 90 mm ab, teilweise auch etwas mehr – außerdem
sind diese relativ billigen Objektive nicht sehr lichtstark; typischerweise
besitzen sie maximale Blendenöffnungen von F3,5 bis F5,6 zwischen
Weitwinkel- und Telestellung. Also entsteht sehr schnell der Wunsch nach mehr Brennweiten und
Lichtstärken – vor allem wenn sich dem DSLR-Fotografen nach kurzer Benutzung
die typischen Vorteile dieses Kameraprinzips erschließen: insbesondere
auszuwechselnde Objektive und sehr gutes Rauschverhalten.
Wenn man bereit ist, hier auch einmal auf den Komfort einer automatischen
Fokussierung (Autofokus) zu verzichten, kann man durchaus auch für wenig bis
sehr wenig Geld zu relativ lichtstarken Festbrennweiten kommen. Diese
erschließen dann auf einmal Motivwelten, welche zuvor mangels ausreichender
Brennweite oder/sowie Lichtstärke bei dem mitgelieferten Objektiv nur
schwerlich zu realisieren waren.
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Für geringes bis sehr geringes Geld lassen sich sowohl bei
Online-Auktionen wie auch beim örtlichen Fotohändler mit "Fundgrube" und
natürlich auch bei den immer wieder anzutreffenden regionalen Fotobörsen
manuelle Objektive mit M42-Anschlussgewinde finden und erstehen. Typische
Objektive dieser Art, welche überall und billig angeboten werden, sind z. B.
folgende Brennweiten-/Lichstärken-Paarungen: 28 mm/F2,8, 35 mm/F2,8,
50 mm/F1,8 oder F1,4, 135 mm/F2,8 und 200 mm/F3,5. Hierbei erscheinen
insbesondere die Objektive der Brennweiten 28 mm, 50 mm, 135 mm und 200 mm
recht interessant, da sich diese auch infolge der doch relativ hohen
Lichtstärke (gegenüber den üblichen Zoom-Objektiven) auch für Aufnahmen bei
geringem Licht (siehe hierzu auch weiterführende Links) bzw. bei schlechten
Lichtverhältnissen einsetzen lassen. Ferner stehen hier noch diverse
"Spezialobjektive" zumeist russischer Herkunft zur Verfügung – vom Fisheye
mit 16 mm über lichtstarke 80/85 mm-Objektive bis zu Spiegelobjektiven oder
gar "Tilt/Shift-Objektiven" (mit verstellbarer optischer Achse insbesondere
für Produkt- und Architekturaufnahmen zur Vermeidung "stürzender Linien").
Wichtig ist, dass die Objektive ein M42-Anschlussgewinde haben, da dieses
eine Art Garant für die Verwendung mittels eines so genannten M42-Adapters
an div. Kameras darstellt. Solche Adapter wiederum werden sehr häufig für
die DSLR-Bajonett-Modelle von Canon, Minolta und Pentax angeboten und sind
für vergleichsweise kleines Geld zu bekommen.
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Auf technische Besonderheiten beim Anschluss an die verschiedenen Kameras
wird in einem späteren Folgebeitrag eingegangen; hier sei vorab schon
erwähnt, dass ein direkter Anschluss (mit einem M42-Adapter) mit einer
einfachen kameraseitigen Belichtungsmessung (bei Arbeitsblende) im
Zeitautomatik-Modus (zumeist als AV- oder A-Modus bezeichnet) zumindest bei
D-SLR-Kameras von Canon (alle Modelle) als auch bei Pentax und Minolta
unproblematisch möglich ist. Außerdem sollte man bei der Beschaffung von
alten M42-Objektiven darauf achten, dass diese eine Umschaltung zwischen
"manueller" und "automatischer" Blende haben, wenn es sich um Objektive mit
automatischer Springblende handelt (Normalfall, zumeist mit "M-A"
bezeichnet). Ansonsten kann man – je nach Art des Adapters bzw. auch des
Objektivs – nur mit offener Blende fotografieren. Sehr alte Objektive mit
Blendenvorwahl bzw. Rastblende funktionieren selbstverständlich auch ohne
diesen Umschalter, da er hier unnötig ist (keine automatische Springblende;
Objektiv schließt bei Betätigung des Blendenringes die Blende von selbst).
Nebenbei sei noch erwähnt, dass sich – im Gegensatz zu den Canon- und
Minolta- Kameras – an die Pentax-DSLR-Modelle auch alte MF-Objektive mit dem
sog. "K-Bajonett" und an die Nikon-DSLR-Modelle auch alte MF-Nikkore (und
entsprechende Fremdobjektive mit diesem Bajonett – Nikon F-) direkt
anschließen lassen. Auch diese Objektive sind in großen Mengen am Markt und zumindest in den
vorerwähnten "Standardausführungen" günstig zu erwerben. Auch hier soll auf
spezielle Besonderheiten wegen der Übersichtlichkeit erst in einem weiteren
Fototipp eingegangen werden.
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Wenn man einen rührigen Fotofachhändler mit Gebrauchtangeboten alter
Objektive in erreichbarer Nähe hat, empfiehlt es sich in jedem Fall, mit der
eigenen Kamera dorthin zu gehen und einen Test zu machen – dieses ist im
Idealfall auch mit einer DSLR-Kamera der Wahl vor einer eventuellen
Neuanschaffung aus dem Bestand des Fachhändlers möglich. In jedem Fall
sollte dort auch ein entsprechender Adapter zum Anschluss vorrätig sein,
damit der Test klappt. Alternativ kann man natürlich auch mit dem Händler
vereinbaren, dass man bei ihm seine ggf. noch vorhandenen alten Objektive an
einem zum Kauf vorgesehenen DSLR-Body vor Ort ausprobieren darf/kann.
Ebenfalls sollte unbedingt getestet werden, wie man persönlich mit der
manuellen Scharfstellung zurechtkommt. Insbesondere die DSLR-Kameras der
"Einsteigerklasse" haben hierfür nicht gut geeignete Sucherscheiben, welche
auch (mit Ausnahme der Pentax-Modelle) nicht austauschbar sind. Dennoch wird
eine vernünftige Scharfstellung durchaus mit einiger Mühe und anzueignender
Routine und – soweit notwendig – genauer persönlicher Dioptrieneinstellung
des Suchers oder mit passender Brille gelingen. In der Praxis des Autors hat
sich nach etlichen Tests gezeigt, dass man mit diesen "alten" und offiziell
keinesfalls als "digital geeignet" getesteten manuellen Objektiven
beeindruckende Bilder guter Qualität machen kann. Am besten selber testen!
Abschließend sei noch gesagt, dass ein Einsatz dieser Objektive sicher –
schon wegen der notwendigen manuellen Fokussierung – nicht für
Action-Aufnahmen o. ä. sinnvoll erscheint. Aber für Nahaufnahmen,
Portraitaufnahmen oder Landschaftsaufnahmen sowie alle Aufnahmen, für welche
ein ruhiges Einstellen möglich ist, sind sie allemal eine sehr preiswerte
Alternative. Auf diese Weise kann man sich auch mit geringem finanziellem
Einsatz einen interessanten "Objektivpark" zur digitalen Spiegelreflexkamera
anschaffen und ihre Einsatzmöglichkeiten doch wesentlich erweitern. Gerade
die manuelle Fokussierung und der Einsatz der Festbrennweiten zwingt zum "bewussteren"
und ruhigeren Fotografieren (wie es noch vor ca. 20 Jahren mangels AF gar
nicht anders möglich war), so dass die Bildergebnisse häufig gestalterisch
eher besser ausfallen werden.