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Kreatives Fotografieren mit Lichterketten
2016-01-11 Weihnachten ist vorbei, der Tannenbaum entsorgt und der Weihnachtsbaumschmuck sorgsam für das nächste Weihnachtsfest verstaut. Die Lichterketten sind oftmals die letzten große Accessoires, die abmontiert und in Kisten verstaut ihren Sommerschlaf antreten müssen. Zu Unrecht, wie wir finden, denn gerade die Lichterketten lassen sich vielseitig für die kreative Fotografie nutzen. Wie das genau geht, zeigen wir Ihnen anhand einiger Beispiele in diesem Fototipp. (Harm-Diercks Gronewold)
Die Lichterkette im Hintergrund lockert den Hintergrund auf und erzeugt Tiefe im Bild. [Foto: MediaNord]
Wird die Lichterkette dicht vor das Objektiv gehalten, so sind selbst die Kabel kaum noch erkennbar. [Foto: MediaNord]
Wird die Lichterkette hingegen zu weit vom Objektiv entfernt, so kann unter Umständen die Verkabelung sichtbar werden. [Foto: MediaNord]
Auch in diesem Beispiel sorgen die Lichter für eine verstärkte Tiefenwirkung. [Foto: MediaNord]
Waren Lichterketten vor einigen Jahren noch mit kleinen Glühbirnen bestückt, so bestehen die meisten aktuellen Lichterketten aus LEDs. LEDs haben den Vorteil, dass sie weniger Strom verbrauchen und vor allem werden die kleinen Leuchtmittel nicht so heiß wie Glühbirnen und können so noch vielseitiger eingesetzt werden. Zudem sind auch batteriebetriebene Lichterketten erhältlich, sodass sie sich auch „on Location“ verwenden lassen und nicht ausschließlich auf einen Stromanschluss angewiesen sind. LED-Lichterketten gibt es darüber hinaus noch in verschiedenen Farben und Formen. Auf der Seite der Kamera sind nicht viele Voraussetzungen zu erfüllen. Die Objektivbrennweite sollte für den nötigen Freistelleffekt 50 Millimeter nicht unterschreiten und der Kamerasensor sollte nicht zu klein sein. Auch eine hohe Objektivlichtstärke ist von Vorteil. Ein Stativ ist zwar nicht unbedingt notwendig, jedoch sehr empfehlenswert.
In unserem ersten Beispiel dient die Lichterkette als Auflockerung für den Hintergrund. Damit die Lichtpunkte im Hintergund möglichst unscharf werden, muss der Abstand zwischen dem zu fotografierenden Objekt und dem Hintergrund groß genug sein, damit der Hintergrund außerhalb des Schärfenbereiches liegt. Um den Schärfenbereich einer Motivsituation zu ermitteln, können Sie diesen Bereich entweder selber errechnen oder Sie vertrauen Websites wie zum Beispiel DoF-Master. Ganz komfortabel sind Apps wie beispielsweise „HyperFocal“ (siehe weiterführende Links). In die App beziehungsweise auf der Website geben Sie den Kameratypen, die Brennweite sowie die Blende und den Motivabstand ein. Die App beziehungsweise Website zeigt Ihnen dann die Entfernung an, in der der Schärfenbereich beginnt und endet. Soll die Lichterkette als Hintergrund benutzt werden, dann ist das Ende des Schärfenbereichs der geringstmögliche Abstand – es ist jedoch besser, die Lichterkette noch einiges hinter diesem Abstand anzubringen. Das zweite Beispiel zeigt die Lichterkette im Vordergrund. Auch in diesem Fall zeigt der „HyperFocal“ an, wie gering der Abstand zum Schärfenbereich der Aufnahme sein darf. Besonders schön kommen die Lichterketten bei wenig Licht zur Geltung, was den Einsatz eines Blitzgerätes und eine Langzeitsynchronisation für das Hauptobjekt unter Umständen notwendig macht. Die Lichterkette selbst sollte am besten locker hängend mit Abstand zu anderen Objekten wie zum Beispiel Wänden aufgehängt werden.
Wird zusätzlich ein Blitz eingesetzt, hat die Lichterkette im Hintergrund immer noch genug Leistung, um als Hintergundauflockerung zu dienen. [Foto: MediaNord]
Auch zum Einsatz im Studio eignen sich Lichterketten als Vorder- oder Hintergrundeffekt. [Foto: MediaNord]
Auch alberne und weniger alberne Portraits können mit Lichterketten als direkte Beleuchtung erstellt werden. Hierzu muss allerdings die Empfindlichkeit der Kamera erhöht werden. Dieses Bild ist mit ISO 1.600, F2,2 und 1/30 s Belichtungszeit entstanden. [Foto: MediaNord]
Im dritten Beispiel wird die Lichterkette als Beleuchtung des Hauptobjekts eingesetzt. Da die Lichterketten in den meisten Fällen keine große Lichtleistung besitzen, müssen Sie sich entscheiden, ob eine Langzeitbelichtung gemacht werden soll oder ob Sie die ISO-Empfindlichkeit erhöhen. Im Falle eines Porträts gibt es keine Alternative zur Erhöhung der ISO-Empfindlichkeit, da eine Person nicht unbegrenzt lange verharren kann. In diesem Fall ist der Einsatz eines Statives sehr empfehlenswert, da die zur Brennweite passende sichere Belichtungszeit durchaus unterschritten werden kann. Ist die Lichterkette an dem Modell drapiert, so kann die Aufnahme stattfinden. Zusätzlich lässt sich ein Blitzgerät einsetzen, um die poträtierte Person etwas besser zu belichten. Wahlweise kann dabei die Blitzsynchronisation auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang gelegt werden. Mehr zum Thema Blitzen finden Sie in unserer dreiteiligen Reihe "Blitztechniken" (siehe weiterführende Links).
Diese unkomplizierten Beispiele stellen natürlich nur einen Bruchteil der Möglichkeiten dar, die mit einfachen Lichterketten möglich sind. Weitere Einsatzgebiete können Lichtmalerei, Makro- und Produktfotografie und natürlich die beliebte Aktfotografie umfassen.