Rubrik: Bildbearbeitung
Wie funktioniert "Dynamic Range Increase" (DRI)?
2004-06-14 Digitalkameras haben einen geringeren Kontrastumfang als analoge Filme. Bei Alltagsmotiven stört das nur selten, wer jedoch gerne Motive mit starken Kontrasten wie z. B. Nachtaufnahmen fotografiert, hat ein Problem. Abhilfe schafft hier die DRI-Technik, mit deren Hilfe sich der Dynamikumfang künstlich mittels EBV erhöhen lässt. (Benjamin Kirchheim)
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Aus diesen 4 Aufnahmen entstand
das DRI-Bild: A überbelichtet,
B normal belichtet, C und D
unterbelichtet. Auf Bild A sind
Himmel und Straße sehr gut zu
erkennen, während auf Bild D die
Leuchtschriften gut zu lesen sind.
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Das Bild normal belichtet, ohne
DRI
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Das fertige DRI-Bild
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Die Sensortechnologie der meisten Digitalkameras erlaubt lediglich
einen Dynamikumfang von ca. 8 bis 9 Blendenstufen. Das bedeutet, dass es
bei Motiven mit starken Kontrasten unmöglich ist, diese naturgetreu
abzubilden. Beispielweise ist entweder der Himmel richtig belichtet
(Wolken, Himmelsblau) und dafür sind die Schatten ohne Zeichnung, oder es
sind in den Schatten Details erkennbar, dafür wird der Himmel
überbelichtet und erscheint weiß.
Besonders bei Langzeitbelichtungen zur "Blauen Stunde" und nachts ergeben
sich starke Kontraste. Helle Leuchtschriften und dunkle Schatten wollen
gleichzeitig aufs Bild. Dies gelingt jedoch mit der Digitalkamera nur
bedingt, das Bild wird von der Belichtung immer ein Kompromiss bleiben.
Abhilfe schafft die DRI-Technik. Hierbei wird dasselbe Motiv vom Stativ aus
mehrmals deckungsgleich mit unterschiedlichen Belichtungszeiten
fotografiert. Die Belichtungszeit sollte sich dabei idealerweise um jeweils
rund eine Blendenstufe unterscheiden. Das erste Bild wird um ein bis zwei
Blendenstufen überbelichtet, das letzte Bild einige Blendenstufen
unterbelichtet. Eine Blendenstufe heller entspricht der doppelten, eine
dunkler der halben, zwei dunkler der viertel Belichtungszeit usw. Statt der
Belichtungszeit kann auch die Blendenöffnung variiert werden, was aber
aufgrund der Auswirkungen auf die Schärfentiefe unvorteilhaft ist.
Automatisiert kann der Vorgang evtl. mit einer Belichtungsreihe erfolgen,
falls diese genug Bilder schießt: Drei Aufnahmen sind für DRI manchmal
zuwenig, fünf Aufnahmen sind besser. Die Anzahl der nötigen Bilder hängt vom
Motivkontrast und den Qualitätsansprüchen des Fotografen ab – so werden
manchmal bis zu zehn und mehr Bilder gemacht. Empfehlenswert sind meist fünf
Bilder, aber auch bei zwei oder drei Bildern sieht man schon einen
deutlichen Vorteil.
Die deckungsgleichen Bilder werden am PC mittels EBV zusammen montiert:
Die hellsten Flächen des Bildes mit der längsten Belichtungszeit werden
durch das nächst dunklere Bild ersetzt, mit dem man in Bezug auf das dritte
Bild genauso verfährt. So entsteht aus zwei oder mehr Bildern eines, in dem
sowohl die Schatten als auch die Lichter richtig belichtet sind. In unserem
Beispiel sind es vier Bilder: ein überbelichtetes, ein normal belichtetes
und zwei unterbelichtete.
An seine Grenzen stößt DRI, wenn helle Lichter Überstrahlungen in den
Bildern erzeugen, da diese mit DRI nur schwer bis gar nicht in den Griff zu
bekommen sind (siehe Straßenlaterne links oben im Beispielbild). Hier müssen
die Bildverarbeitungsexperten tiefer in die Trickkiste greifen. In der EBV
gibt es verschiedene Programme, mit denen man DRI machen kann. Fixfoto
bietet beispielsweise eine recht einfache Funktion, die allerdings auf zwei
Bilder beschränkt ist und bei der Feineinstellungen nicht möglich sind.
Besser ist ein Bildverarbeitungsprogramm wie Photoshop, mit dem viele
Parameter eingestellt werden können und der Benutzer präzise festlegen kann,
welche Bildpartien durch ein anderes, dunkleres Bild ersetzt werden sollen.
Der nächste Fototipp wird beschreiben, wie DRI manuell in Photoshop
realisiert werden kann.
Einen anderen Weg zum gleichen Ziel geht übrigens Fujifilm mit den neuen
SuperCCD-SR-Sensoren. Diese haben neben den großen Pixeln auch kleinere,
weniger lichtempfindliche. Diese sollen helfen, die hellen Lichter mit
weniger Empfindlichkeit aufzunehmen – im Prinzip also DRI mit zwei
gleichzeitigen Aufnahmen und Bildverarbeitung direkt in der Kamera.