First Look
Erste Eindrücke vom neuen Zoom-Rekordhalter Olympus SP-550 UZ
2007-01-25 Eine Achtzehnfachzoom-Optik (18-fach!) im gewohnt kleinen Gehäuse einer Kompaktdigitalkamera bzw. Superzoom-Kamera – das wirkt zunächst einmal auf jede Person beeindruckend. Die neue Olympus SP-550 UZ wird ihrem Namenszusatz "Ultra Zoom" bestens gerecht und hat auch noch andere schlagkräftige Argumente (u. a. 28mm-Anfangsbrennweite, RAW-Modus, Zeit-/Blendenautomatik, manuelle Belichtungssteuerung, echter Bildstabilisator). Wir konnten sie für ein paar Stunden in den Händen halten und berichten hier von unseren ersten Eindrücken. (Yvan Boeres)
Bereits beim Anblick ihres Äußeren wird einem klar, dass die neue Olympus SP-550 UZ kaum noch etwas mit ihren Vorgängerinnen gemeinsam hat. Wer die SP-510 UZ und die SP-500 UZ kennt, dem kommen die beiden Kameras – und ganz besonders die SP-500 UZ – nur noch wie ein unförmiger Klumpen Plastik vor. Deren aktuelle Nachfolgerin besteht zwar auch weitestgehend aus Kunststoff (das gilt selbst für das Stativgewinde), aber das leicht bräunlich schimmernde Material, die chromfarbenen Bedienelemente, der auffällige Metallring rund um den Objektivaustritt, das stromlinienförmige Design und die Verkleidungselemente aus genarbtem Gummi lassen die SP-550 UZ deutlich edler aussehen. Trotz imposantem Zoom hat die SP-550 UZ mit ihren Außenmaßen von 116 x 78,5 x 78 Millimetern (bei einem Leergewicht von 365 g) die Größenordnung einer Canon PowerShot S3 IS oder Panasonic Lumix DMC-FZ50. Sie liegt dabei ziemlich gut in der Hand, und ihre Bedienelemente sind so angeordnet, dass man die Ergonomie auch als gelungen bezeichnen darf. Das Programmwählrad an der Kameraoberseite erlaubt den schnellen Wechsel des Belichtungsprogramms bzw. der Betriebsart; der ringförmige Zoomschalter rund um den Auslöser steuert die Brennweitenverstellung an. Auch wenn sich viele der wichtigsten Einstellungen direkt vornehmen lassen (die ausgeprägte Kompaktheit setzt allerdings engere Grenzen als bei ausgewachsenen digitalen Spiegelreflexkameras), kommt man auch bei der SP-550 UZ nicht darum herum, gelegentliche Ausflüge ins Menü zu machen. Die grafische Benutzeroberfläche wurde dabei schon bei der SP-510 UZ komplett von Olympus überarbeitet – und das sowohl optisch als auch vom Aufbau her. Die umfangreichen Funktionen und Einstellungen der Kamera wurden in mehr Menügruppen aufgeteilt (die über das Olympus-typische Haupt- bzw. Übersichtsmenü aufrufbar sind), und die Untermenüs verzweigen sich seitdem nicht mehr so stark. Bei dem uns vorliegenden Serienmodell war es noch etwas umständlich, die Menüs zu verlassen (Olympus beharrt auch weiterhin auf der etwas zeitraubenden Auswahlbestätigung) und wir hoffen, dass das Serienmodell dieses Verhalten nicht mehr aufzeigt. Unsere Screenshots der Menüs (bei allen neuen Olympus-Kameras übrigens mit vorinstalliertem 25-Sprachen-Paket) zeigen die Menüstruktur an verschiedenen Stellen.
Ein paar praktische "Orientierungshilfen" gibt es trotzdem. Die Hilfe bzw. Fragezeichen-Taste blendet auf Knopfdruck kurze Erklärungen zu den jeweiligen Menüpunkten ein, und im Guide-Modus (übers Programmwählrad aufrufbar) bekommt man eine Liste von unterschiedlichen Aufnahmesituationen angezeigt, für die man die passenden Einstellungen Schritt für Schritt vorgeschlagen bekommt. Für ganz Eilige/Bequeme gibt es auch eine Vollautomatik und nicht weniger als 23 Motivprogramme; man kann die SP-550 UZ also auch einer fototechnisch völlig unerfahrenen Person in die Hand geben. Sowohl zur Einstellung der Kamera als auch zum Anvisieren des Motivs dienen der elektronische Videosucher und der 6,4cm-Bildschirm (2,5"-TFT-LCD) an der Kamerarückseite. Die Auflösung des LC-Bildschirms ist jetzt doppelt so hoch (230.000 Bildpunkte) wie bei den Vorgängermodellen, und am Sucher (dessen Bild dank wabenförmiger Pixel weiterhin sehr fein für die bescheidene Auflösung wirkt) bzw. am Okular gibt es nun ein Dioptrienrädchen. Wie es sich für eine anspruchsvolle Kamera gehört, kann man im Sucher- oder auf dem Monitorbild ein Histogramm, ein Gitternetz oder z. B. Hilfslinien für Panorama-Teilbilder einblenden; eine Bildschirmlupe zur visuellen Kontrolle der Schärfe (beim manuellen Fokussieren) darf auch nicht fehlen. Die automatische Scharfstellung erfolgt wohlbemerkt seit jeher über einen iESP-Mehrpunkt-Autofokus (mit 1cm-Supermakro-Funktion bei der SP-550 UZ), wobei das Messfeld manuell auch frei auf einer von insgesamt 143 Stellen im Bild platziert werden kann. Da wir weder die SP-500 UZ noch die SP-510 UZ getestet haben, können wir keine Aussage darüber machen, ob der Autofokus schneller geworden ist, aber – subjektiv empfunden – fokussiert die SP-550 UZ für eine Kamera mit einem solchen Brennweitenumfang (die entsprechend langen Fokussierwege sind nicht zu unterschätzen) recht flott. Vor allem dann, wenn man noch den Prädiktiv-AF (vorausrechnende Schärfenachführung) eingeschaltet hat.1
Wesentlich gemächlicher (aber von der Lautstärke her immerhin sehr diskret) zeigt sich da der Zoomvorgang. Es kann sein, dass der optische Zoom beim Serienmodell noch etwas schneller ausgefahren wird, aber im Augenblick macht der Zoommotor keinen besonders aufgeweckten Eindruck. Nichtsdestotrotz hält man mit der SP-550 UZ eine echte Zoomkanone in der Hand; eine derart enorme Zoompower (18-fach!) hat keine andere Kamera, und bei einer digitalen Spiegelreflexkamera müsste man für den gleichen Brennweitenumfang schon eine Tasche mit mehreren ebenso voluminösen wie teuren Objektiven mit sich herumschleppen. Die Achtzehnfachzoom-Optik der SP-550 UZ setzt sich aus 14 Linsen (davon vier Linsen aus Glas mit
asphärischer Form) zusammen, die sich in elf Linsengruppen aufteilen. Anspruchsvolle Fotografennaturen werden sich darüber freuen, dass der Zoombereich bereits bei einer Anfangsbrennweite von umgerechnet 28 mm beginnt (und bei umgerechnet 504 mm endet) und dass die Optik verhältnismäßig lichtstark (F2,8 am Weitwinkel-Ende und beeindruckende F4,5 am Tele-Ende) ist. Olympus hat auch nicht den Fehler gemacht, einen echten Bildstabilisator zu vergessen, und in der SP-550 UZ kommt ein CCD-Shift-System zum Einsatz, der Verwacklungen durch gegenläufige Bewegungen des (beweglich montierten) CCD-Sensors auch ohne Beeinträchtigung der Bildqualität bzw. ohne Anstieg des Bildrauschens mechanisch ausgleichen kann. Auf Anfrage betonte Olympus, dass hier Olympus-eigene Technik verwendet werde; während beim AntiShake-System von (Konica-)Minolta bzw. Sony Piezo-Elemente und beim ShakeReduction-System von Pentax ein Magnetfeld den CCD in Bewegung versetzen, sollen bei Olympus Mikromotoren den Bildsensor bewegen.
Was den Bildsensor selbst betrifft, hat Olympus erfreulicherweise keine zu großen Ambitionen gehabt und hat sich klugerweise für einen 1/2,5"-CCD der 7,1-Megapixel-Klasse (Nettoauflösung) entschieden. Dieser Chip gilt als einer der klassischen Bildwandler, bei denen man das Bildrauschen besonders gut im Griff hatte, und er hat sich schon in zahlreichen Digitalkameras anderer Hersteller bewährt. Beispielaufnahmen (des Vorserienmodells) der SP-550 UZ dürfen wir hier nicht veröffentlichen, und das für uns tätigeTestlabor konnte die Bildqualität noch nicht messen, aber wenn Olympus keinen kapitalen Bock geschossen hat (und die Bilder aus der SP-550 UZ, die wir bisher gesehen haben, lassen nicht darauf schließen), dürfte die Bildqualität auf einem – für diese Chipgröße – sehr hohen Niveau angesiedelt sein. Und wer noch das letzte Quäntchen Bildqualität aus der SP-550 UZ herausquetschen will, kann (wie schon bei den Vorgängermodellen) seine Fotos im Rohdatenformat aufzeichnen. Die RAW-Dateien tragen die Olympus-typische Endung .ORF und sind 12,8 MBytes groß; im Bearbeitungsmenü gibt es die praktische, schon von der SP-500 UZ bekannte "RAW Data Edit"-Funktion, mit der man die Rohdaten bereits in der Kamera z. T. bearbeiten und dann als direkt nutzbares JPEG-Bild abspeichern kann.
Überhaupt glänzten die Ultra-Zoom-Kameras der SP-Serie schon immer mit zahlreichen Bildbearbeitungsfunktionen. Man kann die Kamera auf den Bildern nach roten Augen suchen lassen (die dann automatisch retuschiert werden), Bilder beschneiden bzw. den Bildausschnitt neu festlegen, die Auflösung nachträglich verringern, in die Bildparameter der Bildhelligkeit sowie der Farbsättigung eingreifen und – seit der SP-510 UZ – Schatten bzw. unterbelichtete Bildbereiche elektronisch aufhellen lassen (ohne Detailverlust in den hellen Bildpartien); verspieltere Naturen können die Fotos in Schwarzweiß/Monochrom-Aufnahmen oder Sepia-Bilder umwandeln, Gesichter oder andere Bildpartien in einen vorgefertigten Hintergrunddekor (Rahmen-Funktion) hinein platzieren, diverse Schriftzüge (z. B. "Happy Birthday" oder "I Love You") ins Bild hineinsetzen, aus ausgesuchten Bildern ein Kalenderblatt fabrizieren oder noch auf fertige Seitenlayouts (z. B. mehrere Bilder unter-/nebeneinander) zurückgreifen. Dank PictBridge-Kompatibilität der Kamera(s) können die eigenen Kreationen direkt ausgedruckt werden, so dass man speziell auf Partys seinen Gästen nicht nur mit der Zoomstärke seiner Kameras imponieren kann.
Mit der SP-550 UZ lebt in gewisser Weise auch die altehrwürdige E-100RS wieder auf. Die mittlerweile schon lange nicht mehr erhältliche Olympus-Kamera konnte ihrerzeit bei einer Bildauflösung von 1.360 x 1.024 Pixeln bis zu zehn Bilder in Folge mit einer spektakulären Bildfrequenz von 15 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Dabei wurden im so genannten Pre-Capture-Aufnahmemodus die Bilder bereits aufgenommen, sobald der Auslöser auch nur halb niedergedrückt war. Beim vollen Durchdrücken des Auslösers wurden dann nicht nur fortlaufend ab diesem Zeitpunkt Serienbilder aufgezeichnet, sondern auch die letzten fünf Aufnahmen vor (!) dem eigentlichen Auslösen. Das alles kann die SP-550 UZ auch – und das bei ähnlicher Auflösung (entspr. 1,2 Megapixeln) und bei bis zu 20 Bildern in Folge. Bei 3-Megapixel-Auflösung sind immerhin noch 15 Bilder in Folge bei einer Bildfrequenz von 7 Bildern pro Sekunde möglich, und in voller 7,1-Megapixel-Auflösung werden bis zu 7 Bilder in Folge bei 1,2 Bildern/s eingefangen. Noch bewegter geht es nur im Videomodus zu. Dort zeichnet die SP-550 UZ bis zur Erschöpfung der zur Verfügung gestellten Speicherkapazität VGA- oder QVGA-Filme (640 x 480 bzw. 320 x 240 Pixel) mit Ton und mit einer Bildwiederholrate von 30 Bildern pro Sekunde auf. Tonaufnahmen sind auch einzeln in Form von Sprachnotizen möglich.
Womit ist die SP-550 UZ noch voll gepackt? Im Innern der Kamera werkelt ein TruePic-Turbo-Signalprozessor, und der eingebaute Pop-Up-Blitz (u. a. mit Blitzbelichtungskorrektur-Funktion, wählbarem Zündmoment und Slave-Funktion) macht auf Knopfdruck dort Licht, wo es gebraucht wird. Wer es lieber ganz ohne Elektronengewitter mag, kann die Empfindlichkeit bzw. Signalverstärkung in acht Stufen von entspr. ISO 50 bis ISO 5.000 manuell heraufsetzen, wobei die beiden letzten Einstellungen (ISO 3.200 und ISO 5.000) durch Pixelbündelung (mit entsprechend reduzierter Auflösung) erreicht werden. Bei der SP-550 UZ gibt es übrigens auch die von anderen Olympus-Kameras her bekannte BrightCapture-Funktion, die dafür sorgt, dass man auch beim Anvisieren lichtschwacher Szenen etwas auf dem LC-Bildschirm (wie auch nachher auf den Fotos) erkennen kann. Fortgeschrittene Benutzer finden u. a. eine Pixel-Mapping-Funktion, eine Belichtungsreihen-Automatik (Bracketing-Funktion), vier Benutzerspeicher, eine Weißabgleich-Feinkorrektur (zusätzlich zur iESP-II-Automatik, zu den sechs Voreinstellungen und dem manuellen Modus), eine Auswahlmöglichkeit für die Belichtungsmessart (ESP-Mehrfeldmessung, mittebetonte Integralmessung, Spotmessung) und erweiterte Belichtungsprogramme (Zeit- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungssteuerung) bei der Kamera vor, während Funktionen wie die automatische Anwahl hoher Empfindlichkeitsstufen (die "Bildstabilisierungs"-Funktion der SP-550UZ-Vorgängerinnen) von den Semi-Profis eher verschmäht werden dürften.
Anders als Fujifilm setzt Olympus weiterhin voll auf xD-Karten. Mit den Speicherminis kann man die SP-550 UZ füttern, wenn einem der eingebaute 20-MBytes-Speicher zu knapp oder dieser bereits voll ist; Speicherkarte und Batterien/Akkus sind über separate Schächte bzw. Steckplätze getrennt wechselbar. Einer der großen Vorzüge der SP-550 UZ und ihrer Vorgängerinnen besteht übrigens darin, dass sie über vier handelsübliche AA/Mignon-Zellen (Einweg-Batterien oder Akkus) mit Strom versorgt werden. Bei unserem Vorserienmodell zeigte sich die Batterie-/Akkustandanzeige noch etwas "launisch" (die Kamera meldete Batterien und Akkus als erschöpft an, die am nächsten Tag bzw. beim nächsten Einschalten wieder voll bzw. gut für sie waren), doch das müsste sich beim Serienmodell auch noch ändern. Nicht prüfen konnten wird die Datentransferrate. Olympus gibt die USB/AV-Kombischnittstelle der SP-550 UZ als USB-2.0-kompatibel an – ob man Full-Speed- oder High-Speed-Tempo erwarten darf, wird allerdings nicht verraten. Nicht zu vergessen: die Erweiterungsmöglichkeiten der SP-550 UZ. Wem die umgerechnet 504 Millimeter Brennweite des Ultra-Zooms immer noch nicht reichen, kann mit dem optional erhältlichen Objektivadapter (CLA-10) und 1,7-fach-Telekonverter (TCON-17) noch weiter in den Tele-Bereich vordringen, und wasserdicht (bis zu 40 m) kann die Kamera dank entsprechendem Unterwassergehäuse (PT-037) aus dem Zubehörprogramm auch noch gemacht werden. Vermisst wird nur ein dreh- und schwenkbarer Bildschirm und eventuell auch einen externer Blitzanschluss (wenn nicht über einen TTL-Blitzschuh, dann zumindest über einen proprietären Klinkenstecker o. ä.), doch vielleicht will Olympus diese Features seinen digitalen Spiegelreflexkameras der E-Serie vorbehalten. Jedenfalls hat die Olympus SP-550 UZ auch ohne diese Ausstattungsmerkmale eine ganze Menge Kamera (und vor allem auch Zoompower) fürs Geld (UVP: rund 500 EUR) zu bieten, und wer es schon jetzt nicht abwarten kann, sie in den Händen zu halten, braucht sich nicht mehr lange zu gedulden, da sie bereits in ein paar Wochen (Februar 2007) in den Handel kommen soll.