"Befreiungsschlag" für Digitalfotos

Gedruckte Bücher mit eigenen Fotos interaktiv erstellt (Teil 4)

2006-11-08 Obwohl es nun schon seit über drei Jahren Fotobücher gibt, fristen immer noch Millionen sehenswerter Digitalfotos ihr Dasein in den Tiefen der Computer-Festplatten – oft ungedruckt und ungesehen. Dabei ist es heute so einfach, sehenswerte Fotobücher zu erstellen, im Regal zu platzieren und bei Bedarf mit einem Handgriff der ganzen Familie oder dem Freundeskreis zu präsentieren. Begleitet von einem ungläubigen "Und das hast Du selbst gemacht?" erntet man so Foto-Lorbeeren, die schnell Lust auf den nächsten "Befreiungsschlag" für gespeicherte Fotos in Form eines weiteren Fotobuches machen. Doch man muss erst einmal anfangen.  (Renate Giercke)

Pixelspeed Fotobuch [Foto: MediaNord] Um genau diese Hürde zu überwinden, soll dieser Erfahrungsbericht einen Einblick geben, was heute im Bereich von Fotobüchern alles realisiert werden kann - und wie einfach dies ist! Anders als noch vor zwei Jahren ist es heute viel leichter, einen Anbieter zur Erstellung von Fotobüchern zu finden. Es stellt sich eher das Problem der Auswahl, wer nun der Richtige ist - und das hängt häufig von den persönlichen Vorlieben ab. Die Auswahl war auch für uns nicht einfach. Wir haben uns für zunächst neun Anbieter entschieden, die entweder bereits viel Erfahrung besitzen, was der Qualität zugute kommt, oder eine Besonderheit wie z. B. Eignung für verschiedene Betriebssyteme, Formate oder Einbände bieten. Wichtig war auch, dass die Anbieter ihre künftigen Kunden ausreichend auf ihren Websites informieren, damit man nicht erst nach Installation der Fotobuch-Software erfährt, welche Sytemvoraussetzungen eigentlich erforderlich sind.

Damit ist auch schon das erste Stichwort gefallen: die Fotobuch-Software . Alle von uns erprobten Fotobuch-Dienste bieten eine kostenlose Software zur Erstellung von Fotobüchern zum Download an. Allein Printeria ermöglicht zusätzlich eine Online-Erstellung. Vorteil ist dabei natürlich die Unabhängigkeit vom Betriebssystem des genutzten Computers, andererseits eignet sich diese Methode realistisch betrachtet nur für DSL-Nutzer mit Flatrate. Neben Printeria in der Online-Version eignen sich die Offline-Varianten von Myphotobook (Pixaco) und Fotobuch XXL für Apple-Anwender.

Pixopolis Giant [Foto: MediaNord] Die Programme der verschiedenen Anbieter funktionieren eigentlich alle nach dem gleichen Grundprinzip: Für die zu gestaltenden Buchseiten wählt man auf der Arbeitsoberfläche ein Layout und einen Hintergrund aus, die man mit gedrückter Maustaste auf die Seitenvorschau in der Mitte der Arbeitsoberfläche zieht und los lässt (Drag & Drop). Die nunmehr sichtbaren Platzhalter für Bilder füllt man, indem man ein geeignetes Foto aus der Foto-Vorschau (meist in Baumstruktur) auswählt und wiederum per Drag & Drop in die Bildbox einfügt. Textboxen lassen sich z. B. durch Doppelklick öffnen und editieren. Das Fotobuch-Projekt kann gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder geladen und weiter bearbeitet werden.

Absolut anfängerfreundlich sind Programme mit einem unveränderlichen Layout, d. h. man kann aus einer Vielzahl von Layout-Varianten auswählen, aber Bilder und Texte haben einen festen Platz und sind nicht skalierbar. Auch wenn ein Fotobuch schnell erstellt werden soll, ist dieser Modus zu bevorzugen. Kann man Bild- und Textboxen verändern, macht man es in der Regel auch, und schon vergeht die Zeit im Fluge. Der "Easy"-Modus diszipliniert das Zeit-Management, aber natürlich auch die eigene Kreativität. Die kann man im manuellen oder "Expert(en)"-Modus ausleben. Bilder und Texte können hierbei frei positioniert, weitere Platzhalter erstellt werden. Je nach Anbieter geben zusätzliche Features wie z. B. Rahmenerstellung (Linie oder Verlauf) oder freie Wahl der Hintergrundfarbe dem Fotobuch eine noch persönlichere Note. Einige Programme bieten nur einen Gestaltungsmodus an, bei manchen kann man die gewünschte Variante auswählen.

Pixelspeed Fotobuch [Foto: MediaNord] Einige Anbieter haben in ihre Programme die Möglichkeit integriert, ganze Verzeichnisse oder ausgewählte Bilddateien über einen "Assistenten-Modus" automatisch in das Fotobuch einzufügen. Teilweise lässt sich sogar eine (Vor-)Auswahl des Layouts, Seitenzahl usw. festlegen, sodass man mit diesem "Assistenten-Modus" in kürzester Zeit Fotobücher erstellen kann. Besonders eignet sich dieses Verfahren, um z. B. eine Katalogansicht seiner Bilder in Albumform zu erhalten.

Nur eine Software (CeWe-Fotobuch) bietet eine Buchvariante mit einer redaktionellen Grundausstattung an. Zur Fußball-WM kann man damit seine persönlichen Erlebnisse in einem speziellen Buch-Layout in den Druck geben (bis zum 31.12.2006). Die von einem der ersten Fotobuch-Anbieter, Best Moments (damals noch beim Bertelsmann-Verlag angesiedelt), entwickelte Idee, redaktionell gut recherchierte und stilsicher gestaltete Themenbände (z. B. über Reiseziele) anzubieten, hat bisher leider kein Anbieter wieder aufgegriffen.

Große Veränderungen hat es auf dem Gebiet der angebotenen Buchformate gegeben. Bei der Recherche zu unserem letzten Erfahrungsbericht im August 2004 schon in Aussicht gestellt, haben sich in der Zwischenzeit diverse neue Formate etabliert. Klein kann man anfangen bei DIN A6, sich über DIN A5 auf DIN A4 und DIN A3 steigern und sogar Großformate von 43,5 x 31,5 cm bestellen. Dazwischen liegen diverse quadratische Formate wie 20,5 x 20,5 cm, 14,0 x 14,0 cm, 18,5 x 18,5 cm oder rechteckige Größen von 20,0 x 15,0 cm. Nicht jede Größe ist allerdings in jeder Bindungsart oder Einbandvariante verfügbar. Durch die Vielzahl an Kombinationen von Größe, Seitenzahl, Einband und Bindungsart würde ein Preisvergleich den Rahmen dieses Erfahrungsberichtes sprengen und nach kürzester Zeit sowieso überholt ein.

Auch bei den Einbänden hat man mittlerweile die größere Qual der Wahl. Sie bleibt nicht nur auf Hard- oder Softcover beschränkt, sondern man kann sich auch für Leder oder Leinen(-Look) entscheiden. Dabei sollte man ggf. beim Anbieter genau nachfragen, was man bekommt – Leinen-Look etwa kann sich auch als abwischbare Leinenstruktur aus Kunststoff entpuppen.

Pixaco Fotobuch [Foto: MediaNord] Bei den Bindungsarten haben sich die Klebe- und Klemmbindungen für die hochwertigeren Hard- und Softcoverbücher etabliert. Vereinzelt findet man auch noch die Fadenbindung. Fotohefte verfügen über eine Klammerheftung, und neu im Programm ist bei zahlreichen Anbietern eine kostengünstige Spiralbindung. Wobei die Spiralbindung nicht unbedingt den Charakter eines Buches vermittelt, aber vielleicht auch einem anderen Zweck dienen soll. So bezeichnet Pixum seine Family-Book-Varianten mit Ringbindung selbst als "perfekten Ersatz zum Foto-Schuhkarton". Die Wahl der Bindungsart ist übrigens ausschlaggebend für die Lieferzeit der Fotobücher. Hochwertige Klebeverfahren brauchen produktionsbedingt länger als Klemm- oder Klammervarianten. Während man ein Fotoheft mit Klammerbindung oder einen Leineneinband mit Klemmbindung schon nach drei bis vier Tagen in Händen halten kann, muss man sich bei speziellen Klebebindungen schon ein bis zwei Wochen gedulden. Aber der Aufwand ist es wert. Man erhält dauerhafte, sauber verarbeitete Qualität.

Erst durch das Digitaldruckverfahren ist es möglich, Fotobücher auch als Einzelexemplare zu einem akzeptablen Preis zu erstellen. Das dabei verwendete Papier variiert nicht nur von Anbieter zu Anbieter, sondern teilweise auch innerhalb des jeweiligen Produktsegments. 200 g, 170 g, 135 g je Quadratmeter, glossy oder matt gestrichen – wer hier spezielle Ansprüche oder Vorlieben hat, sollte sich eingehend mit den Anbieterinformationen auseinander setzen. Mancher Anbieter macht auch gar keine Angaben dazu. Ganz allgemein kann man jedoch sagen: Je hochwertiger und teurer das Fotobuch, desto besser auch die Papierqualität.

Die unten aufgeführten Links führen zu den einzelnen, namentlich aufgeführten Fotobuchanbietern, bei denen wir im Rahmen dieses Erfahrungsberichtes Testbücher geordert haben. Sie erfahren dort im Detail etwas über deren jeweilige Besonderheiten, ihre Stärken (und Schwächen). Zusätzlich enthält jeder Anbieter-Praxistest eine kurze tabellarische Übersicht zum Schnellvergleich mit den übrigen Probanden, damit unsere Leser sich schnell ein Bild für ihre persönliche Entscheidung über den richtigen Service machen können.

Fazit:
Nichts ist unmöglich! So könnte man das heutige Angebot an Fotobüchern zusammenfassen. Ob in Größe, Einband oder Bindung – nahezu jeder Gestaltungswunsch ist umsetzbar. Die Funktion der Programme ist denkbar einfach und absolut auch für Anfänger geeignet. Kenntnisse in der Bildbearbeitung sind nicht erforderlich. Wer mit Drag & Drop umgehen kann, dem gelingt auch die Erstellung von Fotobüchern. Hat man sich erst einmal mit einer Fotobuch-Software vertraut gemacht, fällt der Wechsel zu einer anderen leicht, sodass es durchaus sinnvoll ist, für spezielle Wünsche, Formate oder Einbände mehrere Software-Varianten auf dem Rechner zu haben.

Einen eindeutigen Testsieger unter den Anbietern zu benennen, ist eigentlich nicht möglich, vielmehr sollte sich der Anwender bei der Auswahl die Frage stellen: "Was für ein Fotobuch will ich machen?". Fällt die Wahl z. B. auf ein großformatiges Buch, bieten sich Pixopolis und Fotobuch XXL an, bei Fotoheften landet man schnell bei Pixelspeed, und außergewöhnliche Einbände liefert z. B. der Schnappschussverlag. Daneben gibt es natürlich die guten Allrounder wie CeWe oder Fotobuch.de.

Unangenehm fällt bei nahezu allen Fotobüchern der auf den Rückseiten prangende Strichcode und/oder das Hersteller-Logo auf. Lediglich die Leinen- und Hardcovereinbände bleiben davon verschont. Wer gerne Doppelseiten verwendet, sollte keine Softcover-Bücher, Klemmbindungen oder Varianten mit Verschraubungen bestellen. Die Bücher können nicht vernünftig aufgeklappt werden und bringen Doppelseiten nicht ausreichend zur Geltung. Hardcover-Bücher, aber auch die preisgünstigen Fotohefte liefern dabei bessere Ergebnisse.

Hardcover-Bücher stellen zwar die teuerste Variante unter den angebotenen Bindungsarten dar, liefern aber die beste Qualität und Haltbarkeit. Die meist nur unwesentlich günstigeren Softcover-Varianten verlieren im Vergleich dazu deutlich. Wenn es wirklich preisgünstig sein soll, greift man am besten gleich zum Fotoheft. Die mittlerweile etablierten Ring- oder Spiralbindungen vermitteln nach unserer Überzeugung nicht den Eindruck eines wirklichen Buches. Dass sie bei einigen Anbietern unter dem Begriff "Album" geführt werden, bestätigt unsere Einschätzung.

Am überzeugendsten in Sachen Fotobücher ist es immer, ein selbst gefertigtes Produkt in die Hand gegeben zu bekommen. Aber das können wir ja nicht mit jedem einzelnen Leser machen. So möchten wir abschließend dem Anfänger Mut machen und den fortgeschrittenen Bildbearbeiter mit diesem Erfahrungsbericht überzeugen, es mit einem Fotobuch zu versuchen. Die Gestaltung macht Spaß, und die Ergebnisse überraschen. Und übrigens – in wenigen Wochen ist Weihnachten. Was wäre besser, als ein selbst gemachtes Fotojahrbuch oder Reisebuch oder Babybuch oder Hausbaubuch oder ... auf den Gabentisch zu legen?

Artikel-Vorschläge der Redaktion