Photokina 2006
Hasselblad H3D mit 48-mm-"Vollformatsensor"
2006-09-27 Muss das Mittelformat neu definiert werden? Die schwedische Firma Hasselblad hat jedenfalls auf der Photokina eine 48-mm-"Vollformat"-Kamera vorgestellt. Von der Sensorgröße her zwischen dem 35mm- bzw. Kleinbild-Format und dem Mittelformat (ab 4,5 x 6 cm) angesiedelt, gibt es die H3D-Kamera wahlweise in einer 22- oder 39-Megapixel-Version. Ein "maßgeschneidertes" bzw. auf die besonderen Sensormaße zugeschnittenes Objektivsystem wurde gleich mit angekündigt, das sich derzeit aber noch auf ein einziges Objektivmodell beschränkt. (Yvan Boeres)
Wie bei den meisten Mittelformatkameras handelt es sich bei der neuen Hasselblad H3D um ein modulares System, wo man u. a. Sucher, Rücken (wahlweise analog oder digital) und Optiken auswechseln kann. Während aber – zumindest zu analogen Zeiten – das Mittelformat bei 4,5 x 6 cm anfing, ist der H3D-Sensor im entsprechenden Digitalrücken "nur" 36,7 x 49 mm groß. Je nachdem, für welche H3D-Version (H3D-22 oder H3D-39) man sich entscheidet, bekommt man sie mit 22- oder 39-Megapixel-CCD im mitgelieferten Digitalrücken. Die maximale Bildgröße der wahlweise im RAW/3FR- oder TIFF-Format speicherbaren Aufnahmen (die 3FR-Dateien lassen sich mit der mitgelieferten Kamerasoftware in Adobe-DNG-Dateien umwandeln) beträgt dann 4.080 x 5.440 bzw. 5.412 x 7.212 Pixel. Gespeichert werden die Bilder auf gewöhnliche CompactFlash-Karten (Typ I+II inkl. Miniaturfestplatten), einer so genannten "Image Bank" (ein proprietärer Bildspeicher mit einer Kapazität von 100 Gigabyte) oder – beim Anschluss an einen Windows-PC oder Macintosh – direkt auf die Computerfestplatte.
Wie es sich für eine moderne Mittelformatkamera gehört, verfügt die Hasselblad H3D über ein Autofokus-System (mit zentralem Kreuzsensor und direkter manueller Eingriffsmöglichkeit) zur automatischen Scharfstellung mit AF-Objektiven, einen TTL-Systemblitzschuh zum Montieren externer Blitzgeräte (mit Metz SCA-Adapter 3002) und ein Lithiumionenakku zur Stromversorgung (optional lassen sich auch Lithium-Einwegzellen vom Typ CR-123A verwenden). Selbst ein eingebautes Miniaturblitzgerät gehört zur Ausstattung; auf eine Mehrfeldmessung muss man hingegen verzichten (wobei Profifotografen eh lieber mit der mittenbetonten Integralmessung oder der Spotmessung arbeiten). Zu den weiteren Funktionen und Ausstattungsmerkmalen der neuen Hasselblad H3D gehören u. a. ein Serienbildmodus (2 B./s), ein 2,2“-OLED-Bildschirm mit einblendbarer Histogrammanzeige, eine Lichtempfindlichkeitsstufen-Einstellung (entspr. ISO 50, 100, 200 u. 400), ein erweitertes Rückmeldesystem (mit akustischen und/oder optischen Signalen), eine Firewire-800-Schnittstelle, ein eingebautes Farbmanagementsystem, eine elektronische Verzeichnungs- und Aberrations-Korrektur (Digital APO Correction) sowie einen eingebauten Blitzbelichtungsmesser (für non-TTL Blitze) – die meisten davon sind nur in der digitalen Ausführung und mit dem Standardzubehör verfügbar.
Speziell auf den Sensor der H3D zugeschnitten ist die neue HCD-Objektivserie. Die erste Vertreterin dieser Serie ist ein 28-mm-Objektiv mit einer Lichtstärke von F4,0; in Erwartung anderer HCD-Objektive kann man selbstverständlich auch alle Objektive der für andere Hasselblad-Kameras existierenden HC-Serie verwenden. Mittelformatkamera-typisch und Kompaktdigitalkamera-ähnlich ist übrigens der Verschluss in den Objektiven eingebaut (= Zentralverschluss), wobei mit allen Objektiven Verschlusszeiten von 32 bis 1/800 s (18 Std. bis 1/800 s bei analogen Aufnahmen) erzielt werden können. Für die Hasselblad H3D existiert ein umfangreiches Zubehörsystem, zu dem u. a. auch ein Lichtschachtsucher, ein Balgengerät und ein Polaroid-Back gehören. Was langjährige Hasselblad-Fotografen erfreuen dürfte ist die Tatsache, dass Besitzern von H1D- und H2D-Kameras ein H3D-Upgradeprogramm angeboten wird. Einen Preis und einen Markteinführungstermin für die H3D wusste Hasselblad auf der Photokina noch nicht zu nennen; vorerst wird es auch kein digitalkamera.de-Datenblatt zu dieser Kamera geben, da noch nicht entschieden ist, in welcher Form wir die technischen Daten solcher Mittelformatkameras präsentieren.