Kraftfutter für Trüffelschweine

Nachrichtenagentur ddp steigt auf Nikon-D3-Ausrüstung um

2008-04-20 Ein gefundenes Fressen fürs Marketing: Die in Berlin ansässige Nachrichtenagentur ddp (Deutscher Depeschendienst GmbH) hat ihr 15-köpfiges, fest angestelltes Fotografenteam Anfang April 2008 komplett auf Nikon-D3-Ausrüstung umgerüstet. In der gemeinsamen Presseerklärung von Nikon Deutschland und ddp wird der Schritt mit den technologischen Vorteilen der D3 erklärt. Hierzu zählten der exklusive Bildsensor im FX-Format (36,0 x 23,9 mm) mit einer effektiven Auflösung von 12,1 Megapixeln und 12-Kanal-Datenausgabe, Serienaufnahmen mit 9 Bildern/s, ein Empfindlichkeitsbereich von ISO 200 bis 6.400 mit zusätzlichen Optionen für die Erweiterung (HI/LO), ihr völlig neues Autofokussystem mit 51 Messfeldern, HDMI-Ausgang, ein 3-Zoll-LCD-Monitor mit Live View sowie ein hochmodernes Bildverarbeitungssystem (EXPEED).  (Jan-Gert Hagemeyer)

Deutscher Depeschendienst – ddp Fotografenteam [Foto: ddp]Offiziell gaben weder ddp noch Nikon Antworten auf die Frage, von welcher Marke das Fotografenteam denn nun Abschied genommen habe. Insider jedoch wissen, dass ddp-Fotografen on Location bis vor Kurzem mit eindeutig der Marke Canon zuzuordnenden weißen Objektiven des lichtstarken Canon L-Typs (meist mit Bildstabilisator IS und Ultraschallmotor USM ausgestattet) und entsprechenden Bodys der EOS-Serien 1D Mark x aktiv waren. Im hart umkämpften Markt der Nachrichten- und Bildagenturen sei die richtige Ausrüstung das "Zünglein an der Waage", kommentiert Dirk von Borstel, Redaktionsleiter der ddp-Bilderdienste, den Schritt, "sowohl im Alltagsgeschäft und erst recht in einem Jahr, in dem für ddp die Berichterstattung der Highlights der Fußball-Europameisterschaft und der Olympischen Spiele ansteht“, so von Borstel weiter.

Auskunftsbereit war die Nachrichtenagentur dagegen bei der Beanspruchung ihres Kamera-Parks, in dem jeder der ddp-Fotografen über seine eigene Ausrüstung verfügt, die er kennt und auf die er vertraut. Lediglich bei Material und Objektiven, die seltener benutzt werden, gibt es einen Equipment-Pool, auf den jeder zugreifen kann. Nach ddp-Erfahrung werden die Kameras bei Berlin-Einsätzen und bei Sportereignissen am stärksten beansprucht. Da kommt der Fotograf schnell einmal auf maximal 5.000 Auslösungen am Tag etwa bei einem Bundestag-Einsatz. Auch bei einem Fußballspiel werden bis zu 5.000 Auslösungen erreicht. Im Durchschnitt kann man für jede einzelne Ausrüstung von mindestens 1.000 Auslösungen pro Tag ausgehen. Doch bei der Beanspruchung des Equipments geht ddp-Bildchef von Borstel nicht nur von der Technik aus, denn die Fotografen müssen jederzeit schnell reagieren können und den Finger ständig am Auslöser haben. Deswegen werden die Kameras selten in der Fototasche verstaut, und in kürzester Zeit sieht man ihnen diese Strapazen an.

Auch zum Foto-Workflow ließ sich ddp aus Anlass der Umrüstung einiges entlocken. Bei den Einsätzen werden etwa 95 Prozent der Bilder im JPEG-Format fotografiert und nur etwa 5 Prozent im Nikon-eigenen RAW-Format NEF. Die Bildübertragung von den jeweiligen Locations an den ddp-Foto-Desk erfolgt über HSDPA (High Speed Download Packet Access), eine Weiterentwicklung von UMTS. HSDPA wird auch als 3,5-kBit/s-Technologie bezeichnet und bietet mit einem Downstream von mindestens 1,8 Mbit/s eine möglichst schnelle Übertragung der Datenpakete; das Format ist dabei ein FTP-Protokoll. Etwa 99 Prozent der Bilder, die an den ddp-Desk geliefert werden, sind bereits durch die Fotografen beschnitten und, wenn notwendig, geringfügig in der Helligkeit bearbeitet. Der ddp-Desk übernimmt dann die Arbeit von "Trüffelschweinen", also die redaktionelle Aufgabe, das Bild auszuwählen, das "hoffentlich über Jahrzehnte mit der Kraft einer Ikone das Zeitgeschehen dokumentiert", wie ddp-Fotograf Axel Schmidt es definiert.

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