Zwei Doppelpacks
Sony bringt SLT Alpha 65V, Alpha 77V, NEX-5N und NEX-7
2011-08-24 Sony setzt alles auf das SLT- und NEX-System. Auf einen Nachfolger der Spiegelreflexkamera Alpha 700 warten Fans von Sony beziehungsweise Minolta schon lange. Nun ist die Alpha 77V da, die allerdings keine Spiegelreflexkamera ist, sondern eine SLT-Kamera mit fest stehendem, teildurchlässigem Spiegel und hoch auflösendem elektronischem Sucher. Außerdem läutet Sony die Ära der 24 Megapixel auf APS-C-Sensoren ein. Neben der 77V gibt es noch eine zweite Neuheit im Alpha-System, die 65V. Auch im spiegellosen NEX-System gibt es Neuheiten zu bestaunen: Die NEX-5N als Nachfolgemodell der NEX-5 und ein neues Topmodell NEX-7. (Benjamin Kirchheim)
Mit 24,3 Megapixeln auf einem APS-C-Sensor übertrumpft Sony sowohl sich selbst, bisher waren 16 Megapixel aktuell, als auch Canon. Selbst zum Kleinbild-Vollformat schließt man auf, waren hier doch bisher 22 Megapixel bei Canon und 24 Megapixel bei Sony und Nikon Usus. Ob Sony die Sensortechnik und Bildaufbereitung auch entsprechend verbessern konnte oder ob man mit deutlich mehr Bildrauschen rechnen muss, wird die Praxis zeigen; immerhin sind bis zu ISO 16.000 möglich. Auch die ohnehin nicht hohe optische Leistung der Set-Objektive von Sony verheißt für die 24,3 Megapixel nichts Gutes. Man darf also durchaus skeptisch sein, ob der Anwender diese Auflösung überhaupt braucht beziehungsweise ob sie ihm überhaupt nützt. Immerhin hat Sony einige sehr gute Objektive im Programm, die es sicherlich mit dem Sensor aufnehmen können. Diese Objektive kosten aber auch entsprechend Geld.
Vor einem Geschwindigkeitseinbruch braucht man sich hingegen nicht zu fürchten, denn die Alpha 77V schafft zwölf Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung. Allerdings reicht der Puffer bei dieser Geschwindigkeit nur für zehn Bilder in Folge. Für die schnelle Fokussierung sorgt bei der Alpha 77V ein Autofokusmodul mit 19 Messpunkten, von denen elf als hochwertige Kreuzsensoren ausgeführt sind. Der teildurchlässige Spiegel lässt etwa 2/3 des Lichts auf den Sensor fallen, 1/3 wird für die Autofokusmessung abgezweigt und nach oben zum AF-Modul reflektiert. Dadurch kann der Autofokus auch bei Videoaufnahmen und selbst bei der hohen Serienbildrate unterbrechungsfrei die Entfernung auf das Motiv einstellen. Das Sucherbild indes wird digital generiert. Eigens dafür setzt Sony einen neuartigen elektronischen Sucher ein, der aus einem 0,5 Zoll großen OLED-Display mit 2,36 Millionen Bildpunkten besteht, was einer Auflösung von 1.024 x 768 Pixeln entspricht. Auch damit setzt Sony einen neuen Rekord bei elektronischen Suchern in Digitalkameras. Die OLED-Technologie bietet nicht nur hohe Kontraste und satte Farben, sondern kann auch auf eine Hintergrundbeleuchtung verzichten, da die Pixel selbst leuchten.
Ebenfalls neu ist ein elektronischer Verschluss, der laut Sony eine sehr kurze Auslöseverzögerung von 0,05 Sekunden ermöglichen soll. Zum Vergleich: Im Labortest der Alpha 35 haben wir einen Wert von 0,11 Sekunden gemessen. Die kürzeste Verschlusszeit soll bei 1/8.000 Sekunde liegen. Der mechanische Verschluss ist für 150.000 Auslösungen ausgelegt und erreicht eine kürzeste Blitzsynchronisationszeit von 1/250 Sekunde. Doch Sony hat sich noch mehr ins Zeug gelegt und einen neuen Bildschirmklappmechanismus entwickelt. Dieser besitzt ein neuartiges Drei-Wege-Gelenk: Der Angelpunkt des Zwei-Wege-Schwenkmechanismus kann nach oben oder unten geschwenkt werden, wodurch das Display einerseits hinter der Kamera bleibt statt sie seitlich zu verbreitern, und andererseits für Selbstporträts wahlweise oben oder unten hervor lugen kann. So lässt sich der Schwenkmechanismus auch im Stativbetrieb verwenden, wenn die Kameraunterseite blockiert ist. Mit drei Zoll Bilddiagonale und 921.000 Bildpunkten Auflösung gibt es beim Bildschirm ausnahmsweise keine Fortschritte, Größe und Feinheit der Auflösung sind in der Praxis völlig ausreichend.
Videos lassen sich in FullHD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) bei bis zu 50 Vollbildern pro Sekunde (50p) aufzeichnen. Als Speicherformat wird der neue AVCHD-2.0-Standard verwendet. Manuelle Belichtungseinstellung und manueller Fokus stehen während der Videoaufnahme optional bereit, um dem Videografen kreative Eingriffsmöglichkeiten zu bieten. Nicht zu vergessen ist das eingebaute GPS-Modul zum Geotagging, was durch das "V" im Kameranamen symbolisiert wird. Zur weiteren Ausstattung, die die Alpha 77V als würdige Nachfolgerin der Alpha 700 kürt, gehören die zwei Einstellräder, ein LC-Display auf der Kameraoberseite zur Anzeige der wichtigsten Einstellungen und ein Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung. Die Ergonomie will Sony mit einem neuen Griffdesign und einem taktilen Tasten-Konzept verbessert haben. Die Bedienelemente sind mit Dichtungen versehen, um Staub und Feuchtigkeit abzuhalten. Auch ein integrierter Bildstabilisator, der mittels Sensorverschiebung Verwackelungen mit jedem Objektiv ausgleichen kann, sowie eine Ultraschallsensorreinigung und eine antistatische Beschichtung fehlen nicht. Ab November 2011 soll die Alpha 77V zunächst im Fotofachhandel und bei Amazon erhältlich sein. Erst ab Januar 2012 läuft der Vertrieb in allen Kanälen an. Der Preis für die Kamera liegt bei 1.300 EUR. Im Set mit dem Objektiv 18-55 SAM steigt der Preis auf 1.400 EUR. Das Set mit dem neuen 16-50 SSM (siehe weiterführende Links) soll 1.900 EUR kosten.
Auch die Alpha 65V verfügt über ein hohes Ausstattungsniveau. Sie besitzt ebenfalls die SLT-Technologie mit ständiger Autofokusnachführung bei Serienbildern und Videos. Das Autofokusmodul bringt es auf 15 Fokuspunkte, wovon drei als hochwertige Kreuzsensoren ausgeführt sind. Die Serienbildgeschwindigkeit des ebenfalls 24,3 Megapixel auflösenden CMOS-Sensors erreicht immerhin zehn Bilder pro Sekunde. Beim Sucher erwartet den Käufer derselbe Komfort wie in der A77V: 2,36 Millionen Bildpunkte auf einem OLED-Panel. Der rückwärtige Bildschirm ist ebenfalls mit einem Schwenk- und Klappmechanismus versehen, allerdings ist das Gelenk fest unten angeschlagen. Zumindest im Stativbetrieb ist das nicht unbedingt praktisch, wie wir bereits bei der Nikon D5000 erfahren mussten. Entsprechend ist Nikon bei der D5100 auch davon abgewichen. Vielleicht ist Sony mehr Erfolg damit vergönnt. Bei der Bildschirmgröße (drei Zoll) und Auflösung (921.000 Bildpunkte) gibt es wie bei der A77V nichts zu kritisieren.
Wie die Alpha 77V verfügt auch die Alpha 65V über ein eingebautes GPS-Modul. Videoaufnahmen sind in FullHD mit 50p möglich, die als AVCHD 2.0 auf der Speicherkarte, wahlweise eine SD/SDHC/SDXC-Karte oder ein Memorystick Duo, abgelegt werden. Ab Oktober 2011 soll die Alpha 65V für 900 EUR erhältlich sein. Im Set mit dem Objektiv 18-55 SAM steigt der Preis auf 1.000 EUR, ist auch das 55-200 SAM dabei, müssen 1.200 EUR berappt werden.
Im Spiegellosen NEX-System bekommt die NEX-5 mit der NEX-5N ein leicht verbessertes Nachfolgemodell. Sie punktet vor allem mit ihrem kompakten und dennoch robusten Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung sowie dem geringen Gewicht von nur 210 Gramm, weiß aber auch technisch zu überzeugen. Der 16,1 Megapixel auflösende CMOS-Sensor in APS-C-Größe erreicht bis zu ISO 25.600. Die Auslöseverzögerung, gemessen ohne Autofokus, soll laut Sony bei lediglich 0,02 Sekunden liegen. FullHD-Videoaufnahmen erreichen nun auch im NEX-System die 50p Vollbilder pro Sekunde, gespeichert wird im Format AVCHD 2.0. Eine weitere Verbesserung des Videomodus betrifft den Stereoton, der nun über einen digitalen Windfilter verfügt.
Die Fokussierung erfolgt sowohl bei Fotos als auch Videos über den Bildsensor mittels Kontrastmessung. Diese bleibt auch während der Videoaufnahmen aktiv. Neben einer automatisch Belichtung gibt es bei Fotoaufnahmen zudem die Möglichkeit zur manuelle Kontrolle von Belichtungszeit und Blende. Auch bei Videoaufnahmen ist dies möglich, was einen großen kreativen Spielraum eröffnet. Auf andere Weise kann man mit den elf Bildeffekten mit 15 Varianten kreativ werden. Miniatureffekt, HDR-Gemäldemodus, Weichzeichner und Pop-Farben sind nur einige davon. Für Porträtfotos steht ein spezieller Hautglättungsmodus zur Verfügung. Außerdem bietet die NEX-5N einem Schwenkpanorama-Mechanismus in 2D und 3D.
Beim rückwärtigen, drei Zoll großen Bildschirm handelt es sich um einen Touchscreen, welcher die Bedienung weiter vereinfacht und noch intuitiver gestalten soll. Praktischerweise ist der 921.000 Bildpunkte auflösende Bildschirm um 80 Grad nach oben und 45 Grad nach unten klappbar. Ab September 2011 soll die NEX-5N in Schwarz und Silber zu einem Preis von 600 EUR erhältlich sein. Das Set mit dem 18-55 OSS gibt es für 700 EUR, mit dem zusätzlichen 16-Millimeter-Pancake steigt der Preis auf 800 EUR. Ab November 2011 ist ein weiteres Set mit 18-55 OSS und dem neuen 55-210 (siehe weiterführende Links) für 950 EUR erhältlich. Neu ist auch ein elektronischer Aufstecksucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten im optionalen Zubehör (siehe weiterführende Links).
Das neue Top-Modell der spiegellosen Systemkameras von Sony ist die NEX-7. Sie bietet Ausstattung vom Feinsten: Als Bildsensor kommt der neue 24,3 Megapixel auflösende CMOS in APS-C-Größe zum Einsatz. Sein ISO-Empfindlichkeitsbereich reicht von 100 bis 16.000. Wie auch die NEX-5N soll die NEX-7 über eine nur 0,02 Sekunden kurze Auslöseverzögerung verfügen. Die Serienbildrate erreicht zehn Bilder pro Sekunde, ein Rekord für spiegellose Systemkameras. Videos werden in FullHD mit 50p als AVCHD 2.0 auf die Speicherkarte gebannt, wahlweise eine SD/SDHC/SDXC oder ein MemoryStick Duo. Selbstverständlich gibt es eine ständige Autofokus-Nachführung, aber auch manuell kann bei Fotos und bei Filmen scharf gestellt werden. Der Ton bei Videos wird in Stereo aufgezeichnet.
Die NEX-7 verfügt über ein stabiles Gehäuse aus einer Magnesium-Legierung und wiegt dennoch lediglich 291 Gramm ohne Objektiv. Wenn man bedenkt, dass die NEX-7 sowohl über einen eingebauten Pop-Up-Blitz als auch einen elektronischen Sucher verfügt, ist das schon beachtlich. Der EVF bietet ein 0,5 Zoll großes OLED-Panel mit einer Auflösung von feinen 2,36 Millionen Bildpunkten, also 1.024 x 768 Pixeln. Dabei sind optional Gitterlinien sowie eine digitale Wasserwaage einblendbar. Der rückwärtige Bildschirm misst drei Zoll in der Diagonalen und löst 921.000 Bildpunkte auf. Er ist um 90 Grad nach oben und 45 Grad nach unten klappbar. Das Bedienkonzept zeichnet sich durch das Tri-Navi-Kontrollsystem aus. Die Kamera bietet drei Kontrollräder, zwei auf der Kameraoberseite und eines an der Rückseite, was laut Sony eine intuitiv beherrschbare Kontrolle über die Kameraeinstellungen bietet. Bildeffekte und Schwenkpanorama gehören wie bei der NEX-5N auch bei der NEX-7 zur Grundausstattung.
Als erste NEX verfügt die NEX-7 über einen Systemblitzschuh, so dass sich sowohl die Systemblitzgeräte als auch das große LC-Display CLM-V55 mit der Kamera verwenden lassen. Ab November 2011 soll die NEX-7 im Fotofachhandel sowie bei Amazon zu einem Preis von 1.200 EUR erhältlich sein. Im Set mit dem 18-55 OSS steigt der Preis auf 1.350 EUR.