Fotografieren/Filmen unerwünscht

US-Forscher entwickeln "zielfähigen" Digitalkamera-Blocker

2006-06-19 Überlegt man sich hierzulande noch, ob man Raucher komplett aus öffentlichen Einrichtungen und Gaststätten verbannen soll, ist man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten schon am Forschen, wie man Fotografen und Filmer in manchen Einrichtungen zur "Persona non grata" erklären kann. Denn Wissenschafter des Georgia Institute of Technology in den USA haben jetzt den Prototypen eines Gerätes entwickelt, das digitale Foto- und Videokameras nicht nur aufspüren kann, sondern auch dafür sorgt, dass sie im "Sperrgebiet" keine brauchbaren Bilder machen können.  (Yvan Boeres)

Anders als ähnliche Technologien von Hewlett-Packard und von Cinea (einem Tochterunternehmen des Raumtonspezialisten Dolby Laboratories) vermag das Abfilm- und Abfotografierschutzverfahren des Georgia Institute of Technology Digitalkameras nicht nur daran zu hindern, an bestimmten Orten zu filmen bzw. zu fotografieren, sondern kann diese auch lokalisieren und so gezielt "verblenden". Dazu macht sich das entsprechende Gerät die charakteristische Eigenschaft von Bildsensoren zunutze, Licht auf eine besondere Art zu reflektieren. So könnten digitale Fotokameras und Camcorder zukünftig aufgrund des Reflexionsvermögens und der Form ihrer CCDs o. ä. zuverlässig erkannt werden (von glänzenden Ohrringen etwa soll sich das System idealer Weise z. B. nicht in die Irre führen lassen).
Der jetzige Prototyp des von Jay W. Summet, Shwetak Patel, Khai N. Truong und Kent Lyons mithilfe von James R. Clawson entwickelten Gerätes macht noch von zwei sichtbaren Lichtquellen und zwei handelsüblichen Videokameras Gebrauch, um die unerwünschten Aufnahmegeräte zu lokalisieren, aber das Endprodukt bzw. die zukünftige kommerzielle Version soll ganz unauffällig mit Infrarot-Lasern und Fotodetektoren auf Transistor-Basis funktionieren. Sobald eine Digitalkamera (egal ob Fotoapparat oder Camcorder) erkannt ist, wird deren Bildwandler mit grellem Licht (in der kommerziellen Version ebenfalls von einem Laser stammend) "geblendet", so dass der heimliche Fotograf bzw. Filmer nur noch unbrauchbares Bildmaterial als Beute mit nach Hause nimmt. Kapitulieren soll die neue Technik nur vor DSLR-Besitzern (bei denen der Bildsensor nur für die kurze Zeit der Belichtung freigegeben wird) und Filmbenutzern (z. B. Analogfotografen).

Selbstverständlich hat die US-Forschergruppe das Aufspür- und Störgerät nicht nur aus reinem Forscherdrang heraus entwickelt, sondern hegt auch kommerzielle Interessen. Einen potentiellen Partner für den Vertrieb des Endproduktes hat man bereits gefunden, und man wittert schon das große Geld. Denn die Filmindustrie dürfte besonders an einem solchen Gerät interessiert sein, da ihr angeblich beträchtliche Einnahmen durch so genannte Filmpiraten entgehen, die heimlich Premierenfilme in Kinos abfilmen und das illegale Filmmaterial dann über Tauschbörsen in den Umlauf bringen. Doch als Beispiel wurde auch die einfache Hausfrau und Mutter genannt, die im Kaufhaus mit der eigenen Kamera ihr Kind auf dem Schoß des Weihnachtsmanns fotografiert, statt den dafür bezahlten Fotografen in Anspruch zu nehmen. In Zukunft wird also an bestimmten Orten (abgesehen von kompletten Tabu-Zonen wie etwa militärischen Anlagen) nur noch "selektiv" fotografiert bzw. gefilmt werden dürfen...

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