Form & Vision

Testbericht: Form & Vision Eclipse

2001-08-26 Eclipse von Form & Vision kommt aus dem Profi-Lager und liegt preislich noch über dem Bildverarbeitungs-Klassiker Adobe Photoshop. Eine interessante Vermarktungsstrategie macht dieses Programm aber auch für manchen Digitalkamerabesitzer interessant: Die kostenlose Trial-Version besitzt lediglich Beschränkungen in der Bildgröße.  (Yvan Boeres)

   Homepage Form & Vision Eclipse [Screenshot: MediaNord]
 
Seine professionelle Ausrichtung verdankt Eclipse nicht zuletzt seinen "Wurzeln": Ursprünglich war das von der Softwareschmiede Alias entwickelte Bildverarbeitungsprogramm teureren und rechenstarken SiliconGraphics Workstations vorbehalten. Seitdem aber die Frankfurter Firma Form & Vision die Portierung von Eclipse auf Windows NT/98-Rechner geschafft hat, dringt das Programm in Sphären vor, die bisher vom EBV-Klassiker Adobe Photoshop besetzt wurden. Sicherlich sind die Mindestanforderungen von Eclipse an die Hardware (64 MByte Arbeitsspeicher, 2 GByte Festplattenspeicher bzw. zweimal den Speicherbedarf der zu bearbeitende Dateigröße) vergleichsweise immer noch enorm und der Preis von rund 3.000 DM auch nicht jeder Brieftasche zugänglich, was aber Eclipse auch für den Hobby-Bildverarbeiter interessant macht, ist die Tatsache, daß mit geringen Einschränkungen Eclipse völlig kostenlos benutzt werden kann. Eclipse läßt sich nämlich unter http://www.formvision.de/eclipse/download.html in der aktuellen Version 3.1.4 als sogenannte Trial-Version gratis herunterladen; nach 30 Tagen wird die Auflösung der Bilddaten, die man bearbeiten kann auf 1.600 x 1.600 Pixel beschränkt – weitere Einschränkungen gibt es nicht. Wer sich also mit dieser Auflösung begnügt und/oder Besitzer einer 2,1-Megapixel-Digitalkamera (oder niedriger auflösenden Digitalkameras) ist, kann uneingeschränkt mit einem Programm der Profi-Klasse arbeiten, ohne einen Pfennig zu bezahlen.
Form & Vision Eclipse Intro [Screenshot: MediaNord]   
Form & Vision Eclipse Arbeitsumgebung [Screenshot: MediaNord]
Was bietet also Eclipse, was dieses Programm zum beliebten Werkzeug vieler Werbeagenturen bzw. Profi-Bildbearbeiter macht? Das Erste ist die Fähigkeit, sehr große Datenmengen zu bearbeiten. Zumindest in den 30 ersten Testtagen bzw. in der uneingeschränkten Vollversion kann man locker 300 MByte große Bilddateien bearbeiten, ohne daß man mit stundenlangen Rechenzeiten kämpfen muß. Dabei arbeitet man bei Eclipse unter voller Bildauflösung, jeder einzelne Bearbeitungsschritt wird in Echtzeit auf dem Bildschirm angezeigt. Allerdings werden die Operationen auf dem Bild erst durchgeführt, wenn man das sogenannte "Rendering" per Mausklick in Kraft setzt. Übrigens ist Eclipse multi-processor-kompatibel, was die Arbeitsgänge bei eintsprechender Hardware-Ausrüstung noch weiter beschleunigen kann. Darüber hinaus lädt Eclipse nur die auf dem Bildschirm sichtbaren Bilddaten praktisch als Teilbild in den Arbeitsspeicher; die restlichen Bilddaten werden zwischengelagert und werden bei Bedarf in Sekundenschnelle wieder in den Vordergrund geholt. Die andere große Stärke von Eclipse sind die im Profi-Imaging-Bereich bekannten Shape-Layers. Das sind nichts anderes als vom Benutzer festgelegte Arbeitsbereiche – etwa ein ganz bestimmter Bildteil – die man unabhängig vom Gesamtbild bearbeiten, speichern und importieren (zum Beispiel von einer Adobe Illustrator-Datei) kann. Was man alles mit den Shape-Layers anfangen kann, ist schlichtweg unbeschreiblich: Die Zahl der Bearbeitungsmöglichkeiten ist so groß, daß sie den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.

Ganz besonders leistungsstark zeigt sich Eclipse bei der Verformung bzw. Verzerrung (Warping) von Bildern und Bildteilen. Eclipse ist auf komplexe Fotomontagen ausgelegt und bietet alle möglichen und denkbaren Tools zur Ein- und Ausblendung von Bildteilen, zur Maskierung, zur Skalierung und Perspektivveränderung sowie zur Kreation von Schatten und Lichteffekten. Wer etwas mit Begriffen wie Edge Blending, Non-Linear Vignette Mode, Vignette Mask, Text Shape Layers, Sub-Pixel Blurring oder Warp Shading anfangen kann, findet bei Eclipse sein Glück. Eclipse erlaubt es zudem, Effekte und Bildkorrekturen ohne vorherige Maskierung direkt per Pinsel-Werkzeug auf dem Bild aufzutragen; alle Werkzeuge funktionieren sowohl im RGB- als auch im CMYK-Modus. Und das ist nur eine sehr "grobe" Übersicht über alle Bildverarbeitungsfunktionen, die Eclipse bietet. Eclipse ist also nicht ein Bildverarbeitungsprogramm für Leute, die lediglich Bildkorrekturen und einfache Montagen im Sinn haben; solche Leute sind besser mit Photoshop und Konsorten bedient. Will man aber eindrucksvolle "Werke", wie etwa die von dem deutschen Pixel-Künstler Thomas Herbrich, der auch mit Eclipse arbeitet, aus seinen Bildern hervorzaubern, kommt man kaum um Eclipse herum. Zumals für begeisterte Hobby-Fotomonteure das Programm unter Einschränkung der nutzbaren Höchstauflösung nichts kostet. Das Einzige, was Eclipse wirklich kostet, ist die Zeit, die man braucht, um gekonnt mit dem Programm umgehen zu können – das Werkzeug muß zunächst beherrscht werden, bevor man dessen gesamtes Leistungsspektrum entfalten und daraus etwas Ansprechendes machen kann.

Kurzbewertung

  • ausgeklügelte Montage-Funktionen
  • professioneller Funktionsumfang
  • Testversion nach Ablauf der 30-Tage-Frist nur auf nutzbare Auflösung beschränkt
  • lange Einarbeitungszeit
  • hoher Preis für uneingeschränkte Vollversion
  •  vergleichsweise hohe Systemanforderungen

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