Irfan Skiljan
Testbericht: Irfan Skiljan IrfanView 3.91
2004-07-26 Als schneller, schlanker und vor allem für den privaten Gebrauch kostenloser Bildbetrachter für Windows mit vielen weiteren Ausstattungsmerkmalen ist IrfanView schon seit Jahren bekannt. Wir haben uns die aktuelle Version 3.91 angesehen und uns einen Überblick über die zahlreichen Funktionen verschafft, um zu sehen, was diese Freeware heute leistet. (Mario Stockmann)
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Die herausragenden Merkmale von IrfanView sind dessen Schnelligkeit und
der immense Umfang an Dateiformaten, die angezeigt bzw. wiedergegeben werden
können. Dazu zählen neben nahezu allen erdenklichen Bildformaten (u a. JPEG,
TIFF, GIF, Photoshop PSD) auch etliche Audio- und Videodateitypen und einige
Kamera-RAW-Formate, wenn entsprechende "Plug-Ins" (kostenlose Zusatzmodule)
vorhanden sind. Für IrfanView gibt es eine ganze Reihe dieser Plug-Ins. Sie
bringen die verschiedensten Erweiterungen mit sich und können, je nach
Bedarf oder gleich alle auf einmal, integriert werden. Selbst wenn neben
IrfanView auch alle Plug-Ins installiert sind, wird insgesamt gerade mal ein
Festplattenspeicher von knapp 9 MByte belegt.
Ist der Umgang mit IrfanView
am Anfang auch etwas gewöhnungsbedürftig, so erschließt er sich einem
relativ schnell und erweist sich dann als sehr komfortabel. Intuitiv und
einfach ist die Bildanzeige gehalten. Hat man ein Bild geöffnet, so kann man
mit Leertaste und Rücktaste zum folgenden bzw. vorherigen Bild im selben
Verzeichnis springen. Alternativ kann man die rechte oder linke Pfeiltaste
oder aber auch das Rad einer entsprechend ausgestatteten Maus verwenden.
Durch Drücken der Eingabetaste wechselt man zwischen Vollbild- und
Fenstermodus. Frühzeitig sollte man sich mit den verschiedenen
Anzeige-Optionen vertraut machen, die unter dem Menüpunkt "Ansicht"
vertreten sind. Dort kann z. B. die Einstellung "Nur große Bilder ans
Fenster anpassen" festgelegt werden.
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Beliebte Menübefehle sind mit einem Tastaturkürzel gekennzeichnet, über
das man die entsprechende Funktion schnell erreichen kann. Mit einem Druck
auf Taste "I" (für "Info") öffnet sich beispielsweise ein separates Fenster
mit umfassenden Informationen zum aktuellen Bild. Verfügt das Bild über
Exif-Daten und ist das entsprechende Plug-In mit installiert, so lassen sich
diese von hier aus über eine Schaltfläche darstellen und können dann in die
Zwischenablage kopiert werden. Ferner können über das "Bildinformationen"-Fenster
Bildbeschreibungen in Form von IPTC-Daten oder eines JPEG-Kommentars
angezeigt und bearbeitet werden.
IrfanView beherrscht elementare
Möglichkeiten der Bildbearbeitung wie Einfügen von Text, Ändern von
Bildgröße und Farbtiefe, Umwandlung in Graustufen, Erstellung eines
Negativs, einfaches Schärfen (keine Unscharf-Maskierung), Vertauschen der
Farbkanäle sowie Drehungen und Spiegelungen. Mit dem Zusatzmodul "JPG-Transform"
können JPEG-Bilder auch verlustfrei gedreht und gespiegelt werden. Bilddaten
(Exif, IPTC, JPEG-Kommentar) können hierbei, wie auch beim "Speichern" bzw.
"Speichern unter", unversehrt erhalten bleiben. Differenzierteren Einfluss
hat man mit "Farben ändern" auf Helligkeit, Kontrast, Gamma-Wert,
Farbsättigung und Farbbalance. Neue, leere Bilder mit wählbaren Abmessungen
und Hintergrundfarbe kann IrfanView ebenso erstellen wie Fotos über die
TWAIN-Schnittstelle von einem Scanner einlesen.
Zu den fortschrittlichen
Leistungsmerkmalen von IrfanView zählt eine Automatik, um Dia-Schauen
ausgewählter Bilder mit eigenen Parametern, wie Anzeigedauer, Darstellung
von Bildinformationen und Wiedergabe von Hintergrundmusik, zu erstellen. Auf
Wunsch können diese als ausführbare Datei oder im Bildschirmschoner-Format
abgelegt werden, so dass IrfanView zum Betrachten nicht erforderlich ist.
Recht ausgefeilt erweist sich IrfanView zudem für den versierteren Benutzer,
der von Funktionen wie Batch-Konvertierung bzw. -Umbenennung oder der
Möglichkeit profitiert, Befehlszeilen-Optionen beim Start übergeben zu
können.
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Weitere Ausstattungsmerkmale stellen nette Zugaben mit
unterschiedlich großem Nutzwert dar. Die Funktion "Panorama-Bild erstellen"
lässt den Anwender zunächst mehr erhoffen und erweist sich darauf hin als
leicht irreführend, meint sie doch ein simples horizontales oder vertikales
Aneinanderreihen mehrerer Bilder, ohne etwas von einer "echten"
Panorama-Software zu haben. Die Rote-Augen-Reduktion funktioniert ebenfalls
sehr vereinfacht und hinterlässt wenig brauchbare Ergebnisse. Sinnvoller
fällt mit "Fotografieren" die Unterstützung zur Erstellung von
Bildschirmfotos ("Screenshots") aus. Ein dargestelltes Bild kann außerdem
ohne großen Aufwand als Hintergrundbild des Windows-Desktops eingerichtet
werden. Unzählig sind die anwendbaren Bildeffekte, da die mitgelieferten
(z. B. "Verwischen", "Relief", "Öl-Zeichnung" oder "Kantendetektion") um
zusätzliche Filter per Plug-Ins erweitert werden können. Auch Filter für
Adobe Photoshop können eingebunden werden.
In der "Thumbnail"-Ansicht (Taste "T") werden alle von IrfanView erkannten
Elemente des aktuellen Verzeichnisses als Miniaturansicht zusammen mit einem
Verzeichnisbaum und einer Verzeichnisliste in einem separaten Fenster
dargestellt. Von dort aus können sie direkt per Doppelklick geöffnet oder
für gemeinsame Aktionen ausgewählt werden. Über das Datei-Menü können
markierte Elemente gelöscht, in ein Zielverzeichnis verschoben oder kopiert
werden. Bilder können für eine Dia-Schau genutzt, gemeinsam einer Batch-Konvertierung oder verlustfreien JPEG-Operation unterzogen, für ein
Katalog-Bild (Index-Bild) oder ein HTML-Fotoalbum verwendet und gedruckt
werden. Ein direktes Verschicken der Dateien per E-Mail ist nach
entsprechender Konfiguration von IrfanView ebenfalls möglich.
Fazit: Der
Entwickler Irfan Skiljan ist auch mit IrfanView Version 3.91 dem
ursprünglichen Anwendungsgebiet treu geblieben. Viele Verbesserungen der
letzten Zeit stecken im Detail. So sind regelmäßig neue oder überarbeitete
Plug-Ins verfügbar und es wird eine umfassende Palette an Dateiformaten
unterstützt. Skiljan versucht nicht, in das Gebiet der aufwendigeren
Bildbearbeitung vorzudringen, sondern konzentriert sich mit IrfanView auf
den Einsatz als schneller, schlanker und universeller Bildbetrachter mit
allerlei nützlichen Zusatzfunktionen. Der Privatanwender findet in IrfanView
ein ideales Programm, um große Mengen an digitalen Fotos komfortabel zu
sichten und grundlegend weiter zu verarbeiten. In seltenen Fällen, z. B. bei
Verzeichnisauswahl in Thumbnail-Ansicht, trübte ein Programmabsturz den
sonst sehr positiven Gesamteindruck von IrfanView.
Kurzbewertung
- nützliche Zusatzfunktionen
- Freeware
- gute Bedienung
- schnell und kompakt
- fortgeschrittenere Bearbeitungsfunktionen fehlen
- vereinzelte Programmabstürze
- Sprache nicht durchgängig Deutsch (Hilfe und Plug-Ins)
- kein echtes Drag-and-Drop in andere Anwendungen