Ulead Systems

Testbericht: Ulead Systems PhotoImpact 11

2006-01-05 Schluss mit lustig? Keineswegs, denn Ulead Systems hat in der überarbeiteten und erweiterten Version von PhotoImpact den "Spaßfaktor" nur neu definiert und von der rein optischen auf die Bedienungs- und Funktionsebene verschoben. PhotoImpact 11 – eigentlich ein ganzes Programmbündel – wirkt seriöser, dezenter, aufgeräumter und bietet nicht nur Einsteigern und Amateuren vielerlei Möglichkeiten zur Nachbearbeitung und Präsentation ihrer Fotos, sondern gibt auch ambitionierten Digitalfotografen eine Fülle von Werkzeugen zur differenzierten Bearbeitung und Veredelung ihrer (Raw-)Bilddateien an die Hand.  (Dr. Bernd Schäbler)

Bilder öffnen mit der Durchsuchen-Funktion [Foto: MediaNord]Seit jeher eine Art Software-Brücke zwischen Bildbearbeitung und Webseitenerstellung für Einsteiger, hat sich Photoimpact 11 inzwischen zur veritablen Digitalfoto-Software gemausert: Eine Durchsuchen-Funktion mit Thumbnail-Vorschau und Fenster für EXIF-Informationen, in der auch Batchprozesse durchführbar sind, erleichtert die Übersicht über Bilddateien – inkl. Raw-Formaten und DNG-Konvertierungen – auf Festplatte oder optischen Speichermedien. Zur Übersichtlichkeit trägt außerdem bei, dass der Nutzer zwischen 5 Bedienungs-Layouts wählen kann, die wiederum individuell angepasst werden können. Alle Elemente der Arbeitsoberfläche sind in einem dezenten Lichtgrau, teilweise mit 3D-Schattierung, gehalten; Funktionsleisten und Palettenfelder können über die Taste "Arbeitsplatz" im Hauptmenü leicht zu- oder abgeschaltet werden. Kurz, der Benutzer kann sich ganz auf die Arbeit am Bild konzentrieren, ohne durch allzu knallig-buntes Software-Layouting abgelenkt zu werden.

Eine Raw-Datei wird bearbeitet [Foto: MediaNord]Auf die Erweiterung der Bildbearbeitungswerkzeuge hat Ulead besonderes Augenmerk gerichtet, denn neben zahlreichen gängigen Dateiformaten vermag PhotoImpact nun auch Raw-Formate zu öffnen - und damit steigt auch das Anspruchsniveau. Im Raw-Konverter kann man alle relevanten Parameter (Farbtemperatur, Farbstich, Helligkeit etc. sowie Luminanz- und Chromarauschen) verändern und Dateien mit 8 oder 16 Bit Farbtiefe weitergeben; dies aber nur einzeln und ohne dass Einstellungen (wie in Adobes Raw- Konverter) gespeichert werden können. Dagegen ist die Entfernung der chromatischen Aberrationen (Farbsäume) in einem eigenen Dialogfeld in PhotoImpact komfortabler, und die per Farbpipette gemessenen Werte können als benutzerdefiniertes Filtermodul gespeichert und auf andere Bilder angewendet werden. Auf diese Weise können übrigens alle Filterwerkzeuge mit erprobten Einstellungen – auch Photoshop-Plugins! – in einem besonderen Benutzer-Verzeichnis in der Palette "Trickkiste" gespeichert und durch einfachen Doppelklick auf das erstellte Miniaturbildchen aktiviert werden.

Bilderstellung mit dem HDR-Tool [Foto: MediaNord]Weitere wichtige, neue Tools in PhotoImpact 11 sind: Objektentfernung, Objektfreistellung, Kamera-Tonwertkorrektur und Bearbeitung von HDR-Bildern. Mit "Objektfreistellung" lassen sich leicht Bildelemente extrahieren und z. B. als neue Bildebene kopieren und in ein anderes Bild integrieren. Mit "Objektentfernung" kann man aus mehreren vom gleichen Standort (mit Stativ!) aufgenommenen Fotos z. B. sich bewegende Menschen oder Gegenstände entfernen. Für die Bearbeitung von Bildern mit hohem Kontrastumfang stellt Ulead das HDR-Werkzeug zur Verfügung, mit dem aus mindestens drei mit Stativ vom selben Punkt aufgenommenen und nur in den Blendenwerten differierenden Fotos ein Bild erstellt wird, in dem sowohl die Lichter als auch die dunklen Partien Zeichnung aufweisen. Geringfügige Verwacklungen können auch noch während der Bearbeitung herausgerechnet werden. Eine Sonderfunktion im HDR-Dialogfeld erlaubt es, ein Kameraprofil zu speichern, das dann im Filtermodul "Kamera-Tonwertkorrektur" zur automatischen, kameraspezifische Werte berücksichtigenden Bildkorrektur herangezogen wird.

Ergebnis der Kamera-Tonwertkorrektur [Foto: MediaNord]"Durchsuchen" – hierauf wurde bereits hingewiesen – dient in PhotoImpact lediglich zur Sichtung und Auswahl von Dateien. Sucht man eine Schnittstelle zu anderen Speichermedien oder eine Möglichkeit, größere Dateimengen zu verwalten, zu katalogisieren und gezielt zu durchsuchen, muss man auf den mitgelieferten "Photoexplorer 8.6" ausweichen, denn das ebenfalls mitgelieferte "Album 11" hat einen nur sehr eingeschränkten Funktionsumfang und Gebrauchswert. Photoexplorer eignet sich zum Brennen von PC- und TV-Diashows, auch Webpräsentationen oder Fotokalender kann man erstellen. Zudem können die Bilddateien mit Stichwörtern versehen und in drei Kategorien eingeteilt werden, was zusammen mit der Datumsangabe einige Kriterien für die Suche ergibt – aber berauschend ist das nicht, und der anspruchsvollere User muss nach anderen Verwaltungsprogrammen mit Datenbank Ausschau halten.

Zu guter Letzt seien noch zwei weitere Bestandteile des Programmpakets genannt: Mit dem "Gif Animator" können aus Einzelbildchen bewegte Grafiken und Banner für die Webseite erstellt werden, und mit "Cool 360" – eher der Kategorie "Spaßprogramm" zuzuordnen – kann man erste Gehversuche auf dem Gebiet der Weitwinkel- und 360º-Panorama-Fotos machen, die dann im Quicktime-Format in einem Viewer oder auf einer Webseite abgespielt werden können.

Fazit: Das Programmpaket "PhotoImpact 11" hinterlässt einen gemischten Eindruck: Während das Kernprogramm PhotoImpact eindeutig zugelegt hat, Amateuren wie Ambitionierten Einiges bietet, verbleiben andere Paketbestandteile noch auf der Stufe der Fun-Programme bzw. enthalten Ergänzungen und Funktionen, die zwar nützlich sind, aber noch nicht genug weiterentwickelt wurden bzw. doppelt vorhanden sind. Diese Programm-Zugaben sind somit eher als Additionen, nicht aber als Teile eines Ganzen anzusehen.

Kurzbewertung

  • mit gedrucktem Handbuch und Bonus-CD
  • 8 und 16 Bit Farbtiefe pro Kanal
  • Photoshop-kompatible Plugins können integriert werden
  • Filtermodule können individuell eingestellt und gespeichert werden
  • zahlreiche gängige Dateiformate sowie Raw-Formate werden unterstützt
  • Speicher- und Ausgabemedien ist noch nicht gelungen
  • Synthese von Bildbearbeitung, Katalogisierung und Schnittstelle zu verschiedenen
  • Programmabstürze bei Ausführung von Filter-Plugins sind möglich
  •  bei Raw-Bearbeitung bzw. -Konvertierung fehlt die Möglichkeit Einstellungsteilmengen zu speichern

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