Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 700

2007-12-31 Konnte die Redaktion im September 2007 bereits einen ersten Blick auf ein Vorseriengerät der neuen Sony Alpha 700 werfen (siehe weiterführende Links), kehrte sie im Dezember als Seriengerät zum ausführlichen Test in die Redaktion zurück. Sie ist nicht nur der lang erwartete Nachfolger der Konica Minolta Dynax 7D, sondern auch Sonys erstes digitales Spiegelreflexmodell im Amateur- bzw. Semiprofibereich. Hohe Erwartungen wurden angesichts der Qualitäten der D7D in Sonys neue Alpha gelegt. Nicht nur der neue 12-Mepagixel-Sensor mit integrierter Rauschunterdrückung, sondern auch der 920.000 Bildpunkte auflösende, 3 Zoll große Monitor setzen neue Maßstäbe in der Klasse. Ob sich die Qualitäten, die im Datenblatt stehen, auch in der Praxis bewähren, zeigt unser ausführlicher Test.  (Benjamin Kirchheim)

Sony Alpha 700 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Das Design der Alpha 700 fällt etwas schlichter bzw. nicht so markant wie das der Dynax 7D aus. Kennzeichnend ist das orange Alpha-Logo, das auf der Kamera prangt. Selbst verpackt im Regal fällt die Kamera auf – der ganze Karton ist in dieser Farbe gehalten. Neben dem "Alpha"-Zeichen des griechischen Alphabets fällt der orange Ring rund um das Kamerabajonett auf, zusätzlich gibt es noch einen Metallring, der den Eindruck erweckt, als sei die Kamera für Objektive mit größerem Durchmesser konstruiert – das gehört aber zum Design, auf das Sony viel Wert gelegt hat. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff und einer Magnesiumlegierung, die allerdings eher eine kunststoffähnliche Oberfläche hat. Die Gehäuseteile sind passgenau verarbeitet, nirgends gibt es zu große Spaltmaße, scharfe Kanten oder Ungenauigkeiten. Eine Besonderheit ist der Spritzwasserschutz, der in dieser Kameraklasse immer mehr Verbreitung findet. Anders als z. B. Pentax mit der K10D oder Olympus mit der E-3 ist dieser "Feuchtigkeitsschutz" bei der Alpha 700 allerdings nicht allzu sehr ausgeprägt. Zwar sind die Knöpfe mit Dichtungen versehen, was auch auf das Speicherkartenfach zutrifft, der Akkufachdeckel an der Kameraunterseite weist hingegen keinerlei Schutz auf. Die Konstruktion ist also eher auf einen kleinen Schauer als auf nasse Outdooreinsätze zugeschnitten.

Das Speicherkartenfach am Handgriff lässt sich einfach aufschieben und nimmt neben einer CompactFlash-Speicherkarte auch einen MemoryStick auf. Hiermit geht Sony einen ähnlichen Weg wie auch Olympus, indem neben dem eigenen, proprietären Speicherkartenformat auch ein Standardslot verbaut wird. CF-Karten sind jedoch generell zu bevorzugen. Sie sind nicht nur günstiger im Preis, es gibt die Karten auch in höheren Kapazitäten und Geschwindigkeiten. Zudem muss man im Menü per Hand zwischen den Speicherkarten umschalten, eine Automatik oder Parallelspeicherung gibt es nicht. Das Akkufach ist an der Kameraunterseite zu öffnen und fasst einen Info-Lithium-Akku mit 11,8 Wh Kapazität (7,2 V, 1.650 mAh, für 650 Aufnahmen gemäß CIPA-Standard). Die Info-Lithium-Technologie erlaubt es, den Akkustand auf 1% genau anzuzeigen, so dass der Benutzer immer sehr genau über den Ladestand informiert und vor Überraschungen gefeit ist. Das Stativgewinde ist standesgemäß aus Metall und in der optischen Achse angeordnet, auch eine Stativwechselplatte normaler Größe kann hier montiert bleiben, ohne den Zugang zum Akkufach zu verhindern. Auf der linken Kameraseite befinden sich die zahlreichen Anschlussterminals für Fernbedienung, USB, Blitz, HDMI und AV, die allesamt durch einfache Gummiklappen geschützt sind.

Sony Alpha 700 [Foto: MediaNord]Der Handgriff der Kamera ist nicht nur gummiert, sondern auch sehr angenehm ausgeformt, so dass man die Kamera sicher halten kann. Einzig der Spalt zwischen Handgriff und Bajonett könnte für größere Hände etwas breiter sein. Die linke Hand hingegen hält am besten das Objektiv von unten, so lassen sich Zoomring, Fokusring und Abblendtaste ideal bedienen. In dieser Haltung reicht auch der Daumen an die Knöpfe links vom Display, während sich sämtliche anderen Tasten mit der rechten Hand (Zeigefinger oder Daumen) erreichen lassen. Nur den Blitz muss man manuell aufklappen. Auf ein Statusdisplay auf der Kameraoberseite wird verzichtet, stattdessen kommt der rückwärtige Monitor zum Einsatz, auf dem mittels Fn-Taste die angezeigten Einstellungen direkt geändert werden können. Die Informationsdarstellung ist dabei nicht zu sehr überfrachtet, sondern beschränkt sich übersichtlich auf zwölf einstellbare Parameter. Das Display ist dabei eine wahre Augenweide. Es ist mit drei Zoll nicht nur sehr groß, sondern löst auch etwa 920.000 Bildpunkte auf. Das ist etwa viermal so viel wie bei bisherigen 2,5-Zoll-Displays. Die Brillanz und Detailschärfe fällt sofort ins Auge, auch die Ablesbarkeit bei Sonnenlicht ist gut. Trotz des guten Monitors hat Sony – im Gegensatz zu allen neueren Kameras der Konkurrenz – auf eine LiveView-Funktion verzichtet. Damit wird Sony wohl spätestens nach der PMA 2008 die einzige Mittelklassekamera ohne LiveView auf dem Markt haben. Sony setzt weiterhin einzig auf den klassischen Spiegelreflexsucher und setzt dafür nicht nur ein Pentaprisma ein, sondern bietet auch eine 95-%ige Bildfeldabdeckung, eine 0,9-fache Suchervergrößerung (was etwas weniger als die 0,95x der Konkurrenz ist) und wechselbare Mattscheiben. Standardmäßig ist bereits eine auf manuelles Fokussieren optimierte Mattscheibe eingebaut, diese lässt sich aber auch vom Service gegen eine mit Gitterlinien Ausgestattete wechseln. Weiterhin verfügt der Sucher über den von Minolta bekannten Eye-Start-Sensor, der nicht nur dafür sorgt, dass sich der Monitor ausschaltet, wenn man die Kamera ans Auge nimmt, sondern auch schon das Objektiv veranlasst, mit der Fokussierung zu beginnen. Letzteres ist glücklicherweise abschaltbar, denn eine vor dem Bauch baumelnde Kamera saugt mit eingeschaltetem Eye-Start-Autofokus recht schnell den Akku leer, wenn man die Kamera nicht ausschaltet. Im Übrigen ist der Sucher recht brillenträgerfreundlich, so kann das Sucherbild auch mit Brille knapp überblickt werden. Der Sucher ist groß und hell und eignet sich ganz gut zum manuellen Fokussieren. Unterhalb des Sucherbildes werden selbstverständlich zahlreiche Informationen eingeblendet, über die auch ein Großteil der Kameraeinstellungen (z. B. Weißabgleich oder Empfindlichkeit) vorgenommen werden können – allerdings stört dabei der sich trotz Eye-Sensor einschaltende Monitor.

Das Alpha-Design kommt bei sämtlichen Menüs wieder zum Tragen, die in Schwarz-Grau-Orange gehalten sind. Zudem sind die Menüs recht übersichtlich, jedes der Hauptmenüs verfügt über mehrere Untermenüs, die horizontal durchgeschaltet werden können – es ist kein vertikales Scrollen nötig, und man kann so schnell durch sämtliche Einstellungen blättern, ohne die Cursorrichtung ständig ändern zu müssen. Das Aufnahmemenü hat wie das Einstellungsmenü vier Seiten, während das Wiedergabemenü mit zwei Seiten und das Benutzermenü mit drei Seiten auskommt. Über die Menüs lässt sich die Kamera weitgehend individualisieren, und es lässt kaum Parameter vermissen.

Sony Alpha 700 [Foto: MediaNord]Ausstattung Zu den Individualfunktionen gehört beispielsweise die Einstellbarkeit des Arbeitsbereichs für die automatische Empfindlichkeitseinstellung. Zwar können dabei die Ober- und Untergrenze separat eingestellt werden, allerdings stehen dabei ISO 100, 3.200 und 6.400 nicht zur Verfügung. Warum der Automatik ausgerechnet die niedrigste Empfindlichkeit fehlt, wird wohl ein Geheimnis Sonys bleiben. In drei Benutzerspeichern lassen sich diverse Aufnahmeeinstellungen speichern. Der Abruf erfolgt über die MR-Einstellung auf dem Programmwählrad. Die Überschreibbarkeit der von vielen für überflüssig gehaltenen Motivprogramme durch Benutzerspeicher hat sich Sony hingegen leider nicht von Konica Minolta (z. B. bei den Bridgekameras Dimage A1/2) abgeguckt. Auch die Einstellungsräder sowie ein Custom-Knopf lassen sich mit verschiedenen Einstellungen belegen. Beim Komfort bzw. der Aktualität der Technologie zeigt sich die Alpha 700 ebenfalls benutzerfreundlich. Ein eingebauter Orientierungssensor dreht nicht nur Hochformatbilder auf Wunsch in die richtige Richtung, sondern auch die Info-Darstellung auf dem Display incl. der Einstellmöglichkeit der Parameter über die Fn-Taste. Bei Digitalkameras zukunftsweisend ist der HDMI-Anschluss, über den ein 720p- oder 1080i-Signal ausgegeben werden kann. Speziell mit Sonys Bravia-Fernsehern, die über eine besondere Fotooptimierung der Anzeige verfügen, lässt sich eine hoch auflösende Diashow direkt von der Kamera in einer bisher nicht erreichten Qualität auf dem Fernseher abspielen. Doch aufgepasst: Die Alpha 700 zeigt nur Bilder an, die mit der Kamera aufgenommen und nicht am Computer bearbeitet wurden. Passend zur Bildwiedergabe im 16:9-Format kann die Kamera auch ein Ebensolches aufzeichnen. Sie ist damit nicht nur die erste DSLR mit HDMI-Ausgang (aktuell haben das nun auch die Nikon D3 und D300), sondern auch mit 16:9-Seitenverhältnis, das zumindest im Querformat dem Blickbereich der menschlichen Augen entgegen kommt. Im Sucher ist das Seitenverhältnis durch dezente Hilfslinien angedeutet, die bei der Bildgestaltung bzw. Ausschnittswahl helfen. Sogar im RAW-Format lässt sich das Seitenverhältnis auf 16:9 stellen. Neu ist das cRAW-Format. Verbraucht ein normales RAW-Bild (Dateiendung ARW) noch fast 18 MBytes an Speicherplatz, schrumpft dieser bei cRAW durch Komprimierung um ca. 1/3 auf 12 MBytes pro Bild.

Mittels des cRAW-Formats kann auch der Serienbildzahl etwas auf die Sprünge geholfen werden. Sind bei JPEG noch etwa 50 Aufnahmen bei 4,9 Bildern pro Sekunde möglich, schrumpft diese Zahl bei gleicher Frequenz im RAW-Format auf 17 Bilder, bei cRAW sind es ein paar mehr. Interessant ist auch die Performance des Serienbildmodus, wenn der Buffer voll ist. Bei JPEG (Extrafein) bricht die Frequenz mit 4,3 Bildern pro Sekunde kaum ein, die Bildfolge wird aber etwas unregelmäßiger. Bei RAW schafft die Alpha 700 immerhin noch ca. 1,9 Bilder pro Sekunde. Das deutet auf enorme Speichergeschwindigkeiten jenseits der 30 MBytes pro Sekunde bei Verwendung einer schnellen CompactFlash-Karte hin, beim Test kam eine 8 GBytes große und 300x schnelle (etwa 45 MBytes pro Sekunde) Verbatim-Karte zum Einsatz. Wer gerne die Speicherkarte mit voller Serienbildgeschwindigkeit füllen möchte, kann auf JPEG (Fein) zurückgreifen – die Komprimierung ist hier visuell nahezu verlustfrei. Wem fünf Bilder pro Sekunde zu schnell sind, kann die Kamera auch auf drei Bilder pro Sekunden bremsen. Auch Freunde Sony Alpha 700 [Foto: MediaNord]einer Bracketingfunktion (Reihenaufnahme) kommen nicht zu kurz. Bis zu fünf Bilder können in einer Reihe gemacht werden. Dabei kann alternativ zur Belichtung auch der Weißabgleich oder die DRO-Funktion verschieden stark variiert werden. DRO ist eine bei Sony zuschaltbare Option, um den Dynamikumfang scheinbar zu erhöhen – die Zeichnung in den Schatten und Lichtern wird verschieden stark hervorgehoben. Im Gegensatz zur Belichtungsreihenaufnahme muss die Kamera beim DRO- und Weißabgleichsbracketing je nur eine Aufnahme machen – die verschiedenen Varianten werden aus derselben Ausgangsdatei errechnet.

Blitztechnisch kann die Kamera auftrumpfen. Unsere Blitzleitzahlmessung ergab einen Wert von 12,5, was die Herstellerangabe von 12 sogar noch etwas übertrifft. Der Blitz muss manuell aufgeklappt werden und fährt hoch über das Objektiv, was Abschattungen und dem Rote-Augen-Effekt entgegen wirkt. Über eine Automatikfunktion verfügt der Blitz nach manuellem Aufklappen nur im Auto-Modus und in den Motivprogrammen, in den Kreativprogrammen hingegen (P, A, S, M, B) muss sich der Benutzer manuell für oder gegen den Blitzeinsatz entscheiden. Neben manuellen Leistungsstufen von 1 bis 1/16 gibt es auch eine TTL- und die ADI-Blitzmessung. Beide arbeiten mit einem kaum wahrnehmbaren Vorblitz, um die nötige Blitzleistung für die Aufnahme voraus zu berechnen. Bei ADI wird, anders als bei TTL, die eingestellte Entfernung zum Motiv mit in die Berechnung einbezogen. Einige ältere Objektive übertragen diese Information zwar nicht, die ADI-Meddung ist aber trotzdem möglich, da die Kamera wie schon die Dynax 7D die Fokuseinstellung anhand der Stellung des Fokusmotors grob schätzen kann. Die maximale Blitzsynchronzeit beträgt in allen Modi übrigens 1/250 Sekunde. Neben einem zuschaltbaren Anti-Rote-Augen-Vorblitz gibt es auch die Möglichkeit, den Blitz synchron auf den zweiten Verschlussvorhang, also zum Ende der Belichtung, zu zünden. Für eine Blitz-Langzeitsynchronisation muss man die AE-L-Taste bemühen, was einer praxisgerechten und logischen Handhabung entspricht. Auch eine drahtlose Blitzsteuerung mittels internen Blitzes beherrscht die Sony meisterhaft, so dass man sich eine kleine, transportable Blitzanlage aufbauen kann oder auch nur mit einem externen Blitz mehr kreative Freiheit bei der Blitzpositionierung hat. Studioenthusiasten kommen dank integrierter Blitzsynchronbuchse auch auf ihre Kosten. Sollte einem der Blitzlichtanteil am Bild einmal nicht gefallen, kann man diesen mittels Blitzbelichtungskorrektur ändern.

Sony Alpha 700 [Foto: MediaNord]Objektiv Sony hat bei der Übernahme von Konica Minolta auch das Bajonett der Spiegelreflexmodelle von Minolta übernommen und es in diesem Zuge weltweit in Alpha-Mount umbenannt, um dem weltweiten Namenswirrwarr ein Ende zu bereiten – in Europa firmierten die Kameras einst unter "Dynax", in Übersee unter "Maxxum" und in Fernost schließlich unter "Alpha". Somit kann Sony auf ca. 16 Millionen weltweit verkaufte Wechselobjektive und damit deren Kunden bauen. Zum Test kam die Alpha 700 allerdings mit dem 18-70mm-Kitobjektiv, das dieser Kamera keinesfalls gerecht wird. Den billigen Preis merkt man dem Objektiv nicht nur in der Verarbeitung, sondern auch bei den Abbildungseigenschaften an. Wer mehr aus der Kamera holen will und ein besseres Standardzoom sucht, sollte ein Auge auf das Zeiss 16-80mm-Objektiv werfen. Auch für Freunde anderer Zoombrennweiten, Makroobjektive oder lichtstarker Festbrennweiten haben Sony und Zeiss einiges zu bieten.

Neben dem Bajonett hat Sony auch den Anti-Shake übernommen, den weltweit ersten Bildstabilisator, der im Kameragehäuse verbaut wurde und somit jedes Objektiv – auch lichtstarke Festbrennweiten – stabilisiert. Er wurde aber kurzerhand in Super Steady Shot umbenannt, wie Bildstabilisatoren im Sony-Konzern nun einmal heißen. Empfindliche Gyro-Sensoren nehmen die Zitterbewegungen der Hand wahr und steuern den beweglich gelagerten Aufnahmesensor mittels Piezoantrieb entsprechend gegen. Das funktioniert hervorragend und ohne optische Einbußen. Drei Blendenstufen kann man so recht sicher gewinnen, sogar vier Blendenstufen sollen möglich sein. Das ist nicht nur bei langen Telebrennweiten ein Vorteil, sondern auch bei Weitwinkelobjektiven, so dass sich Belichtungszeiten aus der Hand halten lassen, wo man früher ein Stativ benötigt hätte. Einzig der Sucher wird nicht bildstabilisiert, so dass man die Arbeit des Systems nur auf dem fertigen Bild bestaunen kann. Nach wie vor schüttelt der Sensor standardmäßig beim Abschalten Staub ab, der durch eine antistatische Beschichtung mit zusätzlicher Antihaftausstattung erst gar nicht am Sensor kleben bleiben soll.

Sony Alpha 700 Aufnahmemenü - Auswahl des Seitenverhältnisses [Foto: MediaNord]
Sony Alpha 700 Benutzerspeicher [Foto: MediaNord]
Sony Alpha 700 Setupmenü - HD-Ausgang [Foto: MediaNord]
Der Autofokus wurde stark überarbeitet. Er ist spürbar schneller als bei der Dynax 7D und bietet den von dieser Kamera bekannten langsamen Modus, der bei der Nutzung von Makroobjektiven empfohlen wird. Die elf Fokusmessfelder sind über einen weiten Bereich des Suchers verteilt, in der Mitte ist ein zuverlässiger Doppelkreuzsensor angeordnet, der durch einen besonders lichtstarken Liniensensor ergänzt wird, womit die Fokussierung mit Objektiven der Lichtstärke 2,8 oder höher noch genauer wird. Ist das Umgebungslicht trotzdem mal zu dunkel, kommt ein eingebautes Hilfslicht, das ca. 7 Meter weit reichen soll, zum Einsatz. Dieses projiziert ein rotes Linienmuster auf das Motiv, was nicht nur diskret, sondern auch höchst effektiv ist – alleine durch dieses Muster hat der Autofokus genug Kontrast zum Scharfstellen. Damit sollten die unschönen Blitzsalven der Vergangenheit angehören. Wer auf den Autofokus verzichten möchte, kann auf die manuelle Fokussierung mit optischer Kontrolle im Sucher zurück greifen, was dank der guten Mattscheibe hervorragend möglich ist. Fachleute würden sagen, dass die Schärfe im Sucher gut "springt" – man kann also den feinen Unterschied zwischen scharf und gerade nicht scharf gut unterscheiden.

Bildqualität Der "Exmor"-CMOS-Sensor in APS-C-Größe, der in der Alpha 700 verbaut wurde, soll sich durch sein Chipdesign von anderen Bildaufnahmesensoren absetzen. Dazu wurden zahlreiche Bearbeitungsschritte bereits auf dem Sensor integriert. Es dürfte inzwischen allgemein bekannt sein, dass die immer höhere Auflösung zu kleineren Pixeln und damit auch zu weniger lichtempfindlicher Fläche pro Pixel führt, wodurch die Signale höher verstärkt werden müssen, was auch das Rauschen erhöht. Ob diese immer höheren Auflösungen für den Endverbraucher wirklich wichtig sind, sei einmal dahin gestellt, Fakt ist, dass sich die Hersteller mit der Rauschproblematik auseinander setzen. Sony setzt dem Rauschproblem einen vierstufigen CMOS-Sensor entgegen, der das analoge Signal noch auf dem Chip entrauscht, bevor es – ebenfalls noch auf dem Chip – in digitale Signale verwandelt wird, die noch einmal auf dem Chip digital entrauscht werden. Durch die kurzen Signalwege verspricht sich Sony außerdem, dass Störsignale vermieden werden, die das Rauschen weiter erhöhen könnten. Somit wird auch schon das RAW-Bild entrauscht, was dem einen oder anderen Fotoenthusiasten sicher weniger gefallen wird. Durch diese Rauschmaßnahmen traut Sony dem Sensor eine Empfindlichkeit von ISO 100 bis 3.200 zu, die in bis zu 1/3 feinen EV-Stufen eingestellt werden kann – ein High-ISO-Modus bietet sogar ISO 6.400. Doch die Entrauschmaßnahmen bewirken keine Wunder, so ist bei ISO 1.600 deutliches Rauschen in den Bildern auszumachen. Ab dieser Empfindlichkeit gilt die Maßgabe "lieber ein verrauschtes Bild als gar keines". Übrigens lässt sich ab ISO 1.600 ein zusätzlicher Rauschfilter zuschalten. Dass Sony selbst mit dem Rauschen bei hohen Empfindlichkeiten nicht ganz zufrieden war, zeigt das Firmwareupdate Version 2, das diese Problematik noch einmal verbessern soll. So sehr man das Rauschen bei höheren Empfindlichkeiten auch kritisieren mag, bei niedrigeren muss man es loben. Es hat einen sehr natürlichen Charakter, wobei vor allem die empfindlichen Haut- und Himmelstöne vom Rauschen verschont bleiben, das eher in dunkleren Bereichen dominiert.

Wie bereits im Abschnitt "Objektiv" angedeutet, wird das 18-70mm-Zoom dem hochwertigen CMOS-Sensor nicht ganz gerecht. Vor allem im Weitwinkel fällt die Auflösung von der Bildmitte zum Rand hin ab, was sich bei mittlerer und langer Brennweite nicht so stark bemerkbar macht. Zwar ist der Wirkungsgrad nur mittel, dafür werden feine Bilddetails nicht so aggressiv aufbereitet, wodurch sich die Eignung für spätere Bildbearbeitung erhöht. Nur an steigenden Diagonalen entstehen sichtbare Farb- und Helligkeitsmoirés. Auch die Scharfzeichnung ist auf anspruchsvolle Anwender abgestimmt. Sie ist sehr gleichmäßig und zeigt nur in hellen Bildbereichen eine leichte Dominanz mit einer geringen Neigung zu Weißclipping. Negativ wirkt sich das Kitzoom wieder bei der Vignettierung und Verzeichnung auf die Bildqualität aus. Beides ist vor allem bei 18 mm sehr deutlich, erst bei 35 mm stellt sich eine deutliche Besserung ein. Die bei 18 mm hoch tonnenförmige Verzeichnung verschwindet hier fast und ist bei 70 mm leicht kissenförmig. Die Randabdunklung zeigt zwar einen weichen Verlauf, ist aber auch erst bei 35 mm als gering und bei 70 mm sogar als sehr gering zu bezeichnen.

Sony Alpha 700 [Foto: MediaNord]Punkten kann die Alpha 700 wieder bei der Farbwiedergabe, die bei Tageslicht sehr differenziert und neutral ist. Bei Glühlampenlicht allerdings fängt der automatische Weißabgleich an zu schwächeln und produziert einen leicht gelblichen Farbstich, während die Weißabgleichsvoreinstellung eher zu einer grünlichen Wiedergabe neigt – der manuelle Weißabgleich richtet es aber. Bei der Bewältigung von Motivkontrasten zeigt sich, dass die Kamera bei ISO 200 am besten arbeitet. Hier sind 8,9 Blendenstufen kein Problem für die Kamera, was ein hervorragender Wert ist. Darüber hinaus ist die Belichtungsmessung sehr präzise und lässt sich kaum aus dem Takt bringen. Die Tonwertkurve hingegen ist auf visuelle Gefälligkeit und schnelle Fotografie abgestimmt. Sie ist deutlich invers-S-förmig mit knackigen Mittentönen und weichen Schatten und Lichtern. Was für die Augen angenehm ist, eignet sich leider weniger für die Studioarbeit oder Color Management, sofern man nicht auf das RAW-format zurück greift.

Wie bereits im Zuge der Serienbildgeschwindigkeit erwähnt, bietet die Sony Alpha 700 sehr ausgewogene Komprimierungsstufen im JPEG-Modus. Die Stufe "Extrafein" hat diesen Namen auch verdient. Sie komprimiert visuell verlustfrei unter Beibehaltung vieler Bilddetails, allerdings auch mit großen Dateien. Auch die Stufe "fein" ist noch sehr gut zu gebrauchen und befindet sich auf einem Level, den andere Kameras als allerbeste Qualität bieten. Erst bei der Standardeinstellung ist mit Kompressionsartefakten zu rechnen.

Fazit Die Sony Alpha 700 weiß vor allem im Praxiseinsatz zu überzeugen. Der gute Monitor macht bei der Bildbetrachtung Spaß, der gute Autofokus, gepaart mit schneller Serienbild- und Speichergeschwindigkeit, sorgen für zügiges Arbeiten, und am Ende kommt eine sehr gute Bildqualität mit knackigen JPEGs heraus. Bis auf die Tonwertkurve sind diese sehr professionell abgestimmt. Leider fehlt ein LiveView-Modus, der bei der Konkurrenz inzwischen zum guten Ton gehört.

Kurzbewertung

  • Hohe Performance (Serienbildgeschwindigkeit, Speicherzeiten)
  • Gut gebautes Gehäuse mit (halbherzigem) Spritzwasserschutz
  • Überzeugender Monitor
  • 18-70mm-Kit-Objektiv wird der Leistungsfähigkeit der Kamera nicht gerecht
  • Kein ISO 100 bei automatischer Empfindlichkeit
  • Im Gegensatz zur klassenüblichen Konkurrenz kein LiveView

Technische Daten

Modell Sony Alpha 700
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
13,1 Megapixel (physikalisch), 12,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.288 x 2.865 (3:2)
Objektivanschluss
A-Mount
Spiegelreflex-Sucher Prismensucher, 95 % Abdeckung, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe
Monitor 3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung
Belichtungsreihe automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Sony Alpha (auch Minolta)
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienbildfunktion max. 5,0 Bilder/s und max. 5 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Autofokus Phasenvergleich
Speicher
Speicherkartenfach 1: CF (Type I, Type II), Microdrive, Memory Stick
Empfindlichkeit automatisch ISO 200 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 6.400
Abmessungen 142 x 105 x 80 mm (B x H x T)
Gewicht 778 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/FMFM2 (mit Preisvergleich)

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