Kompaktkamera
Testbericht: Canon Digital Ixus 300 HS
2010-07-13 Die "Digital Ixus"-Reihe von Canon steht für hochwertige, kompakte Designkameras der gehobenen Preisklasse. Die erste Ixus war besonders beliebt bei Designpuristen. Ihr schlichtes quaderförmiges Gehäuse aus Metall überzeugte aber nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern war seiner Zeit in Kompaktheit und Verarbeitungsqualität voraus. Das Design der nun vorgestellten Ixus 300 HS ähnelt aber überhaupt nicht dem Klassiker aus dem Jahr 2000, was aber natürlich dem Zeitgeist geschuldet ist. Ob sie diesen großen Namen aufgrund der inneren Werte zu Recht trägt, untersuchen wir in diesem Test. (Stefan Meißner)
Ergonomie und Verarbeitung Mit der Canon Ixus 300 HS kommt eine Ganzmetallkamera ins Haus, deren Gehäuse entweder weiß oder schwarz lackiert ist oder silbern glänzt. Von der Größe her und wegen der abgerundeten Formen ähnelt sie in etwa einem Stück Seife. Genau so gut liegt sie auch in der Hand und vermittelt dank ausgezeichneter Verarbeitung und ihres satten Gewichts einen soliden Eindruck. Ausgeschaltet ist das lichtstarke Objektiv komplett im Gehäuse versenkt, sodass die Kamera problemlos in jeder nicht allzu kleinen Tasche verstaut werden kann. Keinerlei Ecken und Kanten verheddern sich im Stoff. Für die Gesäßtasche ist sie allerdings etwas zu dick. Da das Objektiv leicht und der Blitz ganz nach links versetzt angeordnet sind, findet die rechte Hand genügend Platz zum Halten der Kamera, ohne dass das Objektiv oder der Blitz abgedeckt werden. Der Auslöser wird bequem vom Zeigefinger erreicht und arbeitet mit präzisem Druckpunkt. Der um den Auslöser angeordnete Zoomhebel ist allerdings etwas "fingerspitzig" und lässt sich bei Einhandbedienung nur ungenau dosieren. Besonders in Richtung Weitwinkel ist das sehr schwierig, da sich der Daumen auf der Rückseite der Kamera genau da abstützt, wo sich der Funktionswähler befindet. Das führt zwangsläufig zu Fehleinstellungen. Sucht sich der Daumen eine andere Position, verdeckt er einen großen Teil des Displays. Man muss schon etwas Fingerakrobatik beherrschen, damit die Einhandbedienung klappt.
Neben dem Auslöser befinden sich der leicht versenkte Hauptschalter und ein Schiebeschalter, mit dem die drei Hauptfunktionen "Intelligente Automatik", "Automatik" und "Video" gewählt werden können. Die mittlere Position des Schiebeschalters ist leider nur mit einer gewissen Portion an Feinmotorik zu finden, und leicht schießt man über das Ziel hinaus. Das ist für reibungsloses Arbeiten sehr schade, denn gerade diese Einstellung hält einige wichtige Parameter für das Fotografieren bereit.
Die Rückseite wird dominiert vom fest verbauten, 3 Zoll großen Breitformat-Bildschirm. Da Fotos im 4:3-Format aufgenommen werden, bleibt bei diesem 16:9-Display rechts und links genügend Platz für Zusatzinformationen, den Canon auch sinnvoll nutzt. Am Displayrand werden bei Bedarf die gewählte Betriebsart oder beim Druck auf die Set-Taste die möglichen Einstelloptionen angezeigt. Dabei bleibt der Blick auf das Sucherbild nahezu unverdeckt. Überhaupt ist das Display auch bei heller Umgebung und aus fast jedem Winkel gut einzusehen. Für die Kontrolle von aufgenommenen Fotos sind die 230.000 Bildpunkte knapp in Ordnung.
Rechts vom Display und für den Daumen gut erreichbar befinden sich die Wiedergabetaste, die Menütaste und besagter Funktionswähler. Dieser besteht aus einem Drehring, der gleichzeitig die Funktion einer Vierwegewippe bereitstellt und in dessen Mitte noch ein Druckschalter untergebracht ist. Selbst mit dickeren Fingern hat man damit die Funktionsvielfalt recht sicher im Griff. Allerdings bietet das Rädchen so viele Bedienmöglichkeiten, dass sich alle Funktionen erst nach geraumer "Spielzeit" erschließen. Zum Beispiel erscheint bei leichtem Druck auf das Rädchen ein dezenter Hinweis auf die Funktionen, die dann mit stärkerem Druck ausgewählt werden können. Beim Navigieren im aufgeräumten Menü oder durch die Bilddaten kann man entweder am Rädchen drehen oder auch durch Druck schrittweise weiter blättern. Die Bedienung lässt also kaum Wünsche offen.
Auf der Unterseite findet man wie üblich die Klappe, hinter der sich Akku und SD-Karte befinden, und leicht neben der optischen Achse das Stativgewinde aus Metall. Und hier unten offenbart sich auch ein Nachteil der abgerundeten Gehäuseform: Wegen der Rundungen ist die Standfläche der Ixus 300 HS derart schmal, dass die Kamera nur sehr kippelig aufgestellt werden kann. Nichts also für schnelle Selbstportraits ohne Stativ. Hochkant gelingt das Aufstellen noch weniger, denn die Seiten sind abgeschrägt. Hinter einer billigen, einer Ixus unwürdigen Kunststoffkappe befinden sich auf der rechten Kameraseite die Anschlüsse für USB/AV (kombiniert) und HDMI.
Ausstattung Die Canon Digital Ixus 300 HS ist eine Kamera für Freunde guten Designs und einfacher Bedienung. Einen manuellen Modus gibt es nicht, ansonsten bietet sie aber nahezu alles, was das Fotografieren einfach macht – und noch einiges mehr. Die üblichen Programm-, Zeit- und Blendenautomatiken sind selbstverständlich an Bord, die Mehrheit der Ixus-Fotografen wird allerdings die bequeme "Intelligente Automatik" bevorzugen, bei der die Kamera Aufnahmesituationen erkennt und sinnvolle Einstellungen selbsttätig vornimmt. Das funktioniert recht sicher, und man kann munter drauf los knipsen, ohne sich weiter um die Technik sorgen zu müssen. Dazu kommt der Videomodus, der in 720p (1.280 x 720 Pixel, 30 Bilder/s) recht ansehnliche Filme mit Stereoton aufnimmt. Das Zoomgeräusch stört dabei den Ton wenig, eher die Windgeräusche machen den kleinen Mikrofonöffnungen neben dem Objektiv zu schaffen. Da die Optik gegen Verwacklung mechanisch stabilisiert ist, gelingen auch Freihandaufnahmen ohne den berüchtigten "Handkameraeffekt", der in der Filmkunst besonders bei "Dogma 95"-Filmen zu finden ist. Gegen Verwacklung hilft auch eine hohe Empfindlichkeit, im Falle der Ixus 300 HS geht sie automatisch bis ISO 3.200, bei auf 2,5 Megapixel reduzierter Auflösung sogar bis ISO 6.400. Gute Voraussetzungen also für stimmungsvolle Aufnahmen bei vorhandenem Restlicht.
Bei Fotoaufnahmen sollte man den Digitalzoom generell meiden, da ein Ausschnitt in der nachträglichen Bildbearbeitung effektiver und qualitativ besser herzustellen ist. Im Videomodus könnte ein Digitalzoom aber den Anwendungsbereich der Kamera erweitern. Leider ist dieser bei der Ixus 300 HS recht unscharf und daher nur bedingt brauchbar. Sehr interessant ist der Hochgeschwindigkeitsmodus, bei der die Ixus über acht Bilder pro Sekunde aufnimmt, und das solange, bis die Speicherkarte voll ist! Allerdings wird bei dieser Geschwindigkeit die Auflösung auf 2,5 Megapixel reduziert. Bei voller Auflösung schafft die Kamera immerhin fast 4 Bilder pro Sekunde. Das Pendant dazu im Videomodus heißt "Super Zeitlupe". Hierbei werden Videos mit 240 Bildern/s aufgenommen, die beim Abspielen mit den üblichen 30 Bildern/s eine Zeitlupe mit 8-facher Zeitdehnung ergeben. Das machte noch mehr Spaß, nähme die Ixus 300 HS nicht nur mit 320 x 240 Pixeln auf. Die Zeitlupenfilmchen erscheinen doch recht winzig auf jedem heute üblichen Monitor.
Mit an Bord sind auch einige Kreativprogramme wie Schwarzweiß, Umfärben und Einfärben. Dabei kann z. B. ein Gegenstand ausgewählt werden, der seine Farbe behält, während alles andere in Schwarzweiß abgebildet wird. Das ist im Grunde auch in der Bildbearbeitung oft sogar in besserer Qualität nachträglich möglich, man erspart sich auf diese Weise aber eine Menge Arbeit. Insgesamt kann gesagt werden, dass die Canon Ixus 300 HS gut zu bedienen ist, angenehm in der Hand liegt und gut verarbeitet ist.
Bildqualität Im Testlabor auf der "Messbank" zeigte sich die Canon Ixus 300 HS von der guten Seite (ausführliches Protokoll gegen kleines Entgelt über die weiterführenden Links), die praktische Fotografie hinterlässt gemischte Gefühle: Die gemessene Auflösung ist in allen Brennweitenbereichen mindestens gut, in der langen Brennweite sogar etwas besser. Nur zum Bildrand hin nimmt sie sichtbar ab, was durchaus stören kann. Bei einigen Testaufnahmen zeigten sich aber farbige Säume an ursprünglich scharfen Kanten, die evtl. auf zu starke Kompression zurück zu führen sind. Immerhin macht die Canon aus unkomprimierten 28,6 MBytes je nach Motiv durchschnittlich 2 MBytes, was schon zu Kompressionsartefakten führen kann.
Die Verzeichnung geht für die Kameraklasse in Ordnung, Urlaubsbilder und nicht Architektur stehen bei der Ixus im Vordergrund. Auch die Randabdunklung ist sehr gering, was vermutlich auf elektronischem Weg erreicht wird. In den Ecken ist nämlich ein leicht erhöhtes Grieseln wahrnehmbar. Allerdings ist das Rauschen allgemein auf sehr niedrigem Niveau, bis ISO 3.200 ist die Kamera ohne Reue einsetzbar. Das ist einerseits auf die lichtstarke Optik, andererseits auf eine starke Rauschreduktion zurückzuführen. In dunklen Bildstellen einiger Fotos erkennt man jedenfalls kaum noch Details, sondern eher weiche Kanten und glatt gebügelte Strukturen. Überhaupt neigt die Ixus zu einer sehr weichen Schatten- und Lichterzeichnung, was auch die deutlich invers-S-förmige Gradationskurve bestätigt. In den Vierteltönen kann das von Vorteil sein, um ausgefressene Lichter zu vermeiden, die Schatten aber wirken dadurch kraftlos und matt. Punkten kann die Ixus 300 HS wieder bei der Eingangsdynamik. Über 8 Blendenstufen im gesamten Empfindlichkeitsbereich sind hervorragend. Nur der Schwarzwert der Ausgangsdynamik könnte tiefer liegen. Das lässt sich aber bei Bedarf in der Bildbearbeitung korrigieren.
Das Kürzel "HS" im Namen der Canon soll High Speed bedeuten, was wohl auf die Serienbildgeschwindigkeit und die Videobildrate bezogen ist. Bei der Auslöseverzögerung gibt sie sich eher durchschnittlich: Über eine halbe Sekunde inklusive Scharfstellen ist nicht gerade schnell, und auch vorfokussiert können andere Kameras schneller auslösen. Die Ixus 300 HS liegt damit im Mittelfeld ähnlicher Geräte, was nicht weiter schlimm ist. Bei "High Speed" im Namen erwartet man aber eigentlich mehr. Gute Leistung bietet der kleine Blitzer. Er ist erstaunlich schnell startklar, ca. drei Sekunden vom Einschalten bis zum Blitz sind ausgezeichnet. Auch die Ausleuchtung des 28mm-Weitwinkels (KB) ist bis in die Ecken tadellos.
Fazit Die Canon Ixus 300 HS ist eigentlich "nur" eine typische Kompaktkamera mit 10 Megapixeln, 3,8-fach Zoom, Vollautomatik mit Szenenerkennung und der Möglichkeit Videoaufnahmen zu machen. Das Besondere sind ein paar Details: Die relativ hohe Lichtstärke von F2,0, der optische Bildstabilisator sowie der lichtempfindliche und trotzdem rauscharme Sensor. Und besonders interessant für Actionfotofans: die hohe Serienbildgeschwindigkeit und die Möglichkeit, Zeitlupenvideos aufzunehmen. Dass die Serienbilder bei Höchstgeschwindigkeit nur 2,5 Megapixel haben, ist zu verschmerzen. Bedauerlicher ist da schon die Mäusekino-Zeitlupe. Mehr erwartet man bei einer Ixus auch von der sichtbaren Bildqualität, denn die Rauscharmut kommt, wenn überhaupt, nicht allein vom BSI-Sensor. Sie wird auch künstlich erreicht mit allen Folgen für das Bild. Dennoch, die Canon Ixus 300 HS ist in der Summe ihrer Eigenschaften durchaus eine Überlegung wert. Eine robustere, vielleicht sogar wasserdichte Variante hätte vermutlich das Zeug zum Verkaufsschlager.
Kurzbewertung
- Videoaufnahmen in Zeitlupe
- Hohe Serienbildgeschwindigkeit
- Einfache Bedienung
- Hohe Eingangsdynamik
- Zu hohe JPEG-Komprimierung
- Etwas träge Auslöseverzögerung
- Für Action zu geringe Robustheit
- Sichtbare Bildqualität zu stark "entrauscht"
Technische Daten
Modell |
Canon Ixus 300 HS |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
28-105 mm / F2,0-5,3 (3,8-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 3,7 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.500 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik |
Abmessungen |
100 x 54 x 24 mm (B x H x T) |
Gewicht |
175 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/WBC2Q (mit Preisvergleich) |