Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Canon EOS 450D
2008-05-14 Sie ist die erste digitale EOS-Kamera der Einsteigerklasse mit LiveView und macht mit ihrem 12,2-Megapixel-Sensor immerhin einen Sprung von gut zwei Millionen Pixeln im Vergleich zum Vorgängermodell. Die Rede ist von der Canon EOS 450D, die schon im Handel zu finden ist und bereits etliche glückliche Besitzer gefunden hat. Jetzt ist auch ein größerer Schwung Testgeräte an die Presse herausgegangen, und in diesem ausführlichen digitalkamera.de-Test kann man nachlesen, ob auch die Redaktion mit der jungen Rebellin (in Amerika trägt die EOS 450D den schillernden Namen "Digital Rebel XSi") glücklich ist. (Yvan Boeres)
Ergonomie und Verarbeitung Erstaunlich ist es schon, wie Canon es fertig gebracht hat, die nicht weniger als 22 Bedienelemente (11 Funktionstasten, 1 Programmwahlrad, 1 Ein/Aus-Schalter, 1 Einstellrad, 1 Auslöseknopf, 1 Objektiventriegelungstaste, 1 Dioptrieneinstellrad und die 5 Elemente des Steuerkreuzes bzw. Navigationsfeldes) auf die noch ziemlich kompakten Gehäusemaße von 129 x 98 x 68 Millimeter zu verteilen. Trotzdem bleibt nicht nur Platz für den überdimensional großen 7,6cm-Bildschirm übrig, sondern es konnte auch noch eine gute Ergonomie beibehalten werden. Die EOS 450D liegt jedenfalls bequem und, dank gummierter Griffapplikation in genarbter Lederoptik, (rutsch-)fest in der Hand; alle Bedienelemente sind ohne Fingerakrobatik erreichbar und ohne versehentliche Betätigung gut bedienbar. Damit man auch bei Hochformataufnahmen wie zum Beispiel bei klassischen Porträts die Kamera gut in der Hand behält, bietet Canon als optionales Zubehör den Multifunktionsgriff BG-E5 an, der nicht nur die Handlage bei solchen Aufnahmen verbessert und verschiedene Bedienelemente (Auslöser, vorderes Einstellrad, Belichtungsmesswertspeicher-Taste, AF-Messfeldwahltaste) nochmals hochformatgerecht ausführt, sondern die Kamera auch noch professioneller aussehen lässt und die Stromversorgung der EOS 450D mit einem zweiten Akku bei noch längeren Foto-Sessions aufrecht erhält.
Die EOS 450D macht von der Materialbeschaffenheit her wie so viele Einsteiger-DSLRs in großzügigster Weise von Kunststoff Gebrauch, um auf ein Nettogewicht von nur 525 Gramm (inkl. Akku und Speicherkarte) zu kommen. Kommt das Set-Objektiv EF-S 18-55 mm 1:3.5-5.6 IS dazu, steigt das Gewicht um genau 200 Gramm auf ein knappes Dreiviertelkilo. Canon geht übrigens bei der EOS 450D genau den umgekehrten Weg wie die Konkurrenz: Während die meisten anderen Einsteiger-DSLRs mit ihrer körnigen Polycarbonat-Mischung robust aussehen und sich "plastikartig" anfühlen, sieht das glatte Kunststoff-Gehäuse der EOS 450D auf den ersten Blick etwas "billig" aus, während das subjektive Tastgefühl einen viel solideren Eindruck hinterlässt. Subjektiv gut ist auch der Komfort des neuen Suchers. Das Sucherbild ist über das gesamte Bildfeld hinweg klar/hell (dank einer besseren Verspiegelung der Pentaspiegel-Bauteile als die übliche Aluminium-Bedampfung) und fein, frei von jeglichen Farbstichen und auch für Brillenträger gut überschaubar. Canon gibt dabei eine Bildfeldabdeckung von 95 Prozent, eine 0,87-fache Sucherbildvergrößerung und einen Augenabstand von 19 Millimetern an; die Dioptrienkorrektur reicht von -3 bis +1 Dioptrien, und in der grünen LCD-Statusleiste des Suchers kann man neuerdings auch die eingestellte Lichtempfindlichkeitsstufe ablesen. Ein eingebauter Okularverschluss ist nicht vorhanden.
Alternativ zum Sucher kann man bei der EOS 450D auch den Kamerabildschirm zum Anvisieren der Motive verwenden. Zwar muss die Livebild-Funktion vor dem ersten Gebrauch im Menü aktiviert werden, aber dann reicht fortan ein Druck auf die Set-Taste, um in bester Kompaktkamera-Manier zu fotografieren. Trotz verhältnismäßig geringer Auflösung von 230.000 Pixeln (was für ein 3"-LCD etwas knapp bemessen erscheint) lässt sich der 7,6cm-Bildschirm einigermaßen gut zur Schärfekontrolle gebrauchen. Jedenfalls besser als bei der kürzlich getesteten Sony Alpha 350 mit kleinerem Bildschirm und ganz besonders gut in Kombination mit der elektronischen Bildlupe (wahlweise mit 5- oder 10-facher-Bildvergrößerung). Im Livebild-Modus kann man sogar zwischen zwei Arten der automatischen Scharfstellung wählen. Im Quick-Modus macht die EOS 450D wie im normalen Kamerabetrieb vom AF-Sensor im Boden der Kamera Gebrauch. Weil aber der AF-Sensor auf einen heruntergeklappten Spiegel angewiesen ist und dieser im Livebild-Betrieb hochgeklappt ist, muss die Bildvorschau in Echtzeit für die Zeit der Fokussierung kurz unterbrochen werden. Durch Betätigen der Sternchen-Taste (normalerweise für die Belichtungsmesswertspeicherung zuständig) veranlasst man die Kamera, den Spiegel wieder runterzulassen. Der Bildschirm wird kurz schwarz, und sobald der Fokussiervorgang abgeschlossen ist (was durch den typischen Piepton signalisiert wird), klappt der Spiegel wieder hoch, und das Livebild ist wieder da. Im Live-Modus übernimmt hingegen der Bildsensor die Rolle des AF-Sensors. Die richtige Schärfe bzw. Entfernung wird nicht mehr nach der so genannten Phasenvergleichsmethode, sondern nach der kompaktkameratypischen Kontrastanalyse ermittelt. In dieser Betriebsart arbeitet der Livebild-Modus unterbrechungsfrei, aber die Kamera braucht deutlich länger zum Scharfstellen. Wie die Franzosen zu sagen pflegen würden: "A chacun son goût" (über Geschmack lässt sich nicht streiten); für welche Livebild-Betriebsart man sich also entscheidet, ist Geschmackssache bzw. hängt eventuell auch von der Aufnahmesituation oder dem Motiv ab.
Der Livebild-Modus der EOS 450D bietet aber noch andere Vorzüge. Man kann ein Gitternetz und/oder ein Histogramm auf den Bildschirm einblenden und bekommt eine Weißabgleichs- sowie Belichtungsvorschau; alles, was noch fehlt, ist die Möglichkeit, den Bildschirm irgendwie anders ausrichten zu können. Aber es war wohl selbst für Canon eine zu hohe technische Herausforderung, noch einen Dreh- und Schwenkmechanismus für den großen Bildschirm in das kleine Gehäuse zu integrieren. Von den restlichen Abbildungsleistungen her (Farbneutralität, Kontrast/Brillanz, Blickwinkelunabhängigkeit, Rauschfreiheit bei schwachem Licht, Ruckelfreiheit usw.) macht der leicht spiegelnde Bildschirm der EOS 450D eine gute Figur. Er dient dabei auch als Status-Anzeige beim Fotografieren; sobald man das Auge vom Sucher nimmt, schaltet sich der Bildschirm dank Augensensor automatisch ein und zeigt die wichtigsten Einstellungen an. Schade nur, dass die Bildschirmanzeige nicht automatisch gedreht wird, wenn man die Kamera z. B. bei klassischen Porträtaufnahmen hochkant hält, und dass es keinen Schutzmechanismus gibt, der den (abschaltbaren) Augensensor davon abhält, den Bildschirm spontan ein- und auszuschalten, wenn die Kamera im eingeschalteten Zustand am Schultergurt baumelt. Auch kann man die einzelnen Punkte der Status-Anzeige nicht direkt mit den Pfeiltasten des Navigationsfelds ansteuern, sondern muss schon die dazu passende Funktionstaste betätigen.
Natürlich dient der Bildschirm auch zur Wiedergabe der bereits aufgenommenen Bilder und zur Anzeige der Kameramenüs. Die Menüstruktur ist – mit Ausnahme kleinerer Details – bei allen digitalen EOS-Kameras gleich und macht einen gut durchdachten sowie sehr übersichtlichen Eindruck. Bei der EOS 450D ist das Menü in sieben Hauptrubriken (Aufnahmeeinstellungen 1+2, Wiedergabeeinstellungen, Grundeinstellungen 1+2+3, My-Menu-Einstellungen) mit über 120 verschiedenen Einstellungen in ca. 40 Menüpunkten aufgeteilt. Wem das zuviel ist, kann über die neue "My Menu"-Funktion sein ganz eigenes Menü zusammenstellen, das nur die Menüpunkte seiner Wahl anzeigt; innerhalb des Menüsystems bringt ein Druck auf die Disp.-Taste eine Zusammenfassung der wichtigsten Parameter auf den Bildschirm. Vorbildlicher geht es kaum! Lob gebührt Canon auch für die Tatsache, dass sämtliche Anschlüsse der EOS 450D genormt sind. Die PictBridge-kompatible USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle macht von einem handelsüblichen 5-poligen Mini-B-Stecker Gebrauch; der Composite-Videoausgang von einem 3,5mm-Klinkenstecker (Jack) und der Fernauslöser-Anschluss von einem 2,5mm-Klinkenstecker. So kommt man relativ einfach und preisgünstig an Ersatzkabel, und Bastlernaturen können sich mit Standardteilen aus dem Elektronikmarkt ganz eigene Lösungen wie Lichtschranken, Funkfernsteuerungen, Kontaktauslöser (bei dem die Kamera ausgelöst wird, wenn man auf eine zuvor verborgene Kontaktfläche tritt) usw. zusammenbauen. Die drei Anschlüsse befinden sich hinter einer Gummiabdeckung auf der linken Kameraseite. Speicherkarte (neuerdings SD/SDHC-Karten) und Lithiumionenakku (leider vom neuen Typ LP-E5 und so nicht mit älteren EOS-Kameras kompatibel) sind separat untergebracht und lassen sich so auch getrennt wechseln; das robuste Stativgewinde aus Metall liegt positionsrichtig in der optischen Achse und ist weit genug vom Akkufach entfernt, dass zumindest kleinere Stativ-Schnellwechselplatten den Zugang dazu nicht blockieren.
Ausstattung Zwar fehlt der EOS 450D wie so vielen digitalen Spiegelreflexkameras der Einsteigerklasse ein hinteres Einstellrad, mit dem man in Kombination mit dem vorderen Einstellrad bequem Verschlusszeit und Blende einstellen könnte, aber ansonsten ist sie im Bezug auf die Ausstattung schwer in die Mangel zu nehmen. Eine Abblendtaste ist genauso vorhanden wie eine Spiegelvorauslösungsfunktion; ob die in einzelnen Tests kritisierte Platzierung der Abblendtaste günstig ist, mag dahingestellt sein und ist sicher subjektiv. Die Kamera kann auch wahlweise kabellos per Infrarot-Fernbedienung oder kabelgebunden per elektrischem Kabelfernauslöser aus einiger Distanz ausgelöst werden. Doch es geht auch ohne optionales Zubehör: Dank wahlweise kurzer (2 s) oder langer (10 s) Vorlaufzeit für die Selbstauslöser-Funktion ist man gut für Selbstporträts, Gruppenfotos und Langzeitbelichtungsaufnahmen gerüstet. Neu ist bei der EOS 450D die Möglichkeit der mehrfachen Auslösung im Selbstauslöser-Betrieb. Bei ihr kann man einstellen, wie viele Bilder (Einstellbereich: 2 bis 10 Aufnahmen) sie nach Ablauf des 10-Sekunden-Countdowns schnell hintereinander schießen soll. Damit soll wohl bei Gruppenfotos gewährleistet werden, dass man nicht nur selbst mit auf dem Bild erscheint, sondern man in der Bildserie zumindest ein Foto findet, wo möglichst viele Personen die Augen offen haben.
Eine weitere praktische Neuerung ist die bei den Belichtungsmessarten hinzugekommene Spotmessung. Bei den Vorgängerinnen der EOS 450D wurden die Matrix- bzw. Mehrfeldmessung (35 Messfelder) und die mittenbetonte Integralmessung von einer so genannten Integralmessung begleitet, die sich von der Spotmessung durch den größeren Messkreis (9 % des Bildfelds) unterschied. Bei der EOS 450D kann man nun noch punktueller messen und alternativ zur Integralmessung (die als Wahlmöglichkeit vorhanden bleibt) auf die Spotmessung mit ihrem deutlich kleineren Messkreis von 4 % zurückgreifen. Allerdings sollte man schon mit der Spotmessung umzugehen wissen, wenn man nicht gnadenlos unter- oder überbelichtete Bilder bekommen möchte; die Freude über die neu hinzugekommene Spotmessung ist also mit Vorsicht zu genießen. Dem absoluten Anfänger ist die Grundeinstellung bzw. die Mehrfeldmessung umso eindringlicher ans Herz zu legen, als diese endlich vom Phänomen der Über-/Unterbelichtung bei grellem Licht befreit ist und so noch viel präzisere Messresultate liefert als bei den Vorgängermodellen. Beim Blitzen ist die Belichtungspräzision seit jeher bzw. spätestens seit der Einführung der E-TTL-II-Blitzmessung und -steuerung mit der EOS 350D von allererster Güte und wird – wenn überhaupt – nur noch von Nikons iTTL-Messung übertroffen. Sowohl der eingebaute Miniaturblitz als auch die externen Systemblitzgeräte der Speedlite-Serie liefern dermaßen gut abgestimmte Blitzbilder (bzgl. des Verhältnisses zwischen Blitzlicht und Umgebungslicht), dass der Blitzeffekt sehr natürlich wirkt.
Wenn es überhaupt eine Kritik am Blitzsystem der EOS 450D gibt, dann an der Tatsache, dass man bei der drahtlosen TTL-Blitzsteuerung den Bordblitz der Kamera nicht als Steuerblitz benutzen kann. Es muss also weiterhin ein ST-E2-Transmitter oder ein so genannter Master-Blitz (580EX, 580EX II, 550EX) auf den Blitzschuh der Kamera montiert werden, was zusammen mit dem bzw. den im Raum aufgestellten Blitzgerät(en) die Arbeitsmaterial-Rechnung weiter in die Höhe treibt. Erfreulich ist wiederum, dass der kleine Lichtspender in der Vollautomatik sowie in den Motivprogrammen automatisch "ausgeworfen" bzw. in Stellung gebracht wird, wenn die Lichtverhältnisse es erfordern (= Auto-Popup-Funktion). In den Belichtungsprogrammen für Fortgeschrittene (Programmautomatik, Zeit- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungssteuerung) springt er angenehmerweise nur auf ausdrücklichen Benutzerwunsch, d. h. auf Knopfdruck, heraus. Die Blitzabdeckung ist gut, die Farbtemperatur des Blitzlichts ist weitgehend neutral, es kommt auch bei Nahaufnahmen nicht zu Überblitz-Effekten, und der Blitz springt gerade hoch genug heraus, um kaum Schlagschatten und rote Augen zu verursachen. Die Blitzsynchronzeit liegt bei 1/200 s, eine Blitzbelichtungskorrekturfunktion ist vorhanden, der Blitz-Zündpunkt kann gewählt werden (Synchronisation auf den 1. oder 2. Verschlussvorhang), und man kann sogar auf einen Blitzbelichtungsmesswertspeicher (FEL-Funktion) zurückgreifen. Im Zusammenspiel mit externen Blitzgeräten kommen dann noch weitere Funktionen wie eine Blitz-Reihenautomatik (FEB) oder die Blitz-Highspeedsynchronisation (FP-Modus) hinzu. Viele der erweiterten Blitzfunktionen können direkt über das Kameradisplay bzw. über ein Spezialmenü angesteuert werden.
Unklar ist, ob das Selbstentstaubungssystem der EOS 450D genau auf dieselbe Art und Weise funktioniert wie bei der EOS 400D. Es gibt Andeutungen von inoffizieller Seite, dass das System inzwischen verbessert worden sei, aber wir hatten noch nicht die Gelegenheit zu prüfen, ob das überhaupt und dann auch auf die EOS 450D zutrifft. Sollte dies der Fall sein, könnte man eine ähnliche Effizienz wie bei der Nikon D300 erwarten – d. h. effektiver als die Sony- und Pentax-Systeme, aber noch nicht ganz so effektiv wie das SSWF- d. h. Super-Sonic-Wave-Filter-System von Olympus. Natürlich wird auch weiterhin versucht, erst gar keinen Staub auf den Sensor kommen zu lassen (abriebfeste mechanische Teile, antistatische Beschichtung der Sensoroberfläche usw.), und es ist auch möglich, die von ganz hartnäckigem Staub hinterlassenen Stellen auf dem Bild nachträglich per Software aus den Fotos herauszurechnen. Abgerundet werden der Funktionsumfang und die Ausstattung der EOS 450D u. a. durch eine Vielzahl an Bildparameter-Voreinstellungen (so genannte Picture Styles), etliche Direktdruck-Funktionen, einen schnellen Serienbildmodus (siehe Messwerte im Steckbrief), eine Bildauthentifizierungsfunktion (im Zusammenspiel mit der optionalen Data Verification Software OSK-E3 und einem so genannten Dongle) uvm.
Objektiv Wie das Vorgängermodell EF-S 18-55 mm 1:3.5-5.6 ist auch das EF-S 18-55 mm 1:3.5-5.6 IS in "Leichtbauweise", d. h. unter Verwendung von ganz viel Kunststoff, gefertigt. Selbst das Bajonett des genau 200 Gramm leichten Objektivs ist aus Plastik; wenn das Bajonett mal abbrechen sollte, dann weniger unter der Last des Objektivs als durch einen unglücklichen Sturz der Kamera auf hartem Boden. Dass das Bajonett bei häufigem Wechseln des Objektivs irgendwann mal durch Abrieb ausleiert, ist theoretisch nicht gänzlich ausgeschlossen, aber in der Praxis eher unwahrscheinlich. Jedenfalls sind uns bisher noch keine solchen Fälle zu Ohren gekommen. Wie bei allen EF-S-Objektiven ragt das Objektiv-"Hinterteil" des EF-S 18-55 mm 1:3.5-5.6 IS beim Anschluss an die Kamera etwas stärker in das Gehäuseinnere hinein als konventionelle EF-Objektive. Das ist auf die spezielle Short-Backfocus-Konstruktion der EF-S-Optiken mit kurzer Schnittweite (d. h. Abstand zwischen dem letzten/hintersten Linsenelement des Objektivs und dem Bildsensor) zurückzuführen. Das macht eine Verwendung der EF-S-Objektive an EOS-DSLRs mit größerem Sensor im Kleinbildformat unmöglich, wobei das wegen des kleineren Bildkreises der EF-S-Objektive auch nicht wirklich Sinn macht.
Trotz integrierter optischer Bildstabilisator-Einheit, die durch gegenläufige Linsenbewegungen Verwacklungen ausgleicht und praktischerweise auch das Sucherbild mit stabilisiert, ist das EF-S 18-55 mm 1:3.5-5.6 IS ziemlich kompakt (Ø 68,5 x 70 mm). Der Zoomring ist schön breit und griffig – ganz im Gegensatz zum manuellen Fokussierring, der bei montierter Sonnenblende schlecht zu fassen ist. Letztere gehört übrigens nicht zum Lieferumfang des Kamera/Objektiv-Sets. Die Brennweitenangaben am Zoomring entsprechen dem nominellen Brennweitenbereich von 18 bis 55 mm; auf Kleinbildverhältnisse umgerechnet sind das 28,8 bis 88 mm. So erfasst man ungefähr den gleichen Bildausschnitt wie früher (d. h. zu Kleinbildkamera-Zeiten) mit dem 28-80mm-Zoom. Die Lichtstärke von F3.5 bis F5.6 ist in dieser Preisklasse und bei dem Brennweitenumfang fast schon Standard.
Mangels Ultraschallantrieb (Ring-USM, Mikro-USM, Mikro-USM II) hört man das EF-S 18-55 mm 1:3.5-5.6 IS bei der Arbeit bzw. beim Fokussieren. Das Arbeitsgeräusch des Autofokus ist dabei nicht ganz so penetrant wie bei manchen Kamera/Objektiv-Kombinationen anderer Hersteller, aber diskret ist etwas anderes. USM-Objektive gibt es aber genug bei Canon; der riesige Objektivpark des Originalherstellers (zu den aktuell 64 verschiedenen EF- und EF-S-Objektiven kommen noch kompatible Objektive solcher Fremdhersteller wie Sigma, Tamron oder Tokina hinzu) wird laufend aktualisiert, und Objektive aus analogen Zeiten, die von ihren Abbildungsleistungen her nicht so gut mit Digitalkameras harmonieren, werden mehr oder weniger "klammheimlich" (d. h. manchmal ohne größeres Ankündigungsgetöse) sukzessiv durch neuere, digital optimierte Versionen (EF-S-Serie, EF-Objektive der 2. Generation oder komplett neue EF-Konstruktionen) ersetzt. Weitere Informationen über die Besonderheiten des EF(-S)-Objektivsystems und dessen Zusammensetzung finden interessierte Leser in Canons sehr ausführlichem Objektivbuch "EF Lens Work III", auf dessen frei herunterladbare PDF-Version wir am Ende dieses Tests verlinken.
Noch ein Wort zum Autofokus: Kameraseitig ist dieser verbessert worden. Auch wenn die EOS 450D weiterhin (wie schon das Vorgängermodell EOS 400D) von neuen, rautenförmig angelegten AF-Messfeldern Gebrauch macht und ab -0,5 IL anspricht, soll der AF-Sensor laut Canon ein Neuer sein. Was sich dadurch ändert, gibt Canon nicht bekannt, aber die Vermutung liegt nahe, dass wie beim AF-Sensor der großen Schwester EOS 40D der Kreuzsensor des mittleren AF-Messfelds nun x -förmig ist (bisher + -förmig) und der Mittenabstand zwischen den lichtempfindlichen Elementen des Sensors (= Sensor-Pitch) von 16 µm auf 14,4 µm verkleinert wurde. Das führt beides zu einer besseren Erkennungsleistung.
Bildqualität Auf "halbem Wege" zwischen den 10,2 Megapixeln einiger Konkurrenz-Modelle und den 14,2 Megapixeln der neuen Sonys (die Samsung GX-20 und die Pentax K20D mit ihren 14,6 Megapixeln lassen wir als Fortgeschrittenen- bzw. Mittelklasse-Kameras mal unberücksichtigt) sind es 12,2 Megapixel, die man mit der EOS 450D bekommt. Sicherlich bringen die zusätzlichen zwei Millionen Pixel der Sony Alpha 350 noch ein paar Auflösungsreserven mehr, aber in diesen Auflösungsgefilden liegt man eh im Bereich, mit dem man A3-Poster und z. T. noch größere Formate in Angriff nehmen kann.
Bei der EOS 450D kompensieren die geringfügig besseren Abbildungsleistungen des Set-Objektivs und die aggressivere Bildaufbereitung die leicht geringere Sensorauflösung von "nur" 12,2 Megapixeln. Zwar vignettiert und verzeichnet das EF-S 18-55 mm 1:3.5-5.6 IS auch sehr stark am Weitwinkel-Ende bzw. in der 18mm-Stellung, und selbst stark abgeblendet weist das Setobjektiv eine abrupte Vignettierung von über einer Blendenstufe auf, doch mit zunehmender Brennweite verbessert sich dessen Leistungsbild auf ein gutes bis sehr gutes Niveau. Erste sichtbare Beugungseffekte treten bei F11 auf; die leichten Einschränkungen bei der Gleichmäßigkeit des Auflösungsverlaufs deuten z. T. auf eine deutliche Überkompensierung der – selbst bei offener Blende sehr hohen – Auflösung hin. Auch sonst greift die Elektronik (u. a. durch den DiGIC-III-Prozessor vertreten) stark ins Bildergebnis ein. Die Rauschunterdrückung ist stark (ohne aber durch zu starke Glättungseffekte negativ aufzufallen), und bei der Tonwertwiedergabe hat Canon die Kontrastkurve so eingestellt, dass sie nicht nur dem menschlichen Auge bzw. Hirn eine höhere Bildschärfe vortäuscht, sondern auch so manchem Testverfahren eine höhere Auflösung. Allgemein ist die EOS 450D auf eine gefällige Bildwiedergabe eingestellt. Um die Auflösungswerte noch weiter zu verbessern, verzichtet die Kamera auf eine starke optische Tiefpassfilterung; zusammen mit der starken elektronischen Bildaufbereitung führt das zu allerlei Artefakten (u. a. unterschiedliche Formen von Moiré in unterschiedlich starker Ausprägung und leichtes Aliasing), die auf Kosten der Nachbearbeitungstauglichkeit der Bilder und der Eignung der Kamera zu technischen Reproduktionszwecken gehen. Auf der positiven Seite vermerkt man noch die ausgezeichnete Eingangsdynamik von 8,9 Blendenstufen bei entspr. ISO 100, die moderate Scharfzeichnung und die zielgruppengerechte Abstimmung der Bildkompression, während dem gegenüber eine nur bescheidene Ausgangsdynamik sowie sichtbare Geisterlinien an horizontalen und vertikalen Bildkanten stehen.
Wie bereits unter dem Punkt "Ausstattung" hier im Test erwähnt, treten die spezifischen Belichtungs-Ausreißer der Vorgängermodelle (Über-/Unterbelichtung bei grellem Licht) bei der EOS 450D nicht mehr auf. Beim Blitzen ist schon seit längerer Zeit ein höchstes Niveau an Belichtungspräzision erreicht. Was man aber auch jetzt noch weder bei Canon noch bei der Konkurrenz so richtig in den Griff bekommen hat, ist ein einwandfreier automatischer Weißabgleich unter dem – wohl sehr problematischen – Glühlampenlicht. Während aber etliche Hersteller den typischen Rot-Orange-Stich selbst in der Weißabgleich-Voreinstellung für solches Licht nicht gut wegbekommen, sehen die Resultate bei der EOS 450D schon recht ansehnlich aus. Die besten bzw. farbneutralsten Ergebnisse bekommt man aber weiterhin bei einem manuellen Weißabgleich. Abschließend noch ein Wort zu zwei neuen Individualfunktionen. Die Tonwertprioritäts-Funktion (C.Fn-5) arbeitet im Zusammenspiel mit der "automatischen Belichtungsoptimierung" (C.Fn-6) sehr effektiv. Durch Erhöhen des Informationsgehalts der Bilder von 12 auf 14 Bit und Verschieben des Empfindlichkeitsbereichs um eine Stufe (was eine Unterbelichtung zur Folge hat) wird zwar das Bild insgesamt dunkler, aber die hellsten Bildteile werden auch nicht so hell, dass sie überstrahlen könnten. Diese gezielte Unterbelichtung wird anschließend von der Kameraelektronik durch eine Anpassung der so genannten Tonwertkurve wieder ausgeglichen. Dabei wird der Kontrast in den dunkleren Bildteilen angehoben (für satteres Schwarz) und in den helleren Bildteilen reduziert (für gedämpftes, d. h. nicht zu grelles Weiß). Das alles führt zu einem visuell noch angenehmeren, aber nicht unbedingt realitätsgetreuem Bildkontrast, wie bereits im vorigen Abschnitt bezüglich der Tonwertwiedergabe angesprochen.
Fazit Die Canon EOS 450D ist das (fassbare) Resultat einer leicht konservativen Produktpolitik. Es wurden nur Features und Technologien übernommen, die sich bereits in anderen EOS-Modellen oder in Kameras anderer Hersteller auf dem Markt bewährt haben. Die Zeiten, wo Canon die Pionier- bzw. Vorreiterrolle gespielt hat, sind also vorbei; man lässt die Konkurrenz neue Entwicklungen an der Kundschaft austesten und kopiert dann die erfolgreichen Konzepte. LiveView, der "Staubrüttler", die Dynamikumfang-"Erweiterung", der Augensensor usw. – alles schon mal irgendwo anders gesehen. Aber mit einem aggressiven Preis und einer weitgehend konkurrenzlosen Belichtungs- und Autofokustechnik wurde alles zu einem stimmigen und attraktiven Technologiepaket zusammengeschnürt. So kann man nicht wirklich etwas an der EOS 450D (und an anderen EOS-Kameras) aussetzen, sondern sich nur die Adoption weiterer guter Ideen von der Konkurrenz (z. B. LiveView auf schwenkbarem Display oder drahtlose TTL-Blitzsteuerung auch über den Bordblitz) wünschen.
Kurzbewertung
- Komfortabler Sucher (auf Einsteiger-DSLR-Verhältnisse bezogen)
- Gut durchdachtes Bedienkonzept
- LiveView wahlweise mit Spiegelschlag (schneller Phasenvergleich-AF) oder unterbrechungsfrei (langsamerer Kontrast-AF)
- Sehr gutes Verhältnis zwischen Auflösung bzw. Pixeldichte und Bildrauschen
- Eingebautes Blitzgerät nicht als Steuerblitz für Drahtlosblitzbetrieb einsetzbar
- Manche Bildkorrekturfunktionen (u. a. Schattenaufhellung und autom. Retusche roter Augen) nur im Direktdruck-Betrieb aufrufbar
- Kein LCD-Schwenk-/Klappmechanismus
- Keine automatische Hochformat-Umschaltung der Menü-/Statusanzeige
Technische Daten
Modell |
Canon EOS 450D |
Sensor |
CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6) 12,4 Megapixel (physikalisch), 12,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.272 x 2.848 (3:2) |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Spiegelsucher, 95 % Abdeckung, 19 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,0", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (35 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1/2 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 3,5 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 800, manuell ISO 100 bis 1.600 |
Abmessungen |
129 x 98 x 62 mm (B x H x T) |
Gewicht |
510 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/JDAHG (mit Preisvergleich) |