Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Canon EOS 50D

2008-10-15 Und noch eine Canon! Nachdem wir bereits in relativ kurzer Folge die Einsteigermodelle EOS 1000D und EOS 450D einem ausführlichen digitalkamera.de-Test unterzogen haben, stoßen wir jetzt in Canons Mittelklasse vor. Die wird von zwei bis drei digitalen Spiegelreflexkameramodellen besetzt: der nicht mehr ganz so aktuellen EOS 40D, der sie mittel- bis langfristig ersetzenden neuen EOS 50D und – etwas weiter oben – der noch viel neueren EOS 5D Mark II. Die EOS 40D haben wir schon getestet, und die EOS 5D Mark II werden wir noch testen; es folgt ein "kleines" Check-Up der EOS 50D im Rahmen unserer periodischen "Routineuntersuchungen".  (Yvan Boeres)

Inhaltsverzeichnis

  1. Technische Daten

Canon EOS 50D [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Um festzustellen, dass sie auf dem Vorgängermodell EOS 40D aufbaut, braucht man sich die EOS 50D nur anzusehen. Gehäuseform(en), Anzahl und Anordnung der Bedienelemente, Außenmaße, Bildschirmgröße etc. – auf den ersten Blick alles das Gleiche! Tatsächlich haben die meisten Änderungen bzw. Neuerungen unter der Haube stattgefunden. Bei der Gehäusekonstruktion selbst macht Canon nach wie vor von einem Chassis aus rostfreiem Stahl und einer robusten Magnesium-Legierung für einen Großteil des restlichen Gehäuses Gebrauch. Allerdings sollen im Zuge der Modellpflege die Gummidichtungen rund um das Akku- und Speicherkartenfach verstärkt worden sein, um den Schutz gegen Staub und Feuchtigkeit zu erhöhen. Ihren technischen Daten zufolge hält aber auch die EOS 50D keine höhere Feuchtigkeit (max. 85% relative Luftfeuchtigkeit) aus als ihre Vorgängerin.

Ob sich etwas beim Staubschutz ändert, muss sich noch herausstellen. Canon behauptet zwar, diesen durch die neuen Dichtungen sowie durch eine neuartige, Staub und Schmutz abweisende Fluorit-Beschichtung auf der Vorderseite des ersten optischen Tiefpassfilters verbessert zu haben, aber ob das EOS Integrated Cleaning System dadurch den Staub besser von der Sensoroberfläche weg bekommt, werden entsprechende Tests noch beweisen müssen. Canon EOS 50D – Aufbau des LCD [Foto: Canon]Das Sensorabstaubungs-System von Canon gehörte aber schon in der Vergangenheit zu den Besseren/Effektiveren und kann wohl nicht schlechter geworden sein. Fluorit gehört übrigens auch zu den Materialien, die bei der neuen Beschichtung des Kamerabildschirms zum Einsatz kommen. So ist zwar der Monitor nicht größer geworden (die Bildschirmdiagonale bleibt bei 3" bzw. 7,6 cm), aber feiner (die Auflösung steigt von 230.000 auf satte 920.000 Bildpunkte), reflexionsärmer und unempfindlicher gegen Fingerabdrücke, Nasenstupser, Kratzer o. ä. Der Bildschirm lässt sich nun auch noch besser ablesen (der Betrachtungswinkel steigt von 140° h/v auf 160° h/v); die Bildschirmhelligkeit lässt sich unverändert in sieben Stufen einstellen.

Canon EOS 50D [Foto: MediaNord]Auch von den restlichen Abbildungseigenschaften her (Farbtreue, Brillanz, Rauscharmut, Ruckelfreiheit bei schnellen Kameraschwenks) macht der Bildschirm der EOS 50D einen guten Eindruck. Das spürt man vor allem im Livebild-Modus. Doch auch die Kameramenüs profitieren z. T. vom besseren Bildschirm. Als ob man die hohe Auflösung des Bildschirms extra hätte hervorheben wollen, ist die grafische Aufmachung des Menüsystems optisch aufgewertet worden. Die Struktur der Menüs ist weitgehend die Gleiche geblieben und die Ansteuerung der einzelnen Menüpunkte (ca. 45 Menüpunkte mit insgesamt über 200 verschiedenen Einstellungen) erfolgt in gewohnter Weise etwas gewöhnungsbedürftig mit dem knubbelartigen Miniatur-Joystick (offizielle Bezeichnung: Multicontroller) auf der Kamerarückseite, aber die Symbole/Piktogramme sind jetzt etwas feinpixeliger und weisen leichte Schattierungseffekte auf. Die gute Lesbarkeit der Menüs bleibt dabei erhalten und wird dadurch sogar teilweise leicht verbessert.

Canon EOS 50D [Foto: Canon]Doch ein Ausflug in die Menüs ist nicht immer notwendig. Die EOS 50D bringt nämlich jetzt einen so genannten "Quick Control Screen" mit, über den sich die wichtigsten Kameraeinstellungen bzw. Aufnahmeparameter auch direkt auf dem Bildschirm vornehmen lassen. Einfach den Multicontroller drücken, die zu verstellende Funktion damit anwählen und wahlweise mit dem vorderen oder hinteren Einstellrad die gewünschte Einstellung vornehmen – mehr braucht man nicht zu tun. Neu ist so etwas allerdings nicht; das kennt man in mehr oder weniger abgewandelter Form auch schon von der Konkurrenz (Dual Control Panel von Olympus, Quick-Navi-System von Sony, Info-Taste von Nikon etc.). Aber gut, dass Canon nun auch so ein Schnelleinstell-System bietet. Für eine weitere schnelle und bequeme Bedienung der Kamera sorgen die bekannten Personalisierungsmöglichkeiten der Kamera (Benutzerprogramme, PictureStyles, MyMenu). Auffällig ist nur die neue, frei belegbare Funktionstaste (dafür fällt die Jump-Taste der EOS 40D weg) sowie der Wegfall eines Benutzerprogrammes auf dem Programmwahlrad (nur noch C1 und C2). Die ehemalige C3-Stellung macht Platz für eine CA-Stellung auf dem Programmwahlrad. Beim Creative-Auto-Modus handelt es sich um eine Art erweiterte Vollautomatik, bei der der Benutzer u. a. über zwei virtuelle Schieberegler Einfluss auf die Hintergrundschärfe und/oder die Bildhelligkeit nehmen kann – und das ohne über irgendwelche fotografischen Grundkenntnisse verfügen zu müssen. Die klassische Vollautomatik (grünes Rechteck) und die Motivprogramme bleiben dem Laien natürlich erhalten.

Ausstattung Was die Grundausstattung betrifft, lässt die EOS 50D kaum etwas zu wünschen übrig. Alle für den fotografischen Alltag nötigen Einstellungen und Funktionen (Belichtungsprogramme und -messarten inkl. Spotmessung, Aufnahmefunktionen usw.) sind da. Neben dem Blitz-/Zubehörschuh auf der Gehäuseoberseite findet man unter der Gummilasche auf der linken Kameraseite eine PC-Synchronbuchse zum Anschluss von Studioblitzgeräten o. ä., einen elektrischen Kabelfernauslöser-Anschluss, die PictBridge-kompatible USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle, einen konventionellen PAL/NTSC-Videoausgang (3,5mm-Klinkenbuchse) sowie eine hoch auflösende (1.920 x 1.080 Bildpunkte) HDMI-Schnittstelle. Die Diaschau-Funktion der Kamera wurde so überarbeitet, dass man nun auch die Anzeigedauer einstellen (bei der EOS 40D war diese auf 4 Sekunden festgelegt), die Wiederholschleife ein-/ausschalten sowie die Bilder nach Ordner oder nach Datum sortiert abspielen kann. Über die Systemerweiterungs-Schnittstelle auf der Kamera-Unterseite kann man den optional erhältlichen Batterie-/Hochformatgriff BG-E2N (der wahlweise die Verwendung zweier BP-511A-Akkus oder sechs handelsüblicher AA/Mignon-Zellen erlaubt) oder den ebenfalls aus dem Zubehörprogramm der EOS 40D stammenden Wireless File Transmitter WFT-E3/-E3A (zur drahtlosen Bildübertragung über WLAN/WiFi) an die Kamera anschließen.

Geht es aber über diese Grundausstattung hinaus, macht die EOS 50D keine so gute Figur. Die eingebauten Bildnachbearbeitungsfunktionen beschränken sich auf ein Minimum (Bilder drehen/ausrichten, Bildausschnitt neu bestimmen, automatische Korrektur und Retusche roter Augen) und sind nur im PictBridge-Direktdruckbetrieb über das Druckmenü aufrufbar, eine Funktion zur kamerainternen Umwandlung/Bearbeitung von RAW- in JPEG-Bilder sucht man vergebens, ein GPS-Modul gibt es nicht als Originalzubehör. Das eigentlich sehr praktische A-DEP-Schärfentiefeprogramm gibt es nur noch in der vollautomatischen Variante (bei analogen EOS-Modellen konnte man alternativ auch den Start- und Endpunkt der gewünschten Schärfenausdehnung festlegen), und beim drahtlosen Blitzen ist man auf teures Zubehör angewiesen, wenn man den vollen Komfort der E-TTL-II-Blitzbelichtungsmessung und -steuerung genießen möchte. Denn der eingebaute Miniaturblitz (LZ 13) der EOS 50D kann nicht als Steuerblitz eingesetzt werden. Bei der Präzision der Blitzbelichtungsmessung hat sich Canon von Nikon überholen lassen; immerhin ist die Abstimmung zwischen Umgebungslicht und Blitzlicht dennoch sehr ausgewogen, der Bordblitz springt – je nach eingestelltem Belichtungsprogramm – automatisch (Auto-Popup) oder auf ausdrücklichen Benutzerbefehl (per Knopfdruck) heraus, und er braucht bei voller Entladung nur 3 Sekunden zum Wiederaufladen. Die Blitzabdeckung kann man als gut bezeichnen (das Bildfeld eines 17mm-Objektivs wird bis in die Ecken ausgeleuchtet), wobei die Aufstellhöhe des Bordblitzes zwar ausreicht, um das Phänomen roter Augen weitgehend zu unterbinden, aber nicht ausreicht, um über viele Objektive schlagschattenfrei hinweg zu blitzen.

Blitzfunktionen bietet die EOS 50D einige. Neben den Standard-Einstellungen (Blitz an/erzwungen, Blitz aus, Vorblitzfunktion gegen rote Augen) gibt es solche erweiterten Einstellungen wie eine Blitzbelichtungskorrektur, die Möglichkeit Blitz-Langzeitsynchronisation mit Synchronisation auf den 1. oder 2. Verschlussvorhang, eine Blitz-Messwertspeicherung (FEL) und – in Verbindung mit externen Systemblitzgeräten – sogar automatische Blitzbelichtungsreihen (FEB), eine Highspeed-Blitzsynchronisation (um über die Verschlusszeitengrenze von 1/250 s beim Blitzen zu kommen) oder noch speziell für den Blitz bestimmte Individualfunktionen. Wer eher ohne Blitz vom Stativ aus fotografiert, freut sich über die vorhandene Spiegelvorauslösungsfunktion (verbindbar mit dem 10- oder 2-Sekunden-Selbstauslöser). Weitere Sonderfunktionen gibt es in Form eines einblendbaren Gitternetzes variabler Größe (3x3-Matrix oder 6x4-Matrix) und einer zuschaltbaren Belichtungsvorschau im Livebild-Modus, einer Histogramm-Anzeige (auch für jeden einzelnen Farbkanal) im Wiedergabe-Modus, einer Bildauthentifizierungs-Funktion (dafür bedarf es des optionalen Data Verification Kits) oder noch einer Staublöschungsdaten-Funktion (zum nachträglichen Herausrechnen dunkler Stellen im Bild, die durch Staub auf dem Sensor verursacht wurden).

Eine Besonderheit der EOS 50D bzw. vieler livebild-fähiger digitaler EOS-Kameras sind die geräuschlosen Betriebsmodi. Das satte Auslösegeräusch der Kamera kann bereits im Modus 1 durch langsameres, motorgesteuertes Bewegen des Schwingspiegels selbst unter Beibehaltung der Serienbildfunktion (allerdings bei leicht verringerter Bildfrequenz) deutlich gedämpft werden. Im Modus 2 sind zwar keine Serienbilder mehr möglich, aber man kann durch Gedrückthalten des Auslösers die wirklich entlarvenden Kamerageräusche auf einen späteren Moment hinaus verzögern und so das Auslösegeräusch auf einen kaum noch wahrnehmbaren Klick reduzieren. Wenn es nicht leise, sondern schnell gehen muss, macht man übrigens bei der EOS 50D von UDMA-fähigen CompactFlash-Karten Gebrauch. Durch den direkten Speicherzugriff sind dann bei normalen Motiven bis zu 90 JPEG-Large-Bilder in Folge mit anhaltender Bildfrequenz von 6,3 Bildern pro Sekunde (bei voller Auflösung) möglich; ohne UDMA bricht die Bildfrequenz schon nach dem 60. JPEG-Large-Bild ein. Die maximale Bildfolgezahl hängt sehr stark vom Informationsgehalt der aufgenommenen Bilder ab, so dass in der Praxis die genannten Werte leicht unterschritten bis stark überschritten werden können.

Objektiv So populär wie das EOS-System ist, so umfangreich ist auch das Angebot an kompatiblen Objektiven. Zeitgleich mit der EOS 50D wurde das EF-S 18-200mm 1:3.5-5.6 IS vorgestellt; ein Universalzoom mit einem äußerst komfortablen Brennweitenbereich von umgerechnet 29 bis 320 Millimetern (entspr. KB), einer variablen Lichtstärke von F3,5 (am Weitwinkel-Ende) bis F5,6 (am Tele-Ende), einer Naheinstellgrenze von durchgängig 45 cm und einer integrierten beweglichen Linseneinheit für die optische Bildstabilisierung (IS-System). Obwohl die EOS 50D schon zu den Kameras gehört, für die man auf ganz individuelle Weise gern selbst ein passendes Objektiv aussucht, wird sie – wohl für weniger entschlossene Kunden – auch mit diesem Objektiv zusammen im Set verkauft. Allein kostet das EF-S 18-200mm 1:3.5-5.6 IS rund 600 EUR, und da darf man schon etwas anspruchsvoller sein. So ist das Objektiv solide und sauber verarbeitet (u. a. Metall für das Bajonett und robust wirkender Kunststoff für den Objektivtubus), sind der Zoom- und Fokussierring schön griffig sowie ausreichend groß dimensioniert, ist die optische Konstruktion hochwertig (16 Linsen in 12 Gruppen, Verwendung asphärischer Linsen und spezieller UD-Linsen, SuperSpectra-Mehrschichtvergütung usw.) und findet man am Objektiv sogar solche besonderen Ausstattungsmerkmale wie eine Zoomarretierung (die ein Durchrutschen des Objektivtubus beim Transport verhindert) vor. Der etwas große Frontlinsendurchmesser von 72 Millimetern zwingt einen zum Kauf verhältnismäßig teurer Filter; weitere Kritikpunkte gibt es in Form einer fehlenden Entfernungsskala, am Fokussierring, der sich nicht besonders sanft drehen lässt, bei der manuellen Scharfstellung und dem fehlenden Ultraschallantrieb beim Autofokus.

Nichtsdestotrotz stellt das EF-S 18-200mm 1:3.5-5.6 IS rasant schnell und mit nicht allzu penetrantem Antriebsgeräusch scharf. Das Fokussiertempo ist dabei nicht nur dem Objektiv, sondern vor allem auch der Autofokus-Elektronik in der Kamera zu verdanken. Hier macht die EOS 50D vom selben AF-Modul Gebrauch wie schon das Vorgängermodell EOS 40D. Demnach kriegt man nach wie vor neun AF-Punkte in rautenförmiger Anordnung im Sucher angezeigt; die rot aufleuchtenden Markierungen zeigen, an welchen Stellen im Bild die neun Kreuzsensoren des Autofokus das Motiv bei der automatischen Scharfstellung erfassen. Beim mittleren Canon EOS 50D [Foto: MediaNord]AF-Sensor handelt es sich sogar um einen Doppelkreuz-Sensor: Durch diagonal angelegte Sensorreihen soll der Autofokus zumindest in der Bildmitte so auch auf solche Strukturen ansprechen (ab einer Umgebungshelligkeit von -0,5 IL), die für einen normalen Kreuzsensor ein Problem darstellen. Wie bei Canon üblich, gibt es im normalen Autofokus-Betrieb drei AF-Modi (One-Shot für Einzelbildfokussierung, AI-Servo für dynamische/vorausrechnende Schärfenachführung und AI-Fokus für automatische Wahl des AF-Modus); während der eingebaute Miniaturblitz mit einer wenig diskreten Lichtsalve das AF-Hilfslicht spielt, sollen mit einer neu hinzugekommen AF-Feinkorrekturfunktion Front- und Backfocus-Probleme vermieden werden.

Das Autofokus-System der EOS 40D/50D mag zwar extrem schnell sein und eine sehr hohe "Trefferquote" erreichen (auch soll der Autofokus bei der Schärfemessung nun auch den Typ der Lichtquelle berücksichtigen), aber der Autofokus der jüngsten Nikon-Kameras ist dem Canon-System mittlerweile überlegen. In Canon EOS 50D – AF-Sensoren [Foto: Canon]Erwartung, dass die Ingenieure das AF-System der EOS-Kameras gründlich überarbeiten, kann sich Canon zumindest dessen rühmen, den leistungsfähigeren Autofokus im Livebild-Modus zu besitzen. Bei der Kontrastmessung (also wie bei digitalen Kompaktkameras) stellt die EOS 50D dank der geballten Rechenkraft des DiGIC-4-Prozessors sowohl im LiveModus mit frei platzierbarem AF-Messfeld als auch im Gesichtserkennungsmodus ein klein bisschen schneller scharf als die direkte Konkurrenz von Nikon. Allerdings muss man auch erwähnen, dass die EOS 50D beim Liveview mit Gesichtserkennung immer nur ein Gesicht gleichzeitig erkennen kann (gegenüber max. fünf Gesichtern bei der Nikon D90). Selbstverständlich lässt sich im Livebild-Modus der EOS 50D auch weiterhin (d. h. wie schon bei der EOS 40D) mit einer kleinen Unterbrechung durch den Spiegelschlag auf die trotzdem deutlich schnellere Phasenvergleichsmethode zurückgreifen, und man kann natürlich auch den Autofokus komplett abschalten, um dann mithilfe der elektronischen Bildschirmlupe (wahlweise 5- oder 10-fache Vergrößerung) die Schärfe schnell und präzise per Hand einzustellen.

Bildqualität Mit ihrem 15,1-Megapixel-Sensor setzt sich die EOS 50D vorläufig wieder an die Auflösungsspitze ihrer Klasse. Doch zuerst einmal muss ein Objektiv von den Abbildungsleistungen her mit solch einer hohen Auflösung mithalten können. Das Setobjektiv EF-S 18-200mm 1:3.5-5.6 IS hält da als Universalzoom nur ansatzweise mit (ist Canon EOS 50D [Foto: MediaNord]halt kein Hochleistungsobjektiv). Die leichten Offenblenden-Schwächen sind allerdings normal für ein Objektiv dieser Zoomstärke, und schließt man die Blende um einen Wert, gibt das Objektiv ein noch besseres Leistungsbild ab. Blendet man hingegen zu stark ab (bereits ab F8,0 am Weitwinkel-Ende und ab F13 von der mittleren Brennweite bis zum Tele-Ende), treten u. a. erste Beugungsunschärfen auf. Viel Spielraum bietet das Setobjektiv also beim Spielen mit verschiedenen Blendenöffnungen nicht. Etwas ungewöhnlich ist, dass der Auflösungsverfall bei diesem Objektiv ab Blende F5,6 nicht in Nähe der Bildränder/-ecken, sondern eher auf mittlerer Bildhöhe eintritt.

Ziemlich gut scheint die neue Vignettierungskorrektur-Funktion der EOS 50D zu arbeiten. Mit dem EF-S 18-200mm 1:3.5-5.6 IS fällt die Vignettierung bereits ab offener Blende relativ gering aus und ist nicht wirklich sichtbar; nur bei mittlerer Brennweite und größter Blendenöffnung versagt die Vignettierungskorrektur leicht und beschert einem nahe der Bildränder eine Überkompensierung, gefolgt von einem plötzlichen Helligkeitsabfall. Ab Werk kennt die EOS 50D die Korrekturdaten von 26 verschiedenen Canon-Objektiven, wobei sie Platz für die Korrekturdaten von 40 Objektiven hat (geliefert von der ständig aktualisierten EOS-Utility-Software).

Canon EOS 50D – Mikrolinsen [Foto: Canon]Bei der Verzeichnungskorrektur muss man sich hingegen vorerst mit fremder Software auf dem Computer aushelfen. Und da besteht beim EF-S 18-200mm 1:3.5-5.6 IS schon ein gewisser Korrekturbedarf. Am Weitwinkel-Ende zeigt das Setobjektiv eine extrem starke tonnenförmige Verzeichnung auf, und selbst in der mittleren Brennweite sowie am Tele-Ende bleibt die Verzeichnung (dann allerdings kissenförmig) mehr oder weniger stark sichtbar. Kaum sichtbar ist seinerseits das Rauschen bei der EOS 50D. Hat Canon bei den vergangenen EOS-D-Generationen die Verbundstellen zwischen den einzelnen Mikrolinsen auf dem Sensor immer wieder verkleinert, will man sie bei der EOS 50D komplett beseitigt haben – was die Lichtausbeute der mikroskopisch kleinen Sammellinsen nochmals verbessern soll. Dazu Canon EOS 50D [Foto: MediaNord]kommen noch die bei der Chipherstellung gemachten Fortschritte (zunehmende Reinheit der Silizium-Wafer, Verkleinerung der Leiterbahnen durch immer feinere Fotogravur-Verfahren, leistungsfähigere Signalverstärkungs-Bausteine usw.), so dass zumindest von ISO 100 bis 800 das Verhältnis zwischen Rauschfreiheit und Detailverlust durch Rauschunterdrückung sehr gut ausfällt. Dann tritt eine starke Rauschunterdrückung ein, die aufgrund der Leistungsfähigkeit des neuen DiGIC-4-Prozessors zwar bei ISO 1.600 und 3.200 zu sehr guten Rauschwerten und bei ISO 6.400 (H1-Stufe) zu noch moderaten Rauschwerten führt, aber die Auflösung bzw. Detailfeinheit und den Bildcharakter beeinträchtigt. Die ISO-12.800-Stufe (H2) ist aufgrund der grenzwertigen Bildqualität eher als Notbehelf anzusehen. Da hilft es unter Umständen, die nun in vier Stufen einstellbare High-ISO-Rauschunterdrückung auf "gering" oder "ausgeschaltet" zu stellen (die der EOS 40D war nur ein- oder ausschaltbar) und mit Programmen wie Noise Ninja oder Neat Image auf dem Computer herum zu experimentieren. Macht sich das Bildrauschen übrigens bei niedrigen Empfindlichkeitsstufen vornehmlich in den helleren Helligkeitsbereichen des Bildes ausschließlich als Helligkeitsrauschen bemerkbar, dehnt es sich mit zunehmender Empfindlichkeit trotz verhältnismäßig starker Rauschunterdrückung in den Schatten auch in diese Helligkeitsbereiche des Bildes aus und nimmt das Farbrauschen ab ISO 3.200 kontinuierlich zu.

Canon EOS 50D [Foto: MediaNord]Beim Umgang mit Kontrasten schneidet die EOS 50D im DCTau-Test eher gut ab (hohe Eingangsdynamik sowie nicht besonders neutrale, aber visuell gefällige und auflösungsbetonende Tonwertwiedergabe); für ganz harte Fälle, d. h. für extrem kontrastreiche Motive, gibt es die Individualfunktionen "Tonwertpriorität" und "Automatische Belichtungsoptimierung", auf deren Funktionsweise wir im digitalkamera.de-Test der EOS 450D etwas ausführlicher eingegangen sind (siehe weiterführende Links). Die Scharfzeichnung ist bei der EOS 50D zwar erfreulich niedrig, führt aber wegen der Dominanz in den Lichtern zu durchaus sichtbaren farbsaumunterlegten Geisterlinien. Überhaupt nimmt Canon gerne mal unterschiedliche kleine Bildstörungen in Kauf, um bei Tests gute Auflösungswerte zu erzielen und/oder beim reinen visuellen Bildvergleich die vermeintlich besseren Bilder zu liefern. So wirkt sich zum Beispiel die schwache optische Tiefpassfilterung zugunsten der Auflösung aus, aber die Folge sind auch Farbartefakte und Moiré-Effekte, die sich hier besonders an diagonalen bzw. schräg verlaufenden Bildstrukturen störend bemerkbar machen. Weitere Artefakte gibt es bei der EOS 50D in Form von Komprimierungs-/Blockartefakten in farbintensiven Bildregionen bei Verwendung der niedrigeren von beiden Bildqualitäts-Einstellungen, die bei JPEG-Bildern pro Auflösungsstufe zur Auswahl stehen.

Canon EOS 50D [Foto: MediaNord]Bei RAW/CR2-Bildern gibt es neuerdings drei Auflösungsstufen: die volle 15,1-Megapixel-Auflösung, eine auf 7,1 Megapixel reduzierte Auflösung (sRAW 1) und eine auf 3,8 Megapixel reduzierte Auflösung (sRAW 2). Die EOS 40D kannte nur eine sRAW-Einstellung. Die JPEG- und RAW-Einstellungen lassen sich beliebig miteinander kombinieren. Die Rohdatenaufzeichnung ist natürlich auch die Lösung, wenn man sich nicht mit den verschiedenen Weißabgleich-Einstellungen herumplagen will. Allerdings funktioniert bei JPEG-Aufnahmen die Weißabgleichautomatik recht zuverlässig (bis auf die rot-/orangestichigen Aufnahmen unter Glühlampenlicht); eine Digitalkamera, die bei allen Kunstlichtquellen einen perfekten automatischen Weißabgleich hinbekommt, haben wir marken- und modellübergreifend noch nicht kennen gelernt. Sonstige Farbstiche bekommt man auf den Bildern nicht zu sehen, und zu bunt sind die mit der EOS 50D gemachten Aufnahmen auch nicht (die Farbsättigung kann über die PictureStyle-Bildparametervoreinstellungen geregelt werden). Bei der Belichtungsmessung im allgemeinen gilt dasselbe wie das, was wir schon im Zusammenhang mit der Blitzbelichtungsmessung weiter oben geschrieben haben: Diese ist sehr präzise (die EOS 50D leistet sich extrem wenig Ausreißer) und den meisten konkurrierenden Kamerasystemen überlegen, aber Canon hat sich hier von Nikon überholen lassen bzw. Nikon hat ganz speziell in dieser Disziplin den Vorsprung in Sachen Technologie und Präzision durch Verfeinerung der Messung in jüngster Zeit noch weiter ausbauen können.

Canon EOS 50D [Foto: MediaNord]Fazit Canon ist die Modellpflege zweifelsohne gelungen. Auch wenn die meisten Neuerungen und Verbesserungen im Detail stecken, ist die EOS 50D die konsequente Weiterentwicklung der ein Jahr zuvor vorgestellten EOS 40D. Mit ihrem neuen 920.000-Bildpunkt-Bildschirm, ihrem 15,1-Megapixel-Sensor, ihrem DiGIC-4-Prozessor (der u. a. nun auch die Gesichtserkennung ermöglicht), ihrem HDMI-Anschluss und diversen neuen Funktionen entspricht die EOS 50D in vielen Punkten dem neuesten Stand der Technik. Doch der Markt ist mittlerweile so hart umkämpft, dass man deutlich mehr bieten muss als die direkte Konkurrenz, um sich so richtig zu profilieren. Und solange den EOS-D-Modellen da noch Features fehlen, die bei anderen DSLR-Systemen längst eine Selbstverständlichkeit sind (z. B. kamerainterner RAW-Konverter und sonstige erweiterte Bildnachbearbeitungsfunktionen, TTL-Drahtlossteuerung mit dem eingebauten Blitz, eingebaute Filtereffekte) und manche Konkurrenten in wichtigen Disziplinen vorpreschen (z. B. Nikon in Sachen AF und Belichtung), wird eine Kamera wie die EOS 50D nur innerhalb der eigenen Familie als substantieller Fortschritt wahrgenommen werden können.

Kurzbewertung

  • Praktische "Quick Control Screen"-Funktion
  • Effiziente Vignettierungskorrektur-Funktion, AF-Feinkorrektur-Funktion
  • Verbesserter Bildschirm (im Vergl. zur EOS 40D)
  • Höhere Auflösung (im Vergl. zur EOS 40D) beeinträchtigt Bildqualität nicht
  • Im Gegensatz zu Nikon keine Weiterentwicklung der Belichtungsmessung und AF-Steuerung
  • Fehlende Anzeige der eingestellten Belichtungsmessart im Sucher
  • Keine eingebaute RAW-Konverter-Funktion, spartanischer Umfang an kamerainternen Bildnachbearbeitungsfunktionen und Effektfiltern
  • Eingebautes Blitzgerät nicht als Steuerblitz für TTL-Drahtlosblitzbetrieb einsetzbar

Technische Daten

Modell Canon EOS 50D
Sensor CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6)
15,5 Megapixel (physikalisch), 15,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.752 x 3.168 (3:2)
Objektivanschluss
Canon EF-S
Spiegelreflex-Sucher Prismensucher, 95 % Abdeckung, 22 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe
Monitor 3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (35 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Canon, Standard-Mittenkontakt
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienbildfunktion max. 6,3 Bilder/s und max. 90 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Autofokus Phasenvergleich
Speicher
Speicherkartenfach 1: CF (Type I, Type II)
Empfindlichkeit automatisch ISO 100 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 3.200
Abmessungen 146 x 108 x 74 mm (B x H x T)
Gewicht 790 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/AVDYH (mit Preisvergleich)

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