Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Canon EOS 70D
2013-11-11, aktualisiert 2013-11-12 Auf den ersten Blick sieht die neue EOS 70D aus wie ihre Vorgängerin 60D, die sie nun ablöst. Doch bei der EOS 70D bringt Canon ein paar Ausstattungsmerkmale zusammen, die bislang jeweils anderen Modellen vorbehalten waren. Etwa den Touchscreen aus der EOS 700D, die WiFi-Funktionen der EOS 6D oder das AF-Modul der EOS 7D. Hinzu kommt ein völlig neuartiges Verfahren für den Autofokus im Live-Modus und bei Video-Aufnahmen. Reicht das für eine gute Mittelklasse-DSLR, die kaum noch Wünsche offen lässt? Dieser Frage sind wir im ausgedehnten Praxiseinsatz sowie im Testlabor von digitalkamera.de nachgegangen. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Bei der Canon EOS 70D findet die Revolution unter der Haube statt. Äußerlich unterscheidet sie sich praktisch nicht von ihrer Vorgängerin, der EOS 60D. So liegt sie wie alle DSLRs von Canon ausgesprochen gut und fest in der Hand, sicherlich auch ein Verdienst des stark ausgeprägten Handgriffs und der gut geformten Daumenablage. Selbst wenn man fest zupackt, merkt man der EOS 70D nicht an, dass ihre Hülle aus Kunststoff gefertigt ist – da ächzt und klappert nichts! Die Kamera ist angenehm klein, jedoch nicht gerade ein Leichtgewicht. Betriebsbereit und bestückt mit dem Set-Objektiv EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM drückt sie fast ein Kilo auf die Waage. Canon hat praktisch jeden freien Platz auf der Oberseite und dem Rücken der Kamera ausgenutzt, um ein Knöpfchen, Wählrad oder einen Schalter unterzubringen. Das erleichtert die Bedienung ungemein, weil es eben für wirklich jede wichtige Kamerafunktion ein dediziertes Bedienelement gibt. Die meisten von ihnen lassen sich durchaus blind bedienen, selbst wenn die Kamera nur mit einer Hand gehalten wird. Das gilt leider nicht für das für Canon typische Schnellwahlrad, es sitzt einfach zu tief auf dem Kamerarücken und ist so für den Daumen schwer erreichbar.
Verantwortlich für diese etwas ungünstige Position des wichtigen Bedienelements ist das üppig dimensionierte Display. Es löst nicht nur mit über einer Million Bildpunkten sehr fein auf, sondern leuchtet auch in der Mittagssonne noch ausreichend hell. Canon hat es links am Gehäuse mit einem robusten Dreh- und Klappscharnier angeschlagen, sodass sich der Monitor in praktisch jede erdenkliche Lage bringen lässt. Damit gelingen im Live-View-Modus Aufnahmen selbst aus ungewöhnlichen Perspektiven, ohne dass sich der Fotograf verrenken muss. Wie schon bei der EOS 700D ist auch das Display der EOS 70D berührungsempfindlich. Über ein Dutzend Parameter lassen sich so mit ein paar Fingertippern ändern, auf Wunsch blendet die Kamera sogar einen kurzen Hilfetext zur aktuell gewählten Funktion ein. Das beschert dem „Menu“-Button lange Pausen, das Hauptmenü muss man im fotografischen Alltag kaum noch aufrufen. Gut so, denn das Menü ist derart reichhaltig mit Befehlen und Optionen vollgespickt, dass man sich geradezu darin verlieren kann. Das Programmwählrad der EOS 70 links oben hat Canon dagegen kräftig entrümpelt: Einzelne Motivprogramme lassen sich darüber nicht mehr anwählen, dafür ist jetzt das Schnellmenü zuständig. Das ist indes kein Beinbruch, zumal das Wählrad jetzt keinen Endanschlag mehr aufweist und durchgedreht werden kann. Versehentlich verstellen lässt es sich übrigens kaum, der Programmwähler läuft sehr stramm und ist zusätzlich durch einen Sperrknopf gesichert.
Wenngleich die EOS 70D mit respektablen Live-View-Funktionen aufwarten kann, ist sie doch in erster Linie eine klassische digitale Spiegelreflexkamera mit optischem Sucher. Das Sucherbild ist dank einer aufwändigen Pentaprisma-Konstruktion angenehm hell, allerdings etwas klein – was aber typisch für eine DSLR mit Sensor im APS-C-Format ist. Zudem hat Canon das Okular so konstruiert, dass auch Brillenträger das Sucherbild komplett überblicken können. Alles in allem wirkt der optische Sucher recht hochwertig und bietet kaum Anlass zur Kritik. Das gilt leider nicht für alle Schnittstellenabdeckungen. Während der Speicherkarteneinschub auf der rechten Seite noch unter einer robusten Klappe mit ordentlichem Federscharnier verschwindet, müssen für die HDMI-, USB- und Mikrofonbuchsen links schnöde Gummistöpsel als Abdeckung reichen. Das wirkt etwas lieblos, erfüllt aber im Alltag seinen Zweck. Laut Canon trotzt die EOS 70D den Unbillen der Witterung, ein Regenschauer kann ihr nichts anhaben. Der kräftige Akku reicht für gut 900 Aufnahmen (nach CIPA-Standard), er wird von unten eingesetzt. Dabei hat Canon den Deckel fürs Akkufach clever so angeschlagen, dass er sich auch bei angesetzter Stativplatte öffnen lässt. Das Stativgewinde ist ordentlich in der optischen Achse angeordnet, exakten Panorama-Aufnahmen steht also nichts im Wege.
Ausstattung Ganz gleich, ob der Fotograf noch blutiger Novize ist, erfahrener Amateur oder anspruchsvoller Profi – die EOS 70D versucht es, jedem Recht zu machen. Und das gelingt ihr ausgesprochen gut. Völlig unbeschwert fotografiert man mit der automatischen Motiverkennung drauflos, bei der die Kamera alles selbstständig regelt. Wer etwas mehr Kontrolle über das Geschehen wünscht, wählt die Kreativ-Automatik. In diesem Modus kann man einen Bildstil vorgegeben (von „Standard“ über „Lebendig“ bis „Monochrom“) und über die Blendenwahl die Schärfentiefe beeinflussen. Noch genauer passt sich die EOS 70D den Wünschen des Fotografen an, wenn er eines der zehn Motivprogramme gezielt vorgibt. Auch hierbei lassen sich Bildstile ganz nach Gusto vorgeben. Diverse Effekt-Möglichkeiten von „körniges Schwarzweiß“ bis „Miniatur-Effekt“ offeriert die EOS 70D ebenfalls – direkt bei der Aufnahme zwar nur im Live-Modus, viel komfortabler dann im Wiedergabe-Modus.
Obwohl Canon die EOS 70D ordentlich mit Automatik-Funktionen für unbeschwertes Fotografieren versehen hat, richtet sich die Kamera ganz klar auch an anspruchsvolle Fotografen. So lässt die Belichtungssteuerung kaum etwas vermissen. Ob Programm-, Blenden-, oder Zeitautomatik, manuelle Belichtungssteuerung oder eine Belichtungskompensation um maximal +/- 5EV – die EOS 70D hat’s an Bord. Darüber hinaus besitzt sie eine Automatik, die drei unterschiedlich belichtete Aufnahmen sofort als Bild mit erweitertem Dynamikumfang speichert. Clever dabei: Ob die die Kamera einen Versatz der einzelnen Aufnahmen ausgleichen soll oder nicht, lässt sich vorgeben. Klasse auch, dass die EOS 70D eine Spiegelvorauslösung bietet – so führt der Spiegelschlag nicht zu verwackelten Aufnahmen.
Der Autofokus ist mit 19 Messfeldern zwar nicht gerade üppig ausgestattet aber durchaus ausreichend. Viel wichtiger als die schiere Anzahl der Messfelder ist deren Anordnung. Und da macht Canon alles richtig, die AF-Felder decken einen sehr großen Bereich des Sucherbildes ab und erfassen auch Motive nahe dem Bildrand. Im Live-View-Modus lässt sich eine Sucherlupe hinzuschalten, die einen Ausschnitt wahlweise in 5- oder 10-facher Vergrößerung anzeigt und so das manuelle Fokussieren erleichtert. Eine Funktion, die Kontrastkanten in der Fokusebene hervorhebt (Fokus-Peaking), fehlt der EOS 70D indes.
In der Praxis erwies sich der Autofokus als sehr flott (mehr dazu im Abschnitt Objektiv), bei Bildserien verlor er indes bisweilen ein Action-Motiv schon einmal aus dem Fokus. Kein Wunder, sprintet die EOS 70D doch mit 6,8 Bildern/Sekunde (fps) los, wenn in Raw aufgezeichnet wird und kaum weniger langsamer mit 6,7 fps bei JPEG-Fotos. Dabei merkt man, dass Canon die EOS 70D mit einem üppig dimensionierten Pufferspeicher ausgestattet hat: Der nimmt nämlich gut 30 JPEG-Fotos und immerhin noch 15 Raw-Aufnahmen auf, bevor die Serienbildrate einbricht. Oder anders gesprochen: Die EOS 70D hält bei JEPG-Serien ihr hohes Tempo für fast fünf Sekunden durch – eine respektabler Leistung für eine Kamera ihrer Klasse!
Weniger schön ist hingegen, dass die EOS 70D auf ein AF-Hilfslicht verzichtet. Stattdessen feuert ihr Bordblitz auf Anforderung ein aufdringliches Blitzlichtgewitter ab, falls das Umgebungslicht nicht reicht. Der integrierte Blitz ist übrigens mit seiner Leitzahl 13 recht potent und reicht in vielen Situationen völlig aus. Up to date ist die EOS 70D mit ihrer kurzen Blitzsynchronzeit von 1/250 s und einer Funktion zum Speichern der Blitzbelichtung. Sehr schön auch, dass sich die Blitzsynchronzeit auf einen Bereich zwischen 1/60 s und 1/250 s beschränken lässt – so vermeidet man Bewegungsunschärfe oder verwackelte Aufnahmen, was bei Langzeitsynchronisation ja durchaus möglich ist. Externe Blitzgeräte kann die EOS 70D übrigens entfesselt auslösen, die Steuerung des drahtlosen Blitz-Setups übernimmt dann der Bordblitz.
Für Videofilmer hält die EOS 70D so manches Bonbon bereit. Etwa die Möglichkeit, den Ton manuell auspegeln zu können. Oder einen Windfilter für das integrierte Stereomikrofon. Für hochwertige Tonaufnahmen steht eine Buchse zum Anschluss eines externen Mikrofons bereit. Video-Profis wird zudem freuen, dass die EOS 70D Timecodes aufzeichnet. Canon hat die EOS 70D mit einem völlig neuartigen On-Sensor-Phasen-AF ausgestattet (mehr dazu im Abschnitt „Objektiv“), der bei Videoaufnahmen seine Vorteile eindrucksvoll in Szene setzt: Die Kamera führt den Fokus beim Dreh butterweich nach, da gibt es nicht den Hauch eines Fokuspumpens. Zudem arbeitet der Fokusantrieb des Objektivs Canon EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM völlig lautlos.
Großzügig zeigt sich die EOS 70D, wenn es darum geht, Fotos und Videos nachträglich zu bearbeiten. So können Raw-Aufnahmen in der Kamera in JPEG-Dateien konvertiert werden, dabei offeriert die interne Bildbearbeitung einen ganzen Strauß an Optionen. Die werden spätestens dann wichtig, wenn Aufnahmen rasch veröffentlicht oder weitergegeben werden sollen. Das geht mit der EOS 70D übrigens drahtlos, die Kamera ist mit einer WLAN-Funktion ausgestattet. Sie sendet nicht nur Aufnahmen an ein anderes Gerät im Netz, sondern ermöglich auch die Fernsteuerung der Kamera per „EOS Remote“-App (erhältlich für Android und iOS).
Objektiv Canon bietet die EOS 70D im Set zusammen mit dem Objektiv Canon EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM an. Dass Canon der Kamera ausgerechnet dieses Objektiv im Set zur Seite stellt, kommt nicht von ungefähr: Das Kürzel STM in der Bezeichnung steht für Stepping-Motor und bezeichnet die Art die Fokusantriebs. Er führt den Fokus bei Videoaufnahmen weich und praktisch geräuschlos nach, soll indes auch bei Foto-Aufnahmen klare Vorzüge bieten. Canon hat die EOS 70D nämlich mit einem völlig neuartigen On-Sensor-Phasen-AF ausgestattet. Bei bisherigen Verfahren zur Ermittlung der Motiventfernung per Phasenvergleichsverfahren auf dem Bildsensor kommen spezielle Photodioden zum Einsatz, die keinerlei Bildinformationen aufzeichnen. Von den vielen Millionen Sensorzellen sind dabei einige 1.000 oder gar 10.000 quasi blind, die fehlenden Bildinformationen werden per Interpolation ergänzt.
Canon hat sich nun etwas ganz Besonderes einfallen lassen: den „Dual Pixel CMOS AF“. Hierbei besteht eine Sensorzelle aus zwei Photodioden, die der Autofokus getrennt auslesen kann. Zum Scharfstellen wird vereinfacht gesprochen bei der einen Sensorzelle nur die linke Photodiode ausgelesen, beim Gegenpart dagegen die rechte. Für die eigentliche Bildaufnahme werden dann die Photodioden-Paare zusammengeschaltet. Vorteile dieses Verfahrens: Es gehen keine Bildinformationen verloren, auflösungsminderndes Interpolieren hat die EOS 70D nicht nötig. Zudem hat Canon rund 80 Prozent der Sensorfläche mit diesen Doppelzellen versehen, der Autofokus gewinnt seine Informationen also aus einem sehr weiten Bildfeld. Laut Canon funktioniert der „Dual Pixel CMOS AF“ derzeit mit 103 von 156 EOS-EF-Objektiven, lautlos stellen indes nur die STM-Objektive scharf.
Doch grau ist alle Theorie. Wie gut das neue AF-Verfahren funktioniert, zeigt sich erst in der Praxis und natürlich im Testlabor von digitalkamera.de. Und da kann der AF im Live-View-Betrieb selbst mit dem STM-Objektiv nicht gerade Bäume herausreißen – zumindest nicht in den Standardeinstellungen der Kamera. Er benötigt sowohl bei kürzester Brennweite von 29 Millimeter (alle Angaben bezogen auf Kleinbild) wie auch am langen Teleende jeweils rund 1,3 Sekunden, um von Unendlich auf eine Distanz von zwei Metern zu fokussieren. Das Blatt wendet sich indes, wenn man die standardmäßig aktive Gesichtserkennung abschaltet und ein möglichst kleines AF-Messfeld vorgibt. Dann sinkt die Auslöseverzögerung inklusive Autofokus bei allen Brennweiten auf rund 0,93 Sekunden. Das ist zwar immer noch nicht berauschend schnell, bedeutet für den Live-View-AF von Canon aber doch einen spürbaren Fortschritt. Schade ist hingegen, dass der Live-View-AF die Schärfe bei Serienaufnahmen nicht nachführt. Stattdessen friert die EOS 70D die Entfernungseinstellung auf das erste Bild der Serie ein.
Dass das EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM etwas unter dem Preisdiktat stand, merkt man dem Objektiv zwar an, doch billig wirkt dessen Kunststofftubus keinesfalls. Nur das Bajonett hätte Canon gerne in Metall ausführen dürfen, der Kunststoffanschluss weckt nicht unbedingt viel Vertrauen in seine Langlebigkeit. An der Ausstattung hat Canon dagegen nicht gespart: Das Set-Objektiv der EOS 70D ist mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, der sich in der Praxis als wirkungsvoll erwies und sich mit einem Schieber am Objektiv deaktivieren lässt. Und dank seiner minimalen Fokusdistanz von nur 25 Zentimetern kommt das leichte Zoom auf einen beachtlichen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:3,6.
Bildqualität Canon hat die EOS 70D mit einem völlig neuartigen Sensor ausgestattet, der jetzt 20,2 Megapixel auflöst, statt 18,0 Megapixel wie noch bei der EOS 60D. Dadurch verringert sich der Pixelpitch leicht von 4,3 auf 4,1 Mikrometer. In der Theorie sollte dies kaum Auswirkungen auf Rauschverhalten und Auflösungsvermögen haben. Ob das so gilt, musste die EOS 70D im harten Parcours durchs Testlabor von digitalkamer.de zeigen. Wie stets kann das sehr detaillierte und ausführlich kommentierte Testprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links am Ende dieses Beitrags).
Als Partner stand der EOS 70D beim Labortest das Objektiv Canon EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM zur Seite, mit dem die Kamera auch im preisgünstigen Set angeboten wird. Das Auflösungsvermögen dieses Objektivs ist beachtlich hoch. Es löst bei optimaler Blende F5,6 im Weitwinkel wie auch bei Normalbrennweite um die 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) auf, bei längster Telebrennweite bleibt es nur wenig darunter – Respekt! Der Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin hält sich zudem mit um die 20 Prozent noch in Grenzen. Diese hohe Detailwiedergabe erzielt die EOS 70D jedoch durch etwas kräftiges Nachschärfen, die Schärfeartefakte sind mit einer Rate von maximal 15 Prozent ein wenig hoch. Chromatische Aberrationen hat die Kamera fest im Griff, Farbsäume an Kontrastkanten sind bestenfalls bei Weitwinkelfotos an den Bildrändern auszumachen. Dass dies aber weniger ein Verdienst der Optik ist, sondern vielmehr der internen Objektivkorrektur zuzuweisen ist, offenbart ein Blick auf die Raw-Aufnahmen: Hier zeigen sich teils kräftige Farbsäume, die aber heutige Raw-Konverter gut korrigieren können.
Unproblematisch ist auch die Vignettierung, die Bildecken werden nur um -0,5 EV dunkler wiedergegeben als das Zentrum. Auch dies dürfte aufs Konto der internen Objektivkorrektur gehen. Ein Abbildungsfehler, den die EOS 70D nicht korrigieren kann, ist die Verzeichnung. Und prompt zeigt das Objektiv hier im Weitwinkelbereich eine deutliche Schwäche: Bei kürzester Brennweite verzeichnet das Zoom mit 2,5 Prozent stark tonnenförmig – für Architekturfotos eignet es sich damit weniger.
Einen sehr angenehmen Weg beschreitet die EOS 70D, wenn es um Detailwiedergabe und Rauschunterdrückung geht. Der Signal-Rauschabstand nimmt bereits ab der Basis-Empfindlichkeit ISO 100 kontinuierlich ab. Erst ab ISO 1.600 greift dann die Rauschunterdrückung massiv ein und stoppt den Niedergang bei gerade noch akzeptablen 34 dB. Korrespondierend dazu lässt Canon das Luminanzrauschen bis ISO 1.600 immer stärker werden, es bleibt aber bis ISO 3.200 unkritisch. Viele Hersteller reduzieren das Rauschen auch bei niedrigen ISO-Stufen radikaler – mit oftmals unerwünschten Nebenwirkungen. Dem visuellen Bildeindruck kommt die zurückhaltende Abstimmung der Rauschreduktion bei der EOS 70D jedoch zugute: Das sehr feine Korn wirkt keinesfalls störend und hilft sogar noch, durch Dithering-Effekte den visuellen Schärfeeindruck zu erhöhen. Daher stört es auch nicht, dass messtechnisch die Texturschärfe ebenfalls ab ISO 100 kontinuierlich zurückgeht. Allerdings zeigt die entsprechende Messung auch, dass die EOS 70D standardmäßig sehr kräftig nachschärft – zum Glück lässt sich dies via Bildstil ändern. Davon abgesehen liefert die Kamera bis ISO 6.400 im Testlabor ein gutes bis sehr gutes Ergebnis ab – und auch die Aufnahmen können bis zu dieser Empfindlichkeit gefallen.
Nicht ganz so souverän ist die EOS 70D, wenn es um die Kontrastwiedergabe und Belichtung geht. Ein leichter Hang zu überbelichteten Aufnahmen ist ihr nicht abzusprechen – aber auch das lässt sich ja mit einem Handgriff bereits vor der Aufnahme korrigieren. Die Tonwertkurve der EOS 70D hat Canon recht knackig abgestimmt – ähnlich wie das Nachschärfen. Das ergibt zwar einen ansprechend kräftigen Bildeindruck, für die nachträgliche Bearbeitung der Aufnahmen bleibt jedoch kaum noch Spielraum. Doch wer darauf Wert legt, sollte sowieso besser im Raw-Format aufzeichnen. Das bewahrt einen übrigens vor einer weiteren Eigenart der EOS 70D: Sie nimmt es mit der naturgetreuen Farbwiedergabe nicht so ganz genau. Insbesondere Rot- und Violetttöne sättigt sie sehr stark, was den Aufnahmen einen ganz individuellen Look verleiht.
Fazit Mit der EOS 70D liefert Canon eine DSLR der gehobenen Mittelklasse ab, die rundum gelungen ist und nur wenige Schwächen aufweist. Ihr „Dual Pixel CMOS AF“ verbessert die AF-Leistung im Live-View-Betrieb und vor allem bei Videoaufnahmen deutlich, ohne jedoch auch nur annährend an die AF-Geschwindigkeit guter spiegelloser Systeme heranzukommen. Als klassische DSLR überzeugt die EOS 70D mit ihrem guten Handling, einer sehr hohen Serienbildrate sowie ihrem schnellen Autofokus. Der Ausstattungsumfang ist immens, die Verarbeitungsqualität makellos. Da gibt es kaum noch einen Grund, zur nominell noch höherwertigen EOS 7D zu greifen. Nicht in allen Belangen überzeugen kann indes die interne Bildaufbereitung der EOS 70D. Auf der Haben-Seite verbucht sie eine fast schon analoge Abstimmung der Rauschunterdrückung, die sehr zurückhaltend ist und für visuell ansprechende Bildergebnisse sorgt. Ganz im Gegensatz dazu ist die Tonwertkurve sehr kräftig abgestimmt, beim Nachschärfen zeigt sich die EOS 70D übereifrig. Kritik muss auch die Farbwiedergabe der EOS 70D einstecken, da zeigen sich anderer Kameras ihrer Preisklasse neutraler. Wer darüber hinwegsieht oder im Raw-Format fotografiert, bekommt mit der EOS 70D ein klassisches Arbeitspferd, das praktisch jede Aufnahmesituation mühelos meistert. Das gilt in weiten Teilen sogar für das preisoptimierte Set-Objektiv, das nur in Sachen „Verzeichnung“ nicht überzeugen kann.
Kurzbewertung
- WiFi-Konnektivität
- Sehr schneller Phasen-Autofokus und extrem kurze Auslöseverzögerung
- Hohe und lang anhaltende Serienbildrate
- Robustes Gehäuse mit sehr gutem Handling
- Kein Autofokus-Hilfslicht (nur Blitzsalve)
- Etwas eingeschränkter Dynamikumfang (durch knackige Bildabstimmung)
- Nicht ganz neutrale Farbwiedergabe
- Live-View-Autofokus langsam
Technische Daten
Modell |
Canon EOS 70D |
Sensor |
CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6) 20,9 Megapixel (physikalisch), 20,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.472 x 3.648 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 29p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 98 % Abdeckung, 22 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,0", 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (63 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang |
GPS |
extern (kabelgebunden oder Aufsteck-Empfänger) |
Serienbildfunktion |
max. 7,0 Bilder/s und max. 65 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 3.200, manuell ISO 100 bis 25.600 |
Abmessungen |
139 x 104 x 78 mm (B x H x T) |
Gewicht |
755 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/AW1BK (mit Preisvergleich) |