Bridge-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot G10
2008-11-25 Unter den Canon-Kameras der PowerShot-Serie haben die Modelle der G-Klasse seit jeher einen festen Platz. Ihre besonderen Merkmale sind bessere Einstell- und Erweiterungsmöglichkeiten als bei anderen PowerShot-Kameras und den Edelminis der Digital-Ixus-Serie; da, wo die digitale Spiegelreflexkamera zu groß und/oder auffällig ist, kommt oft das Bedürfnis nach einer solchen Kamera auf. Die Canon PowerShot G10 ist die jüngste Vertreterin der G-Klasse, und im ausführlichen digitalkamera.de-Test muss sie ihre Qualitäten unter Beweis stellen wie auch ihre Schwächen offenbaren. (Yvan Boeres)
Ergonomie und Verarbeitung Wie schon ihre beiden letzten Vorgängerinnen verbindet auch die PowerShot G10 traditionelle und moderne Designelemente. Dieses bei Canon auf den Namen Yurukiri getaufte Designkonzept würden wir nicht einstimmig als Augenweide und Handschmeichler bezeichnen, aber die G10 ist mit ihren Außenmaßen von 109,1 x 77,7 x 45,9 Millimetern nicht ganz so wuchtig, wie sie auf manchen Produktbildern und -Fotos wirkt. Nichtsdestotrotz ist sie etwas voluminöser als eine Nikon Coolpix P6000 oder Panasonic Lumix DMC-LX3 – und mit einem Gewicht von 401 Gramm inklusive Akku und Speicherkarte auch schwerer als diese. Immerhin sind Teile der Kamera aus Metall (auch das Stativgewinde), wobei die G10 allgemein einen sauber verarbeiteten und soliden Eindruck macht.
Ein bisschen an alte Messsucherkameras erinnert die G10 mit den für das Yurukiri-Design charakteristischen Einstellrädern. Eins davon dient zur direkten Eingabe einer Belichtungskorrektur, während das andere das Belichtungsprogramm bzw. den Aufnahmemodus (oberer Drehkranz) und die Lichtempfindlichkeitsstufe (unterer Drehkranz) einstellt. Der Auslöser ist in der ringförmigen Zoomwippe eingefasst. Die meisten anderen Bedienelemente wie die zahlreichen Funktionstasten/-knöpfe und der Multicontroller (hinteres Einstellrad mit eingefasstem Steuertastenfeld und zentraler Funktions/Eingabe-Taste) umgeben den riesigen 7,6cm-Bildschirm (3"-TFT-LCD) auf der Kamerarückseite, der nicht nur sehr detailreich ist (461.000 Bildpunkte), sondern auch Farben sehr neutral wiedergibt (dank Pure-Color-LCD-II-Technologie) sowie ein kratzfestes und reflexionsarmes Schutzglas besitzt. Den maximalen Betrachtungswinkel gibt Canon nicht an, doch der scheint ziemlich hoch zu sein. Das Monitorbild ist bei schnellen Kameraschwenks quasi ruckelfrei, rauscht dafür aber ein wenig, wenn das Licht knapp wird bzw. ist.
Obwohl der Kamerabildschirm sich auch draußen unter grellem Sonnenlicht noch gut ablesen lässt, verfügt die G10 über einen optischen Sucher. Es handelt sich dabei um einen Durchblicksucher mit Parallaxenkorrektur, Dioptrieneinstellung (-3 bis +1 dpt.) und Objektivkupplung (der Sucher zoomt sozusagen mit) und ist von guter Qualität (d. h. hell und farbneutral), aber er zeigt halt nur 77 % des tatsächlich eingefangenen Bildausschnitts an und ist für Brillenträger ein bisschen eng (Augenabstand von 15 mm). Ob man lieber den Sucher oder den Kamerabildschirm zum Anvisieren des Motivs benutzt, bleibt den eigenen Fotografiergewohnheiten überlassen.
Hat man sich an den Multicontroller gewöhnt, lässt sich die G10 relativ schnell und einfach bedienen. Einige Tasten besitzen dabei eine Doppelfunktion; so dient zum Beispiel die Taste zur Wahl der Belichtungsmessart auch der Umschaltung auf die Blendeneinstellung bei der manuellen Belichtungssteuerung (M). Canon-typisch ist das über die Func./Set-Taste aufrufbare Schnellwahl-Menü, das die Einstellung wichtiger Aufnahmeparameter (u. a. Weißabgleich- und Bildqualitäts/Auflösungseinstellungen) erlaubt, ohne gleich ins "große" Kameramenü "eintauchen" zu müssen. Der Übersichtlichkeit zuliebe zeigt Letzteres unterschiedliche Hauptrubriken auf, je nachdem ob man sich im Aufnahme- oder Wiedergabemodus befindet. Das Hauptmenü arbeitet mit einem Reitersystem, dessen Rubriken durch unterschiedliche Symbole/Piktogramme und Farben leicht voneinander zu unterscheiden sind, aber bei denen die Menüpunkte manchmal über eine Bildschirmseite hinaus gehen. Dann muss man herunter "scrollen" – was manchmal etwas langwierig sein kann. Teilweise Abhilfe verschaffen da das MyMenu zum Zusammenstellen eines eigenen Menüs sowie die zwei Benutzerprogramme der Kamera (C1 und C2 auf dem Programmwahlrad). Die G10 bietet sogar eine umbelegbare Shortcut-Taste an; ärgerlicherweise kann man ihr ausgerechnet nicht solche wichtigen Funktionen wie z. B. das Ein- und Ausschalten des RAW-Modus oder des Bildstabilisators zuweisen!
Schade auch, dass das Stativgewinde der G10 nicht nur außerhalb der optischen Achse liegt (was eine genaue Ausrichtung der Kamera bei Panorama-Aufnahmen erschwert), sondern auch noch direkt am Akku-/Speicherkartenfach angrenzt. Damit muss man die Kamera wieder vom Stativ herunter nehmen, wenn man bei Stativaufnahmen den Lithiumionenakku (NB-7L) und/oder die Speicherkarte (SD, SDHC, MMC, MMCplus oder HC MMCplus) plötzlich wechseln muss; besser man lädt den Akku und leert die Speicherkarte noch Zuhause, so dass ein solcher Fall nicht unverhofft eintritt. Richtig "cool" ist hingegen die zurückfedernde scharnierbesetzte Hartkunststoff-Klappe der Anschlussleiste der G10, hinter der sich die PictBridge-kompatible USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle, der analoge Audio/Video-Ausgang (PAL/NTSC) und der elektrische Kabelfernauslöseranschluss verstecken. Einen eingebauten Infrarot-Empfänger für die drahtlose Fernauslösung, einen digitalen Audio/Video-Ausgang (HDMI o. ä.) und einen Netzeingang sucht man bei der G10 vergebens; das optionale Netzteil ACK-DC50 findet über einen Adapter in Akkuform Anschluss an die Kamera.
Ausstattung Mit einer Vollautomatik und einer Handvoll Motivprogrammen (darunter auch einem für Unterwasseraufnahmen mit dem optionalen UW-Gehäuse WP-DC28) sowie mit erweiterten Belichtungsprogrammen und -funktionen (Programmautomatik, Zeit- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungssteuerung, Belichtungsreihenautomatik, Live-Histogramm, Gitternetz, zuschaltbarer ND-Filter, RAW-Modus, Wahl der Belichtungsmessart uvm.) wendet sich die PowerShot G10 sowohl an Einsteiger als auch an Fortgeschrittene. Weitere Sonderfunktionen gibt es u. a. noch in Form eines Panorama-Assistenten, einer Farbbetonungs-Funktion (= Color-Key-Effekt), einer Umfärbungsfunktion (eine einzelne Farbe im Bild kann gegen eine andere Farbe "ausgetauscht" werden), einer i-Contrast genannten Funktion (= elektronische/r Schattenaufhellung bzw. Kontrastausgleich) und der FaceSelftimer-Funktion (Kamera löst erst aus, wenn ein neues Gesicht im Bild auftaucht). Sogar die Vorlaufzeit und die Anzahl der Auslösungen im Selbstauslöser-Betrieb lassen sich dank Custom-Timer-Funktion einstellen.
Gerade auf Reisen sehr praktisch ist die Möglichkeit, den Bildern kleine Sprachnotizen hinzuzufügen und Bilder nach bestimmten Kategorien (Porträts, Landschaften, Veranstaltungen, Eigene Kategorie 1/2/3, Aufgaben) zu klassifizieren. Eingebaute Bildnachbearbeitungsfunktionen bietet die G10 auch an; so kann man Bilder beschneiden (Crop) oder in der Auflösung verkleinern (Resize), rote Augen automatisch entfernen lassen, mit verschiedenen Farbeffekt-Filtern experimentieren (Farbverstärkung, Sepia, S/W bzw. Monochrom, Diafilm-Effekt, Hauttöne aufhellen/abdunkeln, sattes Rot/Grün/Blau) sowie Bilder drehen. Eine ganze Menüseite widmet sich der Personalisierung der Kamera (Begrüßungsbild und/oder -melodie ändern, andere Pieptöne einstellen) und eine andere Seite den Druckeinstellungen für den Direktdruckbetrieb. Zwei u. U. nicht ganz unwichtige Funktionen haben wir aber bei der G10 vermisst: und zwar eine Funktion zum Unwandeln von RAW/CR2-Aufnahmen in JPEG-Aufnahmen noch in der Kamera und die von anderen Canon-Kameras her bekannte PictureStyle-Funktion (= Bildparameter-Einstellungen für u. a. Farbsättigung, Scharfzeichnung und Bildkontrast).
Wer mit der G10 filmen möchte, kann das bis zu einer Stunde lang am Stück tun und auch während des Filmens zoomen. Der optische Bildstabilisator funktioniert ebenfalls während der Videoaufnahme, und ein elektronischer Windfilter sorgt für einen klaren Ton. Leider ist die G10 aber nur vom Aufzeichnungsverfahren her HDTV-tauglich (sie verwendet den hoch-effizienten H.264-Codec), aber nicht von der Auflösung (max. 640 x 480 Bildpunkte bei 30 Bildern/s) und auch nicht von den Wiedergabemöglichkeiten (sie besitzt keinen digitalen Videoausgang wie HDMI o. ä.). Die Aufnahme wird früher unterbrochen, wenn die Datenmenge die 4-GByte-Grenze erreicht. Keine Limitierung gibt es hingegen im Serienbildmodus der G10: Sofern man eine ausreichend schnelle Speicherkarte verwendet, schießt die Kamera 1,3 Bilder pro Sekunde so lange, wie man den Auslöser gedrückt hält oder bis die Karte voll ist.
Beim Blitzen lässt die G10 kaum Wünsche offen. Sie besitzt sowohl einen integrierten Miniaturblitz als auch einen Blitz-/Zubehörschuh mit erweiterten TTL-Kontakten zum Anschluss eines leistungsstärkeren externen Blitzgerätes. Selbst für den Bordblitz sind eine Synchronisation auf den 1. oder 2. Verschlussvorhang (in diesem Falle eher eine Blitzzündung wahlweise am Anfang oder Ende der Belichtung) und eine Langzeitsynchronisation möglich. Für fortgeschrittene Benutzer empfiehlt sich dabei, die Safety-FE-Funktion auszuschalten, um auch mit längeren als verwackelungssicheren Verschlusszeiten blitzen zu können. Darüber hinaus gibt es eine Blitzbelichtungskorrektur und eine Blitzbelichtungsmesswertspeicherung (FE-L). Alle erweiterten Blitzfunktionen sind im Kameramenü unter dem Menüpunkt "Blitzsteuerung" untergebracht. Doch auch hier gibt es zwei Kritikpunkte: So kann der eingebaute Blitz in einem drahtlosen Blitzverbund nicht als Steuerblitz eingesetzt werden (was den Material- und Kostenaufwand in die Höhe treibt), und wenn mit der Kamera im manuellen Belichtungsmodus (M) fotografiert wird, ist kein TTL-Blitzbetrieb mehr möglich bzw. funktioniert der Blitz nur noch mit manueller dreistufiger Leistungssteuerung. Letzteres kommt zwar Studiofotografen entgegen und war bei Canon schon immer so, aber besser wäre es, wenn man das Verhalten des Blitzes bei dieser Kameraeinstellung festlegen könnte. Trotz geringem Abstand zum Objektiv bzw. zur optischen Achse provoziert der Bordblitz kaum rote Augen; er leuchtet auch relativ gleichmäßig aus, neigt selbst auf kurze Distanzen nur wenig zum Überblitzen, gibt farbneutral weißes Licht ab und blitzt – bei gedrosselter Bildfolgerate – auch im Serienbildmodus.
Objektiv Was den PowerShot-Kameras der G-Serie bisher gefehlt hat, um ihrer Bestimmung als kleine Reportage- und Reise-Kameras für fortgeschrittene Benutzer vollends gerecht zu werden, war ein weitwinkelstärkeres Objektiv. Mit der G10 wagt sich Canon stärker in den Weitwinkelbereich hinein – wenn auch noch etwas zögerlich. Denn eine Anfangsbrennweite von umgerechnet 28 mm (entspr. Kleinbild) ist schon ein guter Ansatz, aber Kameras wie die Panasonic Lumix DMC-LX3 oder die Ricoh GX200 zeigen mit ihren bei 24 mm startenden Zooms, dass es noch ein bisschen mehr Weitwinkel sein kann. Mit ihrem optischen 5-fach-Zoom deckt die G10 immerhin einen Brennweitenbereich von umgerechnet 28 bis 140 Millimeter ab. Bei eingefahrenem Objektiv schützt ein eingebauter Objektivschutzvorhang die Frontlinse besonders vor Staub und Kratzern; aus dem Kameragehäuse ragt das Objektiv dann nur zirka 0,8 cm heraus.
Im voll ausgefahrenen Zustand wächst der Abstand zwischen Objektiv-Frontlinse und Kameravorderseite auf knappe 5,5 cm an. Die Zoomsteuerung erfolgt motorgesteuert über die ringförmige Zoomwippe am Auslöser; um die zwölf Zoompositionen sind ansteuerbar, wobei die Brennweitenverstellung von einem noch hörbaren, aber sehr diskreten Zoomgeräusch begleitet wird. Nonstop von einem Brennweitenende zum anderen braucht das Zoom zirka 1,7 Sekunden. Dabei nimmt die Lichtstärke progressiv ab (von F2,8 auf F4,5). Weil Lichtstärke aber nicht immer ein ausreichender Schutz gegen Verwacklungen ist, integriert das Objektiv auch eine bewegliche Linsengruppe zum Ausgleich der Zitterbewegungen der Kamera bzw. der Fotografenhand. Das so genannte Image-Stabilizer-System (kurz: IS) arbeitet recht effektiv (mit ein bisschen Übung sind bei vollem Tele noch halbwegs scharfe Freihandaufnahmen mit 1/8 s möglich), kennt drei Betriebsmodi (permanente Bildstabilisierung, Bildstabilisierung nur beim Auslösen, Teilstabilisierung für Mitzieheffekte) und lässt sich im Kameramenü auch ganz ausschalten.
Noch ein bisschen mehr Zoom- bzw. Tele-Power gibt es bei der G10 wahlweise mit dem zusätzlichen Digitalzoom (4-fache Vergrößerung) oder quasi ohne Qualitätseinbußen mit dem optional erhältlichen Telekonverter TC-DC58D (1,4-fache Vergrößerung). Für Letzteren braucht man auch noch den Objektivadapter LA-DC58K, der aber dank Bajonettanschluss ein schnelles Montieren und Abnehmen des Telekonverters erlaubt. Der Anschluss von Filtern und Nahlinsen ist in den meisten Fällen wegen z. T. starker Randabschattungen nicht empfohlen. Wer aber nur von ganz nahe fotografieren möchte, braucht nicht unbedingt Nahlinsen. Den Makro-Modus muss man zwar bei der G10 explizit per Knopfdruck zuschalten, aber dann fokussiert das Objektiv bis auf 1 cm herab. Allgemein stellt die G10 recht schnell und präzise scharf. Im Gesichtserkennungsmodus soll sie bis zu 35 einzelne Gesichter erkennen und gezielt darauf scharf stellen können (bei sich bewegenden Personen auch mit Motivverfolgung). In der Praxis sind es eher 9 bis 11 Gesichter, von denen auch nur 3 bis 4 markiert werden; aber vor allem angesichts der Schnelligkeit, mit der das System die Gesichter erkennt, ist das eine ausgezeichnete Trefferquote. Wird kein Gesicht erkannt, schaltet die Kamera automatisch auf den klassischen AiAF-Betrieb mit oder ohne Schärfenachführung um (Motive werden dann in einem wahlweise großen oder kleinen Messfeldbereich von 3 x 3 Messfeldern erfasst). Sonst gibt es noch den Flexi-Zone-AF (ein frei positionierbares Messfeld variabler Größe), den Safety-MF (manuelle Vorfokussierung mit abschließender automatischer Feinkorrektur der Scharfstellung), die Möglichkeit der komplett manuellen Entfernungseinstellung (mit elektronischer Scharfstell-Lupe und Entfernungsskala) sowie die Funktion für automatische Schärfereihen (Focus Bracketing).
Bildqualität Rund 15 Millionen Pixel (14,7 Megapixel effektiv) auf einem fingernagelgroßen Bildsensor (1/1,7"-CCD) klingt zuerst einmal sehr gewagt – sehen einige Experten doch die kritische Grenze bei Kameras mit sehr kleinem Sensor schon bei sechs Megapixeln erreicht. Da kann man sich berechtigterweise fragen, wie selbst Canon mit seinem immensen Expertenwissen auf dem Gebiet der Bildqualität bzw. Bildoptimierung dieser Herausforderung gewachsen ist. Und wie leistungsstark der neue DiGIC-4-Prozessor ist bzw. die von ihm ausgeführten Bildaufbereitungs-Algorithmen sind.
Dass Canon seine "Hausaufgaben" sehr gut gemacht hat, bezeugt der DCTau-Test des mit uns zusammen arbeitenden Testlabors. Dieses bekundet der G10 tatsächlich eine sehr hohe Auflösung bei offener Blende mit nur geringem bzw. moderatem Randabfall in der Weitwinkelstellung und in der mittleren Brennweite sowie mit noch besserer Konstanz der Auflösung in Tele-Stellung. Allerdings werden einige feine Bilddetails durch starke Artefakte (vor allem Farbmoirés sowie Helligkeitsartefakte) gestört. Auch brechen die Auflösungswerte beim Abblenden sofort ein (bei mehr als einer Blende sogar ziemlich drastisch); erste Beugungsunschärfen treten bereits bei F4,0 ein. Abblenden ist aber auch nicht unbedingt nötig, da die Schärfentiefe bei Kameras mit solch kleinem Bildsensor selbst bei offener Blende schon ziemlich groß ist und das Objektiv der G10 schon bei offener Blende relativ wenig vignettiert (knapp 1 Blende in Weitwinkel-Stellung, knapp 1/2 Blende bei mittlerer Brennweite und nur etwas mehr als 1/2 Blende in Tele-Position). Ebenfalls eine recht gute Figur macht das Objektiv der G10 bei der Verzeichnungsmessung. Nur am Weitwinkel-Ende fällt die Krümmung gerader Linien stark bis sehr stark aus (tonnenförmige Verzeichnung), während bei mittlerer Brennweite die – immer noch tonnenförmige – Verzeichnung nur noch gering ist und sie bei voll ausgefahrenem Objektiv, d. h. in Tele-Stellung, den Nullwert erreicht.
Die G10 ist bevorzugt mit Lichtempfindlichkeitsstufeneinstellungen von ISO 80 bis 400 zu gebrauchen, da hier bezüglich des Bildrauschens sowie der Eingangs- und Ausgangsdynamik alles noch im grünen Bereich liegt. Darüber verschlechtern sich das Rauschen und die Eingangsdynamik deutlich, so dass man nur in Notfällen auf die ISO-800- und ISO-1.600-Einstellung zurückgreifen sollte und es dann auch empfehlenswert ist, sich auf kleine Abzüge/Ausdrucke zu beschränken. Bei ISO 3.200 (diese Einstellung findet man unter den Motivprogrammen) ist man sogar von vornherein auf kleinere Ausgabeformate festgelegt, da einzelne Pixel dann zu lichtempfindlicheren Pixelgruppen zusammengeschlossen werden und die Auflösung demzufolge auf zwei Megapixel sinkt; eine signifikante Besserung des Bildrauschens sollte man sich eh nicht davon erhoffen.
Auf manchen Bildern der G10 zeigen sich ganz geringe, nicht wirklich störende Farbsäume. Eher unscheinbar sind da auch die leichten Übersteuerungseffekte an manchen Bildkanten (so genanntes Weiß-Clipping an Dunkel-zu-Hell-Übergängen und Schwarz-Clipping an Hell-zu-Dunkel-Übergängen); die dafür verantwortliche Scharfzeichnung ist im Allgemeinen gering bis sehr gering und zeigt kaum Abhängigkeiten von der Ausrichtung der nachgeschärften Kanten. Die Eingriffe der Kameraelektronik in das Bildresultat sind hier gar nicht stark und vereinfachen die nachträgliche Bearbeitung der Bilder auf dem Computer, aber da wären ja noch die bereits erwähnten Bildstörungen in den feinen Bilddetails! Komprimierungsartefakte kriegt man hingegen nur in den Bildqualitätseinstellungen "Fein" (geringe bis kaum sichtbare Artefaktbildung) und "Normal" (starke Artefaktbildung) zu sehen; in der "Superfein"-Einstellung ist die Komprimierung gerade noch visuell verlustfrei.
Wie man es von Canon-Kameras gewohnt ist, belichtet die G10 bei Aufnahmen mit oder ohne Blitz sehr genau. Sie ist auf eine etwas kontrastarme Wiedergabe hellster und dunkelster Bildteile (im Fachjargon: Lichter und Schatten) abgestimmt, so dass Überstrahlungen und/oder schwarz zulaufende Schatten weitgehend vermieden werden. Auch die Farben stimmen. Selbst wenn das Motiv von unterschiedlichen Lichtquellen beleuchtet wird (z. B. natürliches Tageslicht und Glühlampen-Licht), gibt die G10 die Farben sehr ausgewogen wieder. Wie jede Kamera (marken- und modellübergreifend) hat auch sie einige Probleme damit, wenn nur Glühlampenlicht die Szene erhellt, aber mit einem manuellen Weißabgleich (für den es zwei Speicherplätze gibt) kriegt man die Sache schon in den Griff.
Fazit Mit ihrem weitwinkelstärkeren Objektiv (im Vergleich zu den Vorgängermodellen) wird Canons PowerShot G10 ihrer Bestimmung als kleine digitale Reise- und Reportagekamera vollends gerecht. Die von ihrem Bildsensor erwarteten "Rauschorgien" bleiben zumindest bis ISO 400 aus, und in Sachen Bildqualität übertrifft die G10 z. T. sogar die Erwartungen. Allerdings ist die G10 auch eine Kamera, die etwas Selbstdisziplin vom Fotografen fordert. Da sie bei niedrigsten Lichtempfindlichkeitseinstellungen zu Höchstleistungen aufläuft, wird man schon öfter mal den Bildstabilisator ausschalten wollen (was derzeit leider nicht bequem/schnell über die Shortcut-Taste möglich ist) und die Kamera aufs Stativ setzen. Weil dann der Zugang zum Akku- und Speicherkartenfach blockiert ist, sollte man immer nur mit vollem Akku und leerer Speicherkarte losziehen. Wer gerne die volle Kontrolle über das Bildresultat erlangen und die in den RAW-Bildern steckenden Qualitätsreserven ausschöpfen möchte, kommt mangels eingebautem RAW-zu-JPEG-Konverter und aufgrund fehlender Bildparameter-Einstellungen nicht darum herum, sich Zuhause auf dem Computer noch ein bisschen mit seinen Bildern zu beschäftigen.
Kurzbewertung
- Hoch-effiziente Videokompression (Videoauflösung und -ausgang jedoch nicht HDTV-gerecht)
- Stabilisiertes Weitwinkel-Zoom
- Großer und hoch auflösender Bildschirm
- Unerwartet gute Bildqualität bis entspr. ISO 400 (trotz 14,7 Megapixel-CCD)
- Shortcut-Taste nicht mit RAW-Funktion oder Bildstabilisator-Einstellungen belegbar
- Eingebautes Blitzgerät nicht als Steuerblitz für TTL-Drahtlosblitzbetrieb einsetzbar
- Akku-/Speicherkartenfach im Stativbetrieb nicht zugänglich, Netzanschluss über Akku-Dummy
- Keine eingebaute RAW-Konverter-Funktion, keine Bildparameter-Einstellungen
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot G10 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,7" 7,6 x 5,7 mm (Cropfaktor 4,6) 14,7 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.416 x 3.312 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 30p |
Objektiv |
28-140 mm / F2,8-4,5 (5-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
3,0", 0,461 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 1,3 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Multi Media Card SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 1.600 |
Abmessungen |
109 x 78 x 46 mm (B x H x T) |
Gewicht |
400 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/4ZI00 (mit Preisvergleich) |