Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot SX210 IS
2010-07-08 Die Canon PowerShot SX210 IS löst die SX200 IS ab. Als Nachfolgerin besteht für sie die Option, die Fehler des abgelösten Modells auszumerzen und mehr Ausstattung zu bieten. Mit 14,1 Megapixeln Auflösung und einem 14fachen optischen Zoom von 28 bis 392 mm legt Canon dann auch mehr Leistung auf. Außerdem wird die SX210 IS über den neuen DIGIC-4-Prozessor gesteuert, der genügend Rechenleistung für diverse Extras mitbringt. Dazu gehört beispielsweise die automatische Motiverkennung im Foto- und im Videomodus. An Ausstattung mangelt es folglich nicht. Wie sich die SX210 IS in der Praxis bewährt und wie sie sich im Labor geschlagen hat, zeigt der digitalkamera.de-Test. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Die Ecken der PowerShot SX210 IS sind abgerundet, und das Objektiv hat die gleiche Farbe wie das Kameragehäuse. Das soll Pluspunkte im Design sammeln, spaltet aber eher die Gemüter. Das Moduswahlrad ist auf die Rückseite gewandert. Es sitzt ziemlich stramm, dafür rastet es in jeder Funktion gut ein und verstellt sich nicht versehentlich. Die Knöpfe für Drucken/Video, Wiedergabe, Display, Menü und die vom Navigationsrad umgebene FUNC-Taste sind enger zusammengerückt. Canon hat die Knöpfe vergrößert, was sie besser bedienbar macht. Dreht man die Kamera allerdings für Hochkantaufnahmen, drückt man leicht aus Versehen mit dem Daumen die Wiedergabetaste. Die Steuerung der Kamera über das Drehrad gekoppelt mit den vier Druckpunkten für Menünavigation oder Shortcuts für Blitz, Makro etc. erfordert am Anfang etwas Übung. Je nach gewähltem Modus und Untermenü sind die Tasten auf dem Wahlrad unterschiedlich belegt. Die Kamera blendet dies bei jedem Ein- oder Umschalten kurz ein. Mit etwas Routine erweist sich das Rad als sehr schnelle Bedienvariante.
Eine winzige Kontrollleuchte oben auf der Rückseite informiert je nach Farbe und Leuchtdauer über Ladezustand des Blitzes, Aufnahmebereitschaft etc. Den Rest der Rückseite nimmt das 3-Zoll-Breitbilddisplay im Format 16:9 ein, das 230.000 Bildpunkte auflöst. Das verhilft in der Regel zu einem guten Bild, das in der Helligkeit angepasst werden kann und so bei jeder Witterung erkennbar bleibt. An der Kameraoberseite befinden sich der angenehm große Auslöser, der Zoomhebel, der Power-Knopf, das Stereomikrofon mit Lautsprecher in der Mitte und der Blitz. Dieser befindet sich nach wie vor ganz links außen und wird immer noch leicht von den Fingern verdeckt. Klappt er dadurch beim Einschalten nicht automatisch mit hoch, muss die Kamera erneut aus- und wieder angeschaltet werden. Die Position ist wirklich alles andere als ideal. Ebenso Minuspunkte erhält der Zoomschalter. Canon hat einen Hebel angebracht, der für eine einwandfreie Bedienung zu klein geraten ist. Der An- und Ausschalter ist ähnlich winzig. Material und Verarbeitung der SX210 IS wirken sehr solide und edel. Die Klappen für Akku/Speicherkarte etc. und HDMI-Anschluss sitzen stramm und lassen sich nicht so leicht öffnen. Dafür schließen sie optimal und halten gut dicht. Der Akku ist gemäß CIPA für rund 260 Aufnahmen ausgelegt. Das ist für eine Kamera dieser Größe zu wenig. Man muss zu oft nachladen.
Ausstattung Wenn es der SX210 IS an einem nicht mangelt, dann an der Ausstattung. Per Moduswahlrad entscheidet man sich für die Einstellungen Film, ein Szeneprogramm, P, Av, Tv, M, Easy oder Auto. Die beiden Letzteren unterscheiden sich nur dadurch, dass Easy mit Anleitungen und Tastensperren noch nutzerfreundlicher gestrickt ist als Auto. Bei Bedarf kann man sich nützliche Hinweise und Tipps auf dem Display einblenden lassen. Die Motivprogramme Porträt, Nachtporträt, Landschaft, Kind/Haustiere und Innenaufnahme sind direkt anwählbar. Den Rest der Szeneprogramme findet man unter SCN. Den HD-Videomodus hat Canon aufgerüstet. Das 14fache optische Zoom kann nun endlich auch beim Filmen verwendet werden. Die Zoomfahrt verläuft angenehm langsam für das Auge des Betrachters, und durch die aus Canon Camcordern übernommene optische Bildstabilisierung gelingen Videoclips meist ohne schwindelig machende Wackler. Die intelligente Automatik erkennt bis zu 18 verschiedene Aufnahmesituationen und stimmt die Kamera sogar während des Filmens darauf ab. Man kann auch selbst in die Einstellungen eingreifen. Filme lassen sich schnell und unkompliziert über die Movie-Taste auf der Rückseite starten, sofern man diese nicht mit einer anderen Funktion belegt. Im Wiedergabemodus können Filme dann geschnitten werden. Der Stereoton und der HDMI-Anschluss runden den gelungenen Videomodus ab.
Der Blitz – wenn auch störend angebracht – leistet gute Arbeit. Die intelligente Blitzbelichtung passt die Leistung je nach Motiv und Situation an. Die Ausleuchtung stimmt damit in der Regel. Selbstverständlich kann der Fotograf auch manuell die Blitzleistung in drei Stufen verstellen bzw. die Blitzbelichtung in 1/3-Stufen bis +/-2 korrigieren. Negativ fällt beim Blitzen im Weitwinkelbereich auf, dass die Ecken stark abgedunkelt wiedergegeben werden. Generell gilt für den Umgang mit der SX210 IS: Man hat die Wahl zwischen die Kamera machen zu lassen, alles selbst einzustellen oder eine Art Sicherheitsnetz zu spannen mit Funktionen wie Safety AF, -MF oder -FE. Man trifft dabei gewisse Einstellungen selbst, z. B. den Fokuspunkt, und die Kamera sorgt für das sichere Scharfstellen auf genau diesen Punkt. Dank der Skala am Displayrand erkennt man im manuellen Modus schnell, wann die optimale Belichtung erreicht ist. Der Blendenspielraum zwischen 3,1 und 8,0 hält sich in Grenzen, erlaubt aber mehr als bei manchen Konkurrenzmodellen. Für Einstellungen wie die (Blitz-)Belichtungsspeicherung AE oder FE benötigt man etwas mehr Übung in der Bedienung. Das leichte Halten des Auslösers bei der Wertespeicherung führt immer wieder zum versehentlichen Auslösen. Dieses Bedienungsproblem tritt öfter auf.
Die Kamera erlaubt so viele Feineinstellungen, dass man dazu eine Tastenkombination benötigt oder in eines der Menüs gehen muss. Das ist nicht schlimm, erfordert aber Übung. Lässt man die Kamera in den Automatikprogrammen schalten und walten, erhält man zu 90 Prozent gute Ergebnisse. Die Erkennung der 22 Motivsituationen funktioniert sehr gut. Die Motivprogramme selbst sind umfangreich und decken fast alle Fotosituationen ab. Dazu kommen Spielereien wie der Fisheye-Effekt oder der Miniaturisierungseffekt. Letzterer stellt Ober- und Unterkante unscharf dar, was die Verkleinerung bewirken soll. Die Wirkung ist wenig berauschend. Auch die Option Low-Light enttäuscht in sofern, dass sich in der Automatik der Blitz ständig zuschaltet. Man muss ihn nach jedem Einschalten manuell abschalten, möchte man die originale Lichtstimmung erhalten. Den Kompromiss bietet z. B. die Programmautomatik, in der alles nachgeregelt werden kann. Dazu gehören der manuelle Weißabgleich, der manuelle Fokus oder die Belichtungs- und Blitzbelichtungskorrektur. Die bereits bewährte AF-Lupe hilft bei Bedarf, den Schärfepunkt zu kontrollieren. Sie ist nützlich, stört aber manchmal beim Anvisieren eines Motivs.
Wie bereits beim Vorgängermodell hat Canon den Selbstauslöser hervorragend geregelt. Man kann Zeiten bis 30 Sekunden und bis zu zehn Aufnahmen programmieren oder die Gesichtserkennung wählen. Diese reagiert jetzt auch auf ein Lächeln oder Zwinkern, ist allerdings nicht unter dem Punkt Selbstauslöser zu finden, sondern etwas verschachtelt in den Motivprogrammen. Man hat dadurch aber als Fotograf die Möglichkeit, entspannt mit auf dem Bild zu sein und im richtigen Moment auslösen zu lassen. Die Lächelerkennung funktioniert fast immer und macht auch im entsprechenden Motivprogramm Spaß. Dabei kann man bei Umbelegung der Movie-Taste auch bestimmte Gesichter herauspicken, sodass der Fokusrahmen dem erkannten Gesicht in einem bestimmten Bereich folgt. Wenn Personen blinzeln und damit das Foto wegen geschlossener Augen unbrauchbar wird, beugt die SX210 IS vor. Bei aktivierter Blinzelwarnung zeigt die Kamera einen Rahmen um den Übeltäter herum.
Im Wiedergabemodus bietet die Kamera die üblichen Möglichkeiten. Neu ist die Funktion Sweet Shuffle, die vier ähnliche Bilder zum Gezeigten auswählt. Nach welchen Kriterien die Kamera diese auswählt, ist nicht nachzuvollziehen. Einem Bild von einem Computer ordnet sie z. B. zwei heulende Kinder, ein Gruppenbild, ein schlafendes Baby und die Aufnahme einer Tastatur zu. Am ehesten liegt sie noch bei Porträt-Aufnahmen richtig.
Bildqualität Im Labor (der gesamte Labortest ist gegen einen kleinen Betrag oder wahlweise in einer Flatrate abrufbar, siehe weiterführende Links) kommt die Kamera z. B. in Sachen Eingangs- und Ausgangsdynamik auf sehr gute Werte. Die Eingangsdynamik bewegt sich durchgehend konstant zwischen 7,9 und 8,5 Blendenstufen für alle ISO-Werte. Auch hinsichtlich des Rauschens leistet sich die SX210 IS keine bösen Patzer. Ein gewisser Detailverlust in den höheren Bereichen ist dennoch auszumachen. Es gilt wie für die meisten Kameras das Motto "nur bis ISO 200 gibt es einwandfreie Ergebnisse" – zumindest wenn man großformatige Abzüge erstellen möchte. Betrachtet man die Auflösung von der Bildmitte hin zum Rand, kann das Objektiv nur im mittleren Brennweitenbereich punkten. Im Weitwinkel- und Telebereich fällt die Auflösung ab. Das Gleiche gilt für die Richtungsabhängigkeit der Auflösung. Im Weitwinkelbereich reißt der Blaukanal aus, im Telebereich liegen die Werte allgemein höher. Dafür hat Canon die Verzeichnung und die Randabdunklung im Griff. Die Scharfzeichnung hält sich in Grenzen, ist aber abhängig von der Ausrichtung der zu schärfenden Kanten. In den übrigen Bereichen (Artefakte, Tonwertkurve, Komprimierung) sind die Ergebnisse durchschnittlich, so wie das Labor der SX210 IS bescheinigt, eine durchschnittliche Kamera zu sein.
Enttäuschend sind die Werte hinsichtlich Schnelligkeit. Auch in der Praxis zeigt sich immer wieder, dass die Zoomkamera nicht unbedingt für schnelle Momentaufnahmen gemacht ist. So bleibt z. B. auch ein schneller Serienmodus auf der Strecke, was die Zoomkamera für Sportereignisse ungeeignet macht. Hier besteht noch Verbesserungsbedarf. Auch das neu angepriesene Feature iContrast kann weiter verbessert werden. Es gibt Kameras, die es schaffen, aus krassen Gegenlichtsituationen dank dieser Funktion noch richtig etwas herauszuholen. Die SX210 IS gehört nicht dazu. Die hellen Bereiche fressen so stark aus, dass sie auf dunkle, angeblich dann immer noch detailreiche Bereiche abstrahlen und diese verunstalten. Ein weiteres Problem der SX210 IS ist die oft sehr knallige Farbwiedergabe. Gras wirkt neongrün, Hauttöne unnatürlich rosig. Im Modus MyColor kann die Farbe individuell angepasst werden, die Auswahl an Möglichkeiten ist riesig. Dennoch sollte die neutrale Kameraeinstellung etwas weniger knallig sein. Der DIGIC-4-Prozessor kann entsprechend noch aufgebohrt werden. Seinem Versprechen von überzeugender Farbwiedergabe und Schnelligkeit wird er nicht ganz gerecht.
Fazit Die Canon PowerShot SX210 IS ist randvoll mit Ausstattung, darunter sehr clever gelöste Details wie der Selbstauslöser oder der gute HD-Videomodus. Trotzdem trübt sich das positive Bild immer wieder mit einem großen "Aber" wie dem ungünstig gelegenen Blitz. Dazu kommt die eher durchschnittliche Bildqualität. Auch hier zeigt die Canon Stärken wie die sehr gute Eingangsdynamik, aber auch Schwächen wie die eher durchschnittliche Geschwindigkeit. Prinzipiell eignet sich die Superzoomkamera für alle Kenntnisstufen. Ein Einsteiger kann die Automatikprogramme nutzen, ein Profi die zahlreich vorhandenen manuellen Einstellmöglichkeiten. Als Alltagskamera für alle Fotosituationen von Makro bis Tele kann man die Canon PowerShot SX210 IS guten Gewissens empfehlen.
Kurzbewertung
- Sehr gute HD-Videofunktion
- Robustes Äußeres mit guter Verarbeitung
- Üppige Ausstattung mit manuellem Modus, Halbautomatiken und vielen Möglichkeiten zur Feineinstellung
- Zuverlässige Automatikfunktionen im Foto- und Videomodus, die dem Fotografen die Arbeit abnehmen
- Optisches 14fach-Zoom für Reisen und die meisten Fotosituationen
- In Sachen Bildqualität oft nur durchschnittliche Leistungen
- Aufklappblitz wird beim Einschalten leicht mit dem Finger blockiert
- Langsame Serienbildfunktion
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot SX210 IS |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 14,5 Megapixel (physikalisch), 14,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.320 x 3.240 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
28-392 mm / F3,1-5,9 (14-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 0,7 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/3.200 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 80 bis 1.600, manuell ISO 80 bis 1.600 |
Abmessungen |
106 x 59 x 32 mm (B x H x T) |
Gewicht |
215 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/M0CZH (mit Preisvergleich) |