Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Canon EOS 350D
2005-04-01 Die Töchter aus dem Hause Canon sind gefährliche Gespielinnen. Schnell ist man ihren Reizen erlegen, und beim Verführen besonders erfolgreich war die EOS 300D. Doch nun bekommt sie aus den eigenen Reihen Konkurrenz und wird von Canons Jüngster in Rente geschickt. Die Neue heißt EOS 350D und hat im Vergleich zu ihrer prominenten Vorgängerin die Künste der Verführung noch einmal perfektioniert. Wir haben mit der EOS 350D den Beziehungstest gemacht und wollen verraten, ob sie für eine kurze Affäre oder eher für eine längerfristige Beziehung taugt. (Yvan Boeres)
Mit
einem 8-Megapixel-Bildwandler geschmückt, deutlich schnelleren "Reflexen"
versehen und einer weniger "zickigen" bzw. einschränkenden Natur beschenkt,
lockt die neue EOS 350D aus dem Hause Canon vor allem diejenigen, die nicht
so einen teuren Geschmack haben. Canons Jüngste ist kleiner als ihre
Geschwister, aber fein und oho will sie auf jeden Fall sein. Ob sie das ist
oder ob sie eher zu ehrgeizig ist, wollen wir auf den folgenden Seiten
herausfinden. Dabei haben wir viel zu erzählen, denn dieser (Test-)Bericht
ist einer der umfangreichsten und tiefgründigsten, den wir je veröffentlicht
haben. Nicht nur weil es viel zur EOS 350D zu schreiben gibt, sondern auch,
weil Canon uns viele kleine offene Geheimnisse über sie "gesteckt" hat. Was
es so alles über unseren "Date" mit der EOS 350D zu berichten gibt, haben
wir sowohl im nachfolgenden Text als auch im nebenstehenden Steckbrief, in
der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und in einer aktualisierten
Version unseres digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser Kamera festgehalten.
Als hilfreiche Ergänzung dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll, das diesem
Test bei der Beurteilung der Bildqualität zugrunde lag, zum
kostenpflichtigen Abruf (bzw. im Abo) an.
Ergonomie/Verarbeitung
Die
EOS 350D zeigt sich modebewusst und trägt Konfektionsgröße XS. Mit ihren
zierlichen "Körpermaßen" von nur 126,5 x 94,2 x 64 mm ist sie deutlich
(rund 25 Prozent) kleiner als ihre Vorgängerin, und im Kampf um die
schmalste Silhouette zieht sie mit der derzeitigen
Miniaturisierungs-Rekordhalterin in der DSLR-Sparte, der Pentax *istDS,
gleich. Die EOS 350D ist so zierlich, dass man sie beim ersten Kontakt
ganz behutsam in die Hand nehmen will. Doch schnell merkt man, wie
anschmiegsam sie trotz arg geschrumpfter Griffpartie (im Vergleich zur
300D) sein kann. Die raue, fiberglasähnliche Oberflächenstruktur der von
uns getesteten schwarzen Version vermittelt ein Gefühl der Griffigkeit
und Hochwertigkeit; kommt die 350D im silbernen Polykarbonat-Kleid
daher, wirkt sie vor allem "billiger". Eine zerbrechliche Natur ist die
Kleine aber in keinem Fall, denn der verwendete Kunststoff ist von der
strapazierfähigeren Sorte und an den wichtigen Stellen (Bajonett,
Stativgewinde, Teile der "Innereien", Blitzschuh) schmückt sie sich mit
Metall. Einen Hauch von Souveränität bzw. eine Profi-Allüre gewinnt die
kleine Kamera durch das Aufschrauben des dazu passenden Batteriegriffs
BG-E3, der auch größeren "Tatzen" mehr Halt gibt.
|
|
Wer die EOS 350D zum
Tanz bzw. Fotografieren bittet, muss nichtsdestotrotz sehr behutsam sein
und auf gewisse "Fauxpas" achten. Die Mini-DSLR ist nämlich förmlich
"hinten zugeknöpft", was bedeutet, dass – abgesehen vom Programmwählrad,
dem damit verbundenen Ein-/Ausschalter, dem Einstellrad (auch
"Kodierrad" oder "Jog-Dial" genannt) und dem Auslöser – fast sämtliche
Bedienelemente links und rechts vom LC-Farbbildschirm angesammelt sind.
An der Kameravorderseite findet man nur noch die Blitz- und Objektiventriegelungstasten sowie die Abblendtaste. Die Gedrungenheit
der vielen Tasten an der Kamerarückseite ist jedenfalls so ausgeprägt,
dass manche Knöpfe öfters mal ungewollt betätigt werden. Das gilt
insbesondere für die Bildtransport-Taste, an die man mit der Nase beim
Durchblicken durch das Okular und/oder mit dem Daumen beim Festhalten
der Kamera versehentlich herankommt. Bei Schnappschüssen kann das
jedenfalls sehr ärgerlich sein, wenn man feststellen muss, dass die
Kamera nicht gleich ausgelöst hat, weil man plötzlich im
Selbstauslöser-Modus ist. Diese Designschwäche haben mittlerweile aber
auch die Entwickler der EOS 350D erkannt, und so kann man hoffen, dass
bei einer eventuellen 350D-Nachfolgerin das Tastenlayout etwas
glücklicher gewählt wird. Von einigen Kollegen gibt es auch Kritik an
der Position der Abblendtaste; auch wenn das nur ein Randdetail sein
mag, müssen wir den Kollegen Recht geben, wenn diese die Pentax-Lösung
(Abblendtaste mit Hauptschalter gekoppelt) praktischer finden.
|
|
Die wichtigsten Aufnahmeparameter werden über die Navigationstasten
eingestellt. So kann man die Lichtempfindlichkeitsstufen (ISO-Wert), den AF-Betriebsmodus, die Weißabgleich-Einstellungen und die
Belichtungsmessart per Knopfdruck ändern. Eine monochrome
Flüssigkristallanzeige (per Knopfdruck in Orange beleuchtbar) oberhalb
des LC-Farbbildschirms fasst dabei die vorgenommenen Haupteinstellungen
zusammen und gibt u. a. auch Auskunft über etwaige
Belichtungskorrekturen, den Akkustand und die geschätzte Restbildzahl.
Leider werden aber einige der Einstellungen, wie z. B. für die
eingestellte Bildqualität (Auflösung, Kompression), die
Belichtungsmessart und den AF-Betriebsmodus, nicht direkt auf der
Flüssigkristallanzeige vorgenommen. Betätigt man einen der
entsprechenden Funktionsknöpfe, wird der Wert nicht sofort verändert, sondern man wird zuerst ins Menü auf dem LC-Farbbildschirm "umgeleitet",
wo man die eigentliche Einstellung vornimmt. Erst nach Bestätigen der
Einstellung durch die Set-Taste (dies ist unbedingt erforderlich, da
sonst die Kamera bei der alten Einstellung bleibt) und Verlassen des
Menüs wechselt dann das Symbol auf der Flüssigkristallanzeige. Das würde
nicht weiter stören, wenn man bei hellerem Umgebungslicht etwas auf dem
1,8"-Farb-LCD lesen könnte. Selbst preisgünstige Kompaktdigitalkameras
besitzen zum Teil so genannte "Sunshine"-LCDs, und dass Canon bei der
EOS 350D an so etwas gespart hat, schränkt dessen Praxistauglichkeit in
diesem speziellen Punkt stark ein. Das ist umso ärgerlicher, zumal der
LC-Farbbildschirm durch Betätigung der Info-Taste als ergänzendes
Statusdisplay dient und die Bedienung der Kamera doch noch sehr menülastig (29 Menüpunkte mit insgesamt 98 Einstellungen auf 5 "Seiten")
bleibt. Die gewählte Lichtempfindlichkeitsstufe wird übrigens nur auf
dem LC-Farbbildschirm angezeigt. Weniger störend ist die (im Vergleich
zur EOS 300D mit 118.000 Bildpunkten) geringere Bildschirmauflösung von
115.000 Bildpunkten. Diese spielt bestenfalls bei der Bildwiedergabe
eine Rolle; denn wie bei den meisten DSLRs üblich, kann der Bildschirm
nicht als Sucherersatz verwendet werden.
|
|
Die Bildgestaltung erfolgt somit ausschließlich über den
Spiegelreflexsucher. Auch wenn die EOS 350D dank verbesserter
Precision-Matte-Suchermattscheibe (Methacrylplättchen mit
Mikrostruktur-Keramikmatrize) ein etwas helleres Sucherbild aufweist als
die EOS 300D, behält die große Schwester EOS 20D mit ihrem
Glas-Pentaprisma in Sachen Sucherhelligkeit die Überlegenheit. Aus
Kostengründen muss die EOS 350D sich da mit einer
Dachkantspiegelkonstruktion und einer 0,8-fachen Sucherbildvergrößerung
(0,88-fach bei der EOS 300D und 0,9-fach bei der EOS 20D) begnügen. Die
Sucherbildabdeckung von 95 Prozent und der Augenabstand von 21 mm sind
für eine Kamera der Einsteigerklasse korrekt; wer mehr Komfort braucht,
muss zur nächst höheren Preis-/Ausstattungsklasse greifen. Ein
eingebauter Okularverschluss fiel ebenfalls dem Rotstift zum Opfer. Erst
bei den Profimodellen (EOS-1D/1Ds Mark II) gehört ein solcher zur
Grundausstattung, bei allen anderen Modellen muss man von der am
Tragegurt zu befestigenden Gummikappe Gebrauch machen. Eine
Dioptrieneinstellung (-3 bis +1 dpt.) ist jedoch vorhanden. Neben dem
eigentlichen Sucherbild werden im Sucher noch die AF-Messfelder, das
Belichtungsmesswertspeicherungssymbol, die Belichtungsparameter (Zeit,
Blende), verschiedene Blitzfunktionen (Blitzbereitschaft,
Highspeed-Blitzsynchronisation, Blitzbelichtungskorrektur,
Rot-Augen-Korrektur), eine einstellige Restbildanzeige und das
Fokussierbestätigungssymbol angezeigt.
Optik Wer mit seiner EOS 350D
ausgehen will, sollte natürlich dafür sorgen, dass sie dem Anlass
entsprechend mit dem passenden Objektiv "bekleidet" ist. Bei der Wahl der
Objektive gibt sie sich dabei nicht wählerisch, da sie sich sowohl mit den
hauseigenen Objektiven der EF-Serie als auch mit kompatiblen Fremdfabrikaten
(z. B. von Sigma, Tamron oder Tokina) einlässt. Allein schon im Hause Canon
deckt die gesamte Objektiv-"Kollektion" einen Brennweitenbereich von 10 bis
1.200 mm (Nennbrennweite) ab, wobei man bei der EOS 350D die
Brennweitenangabe am Objektiv mit 1,6 multiplizieren muss, um die dem
Bildwinkel entsprechende Brennweite bei Kleinbild-Verhältnissen zu
errechnen. Diverse Technologien finden bei den Canon-Objektiven (und z. T.
auch bei den Fremdobjektiven) Verwendung. Hinter der Abkürzung USM verbergen
sich Objektive mit schnellem und flüsterleisem Ultraschallmotor, wobei im
Objektivprogramm von Canon nur die hochwertigeren USM-Objektive mit den
Ring-USM-Motoren ausgestattet sind, die es erlauben, manuell in den
Fokussiervorgang einzugreifen, ohne den AF/MF-Schalter umzulegen. Das Kürzel
IS auf manchen Canon-Objektiven deutet darauf hin, dass ein optischer
Bildstabilisator eingebaut ist. Weiterhin gibt es bei Canon u. a. noch so
genannte TS-E-Objektive (TS steht für Tilt-Shift) mit Korrekturmöglichkeiten
für Schärfeebene und/oder Perspektive, DO-Linsen (DO steht für "Defractive
Optics") mit spezieller Linsentechnologie für kompaktere und leichtere
Objektive und – nicht zu vergessen – die renommierte L-Serie, welche die
höchste Güteklasse bei Canon-Objektiven darstellt.
|
|
Speziell für die EOS 350D und ihre Schwestern entworfen wurde die EF-S-Objektivserie. Die äußerlich an der Bezeichnung, dem Silberring (auf
dem bei Zoom-Objektiven die Brennweitenwerte angegeben sind) und der weißen
Aufsetzmarke erkennbaren Objektive feierten mit der EOS 300D ihr Debüt und
zeichnen sich durch ihre spezielle "Short Back Focus"-Konstruktion (daher
auch das 'S' in der Bezeichnung 'EF-S') aus. Mit "Back Focus" bezeichnet man
nämlich den Abstand zwischen dem hintersten Linsenelement und der Bildebene
(in diesem Fall dem Bildsensor) entlang der optischen Achse, wenn das
Objektiv auf Unendlich fokussiert ist. Dieser Abstand wäre bei
Weitwinkelobjektiven mit gewöhnlichem Aufbau so kurz, dass bei
Spiegelreflexkameras der Schwingspiegel nicht ungehindert hoch- und
runterklappen könnte. Deshalb besitzen Weitwinkelobjektive für
konventionelle Spiegelreflexkameras eine umgekehrte
Teleobjektiv-Architektur, bei der eine Umkehrlinse vor der eigentlichen
Linsengruppe platziert ist, um diese Einschränkung zu umgehen. Eine solche
Konstruktion nennt man auch Retrofocus. Bei digitalen Spiegelreflexkameras
wie der EOS 350D, wo die Maße des (CMOS-)Bildwandlers kleiner sind als
Kleinbildfilm (24 x 36 mm), darf jedoch die Größe des Bildkreises und
folglich auch des Schwingspiegels deutlich kleiner ausfallen. So können
Objektive mit kurzem Back-Focus verwendet werden. Dadurch, dass keine
Retrofocus-Konstruktion und demnach auch keine Umkehrlinse(n) mehr nötig
sind, kann eine ganze Linsengruppe eingespart und das Objektiv kompakter
gebaut werden. Das Resultat sind besonders preiswerte und kompakte Objektive
mit sehr kurzen Anfangsbrennweiten; das beste Beispiel dafür ist das EF-S 10-22 mm
F3,5-F4,5 USM (16-35 mm entspr. Kleinbild), das zusammen mit der EOS 20D
vorgestellt wurde. Da bei den Objektiven der EF-S-Serie die Objektivfassung
etwas tiefer in das Kameragehäuse hineinragt, sind diese aber auch nur an
Kameras mit entsprechend kleinem Spiegel montierbar. Das sind derzeit
ausschließlich die EOS 350D, die EOS 300D und die EOS 20D. Sollte dennoch
versucht werden, ein EF-S-Objektiv auf eine nicht-EF-S-kompatible Kamera zu
montieren, verhindert ein Gummiring am hinteren Teil des Objektivs
eventuelle Beschädigungen.
|
|
Ein "angenehmer Nebeneffekt" des geringen Abstandes zwischen Rücklinse und
Bildebene bei der "Short Back Focus"-Konstruktion bzw. bei den
EF-S-Objektiven ist die stärkere Bündelung der Lichtstrahlen mit
rechtwinkligem Strahlengang. Je länger nämlich der Back-Focus, desto stärker
spreizen die Lichtstrahlen auseinander. Ein kurzer Back-Focus sorgt demnach
dafür, dass die Lichtinformationsausbeute der einzelnen Pixel möglichst
gleich und hoch ausfällt bzw. Abschattungsphänomenen (im Fachjargon: Corner Shading)
entgegengewirkt wird. Ein ähnliches Konzept verfolgt Olympus mit seinem "near telecentric design".
Doch auch ein EF-S- oder L-Objektiv ist noch lange kein Garant für eine gute
Bildqualität, da es einerseits auch innerhalb dieser Objektivfamilien
Qualitätsunterschiede gibt und andererseits bei digitalen
Spiegelreflexkameras die Bildqualität von Fall zu Fall bzw. je nach
Kamera-/Objektivkombination unterschiedlich ausfällt. So kann ein Objektiv
an einer 8-Megapixel-Kamera wie der EOS 350D noch ganz ansehnliche Werte
bringen, während das gleiche Objektiv an einer
16,7-Megapixel-Vollformatsensor-Kamera wie der EOS-1Ds Mark II nur noch eine
mittelmäßige Bildqualität abliefert. Dabei ist mehr oft weniger, weil mit
steigender Auflösung und/oder Sensorgröße auch die Ansprüche an das Objektiv
steigen. Die richtige Objektiv/Kamera-Kombination will also schon mit
Besonnenheit gewählt sein, wenn man das volle Leistungspotential der EOS 350D
ausschöpfen will, und wer schon EF-Objektive besitzt, kommt unter Umständen
doch nicht um einen Neukauf herum.
Das Autofokus-System der EOS 350D ist nahezu identisch mit dem ihrer
Vorgängerin: Die EOS 350D und die EOS 300D machen vom gleichen
TTL-CT-SIR-Modul (auch ein C-MOS-Sensor wie der Bildwandler) Gebrauch. Von
der Zahl und Anordnung der AF-Felder ist der Autofokus der 350D und 300D
ebenfalls identisch (jeweils 2 Sensoren links und rechts von der Bildmitte,
1 Kreuzsensor in der Bildmitte, jeweils 1 Sensor über- und unterhalb der
Bildmitte); in beiden Fällen reicht die Empfindlichkeit bzw. der
Ansprechbereich von IL 0,5 bis IL 18 bei ISO 100. Eine einwandfreie Funktion
des Autofokus ist bei voller Messfeldzahl erst ab einer Objektivlichtstärke
von F5,6 (F2,8 für das zentrale Messfeld) gewährleistet. Hier zeigt sich die
größte Konkurrentin der EOS 350D, die Nikon D70, leistungsfähiger, da deren
Multi-CAM900-Modul bereits ab IL -1 die Schärfe findet. Dafür hat die D70
aber auch nur 5 AF-Messfelder. Wie dem auch sei: Reichen bei der EOS 350D
das Licht bzw. die Motivkontraste nicht aus, muss man den Blitz hochklappen,
der mit einer Blitzsalve genügend Licht für die Scharfstellung liefert. Das
ist weder praktisch noch diskret. Wenigstens unterstützt die EOS 350D den
Rotlicht-Messstrahl externer Blitzgeräte (wie z. B. der Systemblitzgeräte
der Speedlite-EX-Serie von Canon), der wesentlich weniger stört.
|
|
Trotz gleichem AF-Modul ist der Autofokus der EOS 350D deutlich schneller
als der AF der EOS 300D. Das verdankt die Kamera u. a. dem neuen
DiGIC-II-Signalprozessor; ob eventuell auch der Datenbus des begleitenden
AF-Prozessors (32-bit RISC-Chip) beschleunigt wurde und die
Scharfstellalgorithmen optimiert wurden, wird von Canon offiziell nicht
bestätigt. Die Präzision und Schnelligkeit (siehe Messwert-Tabelle), mit der
die EOS 350D im ONE-SHOT-Modus (Einzelbildfokussierung) die Position des
Hauptmotivs im Bild erkennt und auf die entsprechende Stelle scharf stellt,
ist jedenfalls DSLR-typisch spitzenmäßig (ganz besonders in Verbindung mit
USM-Objektiven) und steht in keinem Vergleich mit der AF-Leistung von
Kompaktdigitalkameras. Zur Kontrolle kann man das Aufleuchten der aktiven
AF-Messfelder im Sucher und die Schärfe auf der Suchermattscheibe im Auge
behalten, denn schließlich ist der Sucher ja dafür da. Falls man die Wahl
der AF-Messfelder nicht der "künstlichen Intelligenz" alias AiAF-System der
Kamera überlassen will, kann man die Messfelder auch manuell per Drehrad
wählen. Auch mit bewegten Motiven kann der Autofokus der EOS 350D mithalten.
Im Schärfenachführungs- bzw. Schärfevorausrechnungsmodus AI SERVO soll die
Kamera mit angesetztem EF 300 f/2,8 L IS USM-Objektiv laut Canon in der Lage
sein, ein auf 300 km/h beschleunigtes Objekt bis auf eine Mindestentfernung
von 20 m herab zu verfolgen (12 m bei 100 km/h und 8 m bei 50 km/h).
Alternativ zum ONE-SHOT- und AI-SERVO-Modus gibt es noch den AI-FOCUS-Modus,
bei dem die Kamera selbständig zwischen AI-Servo- und One-Shot-Betrieb
umschaltet. Bei der EOS 300D war übrigens die AF-Betriebsart nicht frei
wählbar und an bestimmte Motivprogramme gebunden. Diese Einschränkung gibt
es bei der EOS 350D nicht mehr; ein Knopfdruck auf die rechte
Navigationstaste genügt, um den AF-Modus zu wechseln.
|
|
Blitz Von
der Verführerin zur "Königin der Nacht" wird die EOS 350D, wenn man den
eingebauten Blitz aktiviert oder ein externes Blitzgerät anschließt. Zwar
fühlt sich die kleine DSLR dank ausgeprägter Rauschfreiheit bei hohen
Lichtempfindlichkeitsstufen auch ohne Zuschaltung eines Blitzes ganz wohl,
aber es gibt auch Fälle, wo bei schwachen Lichtverhältnissen Licht ins
Dunkel gebracht werden muss. Zu diesem Zweck verfügt die EOS 350D
serienmäßig über einen im Sucherkasten integrierten Miniatur-"Lichtspender"
mit einer Leistung von Leitzahl 13. Der Bordblitz springt im
Vollautomatikmodus (grünes Rechteck) und in diversen Motivprogrammen
automatisch aus der Ruhestellung heraus, sobald es die Lichtverhältnisse
erfordern; in den "kreativen Modi" (P, Av, Tv, M) muss man den Blitz manuell
per Knopfdruck an der Kameravorderseite entriegeln. Im Vergleich zur EOS 300D
ist bei der EOS 350D der Abstand zwischen dem Reflektor des eingebauten
Blitzes und der optischen Achse um 5 mm vergrößert worden. Das verringert
vor allem Abschattungseffekte bei der Verwendung von voluminösen Objektiven
bzw. von Objektiven mit überdimensionaler Sonnenblende, aber – in geringem
Maße – auch das Risiko des Rot-Augen-Phänomens. Letzteres versucht die EOS 350D
zusätzlich durch das Aufleuchten eines kleinen "Scheinwerfers" (Lampe
zwischen Objektiv und Handgriff) weiter zu reduzieren. Da das grelle Licht
aber alles andere als diskret ist und jeglichen Versuch, spontane
Schnappschüsse zu machen, zunichte macht, empfiehlt es sich, die
Rot-Augen-Verrringerungsfunktion ausgeschaltet zu lassen und nur bei akuter
Notwendigkeit im Menü einzuschalten. Allgemein zeigt der interne Blitz aber
keine Schwächen: Abschattungseffekte gibt es nur bei übergroßen Objektiven,
die Blitzabdeckung ist sonst sehr gut, und die Farbtemperatur des
Blitzlichtes ist absolut neutral. Auch an Funktionen und Einstellungen fehlt
es nicht. So kann man nicht nur die erwähnte Rote-Augen-Korrekturfunktion
ein- und ausschalten sowie auf eine Blitzbelichtungskorrektureinstellung
zurückgreifen, sondern bei der Blitzlangzeitsynchronisation neuerdings auch
via Individualfunktion die Synchronisation auf dem 2. Verschlussvorhang
kameraseitig erzwingen. Bei der EOS 300D wurde letztgenannte Funktion nur
über entsprechend ausgestattete Systemblitzgeräte (z. B. 550 EX und 580 EX)
erschlossen.
|
|
Mit der EOS 350D feiert die bisher der DSLR-Profi- und Mittelklasse sowie
der analogen EOS 30v vorbehaltene E-TTL-Blitzbelichtungsmessung und
-steuerung zweiter Generation Einzug in die DSLR-Einsteigerklasse. Durch
E-TTL II gewinnt die Blitzbelichtung vor allem an Präzision. Bereits bei der
normalen E-TTL-Technologie bedient sich die Kamera ein- und derselben
Messzelle für die Messung von noch vorhandenem Umgebungslicht und
Blitzlicht. Das Resultat ist eine viel natürlichere Abstimmung zwischen den
beiden Lichtquellen – vor allem bei der Blitzlangzeitsynchronisation. Dazu
sendet die Kamera unmittelbar vor dem Hauptblitz einen ultrakurzen (für das
menschliche Auge unsichtbaren) Messblitz aus. Die eigentlich der Messung des
Umgebungslichtes gewidmete Messzelle, die kurz zuvor noch das Umgebungslicht
gemessen hat, misst dann das vom Motiv reflektierte Blitzlicht, ermittelt
die richtige Blitzbelichtung und stimmt diese mit der Belichtung für das
Umgebungslicht ab – und das alles noch, bevor die eigentliche Belichtung
beginnt. Das setzt natürlich eine perfekte Synchronisierung von Kamera und
Blitz sowie einen entsprechend schnellen Prozessor voraus, der in der Lage
ist, alle zusammenkommenden Informationen Millisekunden vor der Belichtung
auszuwerten. Die E-TTL-II-Technologie geht dabei noch einen Schritt weiter
und zieht die vom (EF-)Objektiv übermittelte Entfernungsinformation in die
Berechnung der optimalen Belichtung mit ein. Dadurch werden Fehlbelichtungen
bei Motiven mit über- oder unterdurchschnittlichem Reflektionsgrad (z. B.
Fenster, Reflexionsstreifen auf Warnwesten oder Schulranzen,
lichtabsorbierende Stoffe) vermieden; Canon geht ironischerweise den
umgekehrten Weg wie Nikon, wo man zuerst die Einbeziehung der Motivdistanz
und erst kürzlich die "Verschmelzung" von Matrix-Messzelle und
Blitz-Messzelle in das Blitzsystem mit eingebunden hat. Das Nikon
iTTL-System ist übrigens auch das einzige Blitzsystem, das ähnlich
leistungsfähig ist wie E-TTL II, wobei aber die Rückwärtskompatibilität zu
älteren Blitzgeräten beim Nikon-System gleich Null ist.
Neu ist beim Blitzen mit der EOS 350D auch, im Zusammenspiel mit dem neuen
Systemblitzgerät Speedlite 580 EX Informationen über die Farbtemperatur des
gerade gezündeten Blitzes vom Blitzgerät beziehen und auswerten zu können,
so dass die Kameraelektronik den Weißabgleich dementsprechend korrigieren
kann. Andere Blitz-Sonderfunktionen wie z. B. die Blitz-Messwertspeicherung
(FEL), die (leistungssenkende) Blitz-Kurzzeitsynchronisation und die
drahtlose E-TTL-Blitzsteuerung wurden bereits mit der ersten
E-TTL-Generation erschlossen und bleiben selbstverständlich auch in der
zweiten "Ausbaustufe" des E-TTL-Systems erhalten. Leider ist beim drahtlosen
Blitzen aber immer noch ein Master-Gerät (550EX, 580EX, ST-E2 Transmitter)
zum Ansteuern der anderen Blitzgeräte bzw. Blitzgruppen erforderlich; der
eingebaute Blitz der EOS 350D besitzt keine Steuerfunktion. Bleibt noch zu
erwähnen, dass die normale Blitzsynchronzeit bei max. 1/200 s liegt; eine
PC-Synchronbuchse u. a. zum Anschluss von Studioblitzgeräten besitzt die EOS 350D
nicht. Die Blitztechnik liegt jedenfalls bei der EOS 350D auf dem neuesten
Stand der (Canon-)Technik und dürfte auch den höchsten Ansprüchen gerecht
werden.
|
|
Bildqualität
Canons
Jüngste profitiert auch von den jüngsten Entwicklungen aus dem Hause Canon.
Sowohl bei der Sensortechnik als auch bei der Rauschunterdrückung und der
Tiefpassfilterung macht die EOS 350D von modernsten Technologien Gebrauch,
die so neu sind, dass sie zum Teil nicht mal in der großen Schwester EOS 20D
Verwendung finden. So kommt zum Beispiel bei der EOS 350D zwar wie bei der
EOS20D ein CMOS-Sensor der 8-Megapixel-Klasse mit RGB-Farbfiltermatrix in
APS-C-Größe zum Einsatz, aber der 350D-Bildwandler ist bereits zweiter
Generation. Erfahrungen mit der CMOS-Technik hat Canon schon seit jeher (u.
a. als AF-Sensoren in Kleinbild-Spiegelreflexkameras der EOS-Serie und in
Scannern), doch beim CMOS-Aufnahmechip der EOS 350D konnte Canon die
Nutzfläche des Sensors von 22,5 x 15 mm (EOS 20D) auf 22,2 x 14,8 mm (EOS 350D)
reduzieren, ohne die lichtempfindliche Fläche der einzelnen Pixelelemente
verkleinern zu müssen. Im Vergleich zur EOS 300D hat es Canon sogar fertig
gebracht, gleichzeitig den Sensor zu verkleinern (von 22,7 x 15,1 mm auf
22,2 x 14,8 mm), die effektive Pixelzahl zu erhöhen (von 6,3 auf 8 Mio.
Pixel) und die Pixelfläche zu vergrößern. Möglich gemacht wurde dies
insbesondere durch die drastische Verkleinerung der Steuerelektronik (bei
einem CMOS-Sensor kann jedes Pixelelement durch die eingebaute
Steuerelektronik einzeln angesprochen werden) und der Signalwege. Das
Resultat ist eine größere Wirtschaftlichkeit (je kleiner der Chip, desto
größer die Ausbeute auf einer Siliziumscheibe) bei gleich bleibender bzw.
verbesserter Bildqualität.
|
|
Die hohe Auflösung von 8 Megapixeln sieht man den Bildern der EOS 350D auch
an. Der Wirkungsgrad d. h. die Effizienz, mit der eine Kamera Bilddetails
darstellen kann, ist vor allem in der kurzen und langen Brennweite für eine
Kamera dieser Auflösungsklasse sehr hoch und bei mittlerer Brennweite hoch
bis sehr hoch. Allerdings schönt die Signalverarbeitung auch kräftig feinste
Bilddetails auf – und das manchmal sogar über das noch als natürlich
empfundene Maß hinaus. Auf Ausdrucken bzw. Ausbelichtungen sehen die Bilder
demnach zwar sehr schmeichelhaft aus, wer aber auf "natürlicher Schönheit"
steht, ist mit der EOS 350D falsch beraten bzw. muss schon umfangreiche
Änderungen an den Grundeinstellungen vornehmen. Die Aufnahme im RAW/CR2-Format
und die nachträgliche Bildaufbereitung per Hand am Computer ist auch eine
Alternative. Deutlich wird die aggressive Signalverarbeitung u. a. an der
offensiv abgestimmten Scharfzeichnung, die an horizontalen und vertikalen
Kanten deutliche Doppellinien und Artefakte erzeugt. An diagonalen Kanten
fallen die Effekte der Scharfzeichnung nicht ganz so deutlich bzw. nur in
Form eines höheren Kontrastanstiegs auf. Außerhalb der scharf gezeichneten
Bildbereiche werden schräge Kanten deutlich weicher dargestellt als
waagerechte und senkrechte. Jedenfalls zeigen sich bei genauer Betrachtung
der Bilder Helligkeitsartefakte an schrägen, feinen Strukturen und sehr
leichte Farbartefakte an waagerechten Strukturen. Zu Kompressionsartefakten
macht unser Testlabor keine Angaben und weist nur darauf hin, dass die Wahl
der Komprimierungsfaktoren auf die Bedürfnisse von Einsteigern abgestimmt
ist.
Gut, dass das im Set mitgelieferte Objektiv (EF-S 18-55 mm 1:3,5-5,6) nicht
ganz so hoch auflöst wie z. T. wesentlich teurere Linsen (z. B. der L-Serie)
und so die Artefaktwiedergabe etwas dämpft. Am höchsten ist die Auflösung
der 350D-/Setobjektiv-Kombination am Weitwinkel-Ende, wobei sie mit
zunehmendem Abstand von der Bildmitte progressiv abfällt. Besorgniserregend
ist der Auflösungsverlust aber nicht. Bei mittlerer Brennweite und am
Tele-Ende ist die Auflösung hingegen über das ganze Bild hinweg konstant.
Die Auflösung ist allerdings in der kurzen und mittleren Brennweite auch
sehr stark davon abhängig, in welche Richtung gewisse Bildteile bzw.
Strukturen verlaufen. Leichte Streuungen in den Farbkanälen (ein Zeichen von
Farbfehlern) treten in diesem Brennweitenbereich auf; in oberen
Brennweitengefilden ist die Bildwiedergabe viel homogener. Ein besonderes
Augenmerk legt Canon auf die Beseitigung von Moiré-Effekten. Die EOS 350D
verwendet dazu, Canon-eigenen Angaben zufolge, einen aus mehreren Schichten
aufgebauten Tiefpassfilter (siehe Diagramm). Ein erster Filter (dem ein
Schutzglas zur Reflektion von Infrarotstrahlen vorgesetzt ist) polarisiert
und verschiebt das einfallende Licht vertikal im Abstand von einem Pixel. Um
das Licht dann horizontal teilen zu können, muss die Polarisation wieder
aufgehoben werden. Dies geschieht durch einen zweiten Filter, bekannt als
Phasenplättchen. Dahinter ein IR-Sperrfilter, um Restanteile von
Infrarotlicht auszufiltern, gefolgt von einem dritten Tiefpassfilter. Auf
dieser Ebene wird das Licht ein zweites Mal polarisiert, diesmal in
horizontaler Richtung. Das einfallende Licht wird auf diese Weise präzise um
einen Pixel in die horizontale und vertikale Richtung gespreizt; die
resultierende gezielte Unschärfe beseitigt den Moiré-Effekt. Die Unschärfe
kompensiert die EOS 350D dann softwaremäßig mit tatkräftiger Unterstützung
des DiGIC-II-Signalprozessors.
|
|
Doch auch bei der Rauschunterdrückung hat Canon mehr oder weniger tief in
die technologische Trickkiste gegriffen. Zuerst einmal wurde, wie oben schon
beschrieben, die lichtempfindliche Fläche der Pixel (im Vergleich zur EOS 300D)
vergrößert. Dann wurden die – zur Bündelung des Lichts auf die
lichtempfindliche Pixelfläche – vor jedem Pixelelement befindlichen
Mikrolinsen praktisch "abgeflacht" und näher aneinandergerückt, um so die
Lichtausbeute zu optimieren. Auf Sensorebene hat Canon es zudem fertig
gebracht, das Rauschen und verbleibende Restladungen kurzzeitig zu
"isolieren", so dass diese unter Berücksichtigung von thermischen
Schwankungen getrennt von der eigentlichen Bildinformation ausgelesen werden
können. Laut Canon können andere Hersteller diese Schwankungen nicht
berücksichtigen, was das Herausrechnen des Rauschens zu einer etwas
ungenauen Wissenschaft ausarten lässt. Canon hat auch dafür gesorgt, dass
bereits bei der Chipherstellung das Rauschphänomen bekämpft wird. Schäden in
der molekularen Struktur des Siliziums, die u. a. durch Verunreinigungen (z.
B. Schwermetallteilchen wie Eisen) entstehen und zu so genannten
Dunkelstromfehlern führen, soll ein optimiertes Herstellungsverfahren
verhindern. Bei Aufnahmen mit hohen ISO-Empfindlichkeiten setzt Canon auf
eine unterschiedlich schnelle Signalverstärkung. In einer Art
"Schonwaschgang" mit langsamer Auslesung der Pixel wird zuerst das so
genannte "Fix Pattern Noise" (Bildrauschen mit feststehendem Störmuster)
verringert bzw. herausgerechnet, bevor im selben Prozess das Signal
verstärkt und "gesäubert" wird. Dann wird in einem schnellen Vorgang das
Signal nochmals verstärkt. Der Benutzer merkt vom langsamen Prozess nichts,
da der schelle Prozess durch die Vorarbeit sowie durch die schnellere Arbeit
der Bordelektronik im Gegenzug verkürzt werden konnte. Dem könnte
entgegengesetzt werden, dass die höhere Rechenleistung von elektronischen
Komponenten auch mehr Hitze erzeugt, was wiederum ein erhöhtes Bildrauschen
zur Folge hat. Doch der DiGIC-II-Signalverarbeitungsprozessor arbeitet
angeblich so schnell, dass er nicht so lange beansprucht wird wie seine
Vorgänger und folglich schon mit der Rechenarbeit fertig ist, bevor er so
richtig warm wird.
In der Theorie hört sich das alles so an, als ob die EOS 350D die
rauschärmste aller Digitalkameras sein müsste. Die Messungen unseres
Testlabors belegen aber, dass das Rauschen für eine 8-Megapixel-Kamera ganz
gut sein mag, aber die EOS 350D erreicht weder die vorbildliche Rauscharmut
der großen Schwester EOS 20D noch die der vergleichsweise niedrig
auflösenden Vorgängerin EOS 300D. Das insgesamt niedrige bis mittelstarke
Rauschen ist in Bildpartien mittlerer Helligkeit am stärksten. Dem Auge
fällt das Bildrauschen aber eher in hellen Haut- oder Himmelpartien auf.
Eine besondere Ausprägung zu monochromem Helligkeitsrauschen oder zu
Farbrauschen besitzt die EOS 350D nicht; beide Anteile sind in etwa gleich
hoch. Wesentlich überzeugender als das Rauschverhalten ist die
Verträglichkeit mit hohen Bildkontrasten. Kontrastunterschiede von bis zu
8,8 Blendenstufen sind für die Elektronik der EOS 350D kein Problem, und die
Tonwertwiedergabe (in 250 von 256 möglichen Helligkeitsstufen) ist so
"weich" gewählt, dass es selbst bei schwierigen Motiven kaum "ausfressende"
Lichter und/oder "absaufende" Schatten auf den Bildern gibt. Bildpartien
mittlerer Helligkeit werden ihrerseits mit etwas mehr Kontrast
wiedergegeben.
|
|
Auch bei der Präzision des Weißabgleichs kann die EOS 350D punkten. Die
Kamera nutzt – laut Canon – die Leistung des DiGIC-II-Signalprozessors dazu,
unter Hinzuziehung von Faktoren wie Bildorientierung und Motivposition eine
selbständige Analyse der aufzunehmenden Szene vorzunehmen. Dies erlaubt eine
präzisere Berechnung des automatischen Weißabgleichs. Eine weitere
Eigenschaft des automatischen Weißabgleichs (AWB) mit DIGIC II soll der so
genannte "subjektive Weißabgleich" sein. Dabei werden Farbstiche korrigiert,
ohne dabei die natürliche Lichtstimmung einer Szene zu zerstören. Allerdings
neigt die EOS 350D allgemein zu einer leicht rötlichen bzw. "warmen" sowie
knalligen Wiedergabe der Farben; hier bevorzugt sie wieder einmal eine
schmeichelhafte Bilddarstellung gegenüber natürlicheren Resultaten. Wenig
schmeichelhaft sind dagegen die Vignettierungs- und Verzeichnungs-Effekte in
Verbindung mit dem Set-Objektiv. Mit dieser Kamera-/Objektiv-Kombination
gemachte Weitwinkel-Aufnahmen sind an den Bildrändern deutlich dunkler als
in der Bildmitte (bis zu 1,1 Blenden Unterschied) und zeigen auch stark
verbogene Linien (bis zu -2,6 % nach innen). Bei mittlerer Brennweite sind
die Randabdunkelung (-0,8 Blenden) und die Verzerrung (-0,5 % nach innen)
immer noch deutlich sichtbar, am Tele-Ende ist der – jederzeit gleichmäßig
verlaufende – Lichtverlust zu den Bildrändern hin kaum noch sichtbar (max.
0,4 Blenden) und kann durch Abblenden weiter verringert werden. Die
Verzeichnung bleibt jedoch auch im Tele-Bereich bestehen, wobei sie nur ihre
Charakteristik (von tonnenförmig zu kissenförmig) ändert.
Sonstiges/besondere Funktionen Als
Spiegelreflexkamera für Einsteiger besitzt die EOS 350D zahlreiche
Funktionen, die dem Anfänger das Fotografieren erleichtern sollen. Eine
Vollautomatik bietet die Mini-DSLR genauso wie die – für eine solche
Kamera – fast schon obligatorischen Motivprogramme (Porträt, Landschaft,
Nahaufnahmen, Sport/Action, Nachtporträt, Aufnahmen ohne Blitz). Ganz
praktisch und nur bei Canon-EOS-Kameras verfügbar ist die
A-DEP-Schärfentiefeautomatik. Innerhalb des von den AF-Messfeldern
abgedeckten Bildbereiches ermittelt die Kamera den nächstgelegenen und
den am weitesten entfernten Punkt und versucht im Rahmen des Möglichen
die Schärfentiefe so einzustellen, dass sich sie ziemlich genau zwischen
diesen beiden Punkten erstreckt. Das DEP-Schärfentiefeprogramm, bei dem
die Wahl der beiden Punkte nicht automatisch, sondern manuell durch
aufeinander folgendes Anfokussieren des vorderen und des hinteren
Schärfepunktes erfolgt, fehlt der EOS 350D jedoch. Frühere EOS-Modelle
boten sowohl das A-DEP- als auch das DEP-Programm an, und es wäre
wünschenswert, wenn Canon einem in Zukunft wieder die Wahl zwischen
beiden Modi lassen würde. Was wir ebenfalls vermissen, ist die von
einigen Kameras her bekannte Funktion zur nachträglichen Umwandlung von
RAW/CR2-Aufnahmen in JPEG-Dateien und zur Verkleinerung von bereits
gemachten Bildern (über den Ausschnitt und/oder die Auflösung). Das
macht vor allem dann Sinn, wenn man mal schnell ein Bild drucken oder
per E-Mail versenden will, da die PictBridge-Direktdruckfunktion nur den
Druck von JPEGs unterstützt und man die Bilder nicht immer in voller
Auflösung drucken bzw. versenden möchte. Zwar lässt die EOS 350D auch
die getrennte Speicherung von RAW/CR2-Aufnahmen mit JPEG-Abbild zu, aber
auf diese Weise ist selbst die "fetteste" Speicherkarte (die EOS 350D
unterstützt dank FAT32-Kompatibilität auch Karten mit mehr als 2 GByte) in Nullkommanichts rappelvoll.
Von der großen Schwester EOS 20D erbt
die EOS 350D ein paar neue Funktionen. Das ist zuerst einmal die
erweiterte Weißabgleicheinstellung durch die Verschiebung des
Weißpunktes auf einem Blau/Amber-Magenta/Grün-Diagramm. Auch verfügt die
EOS 350D über dieselben erweiterten Schwarzweißfunktionen (Tönungs- und
Filtereffekte, Parametrierung von Kontrast und Bildschärfe für
S/W-Bilder) wie die EOS 20D. Außerdem kann man wie bei der EOS 20D den
Farbraum (sRGB oder AdobeRGB) unabhängig von den gewählten
Bildparametereinstellungen (Bildkontrast, Scharfzeichnung,
Farbsättigung, Farbton) auswählen. Aufnahmen im AdobeRGB-Farbraum werden
nun auch direkt von Photoshop & Co. als solche erkannt, da die
entsprechende Information in die Bilddatei eingebettet wird; das war bei
der EOS 300D nicht der Fall. Überhaupt lässt die EOS 350 viel mehr
Einstellmöglichkeiten zu als ihre Vorgängerin. So erlauben Insgesamt 9
Individualfunktionen mit 24 Einstellungen eine persönliche Konfiguration
der Kamera, dazu gehören beispielsweise die Spiegelvorauslösung und die
Wahl der Belichtungsschritte (wahlweise in 1/3 oder 1/2 Stufen). Die
AF-Betriebsart und die Belichtungsmessart (Matrix- bzw. Mehrfeldmessung
über 35 Segmente, mittenbetonte Integralmessung, Selektivmessung auf 9 %
des Bildfeldes) sind nicht mehr fest an ein bestimmtes Motivprogramm
gekoppelt, und die Eingabe einer Blitzbelichtungskorrektur ist nun auch
direkt an der Kamera möglich.
Zu den weiteren Unterschieden zur EOS 300D
gehört sicherlich auch der leistungsfähigere Serienbildmodus. Konnte man
bei der 300D maximal 4 Bilder in Folge bei einer Bildfolgerate von
2,5 Bildern pro Sekunde aufnehmen, ist der Serienbildmodus der 350D
nicht nur ausdauernder (14 JPEG- oder 5-RAW-Bilder in Folge), sondern
auch schneller (3 Bilder/s). Das hat die "junge Wilde" dem
Digital-Image-Core-Signalverarbeitungsprozessor zweiter Generation
(kurz: DiGIC II) zu verdanken, der laut Canon so schnell arbeitet, dass
er in der kurzen Zeit zwischen den Aufnahmen gleich mehrere Aufgaben
gleichzeitig erledigen und so die im Pufferspeicher zwischengelagerten
Bilddaten lesen, verarbeiten, komprimieren und schreiben kann. Die o. g.
Werte für den Serienbildmodus sind übrigens offizielle Herstellerangaben
von Canon. In der Praxis ist es so, dass die Bildfolgerate und die
maximale Anzahl der Bilder, die man in Folge machen kann sehr von der
Geschwindigkeit der verwendeten Speicherkarte abhängig sind. Mit einer
Highspeed-Karte (SanDisk Extreme III) sind sogar die Speicherzeiten so
kurz, dass immer genügend Platz im – großzügigen und effizient
verwalteten – Pufferspeicher für neue Bilder übrig bleibt und man so
faktisch von einem "Endlos-Serienbildmodus" reden kann. Doch auch
in anderen Punkten ist die EOS 350D mithilfe von DiGIC II schneller
geworden. Die Auslösverzögerung (nach Vorfokussierung) sinkt von 128 auf
100 Millisekunden, die Dunkelphase im Sucher von 250 auf
170 Millisekunden, die Einschaltzeit von 2,8 auf 0,2 Sekunden und die
Schreibgeschwindigkeit auf die Speicherkarte wurde um das 3,5-fache
beschleunigt. Konsequenterweise hat Canon auch die Übertragungsrate der USB-Schnittstelle von theoretisch 1,5 MByte/s (USB 1.1) auf theoretisch
60 MByte/s (USB 2.0 Highspeed) hochgeschraubt und macht so auch hier der
EOS 350D Beine.
Architekturbedingt gibt es bei der EOS 350D keine
Videofunktion, aber ein Video-Ausgang zur Wiedergabe der aufgenommenen
Bilder auf einem Fernseher ist vorhanden. Sonst findet man außen an der
Kamera noch eine Klinkenstecker-Buchse zum Anschluss einer elektrischen
Kabelfernbedienung vor, wobei die Kamera auch kabellos per optionaler
Infrarot-Fernbedienung oder kabelgebunden von einem Computer aus
ausgelöst und z. T. auch ferngesteuert werden kann. Funktionsseitig
wären da u. a. noch die Belichtungsreihenfunktion(en), die
Programm-Shift-Funktion, die einstellbaren Lichtempfindlichkeitsstufen
(ISO 100-1.600), die 15 Menüsprachen, das nahezu stufenlose
Wiedergabezoom (2- bis 10-fache Vergrößerung), die automatische
Bildausrichtung per Orientierungssensor, die Histogrammanzeige, die
Hervorhebung der Lichter/Schatten und eine Diaschau-Funktion. Eine
Funktion zum Vorbereiten der Kamera auf eine Hand-Sensorreinigung fehlt
auch nicht; Firmware-Updates können bei Bedarf eingespielt werden.
Sicherlich haben wir die eine oder andere Funktion, die die EOS 350D
noch anbietet, nicht erwähnt, doch dafür ist die Freude des
EOS-350D-Besitzers beim nachträglichen Entdecken neuer Möglichkeiten
dann umso größer.
Fazit Die
EOS 350D läutet eine Wende bei Canons Produktpolitik ein.
Differenzierten sich die verschiedenen Kameraklassen bisher klar durch
Preis, Ausstattung und Leistung, unterscheidet sich die EOS 350D
hauptsächlich in Preis und Komfort von ihren großen Schwestern. Viele
Funktionen und Technologien, die bisher nur den teureren Modellen
vorbehalten waren, halten nun auch in der Einsteigerklasse Einzug, und
auf Funktionssperren, wie man sie noch von der EOS 300D kennt, hat Canon
diesmal verzichtet. Natürlich bleiben die Mittelklasse- und Profimodelle
leistungsfähiger als die EOS 350D, aber nur Profis und besonders
anspruchsvolle Amateure vermögen den Leistungsunterschied zu erkennen
und sich vom größeren Potenzial dieser Kameras hingezogen fühlen. Wer
nämlich weitere Leistungsreserven wirklich braucht, maximalen Komfort u.
a. in Form kompromissloser Ergonomie sucht und wer nicht auf
JPEG-Grundeinstellungen steht, die zu sehr auf Shoot-to-Print-Fotografie
ausgerichtet sind, dem mag die EOS 350D eventuell eine Nummer zu klein
sein.
Messwerte |
Einschaltzeit |
ca. 0,2 s (Herstellerangabe durch Messung bestätigt) |
Brennweitenverstellung
Anzahl Stufen
Zeit Weitwinkel bis Tele |
manuell am Objektiv
–
– |
Autofokus-Geschwindigkeit |
min. 0,1 s / ca. 0,2 s / max. 0,5 s (abhängig von Motiv und
Aufnahmebedingungen) |
Auslöseverzögerung |
100 ms (Herstellerangabe durch Messung bestätigt) |
Blitz
Leitzahl |
13/12,5 (Herstellerangabe/Messung) |
Batterielaufzeit |
>
400
Aufnahmen |
Speicherzeiten
RAW
JPEG
TIFF |
ca. 3,1 s (7 MByte)
ca. 1,1 s (2,2 MByte)
–
Auslösung während Speicherung möglich |
Serienbilder
Verwendete Auflösung
Geschwindigkeit
Anzahl
mit Blitz |
3.456 x 2.304
ca. 3 Bilder/s (Herstellerangabe durch Messung bestätigt)
min. 14 Aufnahmen (siehe Text)
ja (bei verlangsamter Bildfolgezahl) |
** im langsameren Standard-Serienbildmodus |
Kurzbewertung
- gleichzeitige RAW- und JPEG-Aufzeichnung (in
getrennten Bilddateien)
- erweiterte S/W-Funktionen (Filtereffekte u. ä.)
- hohes Technologieniveau
- AF-Betriebsart und Belichtungsmessart frei wählbar (im
Gegensatz zur EOS 300D)
- schnelle Reaktionszeiten (AF, Auslöseverzögerung,
Einschaltzeit usw.)
- E-TTL-II-Blitzbelichtungs-messung und -steuerung
- Weißabgleichsdiagramm
- enorme Objektivauswahl
- bemerkenswerte Kompaktheit
- exzellentes Preis-Leistungsverhältnis
- "gebrauchsfertige" Bilder (einsteigergerechte
Abstimmung der Bildaufbereitung)
- Bildverlust bei verfrühtem Öffnen des
Speicherkartenfachs
- keine eingebauten Nachbearbeitungsfunktionen
(Ausschnitts-/Auflösungsveränderung, RAW-JPEG-Konvertierung)
- DEP-Schärfentiefeprogramm nicht vorhanden (nur A-DEP)
- keine Empfindlichkeitsangabe im Sucher
- Sucherbildabdeckung und Okulargröße dürfen gerne
größer ausfallen
- keine Farbbalance-Einstellung (R-G-B-Regler)
- keine drahtlose (E-TTL-) Blitzsteuerung mit
eingebautem Blitz
- AF-Hilfslicht über Blitzsalve
- zu kurzer Bildwiedergabeintervall
- Einstellungen müssen mit SET-Taste bestätigt werden
- Grundeinstellungen nicht direkt am Status-LCD
vornehmbar
- kein "Sunshine"-LCD
- teilweise zu starke Scharfzeichnung (Artefakte),
unnatürlich hohe Farbsättigung
- Bildrauschen nicht so niedrig wie erwartet
- ungünstige Platzierung mancher Bedienelemente
Technische Daten
Modell |
Canon EOS 350D |
Sensor |
CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6) 8,2 Megapixel (physikalisch), 8,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.456 x 2.304 (3:2) |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Spiegelsucher, 95 % Abdeckung, 21 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
1,8", 0,115 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (35 Felder) |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Canon, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 3,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type I, Type II), Microdrive |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 100 bis 1.600 |
Abmessungen |
126 x 94 x 64 mm (B x H x T) |
Gewicht |
485 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/ZZYDX (mit Preisvergleich) |