Kompaktkamera
Testbericht: Minolta Dimage Xt
2003-08-05 Im Wettlauf um die fortlaufende Miniaturisierung lassen sich die Digitalkamera-Hersteller immer neue "Tricks" einfallen. Technologisch am eindrucksvollsten ist wohl die Idee von Minolta gewesen, bei der im letztes Jahr vorgestellten Dimage X das Objektiv wie ein Periskop vertikal in ein entsprechend flaches Gehäuse einzubauen. Auf die Dimage X folgte eine in der Auflösung verbesserte Dimage Xi, die ihrerseits nun von der Dimage Xt abgelöst wurde. Die Dimage Xt ist noch ein wenig kleiner, noch schöner und noch ein bisschen leistungsfähiger als ihre Vorgängerinnen. Wie sich die kleine Kamera in der Praxis bewährt, haben wir für diesen digitalkamera.de-Kurztest untersucht. (Yvan Boeres)
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Kaum eine Digitalkamera mit optischem Zoom ist so flach wie die Kameras
der Dimage-X-Serie. Gerade mal 2 cm tief ist die Dimage Xt, die dank
Aluminium-Gehäuse auch nur knapp 160 Gramm betriebsbereit auf die Waage
bringt. Zierlich wie das Gehäuse ist auch der LCD-Farbbildschirm mit einer
Bilddiagonale von rund 4 cm, um den die meisten Bedienelemente der Kamera
angesiedelt sind. Die 110.000 Bildpunkte des Bildschirms reichen aus, um
eine Schärfebeurteilung zu ermöglichen; trotz automatischer
Bildschirmaufhellung bei schwachen Lichtverhältnissen zeigt sich kein
Bildrauschen auf dem Monitor, der auch nicht bei schnellen Bewegungen zu
Nachzieheffekten neigt. Der optische Sucher der Dimage Xt wird in der Praxis
dagegen allenfalls als Notlösung bei allzu hellem Sonnenlicht verwendet
werden. Er zeigt nur ungefähr 75 % des tatsächlichen Bildausschnittes und
verfügt weder über Parallaxen-Markierungen noch über eine
Dioptrieneinstellung. Auch ist der Sucher ziemlich klein, was besonders
Brillenträger unpraktisch finden.
Der Ein-/Ausschaltknopf und der Auslöser befinden sich auf der
Geräteoberseite. Um den Monitor herum gruppieren sich der runde
Betriebsart-Schalter (Standbild-Aufnahme, Wiedergabe, Video- bzw.
Tonaufnahme, Setup), die von zwei Tasten (links/rechts) umgebene Zoom-Wippe
(rauf/runter) sowie vier weitere Funktionstasten (Menü,
Schnellwiedergabe/Löschen, Display, Blitzfunktionen). Die Zoomwippe
bedient das Zoom der Kamera, die den gesamten Brennweitenbereich von 37-111 mm (entspr. KB) fast stufenlos in ca. 2,4 Sekunden durchfährt. Da das
Objektiv nicht aus der Kamera herausfährt, ist die Einschaltzeit der Dimage
Xt mit 2,8 Sekunden erfreulich kurz. Bei ausgeschalteter Kamera fährt
übrigens automatisch ein Metallschieber schützend vor die Objektivöffnung. Durch die
Verwendung eines Prismas besteht die Gefahr einer leichten Qualitätseinbuße
der Abbildungseigenschaften des Objektivs.
Tatsächlich liegt eine leichte Unschärfe über den Bildern (eine stärkere
Scharfzeichnung lässt sich nicht einstellen), die zu den Rändern hin noch
stärker ausgeprägt ist; auch neigt die Dimage Xt zu einer sichtbaren
Vignettierung (bei unserem Testgerät besonders ausgeprägt in der linken
oberen Bildecke) und gelegentlich zu leichten chromatischen Aberrationen.
Dabei muss man allerdings sagen, dass bei Ultrakompaktkameras die
Abbildungsleistung der Miniatur-Objektive allgemein nicht so gut ist wie bei
Kameras mit "großkalibrigen" Objektiven und die Dimage Xt sich – trotz
ungewöhnlicher Objektivarchitektur – für einen Edelmini noch ganz gut schlägt.
Die Lichtstärke (F2,8-3,6) des Xt-Objektivs ist für eine Kamera der
Zwergenklasse auch völlig in Ordnung; der einzuhaltende Mindestabstand von
15 cm ist sogar ohne Umschaltung in den Makro-Modus (den es bei der Dimage
Xt ohnehin nicht gibt) möglich. Die Xt verfügt standardmäßig über ein
Autofokus-System mit breitem Messfeld, d. h. innerhalb der auf dem
LCD-Bildschirm eingeblendeten Markierungen wird eines von insgesamt 5
unsichtbaren Messfeldern automatisch angewählt. Unabhängig davon, ob das
breite Messfeld oder die Spot-AF-Funktion (dann wird nur das mittlere
AF-Feld von der Kamera benutzt) aktiviert ist, braucht der Autofokus der
Dimage Xt durchschnittlich zwischen 0,9 (Weitwinkel) und 1,7 (Tele) Sekunden,
um auf das Motiv scharf zu stellen. Die Fokussierzeit ist auch praktisch die
gesamte Auslöseverzögerung. Die Auslöseverzögerung nach dem Vorfokussieren
ist so gering (unter 0,1 s), dass der Auslösevorgang dadurch nicht merklich
verlängert wird. Eine manuelle Scharfstellung oder ein AF-Hilfslicht gibt es
an der Dimage Xt nicht, so dass die Kamera bei Versagen des AF (z. B. bei
ungenügendem Motivkontrast und/oder zu schwachem Licht) kapituliert bzw.
unscharfe Bilder macht.
Dient die Zoomwippe bei der Aufnahme der Verstellung der Brennweite, wird
sie bei der Aktivierung des Menüs mit dem entsprechenden Knopf zusammen mit
den beiden seitlichen Zusatztasten zur 4-Wege-Navigationstaste. Vorsicht ist
bei den beiden Zusatztasten im Aufnahmemodus geboten: Mit den
Werkseinstellungen führt ein Druck auf eine der beiden sehr leichtgängigen
Tasten zu einer Belichtungskorrektur – was durchaus unbeabsichtigt geschehen
kann. Im Menü lassen sich die Tasten zwar mit einer anderen Funktion
belegen, dann besteht aber die Gefahr der versehentlichen Verstellung dieser
Parameter. Im Aufnahmemenü stehen drei "Registerkarten" (Basic, Custom 1,
Custom 2) mit je fünf Funktionen zur Auswahl. Unter "Basic" findet man die
Einstellung der Bildfolge (Einzelbild, 10-Sekunden-Selbstauslöser,
Serienbild mit ca. 12 Bildern in Folge bei ca. 1,4 Bildern/s), der Auflösung
(max. 2.048 x 1.536 Bildpunkte), der Qualität (TIFF, Fein, Standard, Economy),
des Weißabgleichs (leider nur automatisch oder über die üblichen
Voreinstellungen) und der Steuertasten-Zuordnung. Der nächste Hauptmenüpunkt
(Custom 1) ruft die Einstellungen für die Empfindlichkeit (automatisch, ISO 50/100/200/400), das Belichtungsmessverfahren (256-Zonen-Mehrfeldmessung,
Spotmessung), die Belichtungskorrektur (falls die seitlichen
Navigationstasten anders belegt sind), die Rauschunterdrückung sowie für die
automatische Rückstellung der Kamera beim Ein-/Ausschalten auf. Unter "Custom 2" verbergen sich schließlich die Einstellungen für den Farbmodus (Farbe,
S/W, Sepia), die Sprachnotizfunktion (15-sekündige Sprachkommentare sind
über das eingebaute Mikrofon der Xt aufsprechbar), die
Datumseinbelichtungsfunktion (das Datum wird sichtbar auf das Bild
"gestempelt"), das Digitalzoom (4-fach) und die automatische Bildwiedergabe
(unmittelbar nach der Aufnahme).
Die Belichtung erfolgt bei der Dimage Xt automatisch. Abgesehen von der
Belichtungskorrektur-Funktion und der Spotmessung ist es nicht möglich, die
Belichtung zu beeinflussen. So muss man sich grundsätzlich auf die
Zuverlässigkeit der Mehrfeldmessung verlassen, die im Normalfall auch sauber
belichtete Bilder liefert. Bei Motivsituationen mit hohen Bildkontrasten
schaltet die Kamera den Blitz automatisch zu, um die Schattenpartien
aufzuhellen. Bei uns führte dies jedoch gelegentlich zu blassen,
überbelichteten Bildern. Ausgerechnet bei Gegenlicht, bei dem viele Kameras den
Blitz zuschalten, bleibt der von der Dimage Xt allerdings aus bzw. muss
manuell zugeschaltet werden. An Funktionen bietet der Blitz die üblichen
Möglichkeiten (Auto, Erzwungen, Aus, Rot-Augen-Korrektur,
Langzeitsynchronisation bzw. Nacht-Modus) an, ist aber nicht besonders
leistungsstark (ermittelte Leitzahl: 7 bei ISO 100) und kommt ohne
Blitzbelichtungskorrektur-Funktion. Dank der ungewöhnlichen Lichtführung des
Objektivs beschert einem die Dimage Xt – trotz kompaktester Ausmaße – nur
selten Rote Augen auf den Bildern. Es ist also nicht zwingend notwendig, die Rote-Augen-Korrektur einzuschalten. Kaum Lichtabfall gibt es an den
Bildecken beim Blitzen mit der Dimage Xt; die Farbtemperatur des
Blitzlichtes ist neutral. Weniger neutral ist dagegen die Farbwiedergabe
beim Fotografieren ohne Blitz bei Tageslicht: Während die
Weißabgleichsautomatik der Dimage Xt bei Kunstlicht hervorragend reagiert und
den oft beobachteten Rot-Orange-Stich bei Glühlampenlicht sowie
Gelb-Grün-Stich bei Leuchtstofflampenlicht außergewöhnlich gut kompensiert,
sind die Tageslichtaufnahmen von einem leichten Magenta-Stich befallen.
Das
Rauschverhalten der Dimage Xt ist recht ordentlich, d. h. bei
Tageslichtaufnahmen neigt die Dimage Xt mit ihrem 1/2,7"-CCD kaum zu
auffälligem Rauschen. Für Nachtaufnahmen bzw. Langzeitbelichtungen kann eine
aktive Rauschunterdrückung im Menü aktiviert werden.
Etwa 1,4 Sekunden braucht die Dimage Xt, um ein JPEG-Bild in bester
Qualität (höchste Auflösung, Fine-Kompression, typische Dateigröße: ca. 1 MByte) abzuspeichern; für ein TIFF-Bild (typische Dateigröße: rund 9 MByte)
benötigt sie ca. 7 Sekunden. Interessant ist in dieser Hinsicht, dass die Dimage Xt es erlaubt,
im Notfall auch ohne Speicherkarte zumindest 1 Bild (allerdings
ausschließlich im JPEG-Format) zu schießen, das die Kamera dann im internen
Pufferspeicher behält. Sobald eine Speicherkarte anschließend in den
SD/MMC-Steckplatz eingesteckt wird, kann man das Bild auf die Speicherkarte
übertragen. Weitere Besonderheiten findet man u. a. in Form eines WebCam-Betriebs, der Unterstützung von
Druckoptimierungs- (EXIF 2.2/Print sowie Epson Print Image Matching) und
Direktdruck-Technologien (Epson USB-Direct-Print), des nachträglichen
Herunterrechnens der Bilder auf E-Mail-freundliche Auflösungen (640 x 480
oder 160 x 120 Pixel) oder des so genannten XR-Videomodus. XR steht dabei
für "Extended Recording" und bedeutet, dass die Länge einer Videosequenz
dann nur noch von der Kapazität der verwendeten Speicherkarte (SecureDigital
oder MultiMediaCard) abhängig ist. Auflösungen von 320 x 240 oder 160 x 120
Bildpunkten stehen zur Auswahl. Die Videoaufnahme erfolgt in beiden Fällen
mit einer Bildfrequenz von 15 Bildern pro Sekunde und mit Ton. Die Dimage Xt
erlaubt es auch, Ton einzeln aufzunehmen; je nachdem, ob man einem Bild ein
Sprachkommentar zufügt oder sich auf die reine Tonaufnahme beschränkt, sind
Aufnahmezeiten von 15 Sekunden (pro Bild) bis zu 3 Stunden (mit ausreichend
bemessener Speicherkarte) möglich. Mit dem beiliegenden Lithiumionenakku
NP-200 (3,7 V bei 750 mAh) vermag die Dimage Xt etwa 140 Bilder aufzunehmen,
dann muss der Akku allein oder samt Kamera auf die Ladestation, die den
Energiespender innerhalb von 80 Minuten wieder auf Vordermann bringt. Die
Ladestation dient auch als Sockel für die Kamera im WebCam-Betrieb – aber
nicht als Docking-Station für die Anbindung an einen Computer (PC/Mac).
Diese erfolgt klassisch über eine Kamera-Computer-Kabelverbindung. Sonstige
Schnittstellen besitzt die Dimage Xt in Form eines
PAL/NTSC-Audio/Video-Ausgangs und eines 4,7-Volt-Netzeingangs.
Fazit: Ohne mit einer überragenden Bildqualität oder einer
Mega-Ausstattung zu bestechen, vermittelt die Minolta Dimage Xt einen
homogenen und – durch ihr schickes Aussehen und das hochwertig verarbeitete
Metallgehäuse – edlen Eindruck. "Gelegenheitsknipser" und Liebhaber von
"kleinen Schmuckstücken" werden ihre Freude an der Dimage Xt haben, einer
Kamera, die so klein und leicht ist, dass man sie immer dabei haben kann,
ohne allzu große Kompromisse in Sachen Ausstattung und Bildqualität
einzugehen.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Minolta Dimage Xt |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,7" 5,4 x 4,0 mm (Cropfaktor 6,4) 3,3 Megapixel (physikalisch), 3,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.048 x 1.536 (4:3) |
Video (max.) |
320 x 240 15p |
Objektiv |
37-111 mm / F2,8-3,6 (3-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
1,5", 0,110 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik |
Abmessungen |
85 x 67 x 20 mm (B x H x T) |
Gewicht |
146 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/CEIQM (mit Preisvergleich) |