Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Olympus E-5

2010-11-24 Nicht nur von eingefleischten Olympus-Fans lange mit Neugier erwartet, ist sie endlich da: die Fortsetzung der einstellig nummerierten Profireihe von Olympus. Auf E-1 und E-3 folgt nach Olympus-Zählung die E-5, was wohl heißen soll, dass nach über drei Jahren Weiterentwicklung ruhig eine Nummer ausgelassen werden darf. Während andere Hersteller im selben Zeitraum Neuvorstellungen im fast zweistelligen Bereich produzieren, lässt sich Olympus Zeit für Überarbeitung und Modellpflege und liefert Megapixel-Begeisterten eine eher magere Kost. Ob das neue Flaggschiff mit "nur" 12 Megapixeln, LiveView und 720p-Video für rund 1.800 Euro gegenüber der Konkurrenz punkten kann, klärt unser Test.  (Stefan Meißner)

Olympus E-5 mit Zuiko Digital 1:2.8-4 12-60mm [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Auf den ersten Blick sieht die E-5 aus wie ihre Vorgängerin. An der Vorderseite hat sich nichts verändert, nur der Schriftzug verrät den Neuling. Die Olympus E-5 hat das typische Gesicht einer Spiegelreflexkamera. Sie ist weder übermäßig groß noch besonders klein, sondern gerade richtig. Allerdings hat man viel in den Händen, denn aufnahmebereit mit dem in diesem Test verwendeten Zuiko Digital F2,8-4/12-60 mm SWD bringt die E-5 satte 1.520 g auf die Waage. Nach wie vor zeigt das wuchtige Äußere, dass es sich hier um ein Arbeitsgerät der robusteren Sorte handelt. Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist hervorragend verarbeitet. An allen Gehäuseöffnungen sind Dichtungen angebracht, so dass selbst bei Regen oder in sehr staubiger Umgebung reuelos fotografiert werden kann. Alle Tasten haben einen außergewöhnlich großen Hub – sprich: Sie müssen tief eingedrückt werden, bevor etwas passiert. Hat man allerdings einige Zeit mit der E-5 verbracht, mag man die soliden Schalter nicht mehr missen, und einfachere Kameras kommen einem wie Spielzeug vor.

Das Batteriefach am Gehäuseboden wird mit sanftem Druck gegen Gummidichtungen mit einem soliden Hebel verriegelt. Die Gummikappe, hinter der sich die Anschlüsse für externe Stromversorgung, Video, USB, HDMI und das externe Mikrofon verbergen, ist zwar recht einfach, scheint aber sehr passgenau und dicht zu sitzen. Das Stativgewinde ist selbstverständlich aus Metall, sitzt am vorschriftsmäßigen Platz und auch mit angesetzter Schnellwechselplatte ist das Batteriefach Olympus E-5 [Foto: MediaNord]zugänglich. Einzig die Klappe, hinter der sich die Speicherkarten befinden, wird nicht mehr durch einen Riegel gesichert und macht einen eher billigen Eindruck Hier hat Olympus leider inkonsequenter Weise eine Standardlösung, allerdings immerhin mit Dichtungen, verbaut. Alle Griffflächen wiederum sind vorbildlich gummiert und vermitteln eine tolle Haptik.

Die augenfälligste Neuerung entdeckt man auf der Rückseite, denn der Monitor bedeckt nun nahezu die gesamte Höhe des Gehäuses. Seine Größe ist auf 3 Zoll (7,6 cm) und die Auflösung auf 920.000 Bildpunkte angewachsen. Damit zieht die E-5 mit den Modellen der Mitbewerber gleich. Allerdings gibt es in dieser Kameraklasse kaum ein ähnlich dreh- und schwenkbares Display dieser Qualität. Nahezu aus jeder Richtung und jedem Winkel erlaubt es im LiveView-Modus die Beobachtung des Motivs. Und die solide Ausführung der Kipp-Dreh-Mechanik macht einen überaus robusten und langlebigen Eindruck.

Olympus E-5 mit Zuiko Digital 1:2.8-4 12-60mm [Foto: MediaNord]Wegen der Größe des Displays mussten ein paar Schalter ihren Platz am unteren Rand verlassen und wurden neu verteilt. Allerdings ist im Wesentlichen alles beim Alten geblieben, was den Umsteiger von der E-3 erfreuen wird. Der Griffwulst auf der rechten Seite liegt perfekt in der Hand, auf der Rückseite stützt sich der Daumen in eine ähnlich ergonomisch gestaltete Ausformung, was ein ausgesprochen sicheres Halten ermöglicht. Der Zeigefinger liegt wie selbstverständlich entspannt auf dem Auslöser, während der Daumen bequem wichtige Aufnahmeparameter wie z. B. Blende oder Belichtungszeit am hinteren Rändelrad einstellt. Dabei kann die E-5 am Auge verbleiben. Ein Programmwählrad sucht man vergeblich; bei der Vielzahl an Funktionen wäre ein Moduswähler auch vollkommen überfordert gewesen. Das Bedienkonzept erfordert daher immer zwei Schritte: Man drückt eine der sieben Direktwahltasten und scrollt mit dem vorderen oder hinteren Einstellrad durch die auf dem Bildschirm erscheinenden Optionen. Schon nach kurzer Gewöhnung geht sehr schnell. Zwar werden beide Hände benötigt, aber die sind sowieso zur Stelle, und man erreicht alle Tasten wirklich bequem.

Überhaupt sind Ausflüge ins sehr umfangreiche Menü äußert selten notwendig, etwa wenn die Kamera vollständig individualisiert werden soll. Alle aufnahmerelevanten Einstellungen sind über Tasten direkt erreichbar oder im geballten Überblick per Schnellmenü, das mit der "OK"-Taste erreicht wird. Dabei erscheinen auf dem Display dicht gedrängt alle Aufnahme beeinflussenden Größen, die dann mit den Pfeiltasten angewählt und verändert werden können. Zusätzlich zum großen Monitor auf der Rückseite hat die E-5 selbstverständlich eine LC-Anzeige auf der Oberseite, so dass man alle wesentlichen Aufnahmeparameter ständig im Blick behält. Und zu guter Letzt sei erwähnt, dass natürlich auch im Sucher unterhalb des Bildfeldes alles Notwendige angezeigt wird. Der Sucher selbst ist, angesichts des relativ kleine Sensorformats, Olympus E-5 mit Zuiko Digital 1:2.8-4 12-60mm [Foto: MediaNord]überraschend groß und kann dank 1,15-facher Vergrößerung vollkommen mit dem Sucher anderer Profimodelle mithalten. Zudem gibt es die 100%-Ansicht längst nicht bei jedem Mitbewerber. Der Sucher ist so klar und hell, dass auch ein analoges über einen Adapter angeschlossenes Objektiv recht sicher per Hand fokussiert werden kann. In unserem Test haben wir das mit dem (übrigens optisch hervorragenden) F 4,0/200 mm OM-Objektiv gemacht. Wen der Verzicht auf Autofokus und die Arbeitsblendenfummelei nicht zu sehr stört, sollte dieses alte Schätzchen durchaus mal an der E-5 probieren.

Genial ergänzt wird der optische Sucher vom LiveView, den Olympus im Handbuch "Motivansicht" nennt. Auf Knopfdruck klappt der Spiegel hoch und das Sucherbild erscheint auf dem Monitor. Für Aufnahmen aus den verrücktesten Perspektiven oder unauffällige Fotos aus der Hüfte ist das genial, aber auch das manuelle Fokussieren "auf dem Sensor" ist in manchen Situationen hilfreich. Besonders mit Hilfe der Lupenvorschau ist das sehr präzise möglich, wobei auch der Vergrößerungsfaktor einstellbar ist.

Die Menüs von Olympus sind schon öfter als unübersichtlich bezeichnet worden, und das ist leider zum Teil auch bei der E-5 nicht wesentlich anders. Zumindest gilt das für eins der fünf Menüs: Das Benutzermenü enthält 10 Hauptpunkte, von denen jeder mit bis zu 15 Unterpunkten versehen ist. Das liegt natürlich auch daran, dass bei der E-5 nahezu jede Funktion, jedes Rädchen und jede Taste individualisiert werden kann. Leider verwendet das Menü teilweise kryptische Bezeichnungen und Abkürzungen, die nicht immer selbsterklärend sind. Man fragt sich, wieso Olympus hier nicht eine kleine Hilfefunktion eingebaut hat, wie es sie z. B. bei Nikon gibt. Nicht nur selten benötigte Optionen sucht man einige Zeit, so dass man seine Lieblingseinstellungen auf eines der vier individuellen Sets legen sollte.

Olympus E-5 – Infobildschirm mit Direkteinstellung [Foto: MediaNord]
Olympus E-5 – LiveView [Foto: MediaNord]
Olympus E-5 – Infobildschirm mit Direkteinstellung [Foto: MediaNord]
Olympus E-5 – Schnellmenü [Foto: MediaNord]
Olympus E-5 – Einstellungsmenü [Foto: MediaNord]
Olympus E-5 – Wiedergabeinfo und -histogramm [Foto: MediaNord]
Olympus E-5 – Wiedergabe-Bildbearbeitung [Foto: MediaNord]
Ausstattung Die Olympus E-5 hat alles, was ein engagierter Fotograf braucht und vieles mehr. Das ist bei einer Kamera dieser Preisklasse natürlich zu erwarten und deshalb interessiert hier mehr, wie die jeweiligen Funktionen ausgeführt worden sind. Bei der Belichtungsmessung hat man nicht nur die Wahl zwischen Programm-, Zeit-, Blendenautomatik und manueller Einstellung, auch die Art der Messung kann variiert werden: automatische Messfeldauswertung (ESP) mit und ohne Berücksichtigung des AF-Feldes, mitten betonte Messung und Spotmessung; außerdem Spotmessung mit Lichter- oder Schattenbetonung. Dabei wird als Messreferenz kein mittleres Grau, sondern Weiß bzw. Schwarz verwendet. So können helle oder dunkle Bildstellen angepeilt und korrekt belichtet werden. Egal was der Fotograf einstellt, die Belichtungsmessung der E-5 ist äußerst zuverlässig, und man erhält in nahezu jeder Situation ein korrekt belichtetes Bild.

In der Liveansicht lassen sich verschiedene Gitter, das Histogramm, Über- und Unterbelichtungswarnung oder mittels eingebauter Gyrosensoren bei Bedarf die horizontale Lage und die Neigung der Kamera anzeigen. Im Sucher erscheint dann kurz nach dem Speichern der Schärfe zusätzlich eine Wasserwaage, mit deren Hilfe die Kamera auch am Auge exakt horizontal ausgerichtet werden kann.

Und natürlich gibt es die Belichtungsvorschau, mit der auch der Weißabgleich kontrollierbar ist. Die Olympus bietet dazu eine Vergleichsansicht des Motivs, bei der Belichtungskorrekturen und verschiedene Farbtemperaturen simuliert werden. Vollständig verlässlich ist die Belichtungsvorschau aber nicht, wer es ganz genau haben möchte, stellt die Belichtung anhand des Live-Histogramms ein.

Taucht man ins Menü ein, ergeben sich weitere Einflussmöglichkeiten. Im Reiter "Kamera1" kann aus sechs Voreinstellungen gewählt werden, ob das Bild mit gesättigten Farben, natürlich, blasser oder monochrom dargestellt oder für Porträts optimiert werden soll. Jede Einstellung ist zudem in Schärfe, Kontrast, Sättigung und Gradationsverlauf individuell konfigurierbar. Und wem das nicht reicht, der kann sich aus den Vorgaben etwas zusammen basteln und als siebten Modus abspeichern. Von der E-30 übernommen wurden auch die Art-Filter, die um einen als "dramatisch" bezeichneten Filter bereichert wurden, der einen Pseudo-HDR-Effekt ins Bild zaubert. Für lange Bahnreisen hält die E-5 auch Einiges an Nachbearbeitungsmöglichkeiten bereit. Nicht nur RAW-Daten können nachträglich konvertiert werden, sondern auch JPEGs. Interessant ist da z. B. die Gegenlichtkorrektur, die zu dunkle Bildstellen recht sinnvoll und komfortabel aufhellt. Die bearbeiteten Bilder werden zusätzlich zum vorhandenen gespeichert, so dass man in Ruhe vergleichen kann.

Der eingebaute Blitz klappt nach Druck einer Taste am Prismengehäuse ca. 11 cm hoch über die optischen Achse, so dass es selten zu roten Augen kommt. Ausgeklappt löst er entweder bei Bedarf automatisch aus oder gezwungen als Aufheller. Er kann auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang synchronisiert werden, das Umgebungslicht dabei berücksichtigen und in seiner Leistung manuell bis auf 1/64 herunter geregelt werden. Außerdem kann man mit dem kleinen Blitzer große steuern, wie z. B. den FL-50R. Für den Anschluss einer Studioblitzanlage hält die E-5 einen Standard x-Kontakt und natürlich einen Zubehörschuh bereit, in den auch Blitzgeräte von Fremdherstellern passen. Obwohl manch einer meint, dass ein integrierter Blitz nicht zu einer Profikamera passt, wird der Praktiker dankbar darüber sein. Mit Leitzahl 13 (bei der nativen Empfindlichkeit der E-5 von ISO 200 sogar LZ 18) hat der kleine Blitz reichlich Power, um in vielen Alltagssituationen allen Ansprüchen zu genügen. Die Ausleuchtung reicht bis zum 14er (vgl. KB 28 mm), die 12 mm unseres Testobjektivs zeigen daher abgedunkelte Ecken. Im Alltag wird das aber kaum auffallen, schon eher stört da die Gegenlichtblende, die einen deutlichen Schatten wirft. Im Nahbereich ist dem Blitzlicht das mächtige 12-60mm-Zoom auch ohne Gegenlichtblende im Weg. Im Übrigen ist die Blitzbelichtung aber vorbildlich korrekt und farbneutral.

Als lange überfälliges Novum bietet die Olympus E-5 jetzt auch einen Videomodus. Wo viele Kameras schon in FullHD filmen (1080p), kann sie nur mit 1.280 x 720 Pixel und 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Allerdings wird das für viele Anwendungen ausreichen. Um Videos aufnehmen zu können, muss zunächst der LiveView eingeschaltet werden. Die Aufnahme startet dann bei Druck auf die AF-Messfeld-Taste, die gut mit dem Daumen erreichbar ist. Fokussiert wird mit dem Auslöser, allerdings geht das sehr langsam und mit deutlichem Knartzen, so dass man besser mit der Hand die Schärfe nachführt. Der optische Bildstabilisator ist im Videomodus leider nicht aktiv, dafür wird das Videobild leicht vergrößert und mit den gewonnenen Reserven digital entwackelt. Die Tonqualität ist bis auf die Fokussiergeräusche in Ordnung, wobei die Kamera nur Mono aufzeichnet. Deutlich verbessert werden kann die Tonaufnahme durch den Anschluss eines externen Stereomikrofons. Die E-5 bietet dazu eine 3,5mm-Klinkenbuchse an. In unserem Praxistest konnten wir mit dieser Lösung tatsächlich die mechanischen Geräusche der Kamera vom Mikrofon entkoppeln. Mit den genannten Einschränkungen in der Bedienung geht die Videoqualität der E-5 voll in Ordnung. Für die Speicherung des Videostreams empfiehlt Olympus Speicherkarten mit einem Datentransfer von mindestens 6 MByte/s, der Datenstrom der Videoaufnahme liegt dabei geringfügig über 4 MByte/s. Die E-5 bietet zwei Kartenslots, einen für CompactFlash (CF) und der andere, man staune, für SD-Karten. Es war lange überfällig, dass sich Olympus von den langsamen und teuren XD-Karten trennt. Es ist daher kein Problem, ausreichend schnelle Speicherkarten für die E-5 zu bekommen.

Die Geschwindigkeit der Speicherkarte hat für die Serienbildgeschwindigkeit eine deutlich größere Bedeutung, als für Videoaufnahmen. Immerhin müssen in voller Auflösung im Rohformat rund 13 MByte pro Foto fünf Mal in der Sekunde gespeichert werden. Da lohnt es sich schon, ein paar Euro mehr für eine sehr schnelle Karte auszugeben. Wir haben die Serienbildgeschwindigkeit mit einer 16 GByte Lexar Professional 600x UDMA ermittelt und sind auf folgende Werte gekommen: Im RAW-Modus schafft das Olympus-Flaggschiff tatsächlich fast die versprochenen 5 Bilder je Sekunde, allerdings ist nach rund 16 Aufnahmen der interne Speicher voll und die Geschwindigkeit sinkt auf 3,6 B/s. Im JPG-Format ist die Sache nicht ganz so eindeutig, da die Speicherzeit auch vom Kompressionserfolg und damit vom Motiv abhängt. Bei durchschnittlich 5,6 MByte je Bild schießt die E-5 tatsächlich knapp 5 B/s, und das so lange, bis die Karte voll ist. Wählt man den SD-Kartenschacht, wird die Olympus ausgebremst. Nur noch 10 Rohdateien macht die Kamera mit 4,9 Bildern pro Sekunde, danach sinkt die Geschwindigkeit auf ca. 1,5 B/s. Aufnahmeserien im JPG-Format brechen zwar erst nach ca. 28 Fotos auf ca. 3 B/s ein, das müsste aber die SD-Karte nominell besser können. Schließlich haben wir eine Sandisk Extreme 30 MB/s verwendet. Es liegt daher der Verdacht nahe, dass Olympus hier ein etwas langsameres Laufwerk verbaut hat. Für die allermeisten Aufgaben wird die Geschwindigkeit aber locker ausreichen, zumal der E-5 die Nachführung des Fokus auch bei höchster Geschwindigkeit und widrigen Lichtverhältnissen recht gut gelingt. Zwischen den beiden Laufwerken muss per Hand umgeschaltet werden, wobei Kopien in beide Richtungen möglich sind.

Objektiv Das mit der E-5 getestete Objektiv F2,8-4/12-60 mm SWD hat einen für die meisten Anwendungen tollen Brennweitenbereich. Besonders das kurze Ende bietet deutlich mehr Weitwinkel, als so manch anderes Standardzoom. Immerhin startet das Objektiv verglichen mit Kleinbild bei 24 mm. Gegenüber dem alten 14-54mm-Objektiv ist nicht nur der Brennweitenbereich gewachsen, sondern auch die Autofokusgeschwindigkeit. Schon an der E-3 galt das 12-60 als extrem schnell. Das ist bei der E-5 nicht anders und nicht nur die hohe Geschwindigkeit, sondern auch die Treffsicherheit sogar bei Olympus E-5 mit Zuiko Digital 1:2.8-4 12-60mm [Foto: MediaNord]schlechten Lichtverhältnissen ist phänomenal. Selbst wenn das Auge des Fotografen Schwierigkeiten hat die Schärfe zu finden, hat die E-5 schon fokussiert. Auf das lästige Stroboskop-Hilfslicht kann man daher weitestgehend verzichten. Die 11 AF-Messfelder können gemeinsam oder in sinnvoll kombinierten Gruppen verwendet werden. Dazu muss nur der Messfeld-Knopf gedrückt und am vorderen oder hinteren Einstellrad die gewünschte Kombination gewählt werden. Was die Praxis schon vermuten lies bestätigt die Messung: Auslöseverzögerung mit Scharfstellen ist mit 0,4 Sekunden gering, vorfokussiert geht es noch etwas schneller, da genehmigt sich die E-5 etwa eine Zehntel Sekunde.

Die E-5 stellt wahlweise einmal (S-AF) oder kontinuierlich (C-AF) scharf. Dabei kann entweder die Auslösepriorität ein- oder ausgeschaltet werden. Bei Objektiven mit mechanisch gekoppeltem Fokus, welchen das getestete 12-60 mm Zoom Objektiv verwendet, kann jederzeit in die Schärfe eingegriffen werden. Für Objektive mit elektronisch gesteuertem Fokus muss diese Funktion erst aktiviert werden. Bei Verwendung der "Liveansicht" kommt als weitere AF-Methode die Gesichtserkennung hinzu. Ist sie aktiviert, erkennt die E-5 Gesichter und stellt darauf scharf, bei kontinuierlichem AF wird das Gesicht sogar verfolgt. Allerdings ist der in der Liveansicht verwendete Kontrastautofokus recht träge, schießt leicht über das Ziel hinaus und pendelt sich dann ein. Gut, dass man auch in der Liveansicht den Phasen-AF nutzen kann. Allerdings dauert auch das, denn zunächst muss der Spiegel in Messposition herunterklappen und nach der Messung wieder rauf. Besser, man stellt doch manuell scharf, was bei der E-5 leicht gelingt: Greift der Fotograf zum Schärfering des Objektivs, schaltet die E-5 automatisch in die Lupenansicht, so dass auf den Punkt fokussiert werden kann. Das ist sehr komfortabel! Selbstverständlich kann mit Druck auf die Abblendtaste vorn neben dem Bajonett die Schärfentiefe kontrolliert werden.

Olympus E-5 mit Zuiko Digital 1:2.8-4 12-60mm  [Foto: MediaNord]Ein weiteres besonders hervorzuhebendes Ausstattungsmerkmal ist der Bildstabilisator. Die E-5 löst diese Aufgabe mit feinsten Korrekturbewegungen des Sensors. Daher werden alle anschließbaren Objektive stabilisiert, auch solche ohne eigenen Stabilisator. Der Fotograf kann dabei aus drei Varianten wählen: Entweder werden alle Bewegungen ausgeglichen oder nur horizontale bzw. vertikale. Das hat den Vorteil, dass Mitzieher nicht unnötig verzögert werden. Damit die Stabilisierung auch bei alten, adaptierten Objektiven gut funktioniert, kann im Menü deren Brennweite manuell eingegeben werden. Einen Nachteil hat diese ansonsten geniale Technik allerdings, denn die IS-Funktion wirkt nur während der Aufnahme und das Sucherbild bleibt unstabilisiert. Auch im LiveView ist vom Bildstabilisator nichts zu spüren, so dass man manchmal zweifelt, ob die Funktion überhaupt aktiviert ist. An den Fotos allerdings zeigt sich die Wirksamkeit des Olympus-Systems: Normalerweise dürfte mit dem Zoomobjektiv bei 60 mm Brennweite längstens 1/125 s belichtet werden. Mit Stabilisator konnte aber noch etwas länger als 1/15 s völlig verwackelungsfrei fotografiert werden. Entgegen der Aussage von Olympus, fünf Blendenstufen länger belichten zu können, ergibt das zwar "nur" drei, allerdings ist "Zittern" eine sehr persönliche Angelegenheit und nur schwer messtechnisch zu erfassen.

Bildqualität Sind 12 Megapixel konkurrenzfähig? Wenn man den kleinen Sensor berücksichtigt, sind 12 Millionen Pixel schon recht dicht gepackt. Das hat natürlich Auswirkungen auf viele Eigenschaften und erfordert sehr gute Objektive. Die E-5 wurde nicht nur mit dem in diesem Test zur Verfügung stehenden Zoomobjektiv gemessen, sondern auch mit dem als Referenz geltenden 50 mm Makro. (Die genauen Messergebnisse und Tabellen sind für wenig Geld einzusehen, siehe weiterführende Links). Mit beiden Gläsern leistet das neue Flaggschiff Enormes: Die Auflösung liegt in der Bildmitte nahe der 100%-Marke und Olympus E-5 [Foto: MediaNord]erreicht dabei einen Wirkungsgrad von 90 %. Das bedeutet, dass die E-5 nahezu jedes Pixel auf dem Sensor in Bildauflösung umzusetzen vermag. Schon bei offener Blende wirken die Fotos extrem scharf, was sich beim Abblenden nur unwesentlich ändert. Die E-5 ist in dieser Kombination bedenkenlos bei offener Blende einsetzbar. Deren Auflösung bietet Reserven, die selbst Mitbewerber mit höherer Pixelzahl nicht erreichen. Erkauft wird diese Leistung durch hervorragende Objektive einerseits aber auch ein gutes Stück Bildverarbeitung. Das macht sich leider auch negativ bemerkbar. Durch die Schärfungsalgorithmen entstehen an kleinen Strukturen sogenannte Artefakte, die den Detailgewinn an dieser Stelle aufzehren. Trotzdem kann man der E-5 mit diesen Objektiven schon bei offener Blende eine sichtbare, hervorragende Schärfe bescheinigen. Dazu trägt natürlich auch die moderate Rauschunterdrückung bei. Wo andere Kameras das Rauschen – und ungewollt leider auch die Details – platt bügeln, leistet sich die Olympus ein moderates Helligkeitsrauschen, das erst über ISO 800 störend wird. Bei noch höheren Empfindlichkeiten gesellt sich leichtes Farbrauschen hinzu, so dass die E-5 guten Gewissens nur bis ISO 1.600 verwendet werden sollte. Darüber rauscht sie deutlich, was aber angesichts der dann herrschenden Lichtverhältnisse akzeptabel sein sollte.

Olympus E-5  [Foto: MediaNord]Das 12-60mm-Objektiv verzeichnet am kurzen Ende recht deutlich tonnenförmig, was an kritischen Motiven auch schon im Sucher sichtbar ist. Bei nur etwas längerer Brennweite verschwindet die Verzeichnung und wird am langen Ende leicht kissenförmig. Für Architektur ist das Weitwinkel daher nur bedingt zu gebrauchen. Die Vignettierung ist bei offener Blende im Weitwinkel bis zu zwei Dritteln der Bildhöhe unsichtbar, um dann auf über eine Blende zum Rand hin anzuwachsen. Dieses Phänomen vermindert sich bei Abblendung deutlich und fällt in Fotos nur gering auf.

Die Signalübertragung der E-5 wendet sich im JPEG-Format eher an Amateure, da die invers-S-förmige Gradationskurve die Mitteltöne kontrastreicher, Viertel- und Dreivierteltöne flacher wiedergibt. Das wirkt auf den ersten Blick etwas gefälliger, lässt aber der nachträglichen Bildbearbeitung weniger Raum. Wer hier noch mehr herausholen möchte, sollte auf den RAW-Konverter warten. Die Eingangsdynamik ist bei ISO 200 mit 8,5 Blendenstufen am höchsten, bleibt aber bis ISO 800 auf ähnlichem Niveau. Das klingt zwar nicht gerade überragend, muss aber im Zusammenhang mit der recht moderaten Rauschreduzierung gesehen werden, die viel Detailzeichnung auch in dunklen Bildpartien übrig lässt. Die Belichtung ist sehr präzise und nutzt nahezu den gesamten Bereich an Tonwerten aus. Im Zweifelsfall sollten die Schwärzen in der Bildbearbeitung angezogen werden.

Fazit "Die letzte ihrer Art" titelten wir die Ankündigung des Labortests mit dem 50mm-Makro. Ist in Zeiten der spiegellosen Systemkameras eine solche Spiegelreflex noch zeitgemäß? Diese Frage stellt sich, wenn man die nüchternen Zahlen vergleicht. Was die E-5 auf dem Papier kann, können andere schon lange, teilweise sogar mit "besseren" Werten. Dennoch, wer das Olympus-Flaggschiff in die Hand nimmt und mit Ihr fotografiert, spürt sofort: Diese Qualität bekommt man so leicht nicht wieder in die Finger. Das extrem robuste und perfekt verarbeitete Gehäuse, die enorme Handfreundlichkeit und die tolle Bedienung wird man selten in einer Kamera vereint finden. Dazu kommt eine hervorragende Bildqualität, die trotz der "geringen" Pixelzahl so manchen Pixelboliden in den Schatten stellt. Und die absolute Zuverlässigkeit, auch bei ungünstigsten Lichtverhältnissen Schärfe und Belichtung exakt zu finden. Man fühlt sich einfach sicher mit der E-5 und es wird noch einige Zeit vergehen, bis ein ähnlich perfektes Gerät in der Klasse der Spiegellosen zu haben sein wird. Und auch bei den Konkurrenten aus der SLR-Fraktion gibt es nicht viel Ebenbürtiges. Die E-5 ist eine perfektionierte E-3. Abschreckend ist allein der Preis, und das könnte den Markterfolg gefährden.

Kurzbewertung

  • Hervorragende Bildqualität
  • LiveView mit Klappdisplay
  • Sehr schneller, auch bei schwachem Licht treffsicherer Autofokus
  • Liegt ausgezeichnet in der Hand
  • Verarbeitung inkl. Wasserdichtigkeit auf höchstem Niveau
  • Nominell "nur" 12 Megapixel Auflösung
  • Langsamer Kontrast-Autofokus
  • Videomodus auf Mittelklasseniveau

Technische Daten

Modell Olympus E-5
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
13,1 Megapixel (physikalisch), 12,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.032 x 3.042 (4:3)
Video (max.) 1.280 x 720 30p
Objektivanschluss
Four Thirds
Spiegelreflex-Sucher Prismensucher, 100 % Abdeckung, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe
Monitor 3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung
Belichtungsreihe automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienbildfunktion max. 5,0 Bilder/s und max. 16 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Autofokus Phasenvergleich
Speicher
Speicherkartenfach 1: CF (Type I)
Speicherkartenfach 2: SD
Empfindlichkeit automatisch ISO 200 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 6.400
Abmessungen 143 x 117 x 75 mm (B x H x T)
Gewicht 892 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/GHS43 (mit Preisvergleich)

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