Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GF3
2011-10-25 Nicht einmal ein halbes Jahr ist es her, da haben wir an dieser Stelle die GF2 genauer unter die Lupe genommen. Schon damals gab es zum Vorgängermodell nur wenig Neues zu berichten. Das berührungsempfindliche Display war im Grunde die wesentliche Innovation. Gute Bild- und Verarbeitungsqualität mindestens wie bei der GF1 haben wir damals auch der GF2 bescheinigt. Nun soll nach so kurzer Zeit die Nachfolgerin der Nachfolgerin ihre Qualitäten beweisen. Ist die neue Kamera-Version gerechtfertigt, bringt sie neue Funktionen oder gar eine bessere Bildqualität? Oder ist die GF3 nur eine einfachere und preiswertere Version der GF2? Unser Test versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden. (Stefan Meißner)
Ergonomie und Verarbeitung Noch kleiner, noch schlanker als die ohnehin schon kompakte GF2 und trotzdem eine vollwertige Systemkamera. So präsentiert sich die Panasonic Lumix GF3. Ihre Höhe ist inzwischen derart minimiert, dass beinahe kein Platz mehr für das im Verhältnis zum Sensor recht große Bajonett vorhanden ist. Elegant kaschiert wird dieser Platzmangel durch einen kleinen Schwung, den die Gehäuseoberseite über den Objektivanschluss ausführen muss. Und so wirkt die Silhouette der GF3 ein wenig wie eine Spiegelreflexkamera mit dem typischen Prismen-Dach. Aber natürlich ist in der GF3 kein Spiegel, was ein sehr schlankes Gehäuse ermöglicht. Es beansprucht an der dicksten Stelle nur etwas mehr als 30 Millimeter. Zum Glück verbessern ein Griffwulst an der Front und eine Kunststoffmulde für den Daumen auf der Rückseite die Griffigkeit. Die kleine Kamera ist damit auf Anhieb sicherer zwischen zwei Fingern und dem Daumen zu balancieren als zum Beispiel das Olympus Pen Trio. Zur Not sind sogar einhändig Aufnahmen möglich. Besser jedoch nutzt man auch hier zusätzlich die linke Hand zur Bedienung des Zoomobjektivs, und auch der Zeigefinger ruht dann wesentlich entspannter auf dem Auslöser. Bei einem Gewicht von aufnahmebereit 430 Gramm ist die zweihändige Bedienung sowieso empfehlenswert.
Das Metallgehäuse weist kaum Ecken und Kanten auf. Es ist vielmehr schön gerundet und macht einen insgesamt hochwertigen Eindruck. Nur an der Unterseite ergibt sich (zumindest bei dem von uns getesteten Gerät) ein kleiner Spalt, wo die Gehäusehälften beim Stativgewinde aneinander stoßen, in den man problemlos ein Schreibpapier einfädeln kann. An dieser Stelle könnte daher Ungemach in Form von eindringendem Staub drohen. Das Stativgewinde selbst sitzt exakt in der optischen Achse und ist aus Metall. Akku und SD-Speicherkarte können hinter einer gut verriegelten, soliden Klappe entnommen werden. Das Loch zum Durchfädeln des Akkudummiekabels hingegen ist genau wie die Abdeckung für HDMI- und AV/USB-Anschluss nur aus Kunststoff. Ansonsten geben das Gehäuse, die Hebeleien und Schalter keinen Anlass zur Kritik.
Die Oberseite ist fast vollständig glatt und wirkt sehr aufgeräumt. Sie wird nur vom Hauptschalter, den beiden Auslösern für Fotos und Videos und dem Taster für die "intelligente Automatik" dezent durchbrochen. Foto- und Videoauslöser liegen zwar direkt nebeneinander, sind aber kaum zu verwechseln. Der Fotoauslöser ist breiter und ragt geringfügig über die Kameraoberseite hinaus, der Auslöser für Videoaufnahmen ist leicht versenkt und etwas kleiner, beide können daher auch blind ertastet werden.
Die Rückseite besteht hauptsächlich aus dem fest verbauten Display mit 7,6 Zentimeter Diagonale, das mit mittlerweile üblichen 460.000 Bildpunkten ordentlich auflöst. Rechts daneben bleibt ein daumenbreiter Streifen für das Multifunktionsrad und nur zwei weitere Schalter. Die Panasonic-Techniker haben offenbar konsequent auf die Bedienung per Touchscreen gesetzt, was viele Bedienelemente entbehrlich macht. So ist zum Beispiel der Programmwähler als virtuelles Rad auf das Display verlegt worden. Das funktioniert nach kurzer Gewöhnung sehr gut. Es muss einfach nur das Symbol des aktiven Programms links oben in der Bildschirmecke angetippt werden und schon erscheint das virtuelle Programmwählrad mit neun Positionen. Genau so einfach können Aufnahmeparameter wie Empfindlichkeit, Fokus-Modus, Messfelder, Bildgröße, Seitenverhältnis und einiges mehr eingestellt werden. Das Quickmenü ist vollständig auf dem Display zu bedienen, das Hauptmenü inkonsequenter Weise nicht. Hier muss konventionell per Wählrad und Kreuz-Wippe durch die Unterpunkte navigiert werden. Schade, denn die Menüeinträge sind groß und übersichtlich genug, um mit dem Finger gewählt werden zu können.
Ebenfalls mit dem Finger können verschiedene Informationen auf dem Display ein- und ausgeschaltet werden. Belichtungsinformationen, Überbelichtungswarnung, Histogramm und verschiedene Gitter sind nur ein paar Fingertipps entfernt. Die Autofokus-Messfelder können mit dem Finger an die gewünschte Stelle verschoben werden und zum Fokussieren und Auslösen genügt es, das Motiv anzutippen. Besonders praktisch ist dabei die Fokus-Option "Punkt", die den anvisierten beziehungsweise angetippten Bildbereich nach dem Scharfstellen vergrößert zeigt, so dass der Fotograf die Schärfe exakt überprüfen und gegebenenfalls per Hand nachstellen kann. Wenn der entsprechende Menüpunkt aktiviert wurde, vergrößert die GF3 aus jedem Fokus-Modus heraus den Bildausschnitt, sobald am Schärfering gedreht wird. Leider schaltet das Sucherbild nach dem Eingriff nicht mehr zurück, so dass man leicht den Überblick über das Motiv verliert.
Dass man bei der Bildwiedergabe durch die aufgenommenen Fotos wischen kann, ist da fast schon selbstverständlich. Größer ziehen mit zwei Fingern in iPhone-Manier geht aber leider nicht. Bei der Vielzahl der direkt auf dem Display einstellbaren Parameter kommt der Neuling leicht durcheinander, so dass Funktionen versehentlich aufgerufen werden. Besonders häufig wird dabei vermutlich das Fokusfeld ungewollt verschoben. Damit der Benutzer die Übersicht behält, kann er im Kameramenü alle Touch-Funktionen nach Belieben an- oder ausschalten oder sein Lieblingsmenü mit dem Finger zurecht schieben.
Weniger erfreulich als beim Gehäuse ist die Verarbeitungsqualität des Kit-Objektivs. Dass es ganz aus Kunststoff gefertigt ist, wäre noch zu verschmerzen. Der Zoomring aber lässt sich nur hakelig und mit schabendem Geräusch verstellen. Was bei Fotoaufnahmen nur unschön ist, wird bei Videoaufnahmen lästig. Saubere Zoomfahrten sind nicht möglich und das schabende Geräusch wird ebenfalls aufgenommen. Für Videoaufnahmen ist daher das als Zubehör beziehungsweise auch im Set mit der GF3 lieferbare Motorzoom anzuraten.
Ausstattung Von der Ausstattung her entspricht die GF3 weitgehend ihrer Vorgängerin. Wobei Vorgängerin nicht unbedingt die richtige Bezeichnung ist, denn die GF2 soll weiterhin im Programm bleiben. Übernommen wurde das Konzept einer voll ausgestatteten Systemkamera mit Automatiken, die auch Anfängern den Umgang erleichtern. Der pfiffige Schalter auf der Oberseite, der die GF3 aus jedem Zustand und ohne Umwege über Menüs direkt zur vollautomatischen Kamera macht, ist geblieben. Neu hinzugekommen ist die optionale wählbare "intelligente Automatik plus", die die schon von der GF2 bekannte Funktion der Szenenerkennung um ein paar Eingriffsmöglichkeiten erweitert. Es ist jetzt zum Beispiel möglich, aus der Vollautomatik heraus schnell in den Weißabgleich der Kamera einzugreifen oder die Belichtung zu korrigieren. Dank des berührungsempfindlichen Displays ist das sehr einfach und die Wirkung der Einstellungen wird sofort auf dem Bildschirm angezeigt.
Traut man der Kamera die Szenenerkennung nicht zu, kann man im Szenemodus aus 17 Kategorien wählen. Im Kreativmodus kann der Fotograf sein Bild mit sieben Effekten verfremden, um auch ohne nachträgliche Bildbearbeitung zu erstaunlichen Ergebnissen zu kommen. Interessant und auch bei anderen Kameras schon integriert ist die Gesichtserkennung: Bis zu sechs durch je ein Foto registrierte Personen können mit Namen und Alter gespeichert werden. Erkennt die GF3 eine dieser Personen, stellt sie darauf scharf, zeigt den Namen an und speichert diese Informationen im Bild ab. Im Praxiseinsatz funktioniert die bloße Gesichtserkennung gut, das Wiedererkennen und Zuordnen von Namen klappt allerdings nur dann, wenn die Perspektive derjenigen des registrierten Bildes gleicht. Schon ein schräg gestellter Kopf wird nicht mehr sicher erkannt. Selbstverständlich sind alle üblichen Automatiken an Bord und auch die manuelle Bedienung ist möglich.
Panasonic rühmt sich damit, dass die GF3 die kleinste Systemkamera mit eingebautem Blitz sei. Tatsächlich muss bei einigen Modellen der Mitbewerber ein Miniblitz extra aufgesteckt werden, was natürlich umständlicher ist. Bei der GF3 drückt man eine Entriegelung und der Winzling faltet sich direkt über der optischen Achse aus dem Gehäuse. Aus dieser Position ist das 14-42 Millimeter Objektiv im Weg und es wirft in Weitwinkelstellung einen kleinen Schatten am unteren Bildrand. Der wird zwar erst unter einem halben Meter Aufnahmeabstand störend, mit aufgesteckter Sonnenblende versinkt das untere Drittel des Bildfeldes aber in tiefem Schwarz. Bei Sonnenschein ist sie aber dringend angeraten, denn das Kit-Zoom neigt aufgrund der kaum von der Fassung beschatteten Frontlinse zu deutlichen Überstrahlungen.
Die Konstrukteure haben an einer für eine echte Systemkamera schmerzhaften Stelle den Rotstift angesetzt: Ihm fiel der Zubehörschuh zum Opfer, ein externer Blitz oder Auslöser für ein Studioblitz können also nicht mehr an die GF3 angeschlossen werden. Dass man ebenfalls den optionalen elektronischen Sucher nicht mehr nutzen kann, ist da eher zu verschmerzen.
Der Videomodus ist erhalten geblieben, Filmaufnahmen sind in FullHD mit 25 Bildern pro Sekunde und mit Mono-Ton möglich. Gespeichert wird wie bisher in AVCHD oder Motion-JPEG. Die Videoaufnahme startet recht flott nach Druck auf den Auslöser, der Fokus stellt angemessen schnell nach, hat aber die bei Kontrast-AF übliche Neigung zum Pumpen. Alles in Allem taugt die GF3 aber gut zum Filmen.
Bildqualität Um genaue und objektive Informationen über das Abbildungsvermögen von Kameras zu erhalten, betreibt digitalkamera.de ein eigenes Testlabor. Die Messung qualitätsrelevanter Bildparameter beruht auf den Testcharts und der Analysesoftware von DxO. Gegen einen geringen Beitrag sind die ausführlichen und übersichtlichen Testprotokolle über einen der weiterführenden Links abrufbar. Auch die GF3 mit dem G Vario 1:3,5-5,6 /14-42 mm musste im Testlabor ihre Fähigkeiten offenbaren. Dabei zeigte sich, dass die Bildqualität weitestgehend der der GF2 entspricht.
Die Auflösung beträgt für alle Brennweiten akzeptable 35 Linienpaare pro Millimeter, allerdings erst ab Blende 8 und nur in der Bildmitte. Besonders im Telebereich sollte man dieses Objektiv nicht bei offener Blende einsetzen, zumal zum Rand hin der Auflösungswert noch einmal deutlich abfällt. Hinzu kommt noch ein Chromafehler, der ebenfalls zu einer Weichzeichnung feiner Details führt. Besser wird das Ganze bei Blenden zwischen F8 und F11, wobei schon eine Stufe weiter beugungsbedingte Effekte das Auflösungsvermögen begrenzen. Die Randabdunklung von nur knapp einer Blendenstufe ist typischerweise in der kurzen Brennweite am stärksten, vermindert sich aber schon bei geringem Abblenden und ist in gängigen Motiven kaum wahrnehmbar. Genau so verhält es sich mit der Verzeichnung: Sie ist am kurzen Ende gering tonnenförmig, am langen Ende etwas stärker kissenförmig und dazwischen nahezu nicht messbar.
Die angegebene Empfindlichkeit hält unser Testmuster der GF3 vorbildlich ein und übertrifft den Maximalwert um etwa eine Drittel Blendenstufe. Bei den von der Empfindlichkeit abhängigen Bildparametern wie Rauschen, Eingangsdynamik, Korngröße und Rauschabstand markiert ISO 800 eine Grenze, die nur in Notfällen überschritten werden sollte. Bis zu diesem Wert bewältigt die kleine Lumix einen Dynamikumfang von 10 bis 9 Blendenstufen, das Rauschen hält sich in Grenzen und der Signal-Rauschabstand geht auch in Ordnung. Darüber greift die Bildaufbereitung sichtbar in die Bilddaten ein.
Bei der Farbtreue ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Der Weißabgleich ist vorbildlich, einzelne Farbbereiche werden aber deutlich übertrieben wiedergegeben. So muss der GF3 ein Hang zu übertriebenen Rot- und Blautönen bescheinigt werden, in den Grün- und Gelbtönen und in der Nähe der Grauachse gibt sie aber Farben sehr authentisch aus.
Auf ganzer Linie punkten kann die Panasonic bei der Auslöseverzögerung. Sowohl mit als auch ohne Vorfokussierung erreicht sie Werte von sofort bis maximal hervorragende 0,3 Sekunden bis zum Schuss. Wen das Werbeversprechen "die kleinste Systemkamera mit eingebautem Blitz" besonders angesprochen hat, sollte nicht allzuviel erwarten, denn die Ausleuchtung des starken Weitwinkels verliert bis zum Rand über zwei Blenden, was in Fotos durchaus zu sehen ist.
Fazit Mit der Lumix DMC-GF3 wagt sich Panasonic an eine Grenze. Einerseits soll eine möglichst kleine und möglichst vollständig ausgestattete Systemkamera sowohl Anfänger als auch engagierte Hobbyfotografen begeistern. Andererseits darf diese Konstruktion nicht zu teuer werden. Diesem Sparzwang hat man den Zubehörschuh geopfert, so dass weder ein externer Blitz noch ein Sucher angeschlossen werden kann. Auch das Kit-Objektiv wird dem Potenzial der Kamera nicht ganz gerecht. Dennoch, wer eine abgespeckte GF2 und den Einstieg in ein System sucht, das einige Leckerbissen bereit hält, könnte hier fündig werden.
Kurzbewertung
- Sehr kompaktes Gehäuse
- Einfache Bedienung
- Sehr geringe Auslöseverzögerung
- Hochwertige Verarbeitung
- Leichstungsschwacher Blitz mit Abschattungen beim Kitobjektiv
- Kit-Objektiv mit sichtbarer Randunschärfe
- Hakelige Brennweitenverstellung
- Kein Zubehörschuh
Technische Daten
Modell |
Panasonic Lumix DMC-GF3 |
Sensor |
CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 13,6 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 25p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (144 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2/3 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
nicht vorhanden |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 3,8 Bilder/s und max. 7 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 160 bis 6.400 |
Abmessungen |
107 x 67 x 32 mm (B x H x T) |
Gewicht |
222 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/ZMCTN (mit Preisvergleich) |