Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-TZ22
2011-06-21 Die Angebotsdichte bei den Superzoom-Kompakt-Kameras ist hoch, Da müssen sich die Hersteller schon ein paar Extra-Gedanken zur Ausstattung machen, wollen sie sich von der Masse abheben. So gehört inzwischen der GPS-Empfänger zur Ortsbestimmung der Aufnahme als Sonderausstattung für extravagante Kameras, wie schon bei der TZ10, dazu. Bei der Panasonic Lumix DMC-TZ22 ist dieses Ausstattungsmerkmal geblieben und durch einen berührungsempfindlichen Bildschirm ergänzt worden. Was sonst noch unter der Haube versteckt liegt und wie die originären Funktionen einer Kamera umgesetzt wurden, untersuchen wir in diesem Test. (Stefan Meißner)
Ergonomie und Verarbeitung Von außen sieht man der Lumix TZ22 ihr 16-fach-Zoomobjektiv nicht an. Sie ist genau so schlank wie viele andere Kameras mit kleinerem Zoombereich. Nur der etwa fünf Millimeter aus dem Gehäuse ragende Objektivring stört die schlanke Kameraform, was aber der Brusttaschentauglichkeit keinen Abbruch tut.
Die rechte Hand des Fotografen hat wegen der Anordnung des Objektivs ganz links am Kameragehäuse großzügig Platz. Eine leichte Verdickung gibt der rechten Hand zusätzlich Halt. Die Kamera lässt sich daher recht bequem recht bequem halten, das Gehäuse ist einhandtauglich inklusive Zoomen. Nur das Blitzgerät läuft Gefahr, von einem Finger abgedeckt zu werden.
Die Oberseite enthält neben den Öffnungen für das Stereomikrofon und den Lautsprecher das übliche Moduswählrad, je einen Auslöser für Foto- und Videoaufnahmen und den Hauptschalter. Auf der Rückseite gibt es eine kleine Mulde für den Daumen, direkt daneben einen Schiebeschalter für Aufnahme- oder Wiedergabebetrieb und darunter die obligate Vier-Wege-Wippe. Drei winzige aber dennoch gut zu drückende Taster vervollständigen die Bedienelemente. Mit einem der beiden unteren Taster können auf dem Display unterschiedliche Informationen eingeblendet werden, der andere ruft das Quickmenü auf, mit dem sich wichtige Funktionen direkt beeinflussen lassen. Schließlich gibt es den "Exposure-Taster", der bei Zeit- und Blendenautomatik und im manuellen Modus die Blenden- und Zeiteinstellung ermöglicht. Alle Schalter sind gut zu erreichen und haben einen soliden Druckpunkt, nur der Moduswähler könnte einen Tick schwergängiger sein.
Anschluss findet die Lumix per Mini-HDMI an ein entsprechendes Fernsehgerät oder über die kombinierte AV/USB-Buchse. Die Abdeckung dafür ist zwar aus Kunststoff aber immerhin ordentlich anscharniert, sie macht einen soliden Eindruck. Auf der Unterseite sitzen Stativgewinde und Akku-/Speicherkartenfach sehr dicht nebeneinander, so dass der Zugang bei Stativverwendung nicht möglich ist. Das Stativgewinde selbst ist deutlich neben der optischen Achse, aber aus solidem Metall.
Vom Äußeren her bietet die Lumix TZ22 kompaktes und gut verarbeitetes Kameradesign. Aber was ist mit den inneren Werten? Nach dem Einschalten benötigt die Lumix eine Sekunde, um das Objektiv in Aufnahmeposition zu bringen. Dabei wächst aus dem schlanken Metall-Gehäuse ein etwa 2,5 Zentimeter langes Objektiv, das auch voll ausgeszoomt nur noch weitere zwei Zentimeter länger wird. Die Reise-Panasonic ist also auch betriebsbereit äußerst kompakt. Dabei vergeht bis zur Aufnahmebereitschaft etwas mehr als eine Sekunde. Beim Druck auf den Auslöser stellt der Autofokus bei guten Lichtverhältnissen recht zügig scharf und auch beim Fotografieren ist die Lumix fix: Darf man dem Datenblatt glauben, schafft die TZ22 sogar zehn Bilder pro Sekunde in Vollauflösung. In unserem Test waren es immerhin 14 Bilder in Serie, die in etwas über 2,2 Sekunden (was etwa sechs Bildern pro Sekunde entspricht) aufgenommen werden konnten. Die Kleine ist bei der Foto-Geschwindigkeit richtig groß. Neben dem Auslöser für Fotos befindet sich der Auslöser für Videoaufnahmen. Dieser ist, um Verwechslungen zu vermeiden, etwas versenkt. Der Vorteil: Es ist kein Umschalten zwischen Foto- und Videomodus notwendig, prima!
Das Display mit einer Diagonalen von 7,6 Zentimeter ist zwar fest verbaut, aber wunderbar winkelunabhängig. Selbst bei sehr schrägem Betrachtungswinkel ändern sich die Farben und Kontraste kaum. Das Display löst 460.000 Bildpunkte auf und zeigt ein sehr scharfes und detailreiches Bild. Mit der Displaytaste können verschiedene Informationen wie Gitter, Belichtungsinformationen und Histogramm zugeschaltet werden. Bei Druck auf den Auslöser versucht die Kamera die Belichtung zu simulieren. Zumindest erhält der Fotograf einen Eindruck von den Auswirkungen der Belichtungseinstellungen. Das Display zeigt in der Wiedergabe allerdings deutlich zu bunte Farben, besonders auffällig in Grüntönen von zum Beispiel Gras.
Bei Ausflügen ins Menü bekommt man zunächst vier Hauptgruppen zur Auswahl, die sich je nach Kameraeinstellung unterscheiden. Im Wiedergabebetrieb sind zum Beispiel Übergangseffekte für die Diaschau wählbar. Interessant ist die Möglichkeit, den Bildern nachträglich per GPS-Empfänger Ortsinformationen mitzugeben. Aber auch von Hand können Texte zu den Bildern eingespeichert werden. Für Videos steht eine einfache Schnittfunktion zur Verfügung. Auch vom Aufnahmemodus hängt die Länge der Menüs ab, nach der einfachen Formel "je mehr Automatik, desto kürzer die Menüs."
Bei der Bedienung hilft der Touchscreen nur bedingt. Zwar können die vier Hauptgruppen mit dem Finger ausgewählt werden, die einzelnen Menüeinträge dagegen nicht. Etwas mehr Fingertippfunktionen gibt es im laufenden Betrieb: Der Fokuspunkt kann direkt auf dem Display verschoben und bei Bedarf kann sogar ausgelöst werden. Auch beim Zoomen haben sich die Panasonic-Techniker etwas für den Touchscreen einfallen lassen: Ein virtueller Zoomhebel ermöglicht nicht nur Ein- und Auszoomen sondern auch einen Schnelldurchlauf zum jeweiligen Endanschlag. Manche Symbole auf dem Bildschirm sind allerdings zu klein, um sie mit dem Finger zu treffen. Panasonic liefert deshalb einen kleinen Plastikstift mit. Das aber ist umständlich, denn wer hat diesen Stift immer zur Hand?
Ausstattung An der Ausstattung gibt es kaum etwas zu mäkeln. Von der "intelligenten" Vollautomatik, diversen Szene-Automatiken und klassischen Halbautomatiken bis hin zu manueller Einstellung fast sämtlicher Parameter ist alles vorhanden. Die "intelligente" ISO-Automatik und die "intelligente" Programmautomatik sollen mithilfe einer Motivanalyse zu noch besseren Bildergebnissen führen. Feststellen konnten wir das im praktischen Einsatz zwar nicht, geschadet hat es allerdings auch nicht. Vielleicht wird damit das eine oder andere Motiv doch noch etwas besser eingefangen.
Die rasante Foto-Geschwindigkeit der Lumix kann im Quickmenü individuell konfiguriert werden. Dort wählt der Fotograf mehrere Optionen: Von den schon erwähnten zehn Bildern pro Sekunde in Vollauflösung bis zu 60 Bilder pro Sekunde bei dann allerdings stark (auf 1.920 x 1.440 Pixel) reduzierter Auflösung. Bis fünf Bilder pro Sekunde führt der Autofokus die Schärfe nach, darüber wird mit dem Wert der ersten Aufnahme fotografiert. Und ab 40 Bildern pro Sekunde arbeitet nur noch der elektronische Verschluss. Noch höhere Aufnahmefrequenzen sind im Szenemodus als "Hochgeschwindigkeits Videoaufnahme" möglich. Das Ergebnis ist eine etwa achtfache Zeitlupe. Ebenfalls im Szenemodus versteckt findet man auch die erhöhte Empfindlichkeit bis ISO 6.400, bei der aber die Auflösung auf drei Megapixel reduziert wird.
Beim Start von Videoaufnahmen gönnt sich die DMC-TZ22 vom Druck des Auslösers bis zum Beginn der Aufnahme lange 2,5 Sekunden, was wegen der beim Fotobetrieb gezeigten Geschwindigkeit verwundert. Nimmt die Lumix aber erst einmal auf, sind die Videos uneingeschränkt verwendbar. Panasonic hat den Zoomantrieb für die Videoaufnahme etwas verlangsamt, was den Videoaufnahmen zweifach nützt: Zum einen werden Zoomfahrten auf diese Weise erträglich und andererseits wird das Zoomen dadurch nahezu geräuschlos. Auch der Autofokusmotor verrichtet sehr dezent seine Arbeit, so dass der Ton der Videoaufnahmen nur durch die üblichen Windgeräusche beeinträchtigt wird. Verbessern könnte man das mit einem externen Mikrofon, was aber leider nicht vorgesehen ist.
Ganz aktuell wird die Panasonic dem Hype um dreidimensionale Bilder gerecht. In dieser Einstellung nimmt die Kamera eine Reihe von Bildern auf, während der Fotograf sie um zirka zehn Zentimeter seitlich schwenkt. Das so entstandene Foto wird im 3D-Fotoformat MPO abgespeichert. Zur Wiedergabe wird ein 3D-fähiger Fernseher mit entsprechendem Zubehör benötigt.
Die Besonderheiten der Lumix TZ22 sind aber ohne Frage der GPS-Empfänger und der berührungsempfindliche Bildschirm. Panasonic hat nach eigenen Angaben die Position etwa einee Millionen interessanter Orte und Sehenswürdigkeiten in der Kamera gespeichert. Diese zeigt die Lumix an, sobald der GPS-Empfänger genügend Satteliteninformationen sammeln konnte. Und genau da liegt das Hauptproblem: Nach dem Einschalten benötigt das GPS-Modul zum Teil mehrere Minuten für die Ortsbestimmung. Ist der Empfänger auf Dauerbetrieb eingestellt, steht nach dem ersten Fix die Ortsinformation sofort zur Verfügung. Leider verbraucht die Kamera aber dann auch ausgeschaltet Strom, der dann beim Fotografieren fehlt. Im sogenannten Flugmodus wird der Empfänger nur beim Einschalten der Kamera aktiviert, was aber wieder zu Verzögerungen bei der Ortsbestimmung führt. Ein Dilemma, denn der kurze Moment, den die Kamera für die Aufnahme eingeschaltet wird, reicht zur Ortsbestimmung nicht aus. Auch in Gebäuden verliert die Kamera den Kontakt zu den Satelliten, so die Ortsinfo dass praktisch nur selten zur Verfügung steht. Schade, denn im Prinzip ist die in den Metadaten (EXIF) des Bildes gespeicherte geografische Angabe ein netter Zusatznutzen.
Bildqualität Der Bildqualität der Lumix DMC-TZ22 haben wir sowohl im praktischen Einsatz als auch in unserem Messlabor auf den Zahn gefühlt. Die Messergebnisse zeigen ein recht geteiltes Bild. Auf der einen Seite bewältigt die Kamera nahezu zehn Blendenstufen Eingangsdynamik. Dieser Wert sinkt bis ISO 800 um gerade eine Stufe, um dann erst bei ISO 1.600 auf 8,4 Blenden zu fallen. Das ist um so bemerkenswerter, da der Signal-Rauschabstand schon bei niedrigen Empfindlichkeiten recht gering ist.
Die Randabdunklung ist in allen Blenden und Brennweiten vernachlässigbar, die Verzeichnung im Weitwinkel erkennbar, aber kaum störend tonnenförmig, bei den langen Brennweiten unauffällig kissenförmig. Soweit die guten Nachrichten. Bei der Auflösung allerdings offenbart sich wieder einmal, dass Megazooms einen Kompromiss darstellen. Erreicht die Auflösung am kurzen Brennweitenende noch akzeptable Werte, die in den Bildecken etwas nachlassen, so kehrt sich das Verhältnis in den langen und längsten Brennweiten dramatisch um. Dort löst die Lumix DMC-TZ22 nur noch 15 Linenpaare pro Millimeter (umgerechnet auf Kleinbild) auf, wobei auch Abblenden keine Verbesserung bringt.
Einen großen Anteil an dieser Qualität hat offenbar das Rauschen beziehungsweise die bei dieser Pixeldichte offenbar notwendige Rauschunterdrückung. Schon bei ISO 100 ist das typische "Aquarellmuster" feststellbar. Details wie Mauerwerk und Gras wirken dabei wie gemalt. Dieser Effekt steigt erwartungsgemäß mit der ISO-Zahl ab 400 noch an. Man kann die getupft wirkenden Fotos nicht unbrauchbar nennen, merkwürdig aber schon. Sicherlich würde ein Sensor, wenn er schon fingernagelklein sein muss, mit zehn Megapixeln sehr viel bessere Ergebnisse bringen.
Fazit Mit der Panasonic Lumix DMC-TZ22 erwirbt man eine voll ausgestattete Kamera mit einem Zoombereich, der vom deutlich weitwinkligen 24 Millimeter bis zum über 7-fach vergrößernden Fernobjektiv reicht. Wer damit noch nicht zufrieden ist, erhält die Möglichkeit, dieses Spektrum auch für Videoaufnahmen in FullHD einzusetzen. Zudem ist jede Automatik und manueller Betrieb möglich. Die Zusatzfunktion der Ortsbestimmung ist als nettes Gimick zu werten, denn der GPS-Empfänger verbraucht im Dauerbetrieb viel Strom (der dann den Fotos fehlt) oder er benötigt in einfach zu lange, um sicher den Ort zu finden. Mehr Sinn macht da schon der Touchscreen, der die Bedienung wirklich erleichtert. Die stärkste Kritik muss die Panasonic aber trotz werbewirksamer Leica-Optik bei der Bildqualität einstecken. Vierzehn Megapixel sind für den winzigen Sensor einfach zu viel und der große Zoombereich tut ein Übriges. Für Bilder in der Größe 18 cm x 24 cm geht das noch in Ordnung. Dafür reichen aber 6 Megapixel allemal.
Kurzbewertung
- Sehr wirksamer Bildstabilisator
- Einfache Bedienung
- Umfangreiche Ausstattung
- Gute Verarbeitung
- Touchscreenbedienung nur halbherzig umgesetzt
- Ortsbestimmung braucht lange oder kostet andauernd Strom
- Recht lange Verzögerung bei Videoaufnahmen
- Mäßige Bildqualität besonders im Tele
Technische Daten
Modell |
Panasonic Lumix DMC-TZ22 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 15,1 Megapixel (physikalisch), 14,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.320 x 3.240 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 25p |
Objektiv |
24-384 mm / F3,3-5,9 (16-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
intern |
Serienaufnahmen |
max. 10 Bilder/s und max. 15 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
260 Aufnahmen gem. CIPA-Standard |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 1.600 |
Abmessungen |
105 x 58 x 33 mm (B x H x T) |
Gewicht |
219 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/QUPWJ (mit Preisvergleich) |