Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-G10
2010-08-04 Man nehme eine bestens eingeführte Kamera, specke sie hier und da um ein paar Ausstattungsmerkmale ab und bringe das Ganze als günstige Modellvariante auf den Markt. Nach diesem Rezept erweitern in jüngster Zeit immer mehr Hersteller ihre Angebotspalette. So jetzt auch Panasonic mit der Lumix DMC-G10: Sie ist unverkennbar die Budget-Variante der Lumix DMC-G2, die erst kürzlich einen sehr ordentlichen Eindruck hinterlassen hat. Unser Test der Lumix DMC-G10 deckt auf, wo Panasonic den Rotstift angesetzt hat und wie sich die Sparmaßnahmen auf Bedienkomfort, Funktionsumfang und Bildqualität auswirken. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Die Lumix DMC-G10 gibt es anders als ihre große Schwester G2 nur im Set mit dem Objektiv G Vario 14-42/1:3.5-5.6. Bestückt man letztere ebenfalls mit diesem Objektiv und stellt sie neben die hier getestete Lumix DMC-G10, so zeigen sich die Unterschiede zwischen beiden Schwestern erst auf den zweiten Blick. Die beiden Kameras sind sich derart ähnlich, dass wir die Lektüre unseres ausführlichen Testberichts der Lumix G2 in Ergänzung zu diesem Kompakttest nur wärmstens empfehlen können (siehe weiterführende Links). Nicht nur optisch, auch in der Hand vermittelt die Lumix G10 den selben Eindruck wie ihre größere Schwester. Dank des ausgeprägten Griffs auf der rechte Gehäuseseite greift man sie stets sicher, auch einhändig lässt sich mit der Kamera ohne Probleme fotografieren. Sicher, das Gehäuse ist auch bei der Lumix G10 unverkennbar aus Plastik gefertigt – aber dieser Kunststoff ist ohne Zweifel einer der angenehmen Sorte: Nichts knistert oder knarzt, der Body der Lumix DMC-G10 wirkt leicht und stabil zugleich. Die Schalter und Knöpfe sitzen an der Lumix DMC-G10 dort, wo man sie auch an der DMC-G2 findet. Aber nicht alle: Bei der Budget-Kamera hat Panasonic links den Wahlhebel für die Belichtungsmessmethode eingespart. Das lässt sich jedoch leicht verschmerzen, über das Quickmenü ist fast ebenso schnell von der Mehrfeldmessung auf Spot- oder Integralmessung umgeschaltet. Schade allerdings, dass das Quickmenü der Lumix G10 ein konventionelles Layout hat. Bei der G2 kam es noch im Gewand eines Status-Displays wie bei einer DSLR daher – das war deutlich übersichtlicher und auch intuitiver zu bedienen. Den separaten "Auslöser" für Video-Aufnahmen hat Panasonic an der Lumix DMC-G10 ebenfalls eingespart. Wer Videos aufnehmen will, muss dafür das üppig dimensionierte und reichhaltig belegte Programmwählrad bemühen und dann den Fotoauslöser drücken.
Am deutlichsten offenbaren sich die Sparmaßnahmen aber am Display der Lumix G10: Es sitzt starr und fest auf der Rückseite, der pfiffige Klapp- und Schwenkmechanismus bleibt der größeren Lumix DMC-G2 vorbehalten. Noch mehr schmerzt jedoch, dass das Display der Lumix DMC-G10 nicht berührungsempfindlich ist. Mit dem innovativen Touchscreen der G2 lässt sich die Kamera einfach schneller und bequemer einstellen. Immerhin: Größe und Auflösung des Monitors hat Panasonic an der Lumix DMC-G10 nicht geändert. Das Display löst weiterhin 460.000 Bildpunkte auf und hat eine üppige Diagonale von drei Zoll (7,6 cm). Beim Videosucher der Lumix DMC-G10 hat Panasonic hingegen nochmals den dicken Rotstift ausgepackt: Er zeigt das Sucherbild nur recht grob gepixelt (lediglich 202.000 Bildpunkte gegenüber 1,44 Millionen bei der Lumix DMC-G2) – und was fast noch schlimmer ist: Er ist deutlich kleiner (0,52-fache Vergrößerung des Sucherbilds an der Austrittspupille) als der überzeugende Videosucher der Lumix DMC-G2. Hat man bei dieser Kamera fast den Eindruck, durch den Sucher einer DSLR zu blicken, so ist der Videosucher der Lumix DMC-G10 eher ein Notbehelf. Insbesondere Brillenträger werden sich mit dem Sucher der Kamera nur schwerlich anfreunden, zu sehr vermittelt er das Gefühl in einen Guckkasten zu blicken.
Unterm Strich lässt sich die Lumix DMC-G10 flott bedienen, die wichtigsten Einstellungen findet man ohne langes Studium des Handbuchs. Panasonic hat die Kamera reichhaltig mit dedizierten Knöpfen und Schaltern ausgestattet und ihr auch das pfiffige Klick-Drehrad für den rechten Daumen spendiert. Es ändert auf leichten Druck hin seine Funktion, etwa von der Blendenwahl zum Einstellen der Belichtungskompensation und ersetzt so mühelos ein zweites Einstellrad, wie es höherwertige DSLRs mitbringen. Das Akkufach sitzt ergonomisch günstig auf der rechten Kameraseite, sein Deckel lässt sich auch bei angesetzter Stativplatte öffnen. Das Stativgewinde ist vorbildlich in der optischen Achse angeordnet und aus Metall gefertigt. Weniger stabil wirken hingegen die Abdeckungen für die diversen Anschlussbuchsen, immerhin lassen sie sich ohne Fummelei schließen.
Ausstattung Über 30 Motivprogramme stehen bereit, um die Kamera jederzeit optimal auf die aktuelle Aufnahmesituation einstellen zu können. So gibt es nicht einfach nur eine Gesichtserkennung, sondern auch eine Gesichtswiederkennung oder Lächelerkennung. Ob diese Vielzahl an Programmen es einem leicht macht, stets ein optimales Foto zu erhalten, sei dahin gestellt. Immerhin lassen sich die wichtigsten Programme bequem über das groß dimensionierte Einstellrad abrufen. Wer der Qual der Wahl des geeigneten Motivprogramms entgehen möchte, drückt einfach den roten "iA"-Knopf. Damit wird die intelligente Automatik eingeschaltet, die selbständig das jeweils beste Motivprogramm wählt. Das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut, die intelligente Automatik wird ihrem Namen durchaus gerecht. Aber auch versierte Fotografen, die ihre Kamera lieber halbautomatisch oder gar ganz manuell einstellen, werden von der Lumix DMC-G10 nicht im Stich gelassen. Sie bietet eine klassische Zeit- bzw. Blendenautomatik, und sogar eine Programmautomatik ist an Bord.
Die Liste der teilweise recht professionellen Ausstattungsdetails ließe sich noch fortsetzen: Die Lumix DMC-G10 bietet eine Taste zur Speicherung von Belichtungsdaten und Fokuseinstellung (AF/AE Lock), erlaubt es, die Bildausgabe in weiten Bereichen einzustellen (etwa Schärfe, Farbwiedergabe, Sättigung etc.) und hält sogar eine Anschlussbuchse für eine Fernbedienung parat. Auch die Blitzsteuerung bietet praktisch alle Möglichkeiten, die man heute von einer Systemkamera erwarten darf – bis hin zur Langzeitsynchronisation. Allerdings lassen sich in den meisten Motivprogrammen nur wenige Blitzmodi wählen. Ein weiterer Nachteil: der Blitz muss bei Bedarf manuell ausgeklappt werden, automatisch springt er nicht heraus. Dennoch: Selbst engagierte Fotografen werden lange nach Möglichkeiten suchen müssen, die die Lumix DMC-G10 nicht bietet. Wer die Kamera dagegen auch zur Videoaufnahme einsetzt, sieht sich schnell einigen Einschränkungen gegenüber: Die G10 zeichnet Videos nur im betagten Motion-JPEG-Format auf, immerhin mit 1.280 x 720 Bildpunkten bei einer Rate von 30 Einzelbildern pro Sekunde. Anders als bei der G2 lässt sich das externe Stereomikrofon DMW-MS1E an der Lumix DMC-G10 nicht verwenden.
Bei den Wiedergabe-Optionen schüttet die Lumix DMC-G10 dann wieder ein wahres Füllhorn über den Fotografen aus. So bietet die Kamera etwa die Möglichkeit, die Aufnahmen als Diashow anzuzeigen. Dabei lässt sich die Anzeigedauer der Einzelbilder einstellen und sogar eine Musik kann unter die Diashow gelegt werden. Und wer zu bequem ist, alle Landschafts- oder Portraitfotos herauszusuchen (um nur zwei Beispiele zu nennen), lässt dies die Kamera erledigen (wobei sie die zur Aufnahme verwendeten Motivprogramme als Dateifilter nutzt). Auch die Bildbearbeitungsmöglichkeiten direkt in der Kamera beeindrucken: So lässt sich beispielweise die Auflösung nachträglich ändern oder die Fotos können zugeschnitten werden. Die Möglichkeit, RAW-Aufnahmen direkt in der Kamera zu entwickeln, fehlt indes.
Bildqualität Wie so vieles hat die Lumix DMC-G10 auch den Bildsensor von der höherwertigen G2 geerbt. Und so verwundert es kaum, dass die G10 in unserem renommierten Testlabor DCTau bei der Bildqualität dieselben Stärken und Schwächen zeigt, wie ihre größere Schwester. Wer sich detailliert über das Laborergebnis informieren möchte, kann die ausführlichen Protokolle gegen ein kleines Entgelt herunterladen (siehe weiterführende Links). Keine Blöße gibt sich der Sensor der Kamera bis ISO 400: Die Eingangsdynamik unterschreitet bis zu dieser Empfindlichkeit niemals ordentliche 8,5 Blendenstufen und auch Bildrauschen spielt nur eine vernachlässigbare Rolle. Düsterer sieht es aus, wenn man die Empfindlichkeit höher schraubt: Ab ISO 800 greift die Rauschunterdrückung recht massiv ins Geschehen ein, unterdrückt aber mit Vorliebe höher frequentes Rauschen. Zurück bleiben Bildstörungen, die wie JPEG-Kompressions-Artefakte aussehen und leider so manches Bilddetail verschlucken. Immerhin haben Panasonics Ingenieure das unangenehmere Farbrauschen bei der Lumix DMC-G10 gut in den Griff bekommen – es tritt erst ab ISO 3.200 ganz sanft in Erscheinung. Auf der anderen Seite sinkt die Eingangsdynamik ab ISO 800 rapide, bei ISO 3.200 verarbeitet die Lumix DMC-G10 nur noch magere sieben Blendenstufen. Auch die Tonwertkurve gibt ein wenig Anlass zur Kritik: Zwar verläuft sie recht linear, aber leider nicht über den gesamten Helligkeitsbereich. In den Tiefen läuft die Kurve sehr flach aus, entsprechend steil steigt sie in den Höhen und Mitten an. Übertragen auf die Fotos heißt das: Die Lumix DMC-G10 bietet wenig Höhendynamik, Lichter brennen sehr schnell aus. Man sollte also tunlichst sorgfältig auf die Lichter belichten, um "weiße Flecken" bei kontrastreichen Motiven zu vermeiden. Besser sieht es beim Scharfzeichnen aus: Zwar geht die Kamera auch hier nicht gerade zimperlich zu Werke, bleibt aber bei Kantenüberschwingern so gerade noch im grünen Bereich. Aufnahmen mit der Lumix DMC-G10 liefern eine ordentliche Grundschärfe, wie Sie vor allem für die direkte Druckausgabe wünschenswert ist.
Durchwachsen ist auch das Bild beim Set-Objektiv: In der Bildmitte löst es recht ordentlich auf, doch zu den Bildrändern hin ist der Auflösungsabfall schon ausgeprägt. Abblenden mildert das Problem zwar etwas, ohne es aber gänzlich zu beheben. Wer das Auflösungspotential des Sensors voll ausschöpfen möchte, wird kein Freund des preisgünstigen Set-Objektivs werden, zumal es aufgeblendet auch noch einen Helligkeitsabfall von mehr als einer Blendenstufe zum Rand hin produziert. Beindruckend ist hingegen die Reaktionsgeschwindigkeit der Kamera: Inklusive Autofokus löst sie nach rund einer drittel Sekunde aus, vorfokussiert benötigt sie nur eine gute zehntel Sekunde, bis das Bild im Kasten ist – da ist selbst so manche Mittelklasse-DSLR langsamer!
Fazit Kleine Kamera – ordentliche Leistung, so könnte man den Gesamteindruck zusammenfassen, den die Lumix DMC-G10 hinterlassen hat. Ihre Ausstattung braucht sich nicht hinter der einer Mittelklasse-DSLR zu verstecken, die Bildqualität hält bis ISO 400 ebenfalls mit, ihr Autofokus ist konkurrenzlos schnell. Abstriche muss man hingegen bei der Ergonomie hinnehmen: Der Guckkastensucher löst viel zu grob auf, das Display ist leider fest angebracht. Auch die Videofunktion ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit, was Fotografen aber sicher leicht verschmerzen. Das größte Problem der Lumix DMC-G10 ist aber die höherwertige G2: Um ihre Mankos gegenüber dieser Kamera auszugleichen, hätte der Preisnachlass bei der Lumix DMC-G10 deutlicher ausfallen dürfen – zumal es die Budget-Variante nur mit dem nicht in allen Belangen überzeugenden Set-Objektiv gibt.
Kurzbewertung
- Sehr schneller, exakter Autofokus
- Hoher Ausstattungsumfang
- Bis ISO 400 gute Bildqualität
- Gute Ergonomie dank vieler Schalter und Knöpfe
- Videofunktion nicht ganz auf der Höhe der Zeit
- Nur mit eingeschränkt tauglichem Set-Objektiv erhältlich
- Ab ISO 800 eingeschränkte Bildqualität (hohes Rauschen, geringe Dynamik)
- Deutlich eingeschränkter Sucherkomfort (klein, geringe Auflösung)
Technische Daten
Modell |
Panasonic Lumix DMC-G10 |
Sensor |
CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 13,1 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
17 mm Augenabstand |
Sucher |
vorhanden |
Monitor |
3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (144 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2/3 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 3,2 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 100 bis 6.400 |
Abmessungen |
124 x 84 x 39 mm (B x H x T) |
Gewicht |
390 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/VZ20E (mit Preisvergleich) |