Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-TZ10
2010-03-26 Mit der Lumix DMC-TZ10 führt Panasonic seine erfolgreiche TZ-Serie, die sich verkauft wie geschnitten Brot, in die nun fünfte Generation. 25 mm Weitwinkel (KB), 12fach-Zoom, GPS, intelligente Automatik, HD-Video, manuelle Belichtung, Benutzerspeicher, Multiformatsensor – die Ausstattungsliste ist schier endlos. Panasonic rüstet stets da nach, wo es den Vorgängermodellen noch fehlte. Ob die TZ10 aber auch im Testlabor "zugelegt" hat und im Redaktions-Praxiseinsatz überzeugen konnte, zeigt der digitalkamera.de-Test. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Die Panasonic Lumix DMC-TZ10 besitzt ein solides und gut verarbeitetes Metallgehäuse, das wahlweise in verschiedenen Farben daher kommt – unsere Testkamera beispielsweise in Rot. Endlich hat auch die Schnittstellenklappe, hinter der sich ein HDMI-Anschluss und einer für Analogvideo/Audio und USB verbergen, exakt dieselbe Farbe wie das Gehäuse. Das Metallstativgewinde auf der Kameraunterseite ist zwar mittig, aber nicht in der optischen Achse angeordnet, bei Stativbetrieb wird die Klappe (mit Durchführung für ein Netzkabel) zum Akku/Speicherkartenfach (SD/SDHC/SDXC) blockiert. Der Li-Ion-Akku reicht für gut 300 Fotos (lt. CIPA) und besitzt einen ID-Security-Chip, d. h. die Kamera verweigert bei Akkus ohne einen solchen den Dienst.
Beim edlen Design setzen sich sowohl das Objektiv als auch der Handgriff leicht ab, so dass die TZ10 nach "klassischer Kamera" aussieht. Das verbessert auch die Ergonomie, eine Riffelung für den Daumen auf der Rückseite tut ihr Übriges. Dank Ringzoomwippe um den Auslöser ist die Kamera für Schnappschüsse einhandbedienbar. Das Zoom ist in sehr feinen Schritten einstellbar und arbeitet während Videoaufnahmen deutlich verlangsamt, was sanften Zoomfahrten zugutekommt. Das 12fach-Zoom deckt einen Brennweitenbereich von 25-300 mm (KB) ab und eignet sich quasi für sämtliche Alltagsmotive – die ideale Reisekamera sozusagen, der optische Bildstabilisator gleicht Verwackelungen (Zitter- und Schwankbewegungen) äußerst effektiv aus.
Das Programmwahlrad kennt bei der TZ10 nicht nur Motivprogramme und intelligente Automatik, sondern auch halbautomatische und manuelle Belichtung. Eigens dafür gibt es einen neuen "Exposure" getauften Knopf auf der Kamerarückseite, der die Links/Rechts/Oben/Unten-Tasten so umbelegt, dass man bequem Zeit und Blende einstellen kann – eine pfiffige Lösung. Ärgerlicht ist aber der kleine Blendenspielraum, denn trotz feiner Einstellschritte ist der kleinste Blendenwert F6,3. Einen speziellen Videomodus kennt das Programmwählrad nicht, denn eine dedizierte Videotaste lässt Bewegtbildaufnahmen jederzeit zu.
Ausstattung Das auffälligste Merkmal der TZ10 ist ihr GPS, das am kleinen Buckel mitsamt Aufschrift auf der Kameraoberseite zu erkennen ist. Dadurch weiß die Kamera – bei freiem Blick zum Himmel –, wo sie ist, und kann diese Information im Foto ablegen – dadurch kann man auch nach Jahren noch den genauen Standort in einer Karte anzeigen lassen. Als Nebenprodukt ist die Kamerauhr optional automatisch einstellbar. Die Positionsfeststellung benötigt etwa 1-2 Minuten, wobei die Kamera auch im ausgeschalteten Zustand, bei im Menü gewähltem "GPS on", in längeren Zeitabständen die Position feststellt, sofern Satellitenempfang besteht. Eine Schutzelektronik sorgt dafür, dass der Akku dabei nicht völlig entladen wird, sondern man in jedem Fall noch ein paar Fotos Reserve hat. Im Flugzeugmodus ist das GPS nur bei eingeschalteter Kamera aktiviert, völlig deaktiviert ist es bei der Menüeinstellung "GPS off". Zwar hat die TZ10 keine eingebauten Karten, was eigentlich ganz praktisch wäre, sie zeigt aber das Land, den Kreis (bzw. je nach Nation den Bundsstaat), die Stadt sowie die umliegenden Sehenswürdigkeiten in einer etwas zu langsamen Laufschrift an. Im Menü sind alle Einzelheiten einseh- sowie Informationen deaktivierbar.
Eine weitere Stärke der TZ10 ist die Individualisierbarkeit. Man kann fast alles im Menü nach seinem Gusto einstellen – je nach Aufnahmeprogramm sind aber auch viele Menüpunkte deaktiviert und auf Defaultwerte gesetzt – so verliert man bspw. in der intelligenten Automatik nicht den Überblick bzw. kann hier nichts "falsch" machen. Auch für fortgeschrittene Benutzer eignet sich diese als "Schnappschussmodus". Der Automatik kann man bei Bedarf "auf die Finger klopfen", indem man bspw. die maximale Empfindlichkeit für die ISO-Automatik vorgibt oder die Schattenkorrektur in drei Stufen einstellt. Die Gesichtserkennung ist in der Lage, Gesichter wieder zu erkennen – entweder, wenn eine Person "zufällig" häufig fotografiert wird oder indem man sie gezielt in der Kamera speichert.
Bei der Videofunktion macht die TZ10 schon fast einem kleinen Camcorder Konkurrenz: In HD-Qualität (1.280 x 720 Pixel) wird wahlweise in Motion-JPEG oder in AVCHD-Lite aufgezeichnet. Ersteres ist auf Computern direkt abspielbar, Letzteres komprimiert effektiver (MPEG-4) und erlaubt eine längere Aufnahmezeit am Stück. Auf Wunsch kann der Autofokus nachgeführt werden, das optische Zoom ist sowieso (verlangsamt) benutzbar, und Windgeräusche können aus dem Stereoton digital ausgefiltert werden. Durch den Videoknopf ist die Aufnahme nicht nur jederzeit startbar, sondern es werden auch die aktuellen Fotoeinstellungen größtenteils übernommen – in der intelligenten Automatik werden auch im Videomodus die Motive erkannt, auf Gesichter fokussiert, dunkle Bildbereiche aufgehellt etc. Die Autofokusnachführung arbeitet auf den Punkt, überhaupt ist die Scharfstellung der DMC-TZ10 äußerst flott, der Autofokus hat gegenüber der TZ7 an Geschwindigkeit zugelegt. Mit 0,4-0,6 s arbeitet er für eine Kompaktkamera, insbesondere eine Superzoom, ordentlich schnell. In dunklen Umgebungen schaltet sich ein recht grelles, orange Hilfslicht zu.
Sehr praktisch ist der "Multiformatsensor". Er ist breiter als ein üblicher 4:3-Bildsensor, um bei Umschaltung auf 3:2 oder 16:9 nicht einfach oben und unten Pixel abzuschneiden, sondern links und rechts auch welche hinzu zu geben. Der maximale Bildkreis wird so stets ausgenutzt, d. h. sowohl bei 4:3 als auch bei 16:9 hat man ein 25mm-Brennweitenäquivalent. Von den 14,5 Megapixeln werden so maximal 12 tatsächlich genutzt. Camcorder mit einem solchen Weitwinkel wird man kaum finden können.
Der Blitz sitzt zwischen Handgriff und Objektiv, man sollte auf seine Finger achten, um diesen nicht teilweise zu verdecken. Mit Automatik, forciert an oder aus, Vorblitz gegen rote Augen (die digitale Retusche, die die TZ10 ebenfalls beherrscht, ist vorzuziehen) und Langzeitsynchronisation bietet er das nötige Standardprogramm. Verzichten muss man dagegen auf eine Synchronisation auf das Belichtungsende und eine Blitzbelichtungskorrektur. Letztere ist zumindest entbehrlich, denn die TZ10 dosiert den Blitz gut und bezieht auch das Umgebungslicht für einen natürlichen Bildeindruck mit ein, was allerdings zuweilen auch zu einem leichten Farbstich aufgrund des Mischlichts führen kann.
Eine von Panasonic groß beworbene Neuerung ist die intelligente Auflösung. Der Bildprozessor unterscheidet detailarme Motivteile von Konturen sowie solchen mit hohem Detailanteil wie etwa Texturen und kann die Auflösung durch gezielte Bearbeitung "steigern". Damit wird das Hervorheben von Rauschen in einfarbigen Flächen vermieden. Diese sinnvolle Funktion nutzt Panasonic für ein Digitalzoom, das angeblich verlustfrei arbeiten soll. Das tut es zwar visuell, nicht aber messtechnisch – die Funktion ist also mit Vorsicht zu genießen, zumal sie in der intelligenten Automatik ärgerlicherweise nicht abschaltbar ist. Die TZ10 gaukelt dem Fotografen dann ein 16fach-Zoom vor, den Übergang vom optischen zum digitalen Zoom bemerkt man nur am ausbleibenden Zoomgeräusch sowie dem angezeigten Zoomfaktor.
Bildqualität Der zugrundeliegende Labortest für die Bewertung der Bildqualität erfolgte selbstverständlich ohne Digitalzoom. Über die weiterführenden Links ist der Labortest mit allen Einzelheiten und Diagrammen abrufbar, wobei dieser im Einzelabruf 1,40 EUR kostet, wer eine Labortest-Flatrate hat (ab 4,16 EUR monatlich) zahlt selbstverständlich nichts extra. Das DCTau-Labor bescheinigt der TZ10 eine akzeptable Auflösung, die zwar in allen drei gemessenen Brennweiten (25, 111 und 300 mm) einen Auflösungsverlust zum Bildrand hin zeigt, dieser ist aber noch im Rahmen und bspw. geringer als noch bei der TZ7. Dabei ist die Scharfzeichnung für eine Shoot-to-Print-Kamera erstaunlich zurückhaltend, hier wäre noch mehr möglich gewesen, um den Auflösungseindruck zu steigern. Es tritt nur minimales Weißclipping auf, das nur auf extrem großen Postern bei geringem Betrachtungsabstand zu sehen wäre. Auch die Artefakte an feinen Strukturen sind nicht zu aufdringlich.
Sowohl die Randabdunklung als auch die Verzeichnung werden elektronisch korrigiert, anders sind die äußerst guten Messwerte nicht zu erklären. Allenfalls im Weitwinkel kann man die Verzeichnung bei bestimmten Motiven (parallelen Linien am Bildrand etwa bei Architekturaufnahmen) noch visuell ausmachen, der natürliche Charakter (tonnenförmig) macht sie bei Alltagsmotiven vernachlässigbar. Das Rauschen ist gut geglättet, es erreicht bei ISO 400 seinen Höchstwert. Darüber sind gewisse Auflösungsverluste in Kauf zu nehmen, die "intelligente Auflösung" ist aber durchaus in der Lage, feine Strukturen gut zu erhalten und Flächen rauschfrei darzustellen – eine geschickte Lösung. Trotzdem gilt, wie auch für andere Kameras mit einer solchen Pixeldichte: Über ISO 200 muss man einfach Einbußen hinnehmen, wer auf feine Details bei einer Kompaktkamera wert legt, verwendet bei der TZ10 ISO 80-200. Bei "Urlaubsfotos" in 10x15cm-Abzügen oder Fotos in Bildschirmauflösung hingegen kann man getrost auf hohe Empfindlichkeiten zurück greifen, denn mehr als 1-2 Megapixel lösen diese Medien sowieso nicht auf.
Sowohl die Eingangs- als auch die Ausgangsdynamik hat die TZ10 gut im Griff. Sie verarbeitet Motivkontraste bis zu 8,8 Blendenstufen, und es ist angenehm zu sehen, dass es doch noch Kompaktkameras mit einigermaßen vernünftigem Schwarzwert in der Ausgangsdynamik gibt – das sorgt für brillante Bildergebnisse der TZ10. Auch die zwei Komprimierungsstufen sind gut gewählt. Die hohe Qualität arbeitet visuell verlustfrei, bei der höheren Komprimierung passen bei immer noch akzeptabler Qualität annähernd doppelt so viele Bilder auf die Speicherkarte.
Belichtungsmessung und Weißabgleich arbeiten in der Regel sehr zuverlässig, auch mit Gegenlicht kann die TZ10 gut umgehen, sofern man sie in der Automatik lässt – sonst obliegt es dem Fotografen, die gebotenen umfangreichen Einstellmöglichkeiten zu nutzen, um die eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Beim Weißabgleich ist zu kritisieren, dass es keine Voreinstellungen für Neonlicht (Leuchtstofflampen) gibt. Man kann der TZ10 aber zugutehalten, dass der automatische Abgleich gut mit diesem Licht klarkommt. In der intelligenten Automatik kann man sowieso nicht eingreifen, in anderen Programmen nutzt man zur Not den manuellen Abgleich anhand einer Graukarte. Schade ist, dass die TZ10 keinen RAW-Modus bietet – das wäre das i-Tüpfelchen gewesen, zumal man dann theoretisch sogar am Computer dank Multiformatsensor über das Bildformat (4:3, 3:2 oder 16:9) entscheiden könnte.
Fazit Bei der Lumix DMC-TZ10 hat Panasonic einfach so viel richtig gemacht, dass die Suche nach Kritikpunkten der nach einer Stecknadel im Heuhaufen gleicht. Die intelligente Automatik ist zuverlässig und gerade für Einsteiger und Schnappschüsse bestens geeignet, einzig der "Zwangsdigitalzoom" stört den qualitätsbewussten Anwender. Fortgeschrittene hingegen finden alles manuell einstell- und sogar in Benutzerspeichern ablegbar. Das GPS, wenn auch ohne Kartendarstellung, verrät dem Fotografen, wo er ist, welche Sehenswürdigkeiten in der Nähe sind, und später am Computer sind seine Bilder in der Karte markiert. Auch viele Kritikpunkte vorangegangener Kameras wurden abgestellt, der Autofokus arbeitet flott. Konnte man zur Vorgängerin TZ7 aufgrund der mäßigen Bildqualität nicht uneingeschränkt raten, erhält die TZ10 einen Kauftipp, zumal ihr Einstiegspreis trotz besserer Ausstattung sogar niedriger liegt.
Kurzbewertung
- Ausgewogene, gute Bildqualität
- Objektiv mit 25mm-Weitwinkel, 12fach-Zoom, Bildstabilisator und schnellem Autofokus
- GPS mit Ortsnamen und Sehenswürdigkeit sowie Uhrzeiteinstellung
- Dank manueller Belichtung und Benutzerspeichern auch für fortgeschrittene Benutzer
- Zuverlässige intelligente Automatik nimmt dem Fotografen das "Denken" ab
- Kein RAW-Speicherformat
- Mit F3,3-6,3 bzw. F4,9-6,3 relativ geringer Blendenspielraum (aber fein einstellbar)
- Zwangsdigitalzoom im intelligenten Auto-Modus
Technische Daten
Modell |
Panasonic Lumix DMC-TZ10 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 14,5 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
25-300 mm / F3,3-4,9 (12-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
intern |
Serienaufnahmen |
max. 2,3 Bilder/s und max. 3 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
300 Aufnahmen gem. CIPA-Standard |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 1.600 |
Abmessungen |
103 x 60 x 33 mm (B x H x T) |
Gewicht |
218 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/5WY2M (mit Preisvergleich) |