Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Ricoh CX3
2010-03-11 Es ist gerade einmal fünf Monate her, dass die Ricoh CX2 unser Testlabor verlassen hat, und schon steht ihre Nachfolgerin auf der Matte. Rein äußerlich hat sich nichts getan, aber an den inneren Werten hat Ricoh gedreht, allen voran am Sensor. Hierbei handelt es sich um den viel besagten, rückseitig belichteten 10-Megapixel-CMOS-Sensor von Sony. Mit seiner Hilfe kann die Superzoomkamera CX3 nun auch für HD-Videoaufnahmen genutzt werden. Auch die HDR- und die Serienbildfunktion haben eine Überarbeitung erfahren. Dazu kommen Kleinigkeiten wie ein Motivprogramm für Haustiere. Wie sich die Neuerungen zusammen mit Altbewährtem wie dem 10,7fachen Superzoom ab 28 mm Weitwinkel, dem ausführlichen Makromodus oder dem glasklaren 3-Zoll-TFT-Monitor mit 920.000 Bildpunkten in der Praxis bewähren, zeigt der digitalkamera.de-Test. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Von außen betrachtet, kann man die CX2 und die CX3 zunächst nur am Schriftzug unterscheiden. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man ein zusätzliches Programm auf dem Moduswahlrad: S-Auto. Es sorgt dafür, dass der Fotograf nicht einmal mehr das Motivprogramm einstellen muss. Das Äußere der CX3 spaltet die Fotografengemeinde in zwei Lager. Die einen finden sie in ihrer Schlichtheit und Geradlinigkeit sehr elegant, die anderen klotzig und altmodisch. Immerhin hat Ricoh zur schwarzen und silbernen Variante eine peppigere Silberne mit anthrazit abgesetztem Griff und pinker Oberseite gesellt. Die Bedienknöpfe, den Lautsprecher auf der Rückseite und das Moduswahlrad, Zoomwippe mit Auslöser und Power-Knopf auf der Oberseite hat Ricoh von der CX2 beibehalten. Man muss die Knöpfe deutlich drücken, dafür fühlen sie sich solide an, und gute Qualität bedient man gerne. Das anfängliche Problem bei dieser Kamera sind die wenigen Knöpfe mit beinahe unendlich erscheinenden Einstelloptionen. Ohne Handbuch kommt man nicht weit. Je mehr man sich die Einstellungen jedoch erschließt, desto faszinierender erscheint die Kamera. Ebenfalls von guter Qualität zeigt sich der 3-Zoll-Monitor. Die hohe Auflösung von 920.000 Bildpunkten sorgt für eine exzellente Bilddarstellung. Lediglich bei gleißendem Sonnenlicht zeigen sich kleinere Schwächen. Einen optischen Sucher hat die CX3 nicht. Der rundum guten Verarbeitung der Kamera schließt sich auch die Klappe des Akku- und Kartenfaches an. Lediglich der Plastikschutz für USB und AV-Out wirkt ziemlich windig. Das Stativgewinde aus Plastik an der Unterseite befindet sich nicht in der optischen Achse. Insgesamt macht die CX3 einen sehr soliden und robusten Eindruck.
Ausstattung Dreh- und Angelpunkt der Neuerungen von der CX2 zur CX3 ist der rückseitig belichtete CMOS-Sensor. Der zum Verwacklungsschutz flexibel gelagerte 1/2,3" Chip löst effektiv 10.000.000 Bildpunkte auf und verhilft der CX3 zu sehr viel weniger Bildrauschen. Zu den weiteren Vorteilen gehört ein verbesserter HDR-Modus. Stellt man die Kamera per Moduswahlrad auf DR (Dynamic Range), nimmt sie zwei Bilder hintereinander auf: eines für die lichtintensiveren Bildteile und eines für die Schattenpartien. Diese werden dann miteinander verrechnet. Das ist nicht unbedingt neu. Jetzt hat man allerdings die Möglichkeit, Prioritäten zu setzen. Neben der Automatik kann man den Effekt sehr schwach, schwach, mittel oder stark auswählen und bestimmen, ob die jeweilige Stärke für die Lichter oder die Schatten gelten soll. Damit erweitert sich der kreative Spielraum des Fotografen erheblich. Nicht geeignet ist der DR-Modus für bewegte Motive aufgrund der längeren bzw. doppelten Belichtung.
Der Serienbildmodus wurde ebenfalls überarbeitet und bietet jetzt bei voller Auflösung fünf Bilder pro Sekunde. Im normalen Serienmodus speichert die Kamera einzelne JPEG-Dateien, in allen anderen Serienfunktionen werden die Bilder zu einer einzigen sogenannten Multi-Picture-Datei (MP) zusammengefügt. Diese lassen sich in einer Diashow, als Einzelbilder oder in Miniaturansichten abspielen. Jedes einzelne Reihenbild kann extrahiert und als JPEG gespeichert werden. Insgesamt bietet die CX3 fünf verschiedene Serienmodi. Dabei hängt es von der gewünschten Bildgröße ab, wie viele Bilder die Kamera wie schnell speichert. Es sind bis zu 120 Bilder pro Sekunde möglich; das bedeutet aber VGA-Auflösung für das Einzelbild. Beschränkt man sich auf fünf Bilder pro Sekunde, bekommt man die volle 10-Megapixel-Packung. Die Lösung mit den MP-Dateien hört sich zuerst umständlich an, bewährt sich aber in der Anwendung. Man verpasst garantiert keinen Schnappschuss, und die Auswahl lässt sich leicht vornehmen. Getrübt wird die tolle Serienfunktion allerdings durch den fehlenden Blitzeinsatz. Der Blitz kann in keiner Geschwindigkeit und mit keiner Auflösung hinzugezogen werden; er gehört generell nicht unbedingt zu den Highlights der CX3. Fotografiert man gegen eine weiße Wand, kann man die Randabdunklung gut erkennen. In der Praxis reicht der Blitz natürlich für die meisten Standardsituationen vollkommen aus. Neben den üblichen Funktionen Blitz ein, aus, Rote-Augen-Blitz und Auto bietet die CX3 auch Langzeitsynchronisation an.
Als weiteres Highlight der CX3 präsentiert sich der Videomodus, der in HD-Auflösung (1.280 x 720 Pixel) mit 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen kann. Für diejenigen, die ihre Machwerke am heimischen HD-Fernseher betrachten, ist dies das einzig Wahre und bei besser ausgestatteten Kompaktkameras mittlerweile Standard. Leider muss man bei der CX3 auf einen HDMI-Ausgang verzichten. Auch das Mikrofon zeichnet nur Mono auf und überträgt Windgeräusche ziemlich stark. Im Gegensatz zu Bilddateien kann man die Videodatei im Wiedergabemenü nicht bearbeiten und muss zum Schneiden auf den Computer wechseln. Bei Fotos ist dagegen einiges möglich: Helligkeit, Kontrast, Weißabgleich und Bildschräge können korrigiert werden. Außerdem lassen sich die Bilder zuschneiden und skalieren. Mit Skalieren ist hier allerdings nur das Verkleinern auf 1 Megapixel oder VGA-Auflösung gemeint. Außerdem lassen sich die Machwerke vor versehentlichem Löschen schützen. Die CX3 bietet vielleicht nicht so viele Bearbeitungsoptionen wie andere Kompaktkameras, aber die Wichtigsten sind dabei. Diese lassen sich nach anfänglicher Gewöhnungsphase mit der Kamera leicht durchführen.
Die Ricoh-Ingenieure haben ihr Augenmerk mehr auf den fotografischen Prozess gelegt. Um davon einen Eindruck zu bekommen, muss man sich nur die Fokusfunktionen ansehen. Die Kamera bietet die Wahl zwischen Multi AF, Spot AF, Gesichtsprioritäten AF, Serien AF, Multi Messfeld AF, Fixfokus und Schärfebereich unendlich. Multi-, Spot- und Gesichts-AF gehören dabei zum Standard. Schön ist auch die Möglichkeit, das AF-Messfeld zu verschieben bzw. bei Bedarf manuell scharf zu stellen. Als sehr praktisch erweist sich der Multi-Messfelder-AF. Er erstellt fünf Bilder und verschiebt dabei den Fokus. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer von der Schärfe her korrekt bemessenen Aufnahme um ein Vielfaches. Ähnliche Reihen erstellt die Kamera für Farbvarianten und verschiedene Weißabgleichsszenarien – eine nette Alternative zum eigenen Herumprobieren. Zusätzlich zum manuellen und den üblichen Weißabgleichsprogrammen wie wolkig, Sonnenlicht, Glühlampe etc. bietet die CX3 einen Weißabgleich für Mischlicht an. Der funktioniert in der Regel sehr gut, man kann ihn aber auch verwirren, indem man beispielsweise vor einem gelben Hintergrund bei Tages- und Glühlampenlicht fotografiert.
Geringfügige Einschränkungen gibt es auch beim Modus S-Auto. Da erkennt die Kamera automatisch, ob es sich um ein Porträt, Nacht-Porträt, eine Sport-, Nacht-, Makro- oder Landschaftsaufnahme handelt. Damit sind die wichtigsten Motivprogramme abgedeckt und in acht von zehn Fällen liegt die Kamera richtig. Und wenn eine Porträtaufnahme im Freien fälschlicherweise als Landschaftsaufnahme erkannt wird, kann trotzdem noch ein gutes Bild dabei herauskommen. Im Szenemodus befinden sich weitere Motivprogramme, u. a. das neue Programm für Haustiere, das automatisch Geräusche z. B. beim Auslösen und den Blitz abschaltet. Ob dieses Programm oder der Miniaturisierungsmodus als Verkaufsargument Punkte machen, sei dahin gestellt. Bevorzugte Programme lassen sich auf das Moduswahlrad MY1 und MY2 legen. Um mit den vielen Einstellungsmöglichkeiten besser klarzukommen, kann man zusätzlich die ADJ-/OK-Taste individuell belegen. Auch die Fn-Taste bietet sich dafür an, z. B. beim Hin- und Herwechseln zwischen zwei Fokusarten. Ansonsten ist das Menü übersichtlich gegliedert, und die wichtigsten Funktionen finden sich im Shortcut-Menü.
Bildqualität Auch in Sachen Bildqualität dreht sich wieder alles um den neuen Sensor. Wie erwartet, zeigt die CX3 ein sehr gutes Rauschverhalten. Die Kurve für alle ISO-Werte verläuft für alle Farbkanäle nahezu identisch und sehr gleichmäßig. Das deutet allerdings auf ein starkes Eingreifen der kamerainternen Software hin. Dies führt zu Auflösungsverlust in den Schattenpartien durch zu starke Rauschunterdrückung. Die Eingangsdynamik zeigt sich über den gesamten ISO-Bereich sehr gut. Wäre da nicht das Problem mit dem schlechten Schwarzwert, würde die Ricoh sogar die Blendengrenze 9 erreichen. Die Probleme mit den Schattenpartien kann man aus der Kurve zur Signalübertragung und Tonwertübergabe deutlich erkennen. Das runde und sehr weite Auslaufen in den dunklen Bereichen zeigt die oft "matschige" Wiedergabe. Richtig gut im Griff hat Ricoh das 10,7fache Zoomobjektiv, das eine Brennweite zwischen 28 und 300 mm abdeckt. Eine evtl. Randabdunklung ist quasi nicht vorhanden, und auch kissen- und tonnenförmige Verzeichnung fallen nicht ins Gewicht.
Insgesamt bleibt die CX3 von den Messergebnissen her meist im stabilen und soliden Bereich. Lediglich beim Wirkungsgrad wird es richtig schlecht. Über 61 Prozent bei 93 mm kommt die Kamera nicht hinaus. Das lässt darauf schließen, dass Objektiv, Sensorik und Bildbearbeitung noch nicht optimal zusammenarbeiten. Auch nicht unbedingt Bestnoten attestiert das Testlabor in Sachen Geschwindigkeit und Richtungsabhängigkeit der Auflösung. Die Auslöseverzögerung liegt, je nach Blende, zwischen 0,06 und 0,10 Sekunden. Zieht man den Autofokus hinzu, erhält man Werte zwischen 0,42 und 0,62 s. Diese sind in Ordnung, für Schnappschussfotografen eignet sich die CX3 aber nur bedingt. An der Richtungsabhängigkeit der Auflösung lässt sich ebenfalls ablesen, dass die CX3 massiv Bildbearbeitung betreibt. Sie liegt mit der Note 3,4 im Durchschnitt. Wäre sie jedoch niedriger, könnten unruhige Details und Artefakte weiter gemindert werden. Nicht, dass die CX3 schlechte Bilder macht – bei Artefakten schafft sie immerhin eine gute Note von 2,4 –, aber es gibt immer noch Spielraum für Verbesserungen. Die Auflösung von der Bildmitte zum Rand hin bleibt bei der CX3 sehr konstant. Bleibt noch die Scharfzeichnung. Sie ist typisch deutlich für eine Kompaktkamera, aber liegt im absolut akzeptablen Bereich. Rein aus der Praxis heraus betrachtet, kann man mit der CX3 gut bis ISO 1.600 fotografieren, zumindest ist das Rauschen gut, die Auflösung aber weniger. ISO 3.200 ist auch möglich, man darf dann aber keine Wunder erwarten.
Fazit Mit der CX3 hat Ricoh eine hervorragende Kompaktkamera auf den Markt gebracht, die sich für alle Fotografen eignet. Profis können sich in den diversen Einstellungsmöglichkeiten verlieren, und Einsteiger haben mit den Automatikprogrammen eine sichere Bank für gute Fotos zur Hand. Qualitativ leistet sich die CX3 nur wenige Ausreißer wie beispielsweise die lediglich durchschnittliche Geschwindigkeit. Auch die Ausstattung lässt für diese Klasse nur wenige Wünsche offen. Dazu gehören ein etwas leistungsstärkerer Blitz und ein HDMI-Schnittstelle.
Kurzbewertung
- Variabler Dynamic-Range-Modus
- Vielfältige Einstellungsmöglichkeiten
- Umfangreicher Serienmodus
- Das Motivprogramm S-Auto nimmt dem Fotografen alle Arbeit ab
- Sehr gutes Rauschverhalten
- Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Keine HDMI-Schnittstelle
- Durchschnittliche Blitzleistung
Technische Daten
Modell |
Ricoh CX3 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,6 Megapixel (physikalisch), 10,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
28-300 mm / F3,5-5,6 (10,7-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 5 Bilder/s und max. 999 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 3.200 |
Abmessungen |
102 x 58 x 29 mm (B x H x T) |
Gewicht |
206 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/5BD50 (mit Preisvergleich) |