Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Ricoh CX5
2011-04-09 Seit dem Erscheinen der CX1 vor rund zwei Jahren hat Ricoh die CX-Reihe etwa im halbjährlichen Rhythmus aufgefrischt. Dabei hat sich die Kamera eher evolutionär statt revolutionär fortentwickelt. So stand auch nicht zu erwarten, dass die aktuelle CX5 die Klasse der Kompaktkameras auf den Kopf stellen wird. Dennoch: Die CX5 kann mit einigen pfiffigen Neuerungen aufwarten, ohne dabei Altbewährtes über Bord zu werfen. Unser Kompakttest deckt die Stärken und Schwächen CX5 auf und wirft wie immer einen ausführlichen Blick auf die Bildqualität. (Martin Vieten)
Ergonomie und Handhabung Eine Schönheit ist die CX5 nicht gerade, ihr Äußeres wirkt eher praktisch. Ein Eindruck, der sich in der Hand bestätigt: So hat Ricoh das Wählrad ganz rechts außen platziert, der Daumen wandert fast von alleine an diese günstige Position. Allerdings lässt sich das Rad so schwer drehen, dass es einhändig kaum zu verstellen ist. Das verhindert anderseits, dass die Kamera in der Tasche versehentlich verstellt wird. Auch der Hauptschalter ist vor versehentlicher Betätigung gut geschützt, Ricoh hat den Knopf tief genug versenkt, leider ist der Ein-/Aus-Schalter recht klein ausgefallen. Das gilt auch für den Zoomring, der den Auslöser umschließt. Dabei wäre oben auf dem Gehäuse der CX5 durchaus noch Platz für etwas größere Bedienelemente gewesen. Deutlich enger geht es dann auf der Kamerarückseite zu: Das üppige Drei-Zoll-Display nimmt etwa drei Viertel des Rückens ein, da bleibt wenig Platz für Bedienelemente und zum Halten.
Immerhin hat Ricoh es geschafft, hinten noch eine kleine, griffige Daumenauflage unterzubringen. Dank ihr hat man die Kamera auch einhändig einigermaßen sicher im Griff. Neben dieser Daumenstütze sitzt ein winziger Joystick, der eindeutig zu klein geraten ist und zudem etwas schwammig reagiert. Ebenso die Tasten auf dem Kamerarücken, auch sie dürften gerne einen etwas klareren Druckpunkt aufweisen. Noch sicherer ließe sich die CX5 freilich halten, wenn ihr Ricoh wenigstens einen rudimentären Handgriff spendiert hätte. Der hätte zudem noch Raum für einen größeren Akku liefern können. So reicht es nur für einen relativ kleinen Energiespender, der gerade einmal für rund 200 Aufnahmen gut ist – und das auch nur, wenn nicht zwischendurch noch das eine oder andere Filmchen aufgezeichnet wird.
Etwas gespart hat Ricoh auch am Gehäusematerial. Die CX5 trägt ein Kleid aus Kunststoff, das allerdings sauber verarbeitet ist und einen durchaus stabilen Eindruck macht. Dazu trägt sicher auch das für diese Kameraklasse nicht gerade geringe Gewicht von rund 200 Gramm bei. Weniger solide wirkt das Stativgewinde, es ist ebenfalls aus Kunststoff gefertigt. Bedauerlich auch, dass dieses Stativgewinde fernab der optischen Achse direkt neben dem kombinierten Akku- und Speicherkartenschacht sitzt. Keine Chance also, bei angesetzter Wechselplatte an Akku oder Speicherkarte heranzukommen. Bei der Menüführung geht Ricoh ebenfalls einen etwas eigenwilligen Weg. So gibt es zwar ein Funktionsmenü, das schnell die wichtigsten Parameter aufs Display holt. Doch welche Paramater sich einstellen lassen, hängt stark vom gewählten Motivprogramm ab – in der Regel sind es zu wenige Möglichkeiten.
Selbst das Hauptmenü ändert sich je nach gewählter Hauptbetriebsart, so dass man die eine oder andere Einstellmöglichkeit vergeblich sucht. Umso mehr, da das Hauptmenü sein volles Potential erst im Modus "C" wie "Creativ" freigibt – darauf muss man auch erst einmal kommen! Nicht selbstverständlich für eine Kamera in dieser Klasse ist hingegen die Möglichkeit, bevorzugte Kameraeinstellungen speichern zu können. Das Wählrad hält für den raschen Abruf der persönlichen Einstellungen gleich zwei Speicherplätze bereit. Weniger versierte Fotografen wird freuen, dass die Ricoh CX5 zu den wichtigsten Funktionen Hilfetexte einblendet. Wer allerdings das – durchaus beachtliche – Kreativpotential der CX5 voll ausschöpfen möchte, komm nicht umhin, sich eingehender mit der Bedienungsanleitung zu beschäftigen.
Ausstattung Man glaubt es kaum, was Ricoh alles in die kleine CX5 gepackt hat. Da wäre zum Beispiel das Zoomobjektiv mit seinem sehr praxisgerechten Brennweitenbereich von 28 bis 300 Millimeter (bezogen auf Kleinbild). Beim Ausschalten faltet die Kamera das Objektiv derart trickreich zusammen, dass es zur Gänze im Kameragehäuse verschwindet. Wirklich neu ist das natürlich nicht, schon der Urahn der CX5, die CX1, bediente sich dieser cleveren Objektivkonstruktion. Sehr bewährt hat sich im täglichen Einsatz die Makrofunktion der CX5: Sie ermöglicht bei maximaler Brennweite einen Mindestabstand von sehr kurzen 28 Zentimetern, am kurzen Ende des Zooms kann man sich seinem Motiv sogar bis auf einen Zentimeter nähern. Die Elektronik der CX5 hält ebenfalls einige nützliche Neuerungen parat. So gibt es jetzt einen spezielle "Mehrbild-Nachtaufnahmen-Funktion", sie reduziert das sonst bei schlechten Lichtverhältnissen unvermeidliche Bildrauschen.
A propos Verwacklungsgefahr: Natürlich bietet die CX5 auch einen Bildstabilisator, er arbeitet nach dem Sensor-Shift-Verfahren. Das ist praktisch, aber nichts besonders Innovatives – einen Verwacklungsschutz bieten heute nahezu alle Kompaktkameras in der Preisklasse der CX5. Da sticht die CX5 schon eher mit ihren neuen Autofokus-Funktionen hervor: Sie bietet einen Hybrid-AF, bei dem die übliche Kontrastmessung auf dem Bildsensor von einem speziellen AF-Sensor assistiert wird. Laut Ricoh soll das zum einen eine flotte AF-Verfolgung von Motiven in Bewegung ermöglichen und zum anderen die Fokusgeschwindigkeit auf rasante 0,2 Sekunden reduzieren. Ersteres schafft die CX5 in der Praxis tatsächlich gut: Hat der AF erst einmal auf ein Motiv fokussiert, hält er es fest im Griff, auch wenn es durch den Bildausschnitt wandert. Drückt man dann aber den Auslöser ganz durch, dauert die Feinjustierung des Fokus per Kontrastmessung bisweilen deutlich länger als die 0,2 Sekunden, die Ricoh verspricht. Besonders im Telebereich und bei Makro-Aufnahmen surrt die Kamera eine ganze Weile vor sich hin, bis der Fokus endlich sitzt. Dennoch ist der Hybrid-AF eine feine Sache; bei Motiven, die sich nicht aus der Fokusebene herausbewegen, erledigt er seine Sache überraschend flott. Außerdem kann die CX5 schon fokussieren, bevor der Auslöser gedrückt wird – etwa auf eine Person im Zusammenspiel mit der Gesichtserkennung. So wird die Kamera bemerkenswert schnappschusstauglich. Herkömmliche Belichtungsreihen bietet die kompakte Kamera natürlich auch, hier ist jedoch der Abstand fest auf 0,5 EV fixiert. Und da sich die Belichtung nicht halbautomatisch oder gar manuell steuern lässt, sind Belichtungsreihen mit größerer Spreizung nur via Belichtungskompensation möglich. Anderseits kann die Kamera zwei unterschiedlich belichtete Fotos direkt zu einem HDR-Bild verrechnen, das funktioniert auch bei Aufnahmen aus der Hand.
Auf Wunsch nimmt die Kamera dem Fotografen jegliche Einstellarbeiten ab und erledigt alles selber. 18 Motivprogramme stehen dafür zur Auswahl. Hinzu kommt ein intelligenter Automatikmodus, in dem die Kamera selbst entscheidet, welches Motivprogramm am ehesten den aktuellen Gegebenheiten entspricht. Filmen kann die CX5 auch, bietet dabei aber nur Hausmannskost: HD-Auflösung und Mono-Ton, der Autofokus funktioniert während der Video-Aufnahme nicht. Auch das optische Zoom bleibt beim Filmdreh außer Betrieb, die CX5 kann jedoch digital ins Bild hineinzoomen.
Bildqualität Anders als ihre zahlreichen Vorgängerinnen, haben wir die CX5 nach unserem neuen DxO-Verfahren getestet und nicht mehr im DCTau-Labor. Das bringt es mit sich, dass die Messwerte nicht mehr direkt mit früheren Labormessungen vergleichbar sind. Auch haben wir die Messprotokolle noch nicht zusammengefasst und aufbereitet, so dass sie derzeit nicht wie gewohnt zum Download bereit stehen. In Kürze werden jedoch wieder visualisierte Laborprotokolle verfügbar sein.
Schon beim Betrachten der ersten Schnappschüsse fällt auf: Die CX5 geht recht schonend, fast schon zurückhaltend mit den aufgezeichneten Daten um. Die sonst in der Kompaktklasse zu beobachtende digitale Schminke in Form von übersättigten Farben und Scharfzeichnungsartefakten trägt die CX5 nur sehr sachte auf. Das hilft der Kamera unter anderem, Farben recht differenziert wiederzugeben. Der Labortest bestätigt den ersten Eindruck: Bei der Messung der Farbempfindlichkeit ist alles im grünen Bereich – erst bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 3.200 liefert die CX5 nur noch gut 20 Bit der theoretisch möglichen 24 Bit Farbauflösung. Eine überraschend gute Figur mach die CX5 auch in Sachen Bildrauschen: Zwar ist der Rauschabstand messtechnisch nicht gerade überragend, in der Praxis aufdringlich wird Rauschen aber erst ab hohen ISO 1.600. Dazu trägt sicher bei, dass Ricoh auf einen "back side illuminated" Sensor von Sony setzt, der zudem mit zehn Megapixeln nur moderat hoch auflöst. Die BSI-Sensor-Technologie verlegt die Verdrahtung auf die Rückseite, so dass die Photozellen deutlich mehr Licht abbekommen als bei der herkömmlichen Sensorarchitektur. Wunder kann aber auch die BSI-Technik nicht vollbringen, und so hat die Rauschreduzierung der CX5 einiges zu tun. Sie wahrt jedoch weitgehend die Balance zwischen Details und Rauschunterdrückung.
Nicht so sehr überzeugen kann das Objektiv der CX5. Die optische Auflösung bezogen aufs Kleinbildformat (24 x 36 mm) beträgt im Idealfall (kurze Brennweite, Bildmitte) gerade einmal etwa über 30 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm). Im Telebereich und zu den Bildrändern hin nimmt sie weiter ab. Da liegt die Vermutung nahe, dass das relativ gute Ergebnis der Rauschunterdrückung auch von den Mängeln des Objektivs profitiert – wo dieses keine Details aufnimmt, kann die Elektronik auch keine wegbügeln. In der Praxis macht sich die schwache Auflösungsleistung der Optik aber erst bei größeren Prints (etwa ab DIN A4) bemerkbar. Kein Grund zum Klagen gibt es hingegen bei der Vignettierung, Randabdunklung ist lediglich im Weitwinkelbereich ein kleines Problem. Sehr gut schlägt sich die CX5 bei der Dynamik-Messung: Um die 10 EV Dynamikumfang (nach neuem Messverfahren) sind ein beachtlicher Wert. Auch die Verzeichnung der Optik geht in Ordnung, die Neigung zu Farbsäumen (chromatische Aberration) ist allerdings zu hoch. Bei aller Kritik weiß die Bildqualität der CX5 dennoch in der Praxis zu gefallen: Die Farbwiedergabe ist recht neutral, beim Schärfen hält sich die Kamera zurück – insgesamt eine überzeugende Vorstellung.
Fazit Die Ricoh CX5 glänzt vor allem mit ihren inneren Werten. Die Ausstattung ist für eine Kamera ihrer Klasse sehr gut, einzig die Videofunktion bietet nur Hausmannskost. Dafür setzt sich die CX5 mit einer guten Bildqualität in Szene. Die elektronische Aufbereitung der Sensordaten ist recht zurückhaltend, der BSI-Sensor ermöglicht bis ISO 800 recht rauscharme Aufnahmen. Noch besser könnte die Bildqualität sein, wenn die Kamera bei der optischen Auflösung nicht so sehr schwächeln würde. Anderseits überzeugt das Zoom-Objektiv mit einem weiten Zoombereich und guten Makro-Fähigkeiten. Das kleine Gehäuse ist einigermaßen griffsicher, die Knöpfe und Schalter sind gut zu erreichen. Nicht ganz so gut gelungen ist die Ergonomie der Menüs. Die vielen Funktionen sind etwas unübersichtlich auf verschiedene Aufnahme-Programme verteilt, die Bedienelemente könnten größer sein und direkter reagieren. Unterm Strich erweist sich die CX5 als kleiner Wolf im Schafspelz, der mehr bietet als man für alltägliche Schnappschüsse braucht. Auch ambitionierte Fotografen werden an ihr Gefallen finden, zumal sich die CX5 bequem in der Jacken- oder Hosentasche transportieren lässt.
Kurzbewertung
- Überzeugende Makro-Fähigkeiten
- Trotz 10,7-fach Zoom kompaktes Gehäuse
- Sehr reichhaltige, praxisgerechte Ausstattung
- Überzeugende Bildqualität (bezogen auf die Sensorgröße)
- Video-Aufnahmen ohne AF und optisches Zoom
- Schwache optische Auflösungsleistung
- Zu kleine, teils schwammige Bedienelemente
Technische Daten
Modell |
Ricoh CX5 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,6 Megapixel (physikalisch), 10,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
28-300 mm / F3,5-5,6 (10,7-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 5 Bilder/s und max. 999 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 3.200 |
Abmessungen |
102 x 59 x 29 mm (B x H x T) |
Gewicht |
197 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/GXOR5 (mit Preisvergleich) |