Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Samsung WB500
2009-03-16 Auf der Photokina 2008 sorgte Samsung mit der Ankündigung einer kompakten 10-fach-Zoomkamera mit 24 mm Weitwinkel für Aufsehen, Projektname war "HZ1". Im Januar dieses Jahres kam mit der WB500 (in Übersee HZ10W) eben diese Kamera auf den Markt. Neben dem 24-240mm Zoom kann sie auch mit einem 2,7"-Bildschirm und einem HD-Videomodus mit moderner MPEG4-Komprimierung und Stereoton aufwarten, für Experten gibt es einen manuellen Belichtungsmodus. Wie die Digitalkamera sich aber in der Praxis bezüglich Bedienung, Ausstattung und Bildqualität verhält, ist im folgenden Test nachzulesen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Wie von der NV-Serie gewohnt, liefert Samsung bei der Verarbeitung solide Qualität ab. Das Gehäuse besteht aus zwei passgenauen Metallschalen, das Stativgewinde ist ebenfalls aus Metall, wenn auch nicht in der optischen Achse und auch zu nah am Batteriefach. Dessen Deckel besteht aus Kunststoff, verfügt aber über ein Metallscharnier. Der 1.050 mAh (3,7V) Akku ist nach dem Zurückschieben der Sicherung leicht zu entnehmen, da eine Feder ihn heraus drückt; auch ein falsches Einlegen wird mechanisch verhindert. An die Speicherkarte kommt man ebenfalls gut heran. Auf der Gehäusevorderseite ist neben dem leicht geformten Handgriff mit Gummibesatz das Objektiv das prägendste Merkmal. Leider klappert es sowohl im ein- als auch ausgeschalteten Zustand leicht, das mechanische Spiel ist zu groß. Das trübt den guten Eindruck der Kamera aber kaum.
Ärgerlicher ist da schon die Positionierung der Stereomikrofone an den Gehäuseseiten, denn sie werden leicht von den Händen abgeschirmt, was dem Ton bei Videoaufnahmen wenig zuträglich ist. Der Lautsprecher befindet sich auf der Gehäuseoberseite, wo man auch den Einschaltknopf, den Auslöser, die ringförmige und damit gut erreichbare Zoomwippe und das Programmwahlrad findet. Mit der Wippe lässt sich die Brennweite zwar präzise steuern, aber nicht immer reagiert das Zoom auf die Betätigung. Das Programmwahlrad ist etwas schwergängig, aber satt schmatzend rastet es in jeder der acht Positionen ein. Neben Vollautomatik und Motivprogrammen können hier auch Videomodus, Programmautomatik, manuelle Belichtung, duale Bildstabilisierung, Langzeitbelichtung und Beauty-Modus eingestellt werden. Letzterer zeichnet Hauttöne weich, um Hautunreinheiten und Falten zu verbergen, das kostet aber in ähnlich farbigen anderen Bildbereichen auch Details und macht mitunter einen unnatürlich wirkenden Bildeindruck. Die Bildstabilisierung per beweglich gelagertem Bildsensor steht in allen Modi zur Verfügung, im Dual-IS-Modus sorgt zusätzlich eine elektronische Optimierung für verminderte Verwackelungsunschärfen.
Auf der Rückseite nimmt der 2,7" (6,9 cm) große Bildschirm den größten Platz ein. Die Detailauflösung ist mit 230.000 Bildpunkten (320x240 Echtfarbpixel) ausreichend, aber nicht überragend. Dank hohen Kontrasten und großer Blickwinkelunabhängigkeit wirkt das Display sehr brillant, eine Vergütung bzw. Entspiegelung der Kunststoff-Schutzscheibe sorgt für verminderte Reflexionen. Bei grellem Sonnenlicht stößt der Monitor allerdings an seine Grenzen. Zwar reicht es noch zur Bildkomposition, dunklere Bildbereiche wirken allerdings komplett schwarz, obwohl dort auf dem Foto später sehr viel mehr Details zu sehen sind. Die eingeblendeten Informationen sind reichhaltig, sogar ein Gitternetz zur besseren Bildkomposition sowie ein Livehistogramm können angezeigt werden. Zusätzlich gibt es bei einigen Einstellungen Hilfetexte, sie gerade für Anfänger sinnvoll sind.
Die silbernen Knöpfe auf der Kamerarückseite sind gut bedienbar. Neben der Wiedergabetaste gibt es hier eine "E-Taste", mit der man den Fotostil reichhaltig beeinflussen kann (Farbauswahl, Schwarzweiß, Schärfe, Kontrast etc.) sowie eine Fn-Taste, mit der man je nach gewähltem Aufnahmeprogramm verschiedene Aufnahmeparameter wie Empfindlichkeit (allerdings mit schlecht leserlicher, kleiner Schrift), Belichtungsmessung, Autofokusfelder etc. beeinflussen kann. Die Menü- und Bestätigungstaste wird von einem 4-Wege-Ring umschlossen, der im Menü zur Navigation dient, im Aufnahmemodus aber direkt die Blitzeinstellungen, die Bildschirminformationen, den Selbstauslöser und den Makromodus zugänglich macht. Sehr praktisch ist, dass jeder Tastendruck ohne lästiges Menü oder Bestätigung die jeweilige Einstellung direkt verstellt.
In Daumenposition befindet sich noch eine etwas schwergängige und klein geratene Wippe. Man ist versucht, hiermit zu zoomen, sie dient aber als Ersatz eines Einstellrads, und mit ihr kann man Parameter wie Blende, Belichtungszeit oder Belichtungskorrektur schnell vornehmen. Bei den Anschlüssen war Samsung dagegen etwas sparsam. Ein Multikonnektor nimmt USB- (das praktischerweise auch als Ladekabel dient) oder AV-Kabel auf, ein HDMI-Kabel ist hingegen nicht anschließbar, was bei so einer gut ausgestatteten Kamera im mittleren Preissegment schade ist.
Ausstattung Hier punktet die WB500 als erstes mit dem Videomodus. Bei 30 Bildern pro Sekunde kommt sie auf eine HD-Auflösung von 1.280 x 720 Pixeln im 16:9-Format. Die Videos werden mit Stereoton mittels moderner H.264-Komprimierung im MPEG4-Format abgespeichert, was eine hohe Bildqualität bei geringem Speicherbedarf erlaubt. Während der Videoaufzeichnung bleibt das optische Zoom aktiv, wobei die Zoomgeschwindigkeit für eine sanfte Zoomfahrt praktischerweise verlangsamt ist – allerdings ist das leichte Surren des Motors genauso wie der Autofokus in den Videos zu hören. Dennoch macht die Videoaufzeichnung so Spaß, und wer kein Qualitätsfetischist ist, kann getrost auf einen Camcorder verzichten. Praktisch verzögerungsfrei landen die Bilder und Videos auf der Speicherkarte, so dass man zügig das nächste Motiv anvisieren kann. Ärgerlich wird es aber, wenn man die automatische Bildvorschau von 0,5-3 s aktiviert hat, denn die blockiert die ganze Kamera und lässt sich nicht vorzeitig abbrechen.
In anderen Bereichen braucht sich die Samsung hingegen nicht verstecken. Motivprogramme gibt es für fast alle Situationen, z. B. für Kinder, Porträt oder Gegenlichtsituationen, aber auch für Sonnenuntergänge – nur einen Sportmodus mit Nachführ-Autofokus gibt es leider nicht. Trotzdem ist der Autofokus flexibel. Neben einem Modus mit neun Messfeldern gibt es einen Spot-Autofokus oder ein zumindest innerhalb eines Raumes um die Bildmitte frei verschiebbares Fokusfeld, was besonders bei Stativaufnahmen sehr wertvoll ist. Vermisst haben wir im Test dagegen eine manuelle Fokusmöglichkeit. Hier könnte sich Samsung an Panasonic ein Vorbild nehmen, deren manueller Fokus mit Schärfebereichseinstellung (Schärfentiefeanzeige) sehr praktikabel ist.
Der Blitz ist auf der Vorderseite halb im Handgriff integriert, man muss schon etwas aufpassen, diesen nicht versehentlich abzudecken. Ansonsten gibt es an ihm aber nicht viel zu bemängeln. Die Lichtmenge ist gut dosiert, und neben einer Automatik kann man ihn auch erzwungen an- oder abschalten, auch an eine Langzeitsynchronisation hat Samsung gedacht. Zwar ist die Neigung zu roten Augen gegeben, was auch der optionale Vorblitz kaum zu verhindern mag, aber die Kamera erkennt rote Blitzaugen automatisch und retuschiert diese auf Wunsch so, als wären sie nie da gewesen. Die Gesichtserkennung mit Lächeln- und Blinzelerkennung, alles ein- und abschaltbar, sind da schon fast obligatorisch.
Bildqualität Den 10-Megapixel-Bildsensor kann man im Zeitalter von 12-15 Megapixeln schon fast als moderat bezeichnen. Diese Pixelzahl ist aber völlig ausreichend, auch gelegentliche A4- bis A3-Ausdrucke sind problemlos möglich. Dazu bedarf es aber auch einer guten Auflösung, die unter anderem durch das Objektiv begrenzt wird. Wir haben die WB500 im Testlabor auf alle Qualitätsparameter hin untersuchen lassen, das ausführliche Ergebnis mit Diagrammen, Notenbewertung und Ingenieurskommentar ist gegen eine kleine Gebühr einsehbar (siehe weiterführende Links). Das Labor hat ermittelt, dass die Auflösung in der Bildmitte bei allen Brennweiten gut ist, in den Brennweitenextremen (Weitwinkel und Tele) ist der Randabfall allerdings nicht zu verkennen, bei mittlerer Brennweite ist die Auflösung hingegen recht konstant bis in die Bildecken.
Die elektronische Aufbereitung greift bei einigen Objektivparametern stark schönend ein. Die Randabdunklung ist elektronisch auf weniger als eine Blendenstufe gedämpft, auch die Verzeichnung ist in Anbetracht des hohen Zoomumfangs gut auskorrigiert; selbst bei verzeichnungsträchtigen 24 mm gibt es nur eine 0,5-prozentige kissenförmige Verzeichnung. Weniger gut sind die Artefakte, die an feinen Strukturen sehr stark auftreten und das Bildergebnis durch Farbartefakte und Moiréeffekte stark einschränken. Die Scharfzeichnung ist hingegen für eine Shoot-to-Print-Kamera gut austariert, Kanten werden nicht zu sehr übersteilt, es treten nur minimale, tolerierbare weiße Doppellinien auf.
Dass das Rauschen stark gedämpft ist, wirkt nur im ersten Moment sehr positiv. Zwar stört es so kaum, aber vor allem bei höheren Empfindlichkeiten ab ISO 800 zeigt sich ein deutlicher Weichzeichnereffekt. Bei ISO 3.200 hingegen gibt es starke Salz&Pfeffer-Pixel, Farbrauschen spielt aber bei allen Empfindlichkeiten keine Rolle. Die Eingangsdynamik ist bis ISO 800 in Ordnung, bei ISO 80 und 100 ist sie mit 8,5 Blendenstufen am besten. Auch die Ausgangsdynamik ist bis ISO 800 gut zu gebrauchen, Schatten und Lichter sind im Gegensatz zu den kontrastreicheren Mittentönen leicht gedämpft, was den Bildeindruck (weniger ausgerissene Lichter) verbessert. Erst bei ISO 1.600 und 3.200 ist kein tiefes Schwarz mehr gegeben, was die Bilder flauer erscheinen lässt.
Zu guter Letzt hat Samsung die drei Komprimierungsfaktoren laut unserem Messlabor recht gut gewählt. Die beste Qualitätsstufe ist visuell verlustfrei, auch bei der mittleren zeigen sich kaum Artefakte, selbst die höchste Komprimierung macht die Bilder nicht kaputt und kann zur Not verwendet werden. Auch die gemessene Autofokusgeschwindigkeit ist mit 0,4-0,6 Sekunden ganz gut, weniger begeistert sind wir von der Auslöseverzögerung von 0,15 Sekunden – das können andere Kompaktkameras dreimal so schnell. Der Weißabgleich arbeitet ebenfalls nicht immer zufriedenstellend. Vor allem verschiedene Kunstlichtquellen bringen die Automatik schnell ins Schleudern, bei Tageslicht gibt es hingegen nichts zu bemängeln.
Fazit Die Samsung WB500 ist mit ihrem 24-240mm-Zoom eine interessante Digitalkamera, deren reichhaltige Ausstattung und gute Verarbeitung (mit Metallgehäuse) genauso wie die meisten Automatikfunktionen zu überzeugen wissen. Einzige Wermutstropfen sind die fehlende HDMI-Schnittstelle, das leicht klappernde Objektiv und fehlende Halbautomatiken. Die Bildqualität ist durchwachsen. Zwar wird das Bild elektronisch gut aufgearbeitet, was die Reduzierung von Randabschattungen und Verzeichnungen mit einschließt, die Artefaktbildung und Rauschunterdrückung sind aber zu stark, Letzteres kostet ab ISO 400 einige Details. Der schnelle Autofokus wird durch die vergleichsweise lange Auslöseverzögerung getrübt. Ärgerlich ist, dass man die Bildvorschau nach der Aufnahme nicht unterbrechen kann, zumal die Kamera in der Zeit nicht aufnahmebereit ist.
Kurzbewertung
- Großer Zoombereich mit viel Weitwinkel- und Telebrennweite
- Mit 0,4-0,6s guter Autofokus
- Insgesamt gute Bildqualität mit elektronischer Optimierung
- Solide Verarbeitung (bis auf das leicht klappernde Objektiv)
- Ungünstig platziertes Mikrofon
- Bildvorschau blockiert die Kamera
- Fehlende HDMI-Schnittstelle
- Mit 0,15 Sekunden relativ lange Auslöseverzögerung
Technische Daten
Modell |
Samsung WB500 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,3 Megapixel (physikalisch), 10,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
24-240 mm / F3,3-5,8 (10-fach Zoom) |
Monitor |
2,7", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.500 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 1.600 |
Abmessungen |
105 x 61 x 36 mm (B x H x T) |
Gewicht |
270 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/L4T40 (mit Preisvergleich) |