Kompaktkamera mit großem Sensor, Bridge-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Sony Cyber-shot DSC-RX10
2013-12-19 Mit der RX100 definierte Sony die Edelkompaktkamera neu und stieß in Bildqualitätssphären vor, die eher Systemkameras vorbehalten waren. Mit der RX10 pflanzt Sony den 1"-Sensor in eine Bridgekamera im SLR-Design, die mit einem durchgehend F2,8 lichtstarken 8,3-fachen Zoom von umgerechnet 24-200 Millimeter glänzt. Zu den Fotofunktionen gesellt sich zudem ein hervorragender Videomodus mit allem, was das Herz des Videofilmers begehrt. Im digitalkamera.de-Test muss die Sony RX10 zeigen, ob sie tatsächlich eine eierlegende Wollmilchsau ist. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Das erste, was einem bei der Sony Cyber-shot DSC RX10 ins Auge fällt, ist das riesige Objektiv mit der durchgehenden Lichtstärke F2,8. Wie auch die Gehäuseoberseite sowie die Frontplatte besteht auch der feststehende Teil des Objektivs aus einer Magnesiumlegierung, während Sony auf der Rückseite sowie der Bodenplatte hochwertigen Kunststoff verwendet. Die RX10 macht insgesamt einen sehr hochwertigen Eindruck, beim festen Zupacken gibt nichts nach. Die Hochwertigkeit wird durch das satte Gewicht von knapp über 800 Gramm betriebsbereit unterstrichen. Der Handgriff dagegen fällt relativ klein aus, angesichts des bulligen Objektivs hätte er gerne mehr Griffvolumen vertragen, um von großen Männerhänden noch besser gegriffen werden zu können. Großzügige Applikationen von genarbtem Gummi erhöhen die Griffsicherheit, damit einem die Kamera nicht aus der Hand gleitet.
Zwar sieht die Sony auf den ersten Blick aus wie eine kleine DSLR, es handelt sich jedoch um eine reinrassige Bridgekamera, die durch ihr lichtstarkes Objektiv und den 13,2 x 8,8 Millimeter großen 1"-Sensor konkurrenzlos ist. Der SLR-typische Blitz- und Sucherbuckel duckt sich bei der RX10 regelrecht auf dem Objektiv, ausgeklappt springt der kleine Blitz dennoch recht hoch. Der Sucher ist elektronisch ausgeführt und löst feine 1,44 Millionen Bildpunkte auf. Das ist zwar nicht die höchste Auflösung, die man aktuell bei elektronischen Suchern bekommen kann, reicht aber völlig aus, um keine Treppchen zu sehen. Das angenehm große Sucherbild erweckt den Eindruck, durch den Sucher einer Vollformat-DSLR zu schauen; mit einer 0,7-fachen Vergrößerung fällt der EVF der RX10 beispielsweise größer aus als bei üblichen DSLRs mit APS-C-Sensor. Wer eine Brille trägt, muss allerdings mit leichten Abschattungen auf der linken und rechten Seite leben, das heißt für Brillenträger dürfte die Austrittspupille gerne etwas größer sein. Immerhin deckt die Dioptrienkorrektur einen weiten Bereich von -4 bis +3 Dioptrien ab. Dank automatischer Umschaltung wird der elektronische Sucher aktiviert, sobald man die Kamera ans Auge nimmt.
Auch der rückwärtige Bildschirm mit seinen 1,229 Millionen Bildpunkten kann sich sehen lassen. Er kann um etwa 90 Grad nach oben und ca. 45 Grad nach unten geklappt werden, sehr praktisch für Überkopf- oder bodennahe Aufnahmen, aber auch für eine klassische Haltung auf Brust- oder Bauchhöhe in der Tradition eines Lichtschachtsuchers lässt sich der Bildschirm einsetzen. Dank seiner weißen Bildpunkte leuchtet er auch in hellem Umgebungslicht sehr gut, findet aber im direkten Sonnenlicht in besonders hellen Umgebungen etwa auf einem Berggipfel im Schnee oder am Meeresstrand seine Grenzen. Da der Bildschirm ein Seitenverhältnis von 4:3 besitzt, der Bildsensor hingegen das klassische 3:2, wird am unteren Rand des Livebilds ein schwarzer Balken eingeblendet, den Sony für die Anzeige von Belichtungszeit, Blende, Belichtungskorrektur und ISO-Empfindlichkeit verwendet. Gleiches gilt für den elektronischen Sucher, wobei hier statt dem simplen Belichtungswert eine Belichtungswaage das Sucherbild bereichert. Zahlreiche weitere Anzeigen informieren den Fotografen über andere wichtige Aufnahmeeinstellungen. Zudem lassen sich eine 3D-Wasserwaage, ein Livehistogramm sowie Gitterlinien einblenden. Auch die Bildhelligkeit wird wie das Live-Histogramm der gewählten Belichtung im Sinne einer Belichtungsvorschau angepasst. Sehr praktisch: Sobald man den Blitz ausklappt, bleibt das Sucherbild in jedem Fall hell genug, um das Motiv zu erkennen. Übrigens ist das Livebild sehr direkt, ohne große Nachzieh- oder Schliereneffekte, Dank "global Shutter" (der Sensor wird am Stück ausgelesen) gibt es nicht einmal den berüchtigten Jelly-Effekt beim schnellen hin- und herschwenken, wie man es vom "rolling Shutter" (zeilenweises Auslesen des Sensors) her kennt. Die Menüs sind umfangreich, aber gut unterteilt, so dass beim Suchen das vertikale Scollen entfällt.
Dank zahlreichen Knöpfen und Rädchen lässt sich die RX10 sehr gut bedienen und bietet zudem viele Individualisierungsmöglichkeiten. Wichtige Aufnahmeparameter können beispielsweise mittels Fn-Menü ohne Umwege über das Hauptmenü eingestellt werden. Welche Parameter dies sein sollen, entscheidet der Anwender selbst. Zudem bietet das Programmwählrad zwei Benutzerspeicherplätze und eine C-Taste erlaubt den direkten Zugriff auf eine bevorzugte Funktion. Neben dem Programmwählrad, das angenehm satt rastet, gibt es fünf weitere Bedienräder. Zwei davon befinden sich am Objektiv. Der Blendenring besitzt zudem die Eigenschaft, wahlweise zu rasten, wie es für Fotografen sehr praktisch ist, oder leise ohne Rastung bedient werden zu können. Der breite Ring vorne am Objektiv steuert wahlweise das Zoom oder den manuellen Fokus (mehr dazu im Abschnitt "Objektiv"). Auf der Kameraoberseite erlaubt ein Belichtungskorrekturrad einen direkten Einfluss auf die Bildhelligkeit. Auch dieser Ring rastet angenehm stramm, er sollte sich kaum versehentlich verstellen. Allerdings geht mit diesem Rad ein kleiner Fauxpas einher. Die RX10 besitzt auf der Oberseite ein beleuchtbares LC-Display, über das man wichtige Parameter im Blick hat. Leider fehlt hier die Belichtungswaage, die man bei manueller Belichtung gut gebrauchen könnte, denn hier ist das Belichtungskorrekturrad nichtssagend. Gleich zwei Daumenräder befinden sich auf der Kamerarückseite: Eines ist mit der Vierwegewippe verquickt, das andere befindet sich weiter oben in perfekter Reichweite des Daumens. Hierüber lässt sich beispielsweise die Belichtungszeit steuern. Bei diesem Rad allerdings hat Sony am falschen Ende gespart. Es ist zu schwergängig und wenig griffig, zudem lassen sich die Rastungen kaum erfühlen. Das hat Sony in anderen Kameras deutlich besser hinbekommen. Gut gelungen ist hingegen der Auslöser mit seinem langen Hub bis zum ersten Druckpunkt. Der Auslöseknopf verfügt praktischerweise über ein Schraubgewinde für einen klassischen Draht-Fernauslöser.
Das Speicherkartenfach befindet sich auf der Griffseite, so dass man auch auf dem Stativ sehr gut an die SD-Karte beziehungsweise den Memorystick herankommt. Das Akkufach auf der Kameraunterseite beherbergt den bekannten NP-FW50, der die Kamera für solide 420 Aufnahmen mit Strom versorgt. Alternativ lässt sich hier mittels Akku-Dummy auch eine externe Stromversorgung anschließen. Geladen wird der Akku per USB in der Kamera, eine externe Ladeschale ist lediglich optional als Zubehör erhältlich. Sony setzt dabei auf dem Micro-USB-Standard, man kann also dasselbe Ladekabel verwenden wie beispielsweise beim Smartphone. Übrigens lässt sich auch der Akku bei angesetzter Stativwechselplatte entnehmen. Das Metallstativgewinde sitzt ordnungsgemäß in der optischen Achse. Auf der linken Seite gibt es insgesamt vier Schnittstellen: Micro-HDMI, Micro-USB, Kopfhörerausgang sowie Mikrofoneingang – allesamt mit Standardbuchsen versehen, so dass man keine Spezialkabel benötigt! Übrigens verspricht Sony für die RX10 einen Spritzwasserschutz. Wir konnten allerdings weder an den Klappen noch am Objektivtubus Dichtungen entdecken und würden die Kamera daher keinem stärkeren Regen oder Gischt aussetzen, denn nur zu schnell kann dann Wasser in die Kamera eindringen. Sehr schade, dass Sony dies nicht ordentlich umsetzt, es wäre die Krönung der Universalkamera gewesen.
Ausstattung Die Sony beherbergt praktisch alle Funktionen, die man im Fotoalltag braucht. Angefangen bei einer Vollautomatik und Motivprogrammen bis hin zu manueller Belichtungssteuerung und natürlich Halbautomatiken. Die Empfindlichkeit lässt sich von ISO 125 bis 12.800 regeln, die Automatik in der Ober- und Untergrenze frei belegen. Erweitert stehen sogar ISO 80 und 100 zur Verfügung, ISO 25.600 erreicht die RX10 über eine effektive Mehrfachbelichtung, die bei zehn Bildern pro Sekunde sehr rasch erfolgt. Selbst bei manueller Belichtung kann der Fotograf die ISO-Automatik aktivieren, praktisch, wenn man Blende und Verschlusszeit vorgeben möchte, aber eine automatisch korrekte Belichtung braucht.
Einem hohen Dynamikumfang bändigt die RX10 mit der DRO-Funktion, die Lichter etwas abdunkelt und Schatten aufhellt oder mittels HDR-Funktion, bei der der Anwender den Belichtungsabstand der drei Aufnahmen von bis zu 6 EV selbst steuern kann oder dies einer Automatik überlässt. Auch die Bracketingfunktionen können sich mit bis zu fünf Bildern bei 0,7 EV Belichtungsabstand beziehungsweise drei Bildern bei bis zu 3 EV Belichtungsabstand sehen lassen, für extreme HDR-Aufnahmen jedoch reicht das nicht. Außerdem erlaubt die RX10 Reihenaufnahmen mit wechselndem Weißabgleich sowie wechselnder DRO-Einstellung. Wer in Raw aufnimmt, kann sich dies aber auch sparen und den Weißabgleich später festlegen. Bildbearbeitungsfunktionen bietet die Sony hingegen nicht, das hat bei dieser Firma leider schon Tradition. Nicht einmal Rohdatenbilder lassen sich in der Kamera entwickeln, wer also zusätzliche JPEGs benötigt, sollte diese direkt mit aufnehmen, die RX10 verfügt über eine entsprechende Einstellung.
Bei Serienbildern erreich die RX10 flotte zehn Bilder pro Sekunde und hält dies für 23 Aufnahmen bei JPEG-Extrafine durch. Danach geht es etwas unregelmäßig mit 1,8 Bildern pro Sekunde weiter. Im Raw-Format hingegen erreicht die RX10 nur 6,4 Bilder pro Sekunde und bereits nach zehn Aufnahmen sinkt die Geschwindigkeit auf rund 1,6 Bilder pro Sekunde mit etwas unregelmäßiger Auslösung. Es lässt sich aber auch eine langsamere Serienbildgeschwindigkeit einstellen, bei der auch der Autofokus nachgeführt wird. Sogar mit dem internen Blitz kann man – natürlich verlangsamt – Serienbilder aufnehmen.
Die RX10 wurde im Vorwege nicht nur als universell einsetzbare Fotokamera gelobt, sondern fand als Videohybrid auch in der Camcordergemeinde hohe Beachtung. Die Cyber-shot filmt in Full-HD-Auflösung bei bis zu 50p (PAL) oder wahlweise 60p (NTSC), wobei das Umschalten der Videonorm einen Neustart der Kamera bewirkt. Hinzu kommen der nicht vorhandene Rolling-Shutter-Effekt, der große Bildsensor mit dem universellen Zoom, die optische und elektronische Hybrid-Bildstabilisierung, eine Tonpegelanzeige mit manueller Aussteuermöglichkeit, der Mikrofoneingang und der Kopfhörerausgang etc. Über den Multi-Interface-Schuh lassen sich sogar XLR-Anschlüsse nachrüsten. Besonders erwähnenswert ist dabei auch die praktische Zebra-Funktion, die Bildhelligkeiten ab einem vorgegebenen Wert (70 bis 100+ in Fünferschritten) gestreift darstellt – sehr hilfreich, um Überbelichtungen zu vermeiden. Auch beim Fotografieren kann diese Funktion praktisch sein. Während der Filmaufnahme kann das optische Zoom zwar in langsamer Geschwindigkeit verwendet werden, es fährt jedoch mit einem Ruck an und stoppt ebenso, außerdem dürfte es gerne noch eine langsamere Geschwindigkeitsstufe haben. Den Zoomring sollte man hingegen nicht verwenden, dreht man ihn ungleichmäßig, so ruckelt die Zoomfahrt. Der Autofokus wird sanft und dennoch flott und zielgenau nachgeführt. Auch von Objekten, die im Vordergrund auftauchen, lässt sich der Autofokus nicht verwirren, wie festgenagelt hängt er exakt auf dem Schärfepunkt. Fokus-Peaking und der rasterlose Blendenring sind ebenfalls videofreundlich.
Zwar besitzt die RX10 eine dedizierte Videoaufnahmetaste, die man gut mit dem Daumen erreichen kann, und die Sony zeichnet auch jederzeit damit Videos auf, ohne in den Videomodus wechseln zu müssen, allerdings gibt es keine Vorschau für den Bildausschnitt. Besonders im Active-Modus des Bildstabilisators, wo der optische und elektronische Bildstabilisator zusammenarbeiten, wird der Bildausschnitt doch arg verengt. Man sollte also besser vorher in den Videomodus schalten. Durch den engeren Bildausschnitt entspricht das Zoom einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 30 bis 245 Millimeter, nur mit optischem Bildstabilisator behält man mit 25 bis 210 Millimeter dagegen den guten Weitwinkel. Das AVCHD-Format ist übrigens erste Wahl bei der RX10, denn bei MP4 schaltet die Sony unverständlicherweise auf 4:3 und somit 1.440 x 1.080 Pixel um. 720p als guter Kompromiss aus Auflösung und Dateigröße fehlt leider gänzlich, man kann bei MP4 nur auf die für aktuelle Verhältnisse niedrige VGA-Auflösung runterschalten.
Der kleine Aufklappblitz der Sony RX10 muss per Knopfdruck manuell ausgefahren werden, bietet dann aber eine Automatik, eine Langzeitsynchronisation, eine Zündung am Ende der Belichtung sowie eine Blitzbelichtungskorrektur. Mit der Leitzahl von gemessen 5,8 ist der Blitz zwar nicht sonderlich potent, durch den Zentralverschluss lässt sich aber auch bei sehr kurzen Verschlusszeiten blitzen. Wem der kleine Blitz zu leistungsschwach ist, kann über den Blitzschuh die Systemblitzgeräte von Sony anschließen, auch eine Drahtlos-Blitzsteuerung ist möglich.
Objektiv Das große Objektiv der RX10 macht einen wesentlichen Teil ihres bulligen Eindrucks aus. 8,3-fach von 8,8 bis 73,3 Millimeter zoomt es bei einer durchgehenden Lichtstärke von F2,8. Das entspricht einem Kleinbildäquivalent von 24 bis 200 Millimeter – ein sehr praktischer und universeller Zoombereich. Zudem erlaubt die hohe Lichtstärke zusammen mit dem 1"-Sensor eine gewisse Freistellung, aber auch genügend Schärfentiefe für Makro- und Landschaftsaufnahmen, ohne zu stark abblenden zu müssen. Ein angenehmer Kompromiss also für die kreative Alltagsfotografie. Das Objektiv erlaubt im Weitwinkel eine minimale Fokusdistanz von drei Zentimetern, in Telestellung sind es 30 Zentimeter. Letzteres erlaubt die formatfüllende Aufnahme eines etwa 9 x 6 cm kleinen Motivs bei genügend Aufnahmeabstand, um das Motiv anständig beleuchten zu können. Das Telemakro ist in der RX10 also eingebaut, was bei vielen Konkurrenten leider fehlt. Zwar kann man im Weitwinkel bei drei Zentimeter Abstand noch etwas (aber nicht viel) kleinere Motive formatfüllend aufnehmen, schattet diese dabei aber unweigerlich ab. Selbstverständlich verfügt das Zoom über einen optischen Bildstabilisator, auch das Zeiss-Label mit dem Schriftzug Vario-Sonnar sowie die T*-Vergütung fehlen nicht. Sogar eine Sonnenblende ist im Lieferumfang der Kamera.
Das Zoom wird rein elektronisch wahlweise über den Objektivring oder die um den Auslöser angeordnete Zoomwippe gesteuert. Die Zoomwippe erlaubt zwei Geschwindigkeiten, wobei selbst die schnellere Geschwindigkeit eher gemächlich zu Werke geht. Ganze 3,4 Sekunden dauert das Durchfahren des gesamten Zoombereichs. Das elektronische Zoom ist sicher ein Tribut an die Videofilmer. Durch die langsame maximale Zoomgeschwindigkeit kommt beim Objektivring kein Gefühl auf, ein manuelles Zoom zu steuern, weil der Motor den schnellen Bewegungen nicht folgen kann; bei den langsameren hingegen funktioniert es gut und praktisch verzögerungsfrei. Man kann auf den Zoomring eine Stufenzoomfunktion legen (der Zoomhebel hingegen steuert das Zoom für die Zwischenschritte weiterhin sehr fein), dann fährt das Objektiv bei jedem Dreh die nächste Stufe an. 24, 35, 50, 70, 100, 135 und 200 Millimeter sind das. Hier fehlen leider die klassischen Brennweiten 28 und 85 Millimeter. Eben diese anfahrbaren Brennweitenzahlen sind auch auf dem Kunststoff-Objektivtubus aufgedruckt, der bei 200 Millimeter (KB) gut sechs Zentimeter aus der Kamera herausfährt. Praktischerweise wird die Brennweite beim Zoomen auch auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher eingeblendet, so kann man diese fast millimetergenau steuern. Der ausgefahrene Tubus hat zwar leichtes Spiel, es klappert sogar etwas beim Schütteln der Kamera, dürfte angesichts des Durchmessers aber dennoch stabil genug sein. Über das 62 Millimeter große Filtergewinde lassen sich optische Filter anschließen, wobei die RX10 über einen drei Blendenstufen starken einschwenkbaren Graufilter verfügt. Praktisch für Langzeitbelichtungen am helllichten Tag oder die Möglichkeit, auch bei viel Umgebungslicht die Offenblende für kreative Freistelleffekte nutzen zu können.
Im Gegensatz zum gemächlichen Zoom arbeitet der Autofokus rasend schnell – und flüsterleise sowie äußerst präzise. Lediglich 0,16 Sekunden benötigte er im Testlabor, um im Weitwinkel von unendlich auf zwei Meter zu fokussieren, in Telestellung ist der Autofokus mit 0,34 Sekunden etwas langsamer, aber immernoch schnell. Darin ist die ultrakurze Auslöseverzögerung von 0,01 Sekunden bereits enthalten. Insbesondere vorfokussiert ist die Sony absolut Schnappschusstauglich, da kommt dank Zentralverschluss keine DSLR mit. Auch das Schließen der Blende hat keine negativen Auswirkungen auf die Auslöseverzögerung. Trotz des schnellen Autofokus empfiehlt es sich, den Vor-AF im Menü zu aktivieren (ist werksseitig bereits der Fall), dann wird die RX10 nicht nur nochmals schneller, sondern das Sucherbild ist auch immer scharf. Der Verschluss ist übrigens praktisch unhörbar, in ruhigen Umgebungen ist allenfalls ein ganz leises Klicken zu vernehmen. Somit eignet sich die RX10 auch sehr gut für unauffällige Fotografie in Museen, Kirchen oder im Theater. Wer dagegen eine Fokusbestätigung, nicht jedoch ein künstliches Auslösegeräusch hören möchte, hat dagegen ein Problem, denn die Signaltöne lassen sich nur komplett, aber nicht einzeln an- oder abschalten.
Vorne neben dem Objektiv bietet die RX10 einen Wahlschalter, mit dem sich zwischen Single-Autofokus, Continous-Autofokus (Nachführ-Autofokus), DMF (Direct Manual Focus) und manuellem Fokus (MF) umschalten lässt. Der DMF-Modus ist praktisch für diejenigen, die den Autofokus noch etwas nachkorrigieren wollen. Der Autofokus arbeitet in der Automatik mit neun Messfeldern, es lässt sich aber auch auf einen Spot-Autofokus oder einen flexiblen Autofokuspunkt umschalten, um gezielt auf ein Motivdetail zu fokussieren. Leider verfügt die RX10 über keinen Touchscreen, und so muss man den Punkt mit der Vierwegewippe verschieben. Eine Objektverfolgung sowie eine Gesichtserkennung gehören ebenfalls zur Ausstattung. Schaltet man auf den manuellen Fokus um, so wird der Zoomring zum Fokusring. Mit Hilfe der Fokuslupe sowie optional zuschaltbarem Fokus-Peaking lässt sich sehr feinfühlig und genau fokussieren, wenn man es etwas übt. Das Peaking eignet sich eher für gröbere Fokussierung, wo es nicht auf das letzte Quäntchen Schärfe ankommt, da die Kontrastkanten auch bei niedrigster Stufe in einem großen Schärfebereich hervorgehoben werden. Die Fokuslupe springt zuweilen etwas träge an oder schaltet sich zu früh ab, obwohl man am Ring dreht. Zu langsame Bewegungen registriert er anscheinend nicht so gut. Tatsächlich ist der Autofokus oft sogar genauer als die manuelle Fokussierung, was einem aber erst bei Stativaufnahmen und einem späteren Vergleich eines manuell und eine automatisch fokussierten Bildes auffällt, letzteres hat oft einen Hauch mehr Schärfe. Zusätzlich informiert beim manuellen Fokussieren eine Balkenskala über die ungefähre Aufnahmeentfernung, leider gibt es hier keine millimetergenaue Angabe wie bei der Brennweite.
Bildqualität Der 20 Megapixel auflösende, 1" große (13,2 x 8,8 mm) BSI-CMOS-Sensor der Sony RX10 bewies bereits in der RX100 II eine hervorragende Bildqualität und setzt somit große Erwartungen in die RX10. Wir haben sie wie üblich einem ausführlichen Labortest unterzogen, das Protokoll mit den Messdiagrammen, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, sind wie immer gegen ein kleines Entgelt erhältlich und können nicht nur online angesehen, sondern auch als PDF zum Archivieren und Ausdrucken heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links). Außerdem haben wir ein Testbild als ISO-Reihe in Raw und JPEG aufgenommen, die Aufnahmen sind über die weiterführenden Links kostenlos herunterladbar. Damit kann sich jeder selbst ein Urteil bilden und mit den Raw-Bildern bei verschiedenen Empfindlichkeiten im eigenen Rohdatenkonverter spielen.
Auch das lichtstarke Objektiv mit seinem Zeiss-Label weckt hohe Erwartungen an die optische Güte. Wer sich mit 30 x 20 Zentimeter großen Bildern zufrieden gibt, erhält bei allen Brennweiten und Blenden bis in die Ecken scharfe Bilder, leichtes Spiel also für das Objektiv. Schaut man sich die Auflösung bei 50 Prozent Kantenkontrast im Detail an, so bringt das Objektiv bei 24 Millimeter im Bildzentrum die höchste Auflösung, zeigt allerdings auch einen deutlich Randabfall um rund ein Drittel. Bei mittlerer und langer Brennweite hingegen ist die Auflösung sehr gleichmäßig, wenn auch geringer als im Zentrum beim Weitwinkel, aber höher als am Bildrand im Weitwinkel. Bei F4 erreicht das Objektiv im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite die höchste Auflösung, die insgesamt etwas geringer auflösende Telebrennweite muss auf F5,6 abgeblendet werden, wo sie ihren Auflösungshöhepunkt erreicht. Doch schon bei Offenblende können Weitwinkel (nur im Zentrum) und mittlere Brennweite mit über 40 Linienpaaren pro Millimeter überzeugen. In Telestellung wird die 40er Marke nur bei F5,6 und F8 geknackt. Ab F11 macht sich bei allen Brennweiten die Beugung langsam bemerkbar, bei F16 stärker. Letzteres entspricht einer Schärfentiefe am Kleinbildformat bei Blende F43, so weit muss man also normalerweise nicht abblenden. Die Verzeichnung wird digital praktisch komplett auskorrigiert, die Randabdunklung ist gering. Farbsäume hingegen treten im Mittel leicht auf, bleiben aber meist unter der Sichtbarkeitsgrenze. In Telestellung sind sie am höchsten und können im Maximalausschlag Richtung Bildrand schon eher auffallen. Da die RX10 in JPEG eher knackig abgestimmt ist, können an harten Kontrastkanten leichte Überschwinger der Nachschärfung sichtbar werden. Wer die Bilder nachbearbeiten will, sollte also eher zum Raw-Format greifen, um am Ausgangsmaterial selbst nach den eigenen Bedürfnissen schärfen zu können.
Kein Blöße gibt sich die RX10 beim Bildrauschen. Sie spielt hier annähernd in einer Liga mit den größeren APS-C- und Four-Thirds-Sensoren. Bis ISO 400 liegt der Signal-Rauschabstand bei guten 40 dB, erst bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 12.800 wird die kritische Marke von 35 dB unterschritten, so dass feine Bilddetails im Rauschen unterzugehen drohen. Mit unter zwei Pixeln Korngröße bleibt das Bildrauschen sehr fein, weder Luminanz- noch Farbrauschen treten messtechnisch in Erscheinung. Zwar zeigt die Messkurve der Texturschärfe, dass die Rauschunterdrückung bereits über der Grundempfindlichkeit von ISO 125 anfängt zu arbeiten, bis einschließlich ISO 800 verfügt die RX10 aber über eine hervorragende Detailwiedergabe, die von der Rauschunterdrückung nicht eingeschränkt wird. Man muss die Empfindlichkeit schon auf ISO 3.200 und mehr hochschrauben, damit die Bilder weicher werden. Die Eingangsdynamik liegt sogar über alle Empfindlichkeitsstufen hinweg bei guten 9,5 bis 10 Blendenstufen. Auch der visuelle Eindruck bestätigt die hervorragende Arbeit der internen Bildaufbereitung. Bis ISO 400 ist die Bildqualität exzellent und sogar bis ISO 1.600 noch sehr gut. Erst ab ISO 3.200 macht sich, wohlbemerkt in der 100-Prozent-Ansicht, ein leichter Bildqualitätsverlust bemerkbar. Auf Bildschirmgröße skaliert (Full-HD bei 60 Zentimeter Diagonale) sind die Bilder auch bei ISO 6.400 noch sehr gut.
Doch zurück zu den harten Messfakten auf dem Labor. Wie bereits erwähnt besitzt die RX10 eine durchaus offensive Bildaufbereitung, bei der man die JPEG-Aufnahmen praktisch nicht mehr weiter am PC optimieren muss. Die Tonwertkurve verläuft steil und sorgt für knackige Kontraste vor allem in den Mittentönen, während Schatten und Lichter etwas weicher auslaufen. Der Ausgangs-Tonwertumfang liegt bis einschließlich ISO 1.600 bei sehr guten 192 von 256 möglichen Abstufungen, erst bei ISO 6.400 und 12.800 wird die Grenze von guten 160 Stufen unterschritten, ohne aber in kritische Bereiche abzufallen. Die tatsächliche Farbtiefe liegt sogar bis ISO 3.200 bei über vier Millionen von 16,7 Millionen möglichen Farben, selbst bei höchster Empfindlichkeit werden noch über zwei Millionen Farben nuanciert, ebenfalls ein guter, für die Empfindlichkeit sogar sehr guter Wert. Messtechnisch arbeitet der manuelle Weißabgleich äußerst exakt, rein visuell trifft dies auf den automatischen ebenfalls zu. Bei der Farbwiedergabe wiederum ist die subjektiv gefällige Aufbereitung im Labor nachweisbar. Vor allem warme Farbtöne gibt die RX10 mit einer höheren Sättigung wieder, stärkere Farbverschiebungen hingegen gibt es praktisch nur bei Cyan (helles Himmelsblau), das in Richtung eines kräftigeren, tieferen Blaus verschoben ist. Auch das wirkt beispielsweise bei Landschaftsaufnahmen eher gefällig, schließlich sieht der Himmel dann blauer und nicht so bleich aus.
Fazit Mit dem Titel der eierlegenden Wollmilchsau darf sich die Sony Cyber-shot DSC-RX10 gerne brüsten, denn ihr großes lichtstarkes Zoom, der hoch auflösende Sensor, der Ausstattungsumfang und auch die Bedienung sowie die Geschwindigkeit wissen zu überzeugen. Dies gilt vor allem auch für die Bildqualität. Die RX10 ist eine Kamera voller guter Kompromisse, die sie für diejenigen zum idealen Alltagsbegleiter macht, die eine so große Kamera tragen mögen. Für den stolzen Preis von 1.200 Euro leistet Sony sich allerdings den einen oder anderen Fauxpas, der bei dem Preis nicht hätte sein müssen, etwa der schlechte Spritzwasserschutz oder das minderwertige obere Daumenrad. Vor allem aber kann die RX10 mit einer hervorragenden Bildqualität glänzen, das gilt hauptsächlich bis ISO 400, aber selbst bis ISO 1.600 ist die Kamera sehr gut und braucht sich hinter Systemkameras und kleinen DSLRs nicht zu verstecken. Wer neben dem Fotografieren auch gerne gute Videos aufnimmt, ist mit der RX10 ebenfalls gut beraten. Vor allem ihre universelle Eignung, ohne dabei auf Bildqualität verzichten zu müssen wie bei anderen Bridgekameras, macht die Sony RX10 zu einer momentan einzigartigen Digitalkamera.
Kurzbewertung
- Sehr gute Videofunktion mit vielen Zubehör- und Einstellmöglichkeiten
- Praktisch komplette Ausstattung mit universellem, makro- und lichtstarkem Objektiv
- Bis ISO 400 hervorragende und bis ISO 1.600 sehr gute Bildqualität
- Herausragender, hoch auflösender elektronischer Sucher, der allerdings bei Brillenträgern abschattet
- Oberes Daumenrad wirkt billig und gibt ein schlechtes haptisches Feedback
- Zoom arbeitet in höchster Geschwindigkeit zu langsam
- Der Spritzwasserschutz ist mangels Gummidichtungen an Objektiv und Schutzklappen mit Vorsicht zu genießen
- Belichtungsmesswaage fehlt auf dem Statusdisplay
Technische Daten
Modell |
Sony DSC-RX10 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1" 13,2 x 8,8 mm (Cropfaktor 2,7) 20,9 Megapixel (physikalisch), 20,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.472 x 3.648 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 50p |
Objektiv |
24-200 mm / F2,8 (8,3-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher |
Monitor |
3,0", 1,23 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Sony Multi Interface, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
Drahtlos |
WLAN, NFC |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang, Audioausgang |
Serienaufnahmen |
max. 10 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/3.200 s |
Autofokus |
Kontrast |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Memory Stick (Duo Pro) SD (SDHC, SDXC) |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 125 bis 12.800, manuell ISO 100 bis 25.600 |
Abmessungen |
129 x 88 x 102 mm (B x H x T) |
Gewicht |
813 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/CHMVT (mit Preisvergleich) |