Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Sony Cyber-shot DSC-HX5V
2010-05-04 Mit der Cyber-shot DSC-HX5V geht Sony zum Angriff über – auf die Panasonic Lumix DMC-TZ10 und andere Kompaktkameras mit GPS, Superzoom oder BSI-CMOS-Sensor (rückwärtig belichtet). Und Sony legt noch eine Schippe drauf: FullHD-Videoaufnahme (AVCHD), alternativ MP4, aGPS, das einen schnelleren Empfang verspricht, digitaler Kompass, manuelle Belichtung und Sweep-Panorama-Funktion. Bei all diesen technischen Vorzügen dürfen aber auch Verarbeitungsgeschwindigkeit, Haptik und vor allem die Bildqualität nicht vergessen werden – ob die HX5V auch hier glänzen kann, zeigt der digitalkamera.de-Test. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Auf den ersten flüchtigen Blick meint man, eine Lumix der TZ-Serie in der Hand zu halten – die Designähnlichkeiten mit dem leicht geschwungenen Handgriff, Objektiv- und Blitzplatzierung sowie Programmwählrad, Auslöser und Zoomringwippe sind frappierend. Bei der Verarbeitung indes kommt die Sony Cyber-shot DSC-HX5V nicht ganz an die TZ10 heran, ist aber durchaus gut und solide. Metall und Kunststoff gehen Hand in Hand, leider neigt die Kamera beim festen Anpacken zu einem leichten Knarzen. Neben den Bedienelementen ist genügend Platz, die Kamera vernünftig zu halten. An der Unterseite befindet sich eine Universalschnittstelle, an die das kombinierte AV-USB-Kabel oder der mitgelieferte HDMI-Adapter eingesteckt werden können. Das Stativgewinde indes ist zwar aus robustem Metall, aber ganz an der Seite angeordnet – bei den 200 g, die die HX5V auf die Waage bringt, besteht daher bei Tischstativen akute Kippgefahr.
Die Akku/Speicherkartenklappe ist aus Kunststoff und macht einen eher klapprigen, kurzlebigen Eindruck – hier ist zumindest im geöffneten Zustand Vorsicht geboten. Der Akku ist ein alter Bekannter, der NP-BG1 kommt schon seit einiger Zeit in Sony Kompaktkameras zum Einsatz. Seine 3,6 V und 910 mAh reichen für ca. 310 Fotos nach CIPA-Standardmessverfahren, was ein ordentlicher Wert ist. Das Speicherkartenfach weist eine Besonderheit auf: Hier kann man entweder einen MemoryStick oder aber eine SD/SDHC-Karte einstecken. Damit schwenkt Sony auf den weitverbreiteten SD-Standard um, ohne den Eigenen aufzugeben. Da beide technisch ebenbürtig sind, ist es egal, für welches Speichermedium man sich entscheidet, zumal die HX5V mit Beiden performant arbeitet.
Der Bildschirm der HX5V dient als Sucher. Er ist mit 7,6 cm Diagonale (3") zwar groß, löst aber nur 230.400 Bildpunkte auf, zeigt sich also recht grobpixelig, was sehr schade ist. Der Bildschirm kennt zwei Helligkeitsstufen, eine davon soll besonders für Sonnenlicht geeignet sein. Die Leuchtkraft reicht allerdings nicht und das stark spiegelnde Display sorgt so für Probleme bei viel Sonnenschein, besonders in südlicheren Gefilden oder etwa am Strand bzw. Meer; dann ist nur eher schemenhaft zu erkennen, was man aufnimmt.
Die Bedienung der HX5V ist indes sehr leicht. Sie ist nicht mit Funktionen überfrachtet und bietet dem Anwender je nach Modus mehr oder weniger Einstellmöglichkeiten, was die jeweilige Übersichtlichkeit steigert. Zwar sind die Knöpfe relativ klein, haben aber einen ausgezeichnet knackigen Druckpunkt und sind weder leichtgängig noch schwammig.
Ausstattung Das optische 10fach-Zoom von 25-250 mm (KB) ist bildstabilisiert und arbeitet beim Zoomen unhörbar leise, ist einerseits schnell, lässt sich andererseits aber auch äußerst präzise – nahezu stufenlos – ansteuern. Schade, dass nur der Zoomfaktor, nicht aber die kleinbildäquivalente Brennweite auf dem Display angezeigt wird. Auch der Fokus arbeitet unhörbar und ist zudem sehr schnell – am Weitwinkelende braucht er weniger als 0,3 s und nimmt es mit einer DSLR auf – am Teleende bei wenig Licht braucht er etwa doppelt so lange, was immer noch schnell ist. In dunklen Situationen hilft ein grell orangefarbiges Hilfslicht, das aber per Menü abschaltbar ist. Die Auslöseverzögerung ist nahezu vernachlässigbar. Die HX5V ist – vor allem vorfokussiert – schnappschusstauglich!
Dass das Objektiv einen einschwenkbaren Graufilter statt einer Irisblende verwendet, hat Vor- und Nachteile. Einerseits treten so keine Beugungsunschärfen auf, andererseits ändert sich beim "Abblenden" die Schärfentiefe nicht, und man hat nur zwei "Blendenwerte": F3,5 und F8 im Weitwinkel sowie F5,5 und F13 in Telestellung – in anderen Zoomstufen ergeben sich entsprechende Zwischenwerte. Das macht den manuellen Modus trotzdem nicht nutzlos, denn von 1/1.600 bis 30 s hat man einen großen Belichtungszeitspielraum, womit sich die Kamera auch mal für Fotos jenseits der Automatik eignet. Nur der Fokus lässt sich nicht manuell verstellen.
Die ISO-Automatik kennt nur einen Arbeitsbereich – 125 bis 800. Im High-ISO-Modus wechselt die Kamera lediglich zwischen den Werten 1.600 und 3.200 – manuell hat man immerhin ganze ISO-Stufen (125/200/400/800/1.600/3.200). Die ISO-Automatik hilft auch dem ansonsten eher schwachbrüstigen Blitz auf die Sprünge, der ohnedies nur für den Nahbereich taugen würde – diese Eigenschaft besitzen aber praktisch alle Kompaktkameras, hier darf man von Sony keine Wunder erwarten. Die Einstellmöglichkeiten sind indes rudimentär: an, aus, Automatik oder Langzeitsynchronisation. Rote Augen werden hingegen digital retuschiert.
Viel Spaß macht der Sweep-Panorama-Modus – es war noch nie so einfach, Panoramen aufzunehmen. Dabei steigt allerdings vor allem der Bildwinkel, der beim horizontalen Schwenk im Weitwinkel über 200° erreicht, die Auflösung hingegen bleibt mit rund 6 Megapixeln eher gering, sodass die Panoramen vor allem für Bildschirm, Internet oder etwa 10 cm hohe Ausdrucke taugen.
Das größte Highlight dürfte für viele aber das GPS inkl. dem – als Alleinstellungsmerkmal – digitalen Kompass sein. Dieser arbeitet verzögerungsfrei, d. h. direkt nach dem Einschalten zeigt die Kompassnadel auf dem Bildschirm an, wo Norden und Süden sind – mehr aber auch nicht, eine genaue Gradanzeige gibt es nicht. Beim GPS handelt es sich genau genommen um ein assisted GPS (aGPS), d. h., man kann (bzw. sollte) die Bahndaten der GPS-Satelliten für vier Wochen im Voraus mithilfe eines Computers auf die Kamera laden, sodass sie nicht langwierig von den Satelliten empfangen werden müssen. Das geschieht entweder über den Picture Motion Browser (PMB), die Kamerasoftware von Sony, oder aber manuell. Dazu muss man einfach nur eine Datei vom Sony-Server laden (siehe weiterführenden Link) und auf die Speicherkarte kopieren. So erspart man sich die Installation des PMB, der aber auch als "mobile" Version auf der Kamera gespeichert ist. Stöpselt man sie an einen PC mit Windows oder MacOS, kann der PMB direkt vom "Wechsellaufwerk" aus gestartet werden.
Im Ergebnis braucht die Kamera nach dem Einschalten lediglich 15 Sekunden, bis sie die GPS-Position bestimmt hat. War die Kamera nur wenige Minuten ausgeschaltet, sind es sogar nur 4 Sekunden. Leider zeigt auch das GPS keine genauen Daten an, lediglich ein Symbol weist darauf hin, dass es aktiviert ist und ob es Empfang hat. Gibt es keinen Empfang bzw. ist dieser noch nicht erfolgt, speichert die Kamera die zuletzt bekannte Position im Foto – wer also zu ungeduldig nach dem Einschalten losknipst, hat falsch verortete Fotos. Wer sich bspw. in Innenräume begibt, wo es keinen Empfang gibt, hat immerhin eine ungefähre Position in den Fotos. Durch die schnellen Empfangszeiten des aGPS arbeitet es sehr stromsparend, denn es braucht nur zu laufen, wenn die Kamera wirklich eingeschaltet ist. So sind auch mit aktiviertem GPS über 200 Fotos problemlos möglich.
Nur im Wiedergabemodus werden die GPS-Koordinaten genau angezeigt, nicht jedoch die exakte Kompassausrichtung. Der digitale Kompass arbeitet aber sehr genau, d. h., es ist möglich, auf einer Karte am Computer (oder einer Internetbildercommunity wie locr) nicht nur die Position des Fotos, sondern auch die Aufnahmerichtung in Trichterform anzeigen zu lassen – sogar die Brennweite kann dabei berücksichtigt werden. Ein schmaler Trichter steht dann für Tele und ein weit geöffneter für Weitwinkel. Die GPS-Position indes unterliegt einer gewissen Fehlertoleranz (siehe Bild, der Standort war auf der Brücke, nicht im Wasser).
Bildqualität Sowohl im renommierten DCTau-Testlabor als auch im Alltagseinsatz musste die Sony Cyber-shot DSC-HX5V ihre Bildqualität unter Beweis stellen. Die ausführlichen Laborergebnisse mit Teilnoten, Diagrammen, Tabellen und Kommentar des Testingenieurs sind gegen geringes Entgelt über die weiterführenden Links abrufbar. Im Labor konnte die HX5V durchaus überzeugen, zeigte dabei einige Stärken, ein paar Schwächen, aber keine echten "Ausfälle". So ist die Auflösung eher mäßig, zeigt im Weitwinkel einen deutlichen Randabfall, was auch in leichten Farbquerfehlern in den Bildecken sichtbar wird, bei mittlerer und langer Brennweite ist die Auflösung aber sehr gleichmäßig. Das dürfte u. a. am hervorragend niedrigen Rauschen über alle ISO-Stufen hinweg liegen, denn die Rauschunterdrückung kostet auch Detailauflösung, selbst bei ISO 125. Je weiter man die Empfindlichkeit hochschraubt, desto "matschiger" werden die Fotos – kleine Sensoren sind immer ein Kompromiss, auch wenn die rückseitige Belichtung des CMOS-Sensors für eine größere Lichtempfindlichkeit sorgt. Die eher mäßige Auflösung sorgt dann aber für verhältnismäßig geringe Artefakte an feinen Strukturen – ein Pluspunkt. Auch die Scharfzeichnung geht sanft zu Werke, es wird nur minimales Weißclipping sichtbar.
Hervorragend auskorrigiert ist das Objektiv: Es zeigt bei keiner Brennweite nennenswerte Verzeichnung oder Randabdunklung – hier schlägt der "digitale Hammer" voll zu, was in diesem Fall aber zu begrüßen ist, wenn es so gut funktioniert. Motivkontraste bewältigt die HX5V gut, bis ISO 800 kann sie über 8,4 Blendenstufen verarbeiten. Erst darüber sinkt die Eingangsdynamik auf Werte von 7,7 und 7,3 bei ISO 1.600 bzw. 3.200 – für so hohe Empfindlichkeiten immer noch gute Werte. Bei der Ausgangsdynamik, den 256 in JPEG zur Verfügung stehenden Helligkeitsstufen, nutzt die Cyber-shot hingegen nicht alle aus. Vor allem der Schattenwert ist mit 7 etwas erhöht. Das zeigt sich auch in der Tonwertkurve, die S-invers-förmig ist und vor allem in den Schatten sehr sanft ausläuft.
Für eine Kamera, die nur JPEG aufzeichnet, ist die Kompression sehr wichtig: Hier gibt es keinerlei Einstellmöglichkeiten. Außer mit der Auflösung hat man keinen Einfluss auf den Speicherverbrauch; erfreulich, dass die Komprimierung nicht zu stark ausfällt, die Bildinhalte also rein visuell erhalten bleiben, zu Komprimierungsartefakten kommt es nicht. Recht sicher zeigt sich die HX5V bei Belichtung und Weißabgleich, obschon es immer Extremsituationen gibt, die die Kameraautomatik anders bewältigt als es der Fotograf wünscht. Dann gilt es, die gebotenen Einstellmöglichkeiten bis zu hin zu manueller Belichtung und manuellem Weißabgleich zu nutzen.
Fazit Zweifelsohne weiß die Sony Cyber-shot DSC-HX5V zu überzeugen. Das GPS beispielsweise arbeitet nicht nur sehr schnell, sondern auch akkuschonend. Auch sonst ist die Leistungsfähigkeit der Kamera groß: praktisch verzögerungsfreies Speichern, schneller Autofokus und hohe Serienbildgeschwindigkeit. Die Verarbeitung ist OK, wenn auch das Metall-Kunststoffgehäuse unter Druck etwas knarzt – ärgerlich ist das seitlich angeordnete Stativgewinde, sodass die HX5V einfache Tischstative trotz nur 200 g Kameragewicht leicht zum Kippen bringt. Die Bildqualität wiederum ist gut bis sehr gut – zwar legt die HX5V keine Auflösungsrekorde vor, dafür sorgt allein schon die starke Rauschunterdrückung, dafür aber bleiben Bildstörungen gering. Hervorragend korrigiert sind beispielsweise Verzeichnung und Randabdunklung. Kurzum: Die Cyber-shot HX5V ist eine echte Alternative zu Lumix TZ10, Samsung WB650, Casio FH100, Ricoh CX3 und ähnlichen Kameras.
Kurzbewertung
- Insgesamt gute Bildqualität
- Schneller Autofokus
- Hohe Serienbildgeschwindigkeit (bis 10 Bilder/s)
- Genauer Kompass und schnelles GPS
- Kinderleichte Sweep-Panorama-Funktion (wenn auch relativ gering auflösend)
- Keine exakte Kompass/GPS-Anzeige während der Aufnahme
- Graufilter statt Irisblende, dadurch nur F3,5/8 (W) bzw. F5,5/13 (T)
- Keine Anzeige der Brennweite (nur Zoomfaktor)
Technische Daten
Modell |
Sony DSC-HX5V |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,6 Megapixel (physikalisch), 10,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 25p |
Objektiv |
25-250 mm / F3,5-5,5 (10-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
intern |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.600 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Memory Stick (Duo, Duo Pro) SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 160 bis 3.200 |
Abmessungen |
103 x 59 x 29 mm (B x H x T) |
Gewicht |
200 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/VLCI4 (mit Preisvergleich) |