Rubrik: Grundlagenwissen
Schärfentiefe verstehen
1999-11-15 Neben der Belichtung gehört die Schärfentiefe eines Fotos zu den wichtigsten Faktoren bei der Bildgestaltung. Mit Schärfentiefe bezeichnet man den Bereich, in dem sich die Schärfe auf dem Bild ausdehnt. Je nach Motiv ist eine große oder geringe Schärfentiefe erwünscht. Durch das Zusammenspiel von Blende, Brennweite und Aufnahmeentfernung kann man gezielt die Schärfentiefe kontrollieren. (Yvan Boeres)
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Im Allgemeinen geht man davon aus,
dass die Schärfentiefe sich
zu 1/3 vor dem Schärfepunkt und 2/3 hinter dem Schärfepunkt
erstreckt. Diese Erkenntnis ist wichtig für die Praxis: Durch das
Festlegen des Fokussierpunktes – mit anderen Worten durch das
Scharfstellen – hinter dem ersten Drittel des Bildbereiches nutzt
man die Schärfentiefe optimal aus. Stellen Sie also z. B. bei
Gruppenbildern mit mehreren hintereinanderstehenden Personenreihen
nicht auf die erste und auch nicht auf die letzte Reihe scharf,
sondern lassen Sie den Autofokus auf einen Punkt zwischen der ersten
und der mittleren Reihe scharfstellen. Je nach Situation kann das
eine Person oder ein Körperteil wie z. B. eine Hand sein.
Drei Faktoren beeinflussen die Schärfentiefe: Blende, Brennweite
und Aufnahmeentfernung:
Die Entfernung ist oft durch die
Aufnahmesituation vorgegeben; je näher das Motiv sich von der
Kamera befindet, desto geringer ist die Schärfentiefe. Ein scharfes
Foto von einer nur wenige Zentimeter entfernten Blume wird sich um
einiges schwieriger erweisen als das eines zehn Meter entfernten
Gebäudes.
Vereinfacht kann man sagen, dass die Brennweite,
also die Zoom-Einstellung des Objektives, die Schärfentiefe
ebenfalls beeinflusst. Je mehr Sie an das Motiv heranzoomen, desto
mehr schwindet auch der Schärfentiefebereich.
Am wichtigsten ist jedoch die eingestellte Blende.
Mit ihr können Sie die Schärfentiefe beeinflussen, wenn Ihre
Digitalkamera die Möglichkeit zur Blendenvorwahl bietet. Bei einer
kleinen Blendenöffnung (große Blendenzahl) ist die Schärfentiefe am größten;
umgekehrt ist die Schärfentiefe bei einer großen Blendenöffnung (kleine Blendenzahl)
gering. So kann man die Blende immer der Situation anpassen: Bei
einem Portrait, wo sich das Gesicht vom Hintergrund abheben soll,
wählt man eine große Blendenöffnung, so dass außer dem Gesicht alles
unscharf wird. Bei einer Landschaftsaufnahme hingegen ist eine
größtmögliche Schärfentiefe erwünscht, um sowohl Vordergrund
als auch Hintergrund scharf abzubilden. Hierfür wird man also eine
kleine Blendenöffnung vorwählen.
Das folgende Diagramm zeigt schematisch den
Schärfentiefenbereich in Abhängigkeit der eingestellten Brennweite
und Blende (vertikale Achse) sowie des Aufnahmeabstandes
(horizontale Achse).