Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Motive und Situationen
Segelfotografie Teil 1
2005-06-13 Die maritime Fotografie ist ein weites Feld, und um interessante Bilder zu bekommen, sollten einige Dinge beachtet werden. Neben der Aufnahmetechnik sind auch Lichtführung, Wind und bei Segelyachten besonders das Zusammenspiel von Wind, Wasser und Licht vielfältig, die Verhältnisse ändern sich fast sekündlich. In diesem ersten Fototipp geht es um die Kameraeinstellungen, Brennweiten, Blende, Belichtungszeit sowie Aufnahmestandortmöglichkeiten. (Benjamin Kirchheim)
Bevor man mit der eigentlichen Fotografie loslegt, sollte man sich mit
den Rahmenbedingungen und sinnvollen Aufnahmeparametern für dieses Feld der
Fotografie auseinander setzen. Auch wenn Segelboote sich relativ langsam zu
bewegen scheinen, handelt es sich doch um Actionfotografie, denn die Schiffe
sind immer in Bewegung, und ein einmaliger Moment kommt nie wieder und lässt
sich nur in den seltensten Fällen nachstellen.
Die besten Aufnahmesituationen ergeben sich bei Regatten oder großen
Segelereignissen und besonders bei Treffen klassischer Segelyachten.
Aufnahmen von Land aus wirken oft langweilig, da die Fotos flach und von der
Perspektive meist uninteressant wirken, auch hat man kaum Einfluss auf
Motive und Lichtführung. Interessanter ist es, auf einer Yacht mitzusegeln
oder eine Segelyacht mit einem (schnellen und wendigen) Motorboot zu
begleiten. Der Motorbootfahrer sollte sich jedoch mit Segelbooten auskennen,
um bei Manövern nicht im Weg zu sein und trotzdem nah an das Motiv
heranfahren zu können, ohne zu stören. Der wichtigste technische Aspekt der
Aufnahmen ist die Brennweite. Diese hat einen hohen Einfluss auf die
Bildwirkung. Übersichtsbilder und Totalen mit Weitwinkelbrennweite
aufgenommen (viel Wasser, noch mehr Himmel und wenig Details) wirken jedoch
oft wenig spannend, besser sind hier Detailaufnahmen z. B. vom Bug, der
durch eine Welle schießt, oder der Crew im Cockpit.
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Ein Weitwinkelobjektiv (z. B. 20 bis 30 mm) erfordert es, dicht an das
Geschehen heran zu kommen. Ist man auf einer Yacht, kann man mit dem
Weitwinkel vor allem die Crew gegenüber Segelboot und vor allem Hintergrund
stark betonen. Der Betrachter eines solchen Fotos hat den Eindruck, mitten
im Geschehen zu sein. Ein Weitwinkelobjektiv lässt Objekte, die nahe an der
Linse sind, gegenüber dem Hintergrund überproportional groß erscheinen, das
kann man sich zunutze machen. Der Rumpf eines Segelbootes wirkt, von der
Seite aufgenommen, breit und kurz, der normalerweise lange Mast scheint auch
viel kürzer zu sein. Dafür hebt sich die Wölbung von Segeln z. B. stark
hervor. Generell empfiehlt es sich, Segelboote von Lee (der Wind abgewandten
Seite, auf der die Segel stehen) aus aufzunehmen, da dann Details auf dem
Deck sichtbar werden und die Krängung (Schräglage) der Yachten besser zur
Geltung kommt.
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Ein Teleobjektiv (100 bis 300 mm) hingegen lässt Objekte in Vordergrund und
Hintergrund scheinbar näher zusammen rücken und betont Objekte im
Vordergrund weniger stark. Dagegen stellt die bei Teleobjektiven geringere
Schärfentiefe ein Motiv vor seinem Hintergrund besser frei. Bei 100 mm,
besser 200 mm Brennweite, stimmen die Proportionen einer Segelyacht bei der
Seitenansicht, dagegen wirken sie bei einer Teleaufnahme von vorne oder
hinten verkürzt. Telebrennweiten sind ideal, um Details herauszuarbeiten, so
z. B. den konzentrierten Steuermann oder den Vorschoter, der ein Segel dicht
holt. Bei 300 mm Brennweite erscheinen die Wellen auf den Fotos so, wie man
sie auf dem Wasser empfindet – nämlich sehr groß. Je mehr Brennweite man
einsetzt, desto schwieriger wird es jedoch, den Bildausschnitt festzulegen,
insbesondere wenn man sich selber auf dem schaukelnden Boot befindet.
Gleichermaßen kann der Autofokus bei rauer See, selbst bei
Weitwinkelobjektiven, Probleme bekommen, scharf zu stellen bzw. den Punkt
scharf zu bekommen, den der Fotograf gerne scharf hätte. Hier hilft nur
manuelles Fokussieren, wofür DSLR-Kameras am besten geeignet sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Belichtungszeit. Diese sollte, wenn
man scharfe Bilder haben möchte, 1/500 Sekunde nicht überschreiten. Selbst
bei 1/1.000 Sekunde kommt es manchmal noch vor, dass Teile von z. B. der
Gischt verwischen. Auch die Boote machen in den rauen Wellen Bewegungen, die
zu Bewegungsunschärfen führen können. Nur bei sehr ruhigem Wasser kann man
auch problemlos länger belichten oder wenn Bewegungsunschärfe gezielt als
bildgestalterisches Mittel eingesetzt werden soll. Man darf nicht vergessen,
dass man sich selbst auch auf einem sich bewegenden Boot befindet, was
Verwackelungsgefahr, gerade bei ruppiger See, bedeutet.