Spiegelloses Foto-Flaggschiff
Testbericht: Panasonic Lumix DC-G9
Seite 3 von 5, vom 2018-02-12, aktualisiert 2018-03-07 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Ihre Bildqualität musste die Panasonic G9 in unserem Testlabor mit dem Setobjektiv Leica DG Vario-Elmarit 1:2.8-4.0/12-60 mm Asph. Power O.I.S. beweisen. Das Fünffachzoom deckt einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 24 bis 120 Millimeter ab und bietet mit seiner kurzen Naheinstellgrenze von 20 Zentimeter einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:3,3, was einem Kleinbildäquivalent von 1:1,65 entspricht und damit schöne Nah- beziehungsweise Makroaufnahmen erlaubt. Die gesamten Ergebnisse des Labortests, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, sind gegen ein kleines Entgelt über die weiterführenden Links abrufbar. Mit dem Kauf werden auch kostenlose Inhalte wie dieser Kameratestbericht unterstützt.
Der 17,3 mal 13 mm große Micro-Four-Thirds-Sensor der Panasonic Lumix DC-G9 bietet einen guten Signal-Rauschabstand und hohen Dynamikumfang. Die effektive Auflösung ist jedoch erstaunlich niedrig, was an der geringen Nachschärfung liegen dürfte. [Foto: MediaNord]
Der Micro-Four-Thirds-Sensor der G9 bringt es auf eine physikalische Auflösung von gut 20 Megapixeln, was auf dem kleinen CMOS-Sensor einen Pixel-Pitch von 3,3 µm bedeutet. Dennoch besitzt die G9 einen erstaunlich hohen Signal-Rauschabstand. Dieser bewegt sich von ISO 100 bis 800 im guten Bereich von über 40 dB und unterschreitet erst bei ISO 6.400 knapp die kritische Marke von 35 dB. Farbrauschen und Helligkeitsrauschen bleiben dabei auf geringem Niveau. Erst bei den beiden höchsten ISO-Empfindlichkeiten 12.800 und 25.600 wird das Helligkeitsrauschen leicht sichtbar, wobei es jedoch feinkörnig bleibt. Eine leichte Verbesserung der Messwerte bei ISO 3.200 im Vergleich zu ISO 1.600 lässt eine ab dieser Empfindlichkeit stärkere Rauschunterdrückung vermuten.
Die Texturschärfe bewegt sich bis ISO 800 auf höchsten Niveau, bevor sie langsam zu sinken beginnt. Jedoch wird erst jenseits von ISO 1.600 ein leichter Verlust feinster Details sichtbar (was die ab dieser Empfindlichkeit vermutete stärkere Rauschunterdrückung bestätigt), aber selbst bei ISO 6.400 sind knapp noch ausreichend Details vorhanden. Mit ISO 3.200 ist man auf der sicheren Seite und erhält noch eine gute Bildqualität mit vielen Details und fast keinem Rauschen. Die Eingangsdynamik bewegt sich bis ISO 3.200 auf einem Niveau von über elf Blendenstufen und sinkt selbst bei noch höheren Empfindlichkeiten nicht unter zehn Blendenstufen, was ein hervorragender Wert ist. So kann die Lumix G9 Details von hellsten bis in dunkelste Bereiche gut einfangen.
Die Messung der Tonwertkurve zeigt eine sehr starke Ansteilung der Kontraste für eine knackige Wiedergabe. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 800 mit über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen sehr gut und bis ISO 3.200 mit deutlich über 160 Stufen gut. Die tatsächliche Farbtiefe bewegt sich ebenfalls auf äußerst hohem Niveau, bis ISO 800 werden gut acht Millionen Farben reproduziert, selbst bei ISO 3.200 sind es noch über vier Millionen und bei ISO 12.800 noch über zwei Millionen. Dabei ist die Weißabgleichsgenauigkeit hoch und auch die Farbtreue sehr gut. Größere Abweichungen gibt es nur im Lila- und Rotbereich, wo vor allem die Sättigung für leuchtende Farben angehoben ist.
Der offensiven, aber äußerst guten Bildaufbereitung bei Farben und Kontrasten steht eine starke Zurückhaltung bei der Nachschärfung und Detailaufbereitung entgegen. Es kommt zu fast keinen Schärfeartefakten, was jedoch zu einer für 20 Megapixel Sensorauflösung relativ geringen effektiven Auflösung führt. Selbst im Maximum sind es nur 47 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, eigentlich könnten es gut und gerne 20 Prozent mehr sein. Erreicht wird diese höchste Auflösung im Weitwinkel auf F4 abgeblendet im Bildzentrum. Egal, welche Brennweite man wählt, im Bildzentrum beträgt die Auflösung immer über 40 lp/mm, solange man nicht weiter als F8 abblendet. Dann setzt die Beugung ein und reduziert die Auflösung.
Auf der Griffseite der Panasonic Lumix DC-G9 erlaubt eine 2,5mm-Klinkenbuchse den Anschluss eines Fernauslösekabels. [Foto: MediaNord]
Die Randauflösung ist bei mittlerer Brennweite (50 mm Kleinbildäquivalent) am höchsten und bewegt sich von der Offenblende F3,5 bis F8 im Bereich von 34 bis 38 lp/mm. Im Weitwinkel hingegen muss man auf F4 abblenden, um an den 30 lp/mm zu kratzen, die kaum überschritten werden. Jenseits von F8 sinkt auch hier die Auflösung wieder. Am langen Brennweitenende muss man ebenfalls um eine Stufe abblenden, dann gibt es bis zu 32 lp/mm Auflösung. Damit beträgt der Randverlust der Auflösung bis zu 40 Prozent, was schon recht stark ist, lässt sich aber durch die richtige Wahl von Blende und Brennweite auf unter zehn Prozent drücken.
Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind insgesamt gering, allenfalls im Weitwinkel bei Offenblende werden diese in den Bildecken leicht sichtbar. Eine sichtbare Verzeichnung gibt es ebenfalls nur im Weitwinkel, sie bleibt jedoch unter zwei Prozent und ist damit nur moderat beziehungsweise für ein Weitwinkel sogar etwas geringer als üblich. Bei mittlerer und langer Brennweite gibt es in JPEG praktisch keine Verzeichnung. Auch die Randabdunklung fällt insgesamt gering aus. An den Brennweitenextremen tritt diese in den äußersten Bildecken bei Offenblende auf. Ab F5,6 spielt sie aber auch hier keine nennenswerte Rolle mehr.
Warum Panasonic bei der Bildaufbereitung so ambivalent vorgeht, bleibt ein Rätsel. Während die Kamera in JPEG bei der Tonwertaufbereitung und Rauschunterdrückung recht forsch zur Sache geht, übt sie bei der Auflösungs-Aufbereitung enorme Zurückhaltung. Den Foto-Enthusiasten, der seine Bilder ohnehin intensiv bearbeitet, wird das kaum stören, denn für ihn ist ohnehin das Rohdatenformat optimal. Wer seine Fotos hingegen nicht bearbeiten möchte und JPEG bevorzugt, bekommt dadurch kein optimales Ergebnis.
Die Panasonic Lumix DC-G9 bietet zudem eine High-Resolution-Aufnahme-Funktion. Vom Stativ aus werden vier Aufnahmen zu einem bis zu 80 Megapixel auflösenden Foto kombiniert. Das funktioniert direkt in der Kamera und führt zu einer sichtbar höheren Auflösung, die wir in der Labormessung bestätigen konnten. Das ist sozusagen eine Premiere, denn bisher konnte uns eine solche Funktion bei keinem Kamerahersteller so richtig überzeugen und im Labor in der Effektivität bestätigen. Zwar bleibt auch hier die effektive Auflösung deutlich unter der mit dieser Pixelzahl möglichen zurück, erreicht aber Werte wie mit einer über 40 Megapixel auflösenden Vollformatkamera – und das mit dem 12-60mm-Zoomobjektiv. Wir maßen an die 80 Linienpaare pro Millimeter im Bildzentrum, was deutlich über den maximal 47 lp/mm liegt, die mit einer einfachen Aufnahme möglich sind. Für statische Motive ist das eine exzellente Möglichkeit, die Auflösung deutlich zu steigern.
Beide SD-Speicherkartensteckplätze der Panasonic Lumix DC-G9 sind zu SDHC und SDXC kompatibel und unterstützen UHS II. Dafür ist die Schreibgeschwindigkeit mit 106 MB/s allerdinmgs nicht allzu hoch. [Foto: MediaNord]
Im direkten visuellen Vergleich liegt die Panasonic im High-Resolution-Modus bei 12 mm und F4 ungefähr gleichauf mit der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III und dem 24-105 mm bei 24 mm und F4. Die Qualität der 46 Megapixel auflösenden Nikon D850 mit dem 24-70 mm F2,8 bei 24 mm und F5,6 wird in der Bildmitte ebenfalls von der Panasonic erreicht, am Bildrand sticht sie die Nikon sogar mit großem Abstand aus. Nur die Canon EOS 5DS R kann hier alle anderen überflügeln, wobei diese aber mit der auf F4 abgeblendeten 35 mm F1,4 Festbrennweite einen Trumpf im Ärmel hatte und nicht mit einem Zoomobjektiv antreten musste. Schade nur, dass die High-Resolution-Aufnahme lediglich bei statischen Motiven vom Stativ aus funktioniert.
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