Kompakte 8,3-fach-Zoomkamera mit großem Bildsensor

Testbericht: Sony Cyber-shot DSC-RX100 VI

2018-07-27, aktualisiert 2023-09-25 Mit der Sony Cyber-shot DSC-RX100 VI bekommen die Panasonic Lumix TZ101 und TZ202 erstmals Konkurrenz. Das 24-200mm-Zoom soll die gängigsten DSLR-Brennweitenbereiche 24-70 und 70-200 mm in einem Objektiv abdecken. Doch mit dem schnellen 1" Stacked-CMOS-Sensor und dem kompakteren Gehäuse spielt die Sony preislich in einer ganz anderen Liga als die Panasonic-Konkurrenz. Ob die Leistung der Sony das letztlich rechtfertigt und wie es um die Bildqualität bestellt ist, zeigt unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

18.03.2019: In einer früheren Version des Testberichts hatten wir die RX100 VI fälschlicherweise als Reisezoomkamera bezeichnet. Da sie aber keinen zehnfachen Zoomfaktor, wie er für eine Travelzoomkamera erforderlich ist, erreicht, haben wir die Formulierungen entsprechend angepasst, um Missverständnissen vorzubeugen.

Ergonomie und Verarbeitung

Mit gerade einmal rund zehn mal sechs mal zweieinhalb Zentimetern fällt das Metallgehäuse der Sony Cyber-shot DSC-RX100 VI äußerst kompakt aus, jedoch ragt der Objektivtubus ca. um weitere 1,5 Zentimeter aus dem Gehäuse heraus. Da es sich dabei allerdings um ein üppiges Achtfachzoom von ca. 24-200 Millimetern entsprechend Kleinbild handelt, das einen 13,2 mal 8,8 Millimeter großen 1-Zoll-Sensor "beleuchtet", kann man die Sony durchaus als äußerst kompakt bezeichnen. Sie verschwindet problemlos in der Jacken- oder Handtasche, nur eine Hosentasche wird doch arg von ihr ausgebeult. Immerhin bringt die RX100 VI knapp über 300 Gramm auf die Waage, was angesichts der Größe kein Leichtgewicht ist. Die Kamera steckt eben voller Technik und Glas.

Beim Einschalten fährt das Objektiv um mindestens drei und maximal fünf Zentimeter aus dem Gehäuse heraus. Gezoomt wird mittels der kleinen Ringwippe, die um den im Gehäuse eingelassenen Auslöser angeordnet ist. Zudem lässt sich je nach Modus beziehungsweise Einstellung über den Objektivring zoomen, wahlweise auch in festen Schritten mit typischen "Fest"-Brennweiten wie 24, 28, 35, 50, 70, 85, 100, 135 und 200 Millimetern. Dabei nimmt die ohnehin im Vergleich zu den "kleineren" RX-100-Modellen nicht allzu hohe Lichtstärke äußerst schnell ab. Bereits bei 40 Millimetern Kleinbildäquivalent büßt man eine ganze Blendenstufe ein (F4 statt Offenblende F2,8 bei 24 Millimetern). Immerhin bietet die RX100 VI einen effektiv arbeitenden optischen Bildstabilisator. Ein Filtergewinde findet man hingegen nicht, sogar den praktischen einschwenkbaren ND-Filter hat Sony leider nicht mehr untergebracht. Hier könnte man sich höchstens mit Drittanbieterzubehör, beispielsweise mit Magnetfiltern, behelfen.

Auch die anderen Bedienelemente sind äußert schick ins Gehäuse eingelassen, fallen jedoch aufgrund der geringen Größe recht fummelig aus. Bis zum ersten Druckpunkt ist der Auslöser beispielsweise sehr schwammig und leichtgängig. Das kann man für ein "weiches" Auslösen mögen, aber präzise und hochwertig fühlt sich das nicht an. Dem flachen Gehäuse geschuldet fehlt es völlig an einem Handgriff, nicht einmal ein kleines Griffgummi hat Sony an der Vorderseite angebracht. Hier muss man auf Zubehörlösungen wie nachträglich anklebbare Griffgummis zurückgreifen (ca. 15 Euro original von Sony). Nur auf der Rückseite ist eine kleine, gummierte Daumenmulde zu finden, der es aber ebenfalls an einer klaren "Kante" fehlt. Eine kleine Handschlaufe beziehungsweise ein Sicherungsband für das Handgelenk ist fast obligatorisch.

Die rückwärtigen Tasten sind kaum größer als Stecknadelköpfe. Immerhin gibt es sinnvolle Vorbelegungen, doch für eine wirklich vernünftige Bedienung ohne Ausflüge in die Menüs fehlt es definitiv an Bedienelementen. Immerhin kann man sich die Mitteltaste des Vierwegekreuzes sowie die Löschtaste (im Ausnahmemodus C-Taste) frei belegen. Das Menü der RX100 VI hingegen steht einer ausgewachsenen Kamera in Nichts nach, die kleine Sony kann praktisch alles, was ihre großen Geschwister auch können. Praktisch, wenn sie einem Sony-Fotografen als Zweitkamera dient, aber für Gelegenheitsfotografen und Einsteiger fällt das Menü alleine schon aufgrund der vielen Einstelloptionen recht unübersichtlich aus. Etwas Hilfe bietet das "Mein Menü", das man mit seinen favorisierten Funktionen "füttern" kann. Einmal vernünftig mit der Kamera beschäftigt und diese grundsätzlich konfiguriert, geht dann das Einstellen doch recht gut von der Hand. Wichtige Funktionen, für die man nicht ins Menü möchte, für die aber auch die Tasten nicht ausreichen, finden übrigens im ebenfalls konfigurierbaren Fn-Menü Platz.

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Den größten Teil der Rückseite nimmt der 7,5 Zentimeter große Touchscreen ein. Er bietet mit 1,04 Millionen Bildpunkten eine ausreichende Auflösung und lässt sich um 90 Grad nach unten sowie um 180 Grad nach oben klappen. Das hält den Mechanismus kompakt und bietet doch die nötige Bewegungsfreiheit für bodennahe Aufnahmen und sogar Selfies, für die die RX100 VI sogar spezielle Funktionen bereithält. Die maximale Helligkeit von 670 cd/m² kommt auch gut gegen helles Sonnenlicht an, allerdings muss dieser Modus speziell aktiviert werden, ohne ist der Bildschirm im Sonnenlicht etwas dunkel. Schade, dass die Monitorhelligkeit nicht entsprechend automatisch geregelt wird. Die Berührungsfunktionalität beschränkt sich übrigens auf sehr wenige Funktionen, in der Aufnahme etwa den Touch-Autofokus und auf Wunsch das Auslösen per Fingertipper. Die Menüs und andere Einstellungen hingegen kann man nur per Tastendruck bedienen, sehr schade.

Bereits seit der RX100 III bekannt und genial gelöst ist der integrierte Pop-Up-Sucher, der sich nun noch einfacher als in den Vorgängermodellen aktivieren lässt. Man muss das Okular nun nicht mehr nach hinten ziehen, es fährt mechanisch per Federspannung von alleine aus. Bei ausgeschalteter Kamera reicht es sogar, den Sucher zu entriegeln, um ihn aufpoppen zu lassen und die Kamera einzuschalten. Zum Ausschalten drückt man ihn einfach wieder herunter. Gelegenheits-Sucherfotografen können diese Funktionalität deaktivieren. Der Sucher selbst bietet eine durchaus anständige 0,59-fache Vergrößerung, die Auflösung ist mit 2,36 Millionen Bildpunkten angemessen fein. Auch über die große Dioptrienkorrektur kann man sich nicht beschweren. Dank eines Näherungssensors wechselt das Livebild sogar automatisch vom Bildschirm auf den Sucher, sobald man ihn ans Auge nimmt. Allerdings kann man ihn mit Brille nicht komplett überblicken und auch eine Augenmuschel zur Abschirmung von Seitenlicht fehlt.

Aufgrund des Pop-Up-Suchers und Pop-Up-Blitzes bietet die Sony RX100 VI leider keinen Blitzschuh. Auch sonst ist sie eher sparsam mit Schnittstellen ausgestattet. Lediglich einen Micro-HDMI- sowie einen Micro-USB-Anschluss bietet sie hinter recht flimsig wirkenden Abdeckungen. Praktischerweise lässt sich der kleine Lithium-Ionen-Akku per USB nachladen, eine externe Ladeschale jedoch liegt der Kamera nicht bei und kostet 80 Euro extra. Die geringe Akkulaufzeit von 220 Bildern macht den Kauf eines Zweitakkus (knapp 50 Euro) eigentlich zur Pflicht, wenn man die RX100 VI nicht andauernd unterwegs an eine USB-Powerbank anschließen möchte. Sowohl der Akku als auch die Speicherkarte werden dabei auf der Kameraunterseite entnommen. Leider liegt das immerhin aus Metall bestehende Stativgewinde nicht nur direkt neben der Klappe, sondern auch noch außerhalb der optischen Achse. Selbst kleinste Stativschnellwechselplatten blockieren daher den Zugang zum Akku und zur Speicherkarte. Leider kann sich Sony nicht von seinem proprietären Memorystick Duo trennen, der sich alternativ zu einer SD-Karte einlegen lässt. Das verhindert jedoch die Kompatibilität mit UHS II. Aber selbst den UHS-I-Standard nutzt die RX100 VI nicht annähernd aus, als maximale Datenübertragungsrate beim Bilderspeichern kamen wir auf lediglich 40 Megabyte pro Sekunde, was gerade nach längeren JPEG-Bilderserien zu enorm langen Speicherzeiten führt, doch dazu weiter unten mehr.

Ausstattung

Das Programmwählrad bietet sowohl Einsteiger- als auch ambitionierten Hobbyfotografen alles, was das Herz begehrt. So übernimmt etwa der Automatikmodus auf Wunsch die komplette Aufnahmekonfiguration inklusive der Wahl des Motivprogramms anhand einer Livebildanalyse. Wer möchte, kann aber genauso gut das Motivprogramm selbst wählen oder aber in den Kreativprogrammen P, A, S und M tiefer in die Fotografie einsteigen und die volle Kontrolle über die Aufnahmeparameter übernehmen. Sogar eine ISO-Automatik im manuellen Modus bietet die Sony. Der Schwenkpanoramamodus erlaubt einfache Rundumsichten, löst allerdings nicht allzu hoch auf und kommt bei Motiven, die zu nah an der Kamera sind, gerne mal ins Schleudern.

Empfehlenswert ist der HDR-Modus, der aus zwei unterschiedlich belichteten Aufnahmen automatisch ein neues Bild zusammensetzt. Allerdings betont dieser vor allem die Schatten, sodass es bei Motiven mit wenig Spitzlichtern und vielen dunklen Bereichen empfehlenswert ist, mit der Belichtungskorrektur etwas nachzuhelfen, was zu ausgewogeneren Bildern führt. Wer möchte, kann mit Hilfe der umfangreichen Belichtungsreihenfunktion aber auch eigene HDR-Aufnahmen am PC zusammensetzen. Bei bis zu einem EV Belichtungsabstand sind neun Aufnahmen möglich, bei drei EV Belichtungsabstand immerhin noch fünf Aufnahmen, was einem insgesamt noch größeren Dynamikumfang entspricht.

Was es hingegen leider nicht gibt, ist eine Intervallaufnahmefunktion. Wer möchte, kann seine Aufnahmen direkt mit Kreativfiltern aufpeppen, etwa dem Spielzeugkameraeffekt, einem Schwarzweiß- oder einem Sepiamodus und noch vielen mehr. Allerdings lassen sich diese Funktionen nicht nachträglich auf die Fotos anwenden, denn weder das Menü hält Bildbearbeitungsfunktionen bereit, noch gibt es nachträglich installierbare Apps wie früher, denn diese Funktion hat Sony leider wieder gestrichen.

Neben dem heimischen PC kann jedoch auch das Smartphone zur Bildbearbeitung dienen. Die Sony RX100 VI gibt sich erfreulich kontaktfreudig. Sie verfügt nicht nur über NFC, sondern auch über Bluetooth und WLAN. Dank der stromsparenden Bluetooth-Funktion kann die Kamera die Positionsdaten des Smartphones übernehmen und direkt bei der Aufnahme in den Metadaten der Fotos speichern. Zudem können Bilder übertragen werden, um sie auf dem Smartphone zu bearbeiten und in sozialen Netzwerken zu teilen. Außerdem lässt sich die RX100 VI via App inklusive Livebildübertragung fernsteuern.

Beim Autofokus schummelt die RX100 VI etwas, denn defaultmäßig ist der Vor-AF eingeschaltet, der die Performance verbessert und durchaus auch praktisch ist, da das Livebild dadurch immer scharf erscheint. Tatsächlich benötigt die Sony ohne Vor-AF je nach Brennweite inklusive Fokussierung von unendlich auf zwei Meter ca. 0,25 bis 0,32 Sekunden vom Drücken des Auslösers bis zum eigentlichen Auslösen. Das ist schnell, wenn auch nicht rekordverdächtig, aber vor allem ohne Ausreißer nach unten. Das ist insofern erfreulich, als dass frühere Kameras mit großem Zoom vor allem am langen Teleende oft Probleme mit einer recht langsamen Fokussierung hatten. Die reine Auslöseverzögerung nach Vorfokussierung beträgt sogar lediglich 0,02 Sekunden, was äußerst flott ist und selbst teuerste DSLRs übertrifft. Hier spielen der nicht vorhandene Schwingspiegel, die physikalisch kleine Blende und natürlich der Zentralverschluss ihre Vorteile aus.

Im Weitwinkel beträgt die Naheinstellgrenze gemessene sechs Zentimeter ab Objektivfront, womit wir ein 11,7 x 7,8 Zentimeter kleines Motiv formatfüllend aufnehmen konnten, allerdings mit deutlich unscharfen Bildrändern. Das entspricht einem kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von immerhin 1:3,3. Beim Zoomen steigt die Naheinstellgrenze erst langsam und dann immer schneller, so dass wir uns bei maximaler Brennweite 89,4 Zentimeter weit vom Motiv entfernen mussten – auch hier mangels Markierung der Sensorebene von der Objektivfront gemessen. Das minimale Bildfeld haben wir mit 17,6 x 11,7 Zentimeter gemessen, was einem kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von 1:4,9 entspricht; immerhin sind hier die Bildränder scharf.

Den größten Abbildungsmaßstab erreicht man tatsächlich im Bereich von 50 bis 55 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite. Bei 53 und 55 Millimeter konnten wir bei Motivabständen von 8,2 beziehungsweise 8,8 Zentimeter ab Objektivfront ein 7,7 x 5,1 Zentimeter kleinem Motiv formatfüllend abbilden. Das entspricht einem beeindruckenden kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von 1:2,1, also fast dem eines Kleinbild-Makroobjektivs. bei 50 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite ist das Bildfeld mit 7,8 x 5,2 Zentimeter nur minimal größer bei einem Abstand von Motiv zu Objektivfront von ebenfalls 8,2 Zentimeter, der Abbildungsmaßstab beträgt hier 1:2,2. Aber auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Die Bildränder sind sichtbar unscharf.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.