Foto-Video-Kamerahybrid für Anspruchsvolle

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-FZ2000

2017-09-18 Die Lumix DMC-FZ2000 von Panasonic ist eine echte Bridgekamera. Nicht nur das feste Objektiv und der relativ große 1"-Sensor, sondern vielmehr die Kombination von umfangreichen Funktionen aus dem Foto- und Videobereich bestätigen diesen Eindruck. Dabei richtet sich die Kamera trotz vieler Automatiken nicht primär an den Einsteiger, sondern eher an den ambitionierten Anwender, der nicht davor zurückschreckt, eine recht klobige Kamera mit sich herum zu tragen. Wie sich die FZ2000 im Detail schlägt, hat haben wir im Zuge dieses Testberichts ermittelt.  (Harm-Diercks Gronewold)

Ergonomie und Verarbeitung

Wer eine kleine und handliche Kamera sucht, der ist bei der Panasonic Lumix FZ2000 an der falschen Adresse. Mit Abmessungen von circa 138 x 102 x 135 mm bei einem betriebsbereiten Gewicht von 996 Gramm ist die Kamera sogar größer als eine Olympus OM-D E-M1 mit 12-40 mm Objektiv. Der Hauptgrund, warum die FZ2000 so groß ist, liegt in der Kombination vom Aufnahmesensor und Zoomobjektiv. Als Sensor dient ein rückwärtig belichteter, 13,2 mal 8,8 Millimeter großer 1”-CMOS mit 20,1 Megapixel effektiver Auflösung. Dieser wird von einem 8,8-176 mm Objektiv mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 24-480 mm mit Licht “versorgt”. Dieses 20-fach zoomende, mit Leica-Siegel versehene Objektiv hat eine Lichtstärke von F2,8-4,5 und einen optischen Bildstabilisator. Die Konstruktion des Objektivs ermöglicht nach dem Einschalten eine Brennweitenverstellung und Fokussierung, ohne dass das Objektiv wie üblich währenddessen ein- oder ausfährt. Die Brennweitenverstellung des Objektivs bietet eine weitere Überraschung. Zum einen kann diese entweder über die kleine Zoomwippe am Auslöser oder mit einem griffigen Ring am Objektiv verstellt werden. Bei der Benutzung des Rings um das Objektiv merkt der Fotograf, wie präzise sich die Brennweite einstellen lässt. Grund dafür sind Führungsschienen im Objektiv, die für eine Geradeführung sorgen. Üblicherweise ist eine solche Technik eher in hochwertigen Videokameras zu finden, da die Konstruktion deutlich aufwendiger ist, aber Vorteile bei Fokusverschiebungen und Zoomfahrten mit sich bringt. Ein weiterer etwas kleinerer Ring am Objektiv wird für die manuelle Fokussierung genutzt, wenn diese aktiviert ist. Eine Besonderheit des Objektivs ist der eingebaute in drei Stufen “schaltbare” Graufilter mit ¼, 1/16 und 1/64. Dieser ermöglicht die Lichtreduktion, ohne Belichtungszeiten zu schnell werden zu lassen beziehungsweise die Blende so sehr schließen zu müssen, dass Beugungsunschärfen auftreten.

Trotz ihrer Größe liegt die FZ2000 dank des gut proportionierten und gummiarmierten Handgriffs sehr gut in der Hand; dennoch schreit die Kamera förmlich nach einer Zweihandbedienung. Zum einen, um die Kamera sicher im Griff zu haben und zum anderen, um die ganzen Einstellelemente auf der Kameraoberseite und am Objektiv im Griff zu haben. Wie eine Systemkamera mit Wechseloptik besitzt auch die FZ2000 ein großes Moduswahlrad, Einstellräder und Funktionstasten sowie ein dediziertes “Antriebs”-Wahlrad, um Einzelaufnahmen, Selbstauslöser, Serienbilder und mehr einzustellen. Der bereits erwähnte Auslöser ist ergonomisch auf dem Handgriff positioniert. Darüber hinaus ist auf der Oberseite der Kamera das Stereomikrofon direkt vor dem TTL-Blitz tauglichen Blitzschuh zu finden. Der eingebaute Blitz klappt auf Knopfdruck mechanisch aus dem Vorderteil der oberen Gehäuses und sitzt recht weit vorne und ebenfalls recht hoch. Beides beugt einer Abschattung durch das Objektiv im Nahbereich vor. Zudem finden sich auch vorne am Objektiv drei weitere Funktionstasten und einen Umschalter für den bereits erwähnten mehrstufigen Graufilter.

Auf der Kamerarückseite ist der 7,5 cm (3”) große Touchscreen mit knapp einer Million Bildpunkte Auflösung beweglich angebracht. Er kann dank der Dreh- und Schwenkmechanik in alle Richtungen ausgerichtet werden und lässt sich so für Selfies und Froschperspektiven bequem nutzen. Zum Schutz lässt ich der Bildschirm zudem in Richtung Kameragehäuse drehen. Im Test hat der Monitor eine maximale Leuchtdichte von 729 cd/m² erreicht. Dies ist prinzipiell kein schlechter Wert, bei hohem Umgebungslicht ist dies aber gerade einmal ausreichend, um noch etwas zu erkennen. Um dem Fotografen ein differenzierbares Monitorbild zu präsentieren, wäre noch ein wenig mehr Helligkeit wünschenswert. Neben dem Monitor besitzt die Kamera einen elektronischen Sucher mit 2,36 Millionen Bildpunkten Auflösung. Die Bildwechselfrequenz des Suchers ist zwar nicht schlecht, verhindert dennoch nicht das “Schlieren” ziehen bei schnellen Schwenks und bewegten Objekten in mittelhellen bis dunkleren Umgebungen. Zwischen dem Sucher und dem Monitor kann dank eines Näherungssensors automatisch umgeschaltet werden. Zudem lassen sich Helligkeit, Kontrast und Farbeinstellung von Monitor und Sucher unabhängig voneinander angepassen. Der Sucher bietet mit einer 0,74-fachen Vergrößerung (auf Kleinbild bezogen) ein großes Sucherbild und lässt sich dennoch auch durch eine Brille hindurch recht gut betrachten. Zudem kann der Fotograf die Bildwechselfrequenz des LiveViews entweder auf 30 oder 60 Bilder pro Sekunde einstellen. 

Weitere leicht erreichbare Funktionstasten, Schalter und der obligatorische Omniselektor mit vorbelegten Schnellwahlfunktionen komplettieren die Funktionselemente an der Kamera. Die Tasten bieten ein angenehmes Druckgefühl. Der Druckpunkt beim Auslöser für den Autofokus ist sehr leicht und die Auslösung selber angenehm straff, so dass der Unterschied beider Zustände schnell erkennbar ist.

Als Speicherkarten kommen Karten mit SD-Formfaktor und SDHC, SDXC sowie UHS-I Technologie zum Einsatz. Die Klappe für den Speicherkarteneinschub ist auf der rechten Seite im Handgriff, direkt unter dem Steckanschluss für die Kabelfernbedienung, zu finden. Auf der gegenüberliegenden Seite sind drei Weichkunststoffklappen für die Abdeckung der Anschlüsse angebracht. Neben separaten 3,5 mm Klinkensteckern für den Anschluss eines Stereomikrofons beziehungsweise Stereokopfhöhrers besitzt die FZ2000 auch jeweils eine Mikro-HDMI- und USB-Schnittstelle (letztere ohne Ladefunktion für den Akku). Von Außen nicht zu sehen ist die WLAN-Konnektivität der FZ2000. Auf der Unterseite der Kamera befindet sich das Akkufach und das in der optischen Achse liegende Stativgewinde. Der Abstand vom Stativgewinde zur Akkuklappe ist glücklicherweise groß genug, um den Akku problemlos mit montierter Schnellwechselplatte tauchen zu können. Als Akku dient ein DMW-BLC12E mit 7,2 Volt und 1.200 mAh. Wieso Panasonic nicht auf einen größeren Akku zurückgreift, auch wenn die Laufzeit mit 350 Aufnahmen nach CIPA-Standard nicht schlecht ist, können wir uns nicht erklären, zumal in dem großen Gehäuse genügend Platz für einen größeren Akku wäre. Die Kamera ist gerade bei Videoaufzeichnungen sehr energiehungrig und so sollte der Fotograf bei längeren Fototouren besser einen zweiten Akku mit in der Tasche haben.

Beim Bedienkonzept der Lumix FZ2000 setzt Panasonic auf Zugänglichkeit für Einsteiger und Komplexität für ambitionierte Fotografen und Filmer. Die Kamera erlaubt eine komplette Bedienung der Menüs und Einstellungen per Omniselektor oder per Touchscreen. Während der Aufnahme dient der Touchscreen als bequeme Art, um Aufnahme-Funktionen auszuwählen, wie zum Beispiel das Setzen von Autofokusmesspunkten, von denen es immerhin 49 Stück gibt, Effekteinblendungen oder das Aktivieren von anderen Funktionen. Darüber hinaus sind Insgesamt sieben konfigurierbare Funktionstasten ”Fn” an der Kamera vorhanden, sowie weitere fünf “virtuelle” Funktionstasten auf dem Touchscreen Display. Alle Funktionstasten sind mit wichtigen Funktionen vorbelegt, können aber vom Fotografen mit anderen Funktionen konfiguriert werden. Das Hauptmenü der Kamera ist sehr umfangreich und in verschiedene Kategorien sortiert. Je nach gewählter Betriebsart sind mehr oder weniger Optionen verfügbar, dennoch “unterschlägt” die Kamera keine Funktion, sondern graut sie stattdessen aus. So wird dem Fotografen deutlich gezeigt, dass es eine Funktion gibt, diese aber in dem gewählten Modus nicht verfügbar ist.

Ausstattung

Wie schon erwähnt richtet sich die Kamera primär an ambitionierte Foto- und Videografen, dennoch können auch Einsteiger mit der Kamera loslegen. Während sich also Einsteiger über die iA+ Motivautomatik und die iISO-Empfindlichkeitseinstellung freuen, greifen ambitionierte Fotografen auf die Programm-, Zeit- oder Blendenautomatik oder gar den manuellen Modus zurück. Zudem können die verschiedenen Motivprogramme auch außerhalb der Motivautomatik ausgewählt werden. Dafür steht sogar ein eigener Punkt auf dem Hauptdrehschalter bereit. Zudem können verschiedene Bildcharakteristika gewählt und über Helligkeit, Kontrast, Farbe und mehr individualisiert werden. Zusätzliche Spezial-Effekte können bei der Aufnahme angewendet werden und sorgen so für noch mehr individuellen Charme, der beispielsweise Instagram so populär macht. Insgesamt stehen acht von diesen Spezial-Effekten zur Verfügung.

Neben diesen schnellen Effekten kann die Kamera aber deutlich mehr und ein “Sprung” in die Tiefen der Menüs offenbart, dass es sich bei der FZ2000 über ein hochgradig individualisierbares Werkzeug handelt. Neben dem individuellen Funktionstastenmapping können ambitionierten Foto- und Videografen sogar drei Voreinstellungsspeicher mit denen für sie wichtigen Einstellungen speichern. Das sorgt in der Hitze des Gefechts für eine auf die Situation abgestimmte Kamera.

Neben den “üblichen” Fotofunktionen und Auflösungen bieten Panasonic-Kameras seit einiger Zeit 4K-Fotofunktionen. Darunter fallen die 4K Serienbild- und auch die 4K-Preburst-Funktion. Bei letzterer zeichnet die Kamera permanent Bilder auf, speichert aber nur das Bild bei der Auslösung sowie je 30 Bilder davon und danach. Die interessanteste 4K-Aufnahmefunktion ist allerdings die Postfokus-Funktion, die sogar einen eigenen Auswahlpunkt auf dem zweiten Wahlrad reserviert bekommen hat. Mit dieser Funktion zeichnet die Kamera eine Bilderserie auf, in der sich der Fokuspunkt immer weiter nach hinten verschiebt. Nach dem Aufzeichnen dieser Serie kann der Fotograf in der Kamera einen Fokuspunkt im Bild wählen und die Kamera speichert dieses dann ab. Der Fotograf kann aber nicht nur ein Bild wählen, sondern verschiedene aus dieser Serie. Darüber hinaus kann diese Bilderserie im Ganzen zusammengeführt werden (Fokus-Stacking), so dass ein sehr großer Schärfebereich entsteht, oder es wird nur ein Teilbereich “verrechnet”, um einen bestimmten Schärfebereich zu erzeugen.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.