Die Naheinstellgrenze ist brennweitenabhängig und beträgt laut Nikon lediglich 19 Zentimeter bei kürzester Brennweite von 28 Millimetern und steigt mit der Brennweite kontinuierlich auf 39 Zentimeter bei 75 Millimeter Brennweite an. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt immerhin 1:2,9.
In der Praxis konnten wir bei 28 mm bereits ab 18 cm Abstand von der Sensorebene fokussieren und damit ein Bildfeld von 9,3 mal 6,2 Zentimeter aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,6 entspricht. Der Abstand der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei aber nur noch 4,4 Zentimeter, was Probleme bei der gleichmäßigen Motivausleuchtung mit sich bringt.
Bei 28 mm konnten wir mit dem Nikon Z 28-75 mm F2.8 ab 18 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 9,3 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,6 entspricht. [Foto: MediaNord]
Bei 75 mm konnten wir mit dem Nikon Z 28-75 mm F2.8 ab 36 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 12,4 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3,4 entspricht. [Foto: MediaNord]
Beim Zoomen steigt die Naheinstellgrenze zwar, aber nicht so stark, wie von Nikon angeben. So konnten wir bei 75 mm Brennweite ab 36 cm fokussieren und damit ein minimales Bildfeld von 12,4 mal 8,3 Zentimeter aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3,4 entspricht. Der Abstand vom Motiv zur Objektivfront beträgt dabei knapp komfortable 20,1 Zentimeter. Der Abbildungsmaßstab ist damit bei allen Brennweiten sehr gut für ein solches Zoom.
Bildqualität
Der optische Aufbau des Nikon Z 28-75 mm F2.8 besteht aus 15 Linsen, die in zwölf Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich eine Super-ED- und eine ED-Linse sowie drei asphärische Linsen, die für eine hohe Auflösung und minimierte optische Fehler sorgen sollen. Die Blende besteht aus neun abgerundeten Lamellen, womit sich ein gleichmäßiges Bokeh ergeben soll.
Tatsächlich ist das Bokeh gut. Details verlaufen in der Unschärfe schön ineinander. Allerdings zeigen sich leicht hellere Ränder der Unschärfescheibchen von Spitzlichtern sowie leichte Farbsäume im Bokeh. Schließt man die Blende auf F22, ergibt sich ein schöner Blendenstern-Effekt an punktuellen Lichtquellen, den man kreativ nutzen kann. Im Gegenlicht mach das Z 28-75 ebenfalls einen guten Eindruck. Die Kontraste sind hoch, werden aber durch leichte Flares gestört, die man aber ebenfalls kreativ nutzen kann.
Bei der Korrektur von Bildfehlern kommt neben der optischen Konstruktion die Bildaufbereitung moderner Kameras ins Spiel, die solche Fehler spielend beseitigen kann. Im Fall des Nikon Z 28-75 mm F2.8 ist die kamerainterne Korrektur defaultmäßig aktiviert, lässt sich aber durchaus abschalten. Den Labortest nehmen wir jedoch in Defaulteinstellung mit JPEG-Bildern vor, also im Fall des 28-75 mm inklusive der Korrekturen, die nicht nur positive Effekte, sondern auch negative haben können. Im Rohdatenformat übernimmt üblicherweise der Rohdatenkonverter die Korrektur optischer Fehler, ein entsprechendes Profil ist normalerweise im Raw-Bild eingebettet.
Der optische Aufbau des Nikon Z 28-75 mm F2.8 besteht aus 15 Linsen, die in zwölf Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich eine Super-ED- und eine ED-Linse sowie drei asphärische Linsen. [Foto: Nikon]
Mit über 45 Megapixeln stellt die Testkamera Nikon Z 8 zusammen mit der Z 7, Z 7II und Z 9 die höchste Auflösung im Nikon-Z-System zur Verfügung. Die Nikon Z 5, Z 6, Z 6II und Z f lösen mit 24 Megapixeln deutlich geringer auf. Für ein modernes Standardzoom wie das Z 28-75 mm F2.8 sollten die 45 Megapixel keine Herausforderung sein.
Eine mögliche Verzeichnung des Zooms gleicht die Nikon Z 8 laut Labormessung nahezu perfekt aus. Auch Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind minimal bis nicht vorhanden. Selbst im Maximum liegen sie deutlich unter einem halben Pixel und werden damit praktisch nicht sichtbar. Das sah bei unseren Tests der ersten und zweiten Generation der Tamron-Version an Sony-Kameras noch ganz anders aus.
Bei der Randabdunklung, die eigentlich ebenfalls von der Kamera korrigiert wird, agiert die Nikon etwas zurückhaltender (lässt sich aber per Menü auch noch stärker schalten). Vor allem bei 28 und 75 Millimetern fällt die Helligkeit bei Offenblende um 1,1 Blendenstufen zum Bildrand ab. Immerhin ist der Verlauf sanft, sodass die Randabdunklung nicht ganz so negativ auffällt, aber bei entsprechenden Motiven, etwa blauem Himmel, mit dem bloßen Auge erkennbar ist. Bei mittlerer Brennweite fällt die Randabdunklung mit maximal 0,7 Blendenstufen nicht so deutlich auf. Beim Abblenden nimmt die Randabdunklung ab F5,6 auf vernachlässigbare Werte von 0,3 bis 0,5 Blendenstufen ab.
Am spannendsten aber ist sicherlich die gemessene Auflösung bei 50 Prozent Kontrast am 45-Megapixel-Sensor, zumal sich die Verzeichnungskorrektur negativ auf die Randauflösung auswirken könnte. In der Bildmitte legt das Nikon Z 28-75 mm F2.8 bereits bei kürzester Brennweite mit einer sehr guten Auflösung von rund 82 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) vor, die bei F4 noch minimal getoppt wird. Auch bei mittlerer Brennweite erreicht die Auflösung im Bildzentrum über 80 lp/mm, im Tele sind es bis zu 77 lp/mm, aber erst bei F4, denn bei Offenblende ist die Auflösung mit 73 lp/mm etwas geringer. Beim Abblenden hält sich die Auflösung im Bildzentrum bis F11 auf einem hohen Niveau von über 73 lp/mm, erst bei F16 fällt sie teilweise unter 70 lp/mm (siehe Diagramm aus dem Labortest unten).
Zum Bildrand fällt die Auflösung vor allem bei kürzester Brennweite etwas stärker um fast 40 Prozent ab. Erst beim deutlichen Abblenden steigt die Randauflösung über 60 lp/mm, ihr Maximum erreicht sie erst bei F11 mit 67 lp/mm. Erst ab dieser Blende ist der relative Randabfall mit unter 20 Prozent unkritisch. Bei mittlerer Brennweite sieht das deutlich besser aus, denn die 67 lp/mm werden bereits bei offenblende erreicht, das Maximum beträgt 73 lp/mm bei F8. Der relative Randabfall ist bei mittlerer Brennweite mit maximal 17 Prozent unkritisch und liegt ab F5,6 sogar unter zehn Prozent.
Selbst am 45-Megapixel-Sensor der Nikon Z 8 liefert das Z 28-75 mm F2.8 eine sehr gute Bildqualität ab. [Foto: MediaNord]
Bei maximaler Brennweite ist die Randauflösung wieder etwas geringer, aber höher als bei kürzester Brennweite. Bei F5,6 erreicht sie immerhin sogar 70 lp/mm. Der relative Randabfall liegt aufgrund der etwas geringeren Auflösung im Bildzentrum ebenfalls im unkritischen Bereich von unter 20 Prozent, ab F5,6 sogar deutlich unter zehn Prozent.
Vergleicht man die Auflösungen des Nikon Z 28-75 mm F2.8 mit den beiden Tamron-Generationen, so fällt vor allem die deutlich bessere Randauflösung des Nikon-Objektivs auf. Daher ist es nicht tragisch, dass "nur" die erste Generation als Nikon-Version verkauft wird und die zweite nicht. Für diesen Bildqualitätsvorteil kann es drei mögliche Erklärungen geben: Entweder die Nikon-Versionen sind optisch etwas besser beziehungsweise präziser gefertigt oder der Bildsensor reagiert auf schräg einfallende Randstrahlen besser oder aber die Bildaufbereitung hat ihre Finger im Spiel, heißt: Am Bildrand wird stärker nachgeschärft. Letztlich kann es sich auch um eine Mischung aus allem handeln.
Fazit
In der Summe seiner Eigenschaften bietet das Nikon Z 28-75 mm F2.8 ein super Preis-Leistungs-Verhältnis. Es ist nicht allzu teuer, dabei schlank und leicht. Trotz Kunststoffgehäuses ist die Verarbeitung ordentlich und auch ein Wetterschutz fehlt nicht. Die Bedienelemente sind allerdings etwas minimalistisch, vor allem ein AF-MF-Schalter fehlt. Der Autofokus arbeitet schnell und leise, sogar das Fokusatmen hält sich in Grenzen. Die geringe Naheinstellgrenze bietet viel kreatives Potenzial. Die Bildqualität des Z 28-75 mm F2.8 ist nicht zuletzt dank der sehr guten Auflösung mit moderatem bis niedrigem Randabfall sehr hoch und es zeigt nur geringe optische Fehler und ein ansehnliches Bokeh.