Die Naheinstellgrenze ist laut Nikon brennweitenabhängig und beträgt lediglich 27 Zentimeter bei kürzester Brennweite von 70 Millimetern und steigt mit der Brennweite kontinuierlich auf 85 Zentimeter bei 180 Millimeter Brennweite an. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt immerhin 1:2,1.
In der Praxis konnten wir bei 70 mm bereits ab 25,9 cm Abstand von der Sensorebene fokussieren und damit ein Bildfeld von 6,8 mal 4,5 Zentimeter aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:1,9 entspricht. Der Abstand der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei aber nur noch 9,4 Zentimeter, was Probleme bei der gleichmäßigen Motivausleuchtung mit sich bringt. Viel störender sind jedoch die massiv unscharfen Bildränder.
Bei 70 mm konnten wir mit dem Nikon Z 70-180 mm F2.8 ab 25,9 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 6,8 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:1,9 entspricht. [Foto: MediaNord]
Bei 180 mm konnten wir mit dem Nikon Z 70-180 mm F2.8 ab 80 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 14,4 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4 entspricht. [Foto: MediaNord]
Beim Zoomen steigt die Naheinstellgrenze auf 80 cm bei 180 mm Brennweite. Damit konnten wir ein minimales Bildfeld von 14,4 mal 9,6 Zentimeter aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4 entspricht. Der Abstand vom Motiv zur Objektivfront beträgt dabei komfortable 60,7 Zentimeter.
Bildqualität
Der optische Aufbau des Nikon Z 70-180 mm F2.8 besteht aus 19 Linsen, die in 14 Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich fünf ED-Linsen, eine Super-ED-Linse und drei asphärische Linsen, die für eine hohe Auflösung und minimierte optische Fehler sorgen sollen. Die Blende besteht aus neun abgerundeten Lamellen, womit sich ein gleichmäßiges Bokeh ergeben soll.
Tatsächlich ist das Bokeh gut. Details verlaufen in der Unschärfe schön ineinander. Allerdings zeigen sich leichte Zwiebelringe in den Unschärfescheibchen von Spitzlichtern, die vermutlich von den drei asphärischen Linsen verursacht werden. Auch leichte Farbsäume sind im Bokeh zu beobachten. Schließt man die Blende auf F22, ergibt sich bei kürzester Brennweite ein schöner Blendenstern-Effekt an punktuellen Lichtquellen, den man kreativ nutzen kann; beim Zoomen verschwindet dieser allmählich. Im Gegenlicht macht das Z 70-180 ebenfalls einen guten Eindruck. Die Kontraste sind hoch, werden jedoch durch leichte Flares gestört, die man aber ebenfalls kreativ nutzen kann.
Der optische Aufbau des Nikon Z 70-180 mm F2.8 besteht aus 19 Linsen, die in 14 Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich fünf ED-Linsen, eine Super-ED-Linse und drei asphärische Linsen. [Foto: Nikon]
Bei der Korrektur von Bildfehlern kommt neben der optischen Konstruktion die Bildaufbereitung moderner Kameras ins Spiel, die solche Fehler spielend beseitigen kann. Im Fall des Nikon Z 70-180 mm F2.8 ist die kamerainterne Korrektur defaultmäßig aktiviert, lässt sich aber durchaus abschalten. Den Labortest nehmen wir jedoch in Defaulteinstellung mit JPEG-Bildern vor, also im Fall des 70-180 mm inklusive der Korrekturen, die nicht nur positive Effekte, sondern auch negative haben können. Im Rohdatenformat übernimmt normalerweise der Rohdatenkonverter die Korrektur optischer Fehler, ein entsprechendes Profil ist üblicherweise im Raw-Bild eingebettet.
Mit über 45 Megapixeln stellt die Testkamera Nikon Z 8 zusammen mit der Z 7, Z 7II und Z 9 die höchste Auflösung im Nikon-Z-System zur Verfügung. Die Nikon Z 5, Z 6, Z 6II und Z f lösen mit 24 Megapixeln deutlich geringer auf. Für ein modernes Telezoom wie das Z 70-180 mm F2.8 sollten die 45 Megapixel keine Herausforderung sein.
Eine mögliche Verzeichnung des Zooms gleicht die Nikon Z 8 laut Labormessung nahezu perfekt aus. Auch Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind minimal bis nicht vorhanden. Selbst im Maximum liegen sie höchstens bei einem halben Pixel und werden damit praktisch nicht sichtbar. Das sah bei unserem Test der ersten Generation der Tamron-Version an der Sony Alpha 7R III noch ganz anders aus.
Bei der Randabdunklung, die eigentlich ebenfalls von der Kamera korrigiert wird, agiert die Nikon im Vergleich zur Sony etwas zurückhaltender (lässt sich aber per Menü auch noch stärker schalten). Dennoch hält sich die Randabdunklung mit stets unter einer Blendenstufe in Grenzen. Dank des sanften Verlaufs fällt sie nicht negativ auf. Beim Abblenden sinkt sie unter eine halbe Blendenstufe und spielt damit praktisch keine Rolle mehr.
Am spannendsten aber ist sicherlich die gemessene Auflösung bei 50 Prozent Kontrast am 45-Megapixel-Sensor, zumal sich die Verzeichnungskorrektur negativ auf die Randauflösung auswirken könnte. In der Bildmitte ist die Auflösung des Nikon Z 70-180 mm F2.8 bei Offenblende bei allen Brennweiten mit deutlich unter 70 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) etwas zurückhaltend, zieht beim Abblenden auf F4 aber deutlich an und übertrifft dann spielend die Marke von 70 lp/mm (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Dabei bewegen sich alle Brennweiten auf ähnlich hohem Niveau, wobei die Auflösung bei steigendem Zoom einen Hauch nachlässt. Das Auflösungsmaximum wird bei 70 und 105 Millimeter bei F5,6 mit 77 beziehungsweise 75 lp/mm erreicht, bei 180 mm sind es 74 lp/mm bei F4.
Selbst am 45-Megapixel-Sensor der Nikon Z 8 liefert das Z 70-180 mm F2.8 eine sehr gute Bildqualität ab, wobei man es für höchste Auflösung um eine Stufe abblenden sollte. [Foto: MediaNord]
Zum Bildrand fällt die Auflösung bei keiner Brennweite nennenswert stark ab. Mit Ausnahme von 70 mm F2.8 beträgt der Randabfall stets weniger als zehn Prozent, größtenteils sogar deutlich weniger. Bei 70 mm F2.8 ist der Randabfall mit 16 Prozent zwar etwas höher, aber nicht dramatisch. Dennoch wird hier mit nur 52 lp/mm absolut gesehen eine nicht allzu hohe Randauflösung erreicht. Bei jeder Brennweite übertrifft die Randauflösung bei mindestens einer Blende den Wert von 70 lp/mm. Bei 70 mm wird das Maximum bei F5,6 bis F11 mit 73 lp/mm erreicht, bei 105 Millimeter beträgt das Maximum sogar 76 lp/mm bei F5,6 und bei längster Brennweite sind es 72 lp/mm bei Offenblende.
Im Vergleich zum Test der ersten Tamron-Generation an der Sony Alpha 7R III fällt auf, dass die Auflösung vor allem im Bildzentrum an der Sony mit bis zu 89 lp/mm höher ausfällt, obwohl sie "nur" einen 42-Megapixel-Sensor besitzt. Das liegt schlicht an der aggressiveren Bildaufbereitung der Sony. Am Bildrand ist die Auflösung an der Sony nur teilweise etwas höher, relativ gesehen ist die Auflösung jedoch ungleichmäßiger als an der Nikon; und dass obwohl der Test an der Sony ohne Verzeichnungskorrektur erfolgte, sodass sich bei mittlerer und vor allem längster Brennweite eine störend sichtbare Kissenform zeigte. Auch die Farbsäume des 70-180 korrigiert die (einige Jahre ältere) Sony längst nicht so gut wie die Nikon.
Fazit
In der Summe seiner Eigenschaften bietet das Nikon Z 70-180 mm F2.8 ein super Preis-Leistungs-Verhältnis. Es ist nicht allzu teuer, dafür aber kompakt und leicht. Trotz Kunststoffgehäuses ist die Verarbeitung ordentlich und auch ein Wetterschutz fehlt nicht. Die Bedienelemente sind allerdings etwas minimalistisch, vor allem ein AF-MF-Schalter fehlt. Der Autofokus arbeitet schnell und leise, sogar das Fokusatmen hält sich in Grenzen. Die Bildqualität des Z 70-180 mm F2.8 ist nicht zuletzt dank der sehr guten Auflösung (allerdings erst ab F4) mit niedrigem Randabfall sehr hoch und es zeigt nur geringe optische Fehler und ein ansehnliches Bokeh.