Lichtstarkes Weitwinkel
Testbericht: Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR
Seite 2 von 2, vom 2022-01-05 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR besitzt einen sehr aufwendigen optischen Aufbau aus 15 Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Neben der ED-Linse sollen drei asphärische Linsen Abbildungsfehler minimieren. Die Fokusgruppe besteht aus sechs Linsen, was Aberrationsschwankungen durch das Fokussieren minimieren soll. Zudem rückt der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras defaultmäßig im JPEG-Format bereits kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-T4 das aktuelle Systemkamera-Flaggschiff von Fujifilm verwendet. Ihr APS-C-Sensor löst 26 Megapixel auf.
Die Frontlinse des Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR misst 35 Millimeter im Durchmesser und das 62mm-Filtergewinde besteht aus Metall. [Foto: MediaNord]
Da es sich beim XF 18 mm F1.4 R LM WR um ein APS-C-Objektiv handelt, entspricht der diagonale Bildwinkel von 76,5 Grad einem Kleinbildäquivalent von 27 Millimetern. Die Schärfentiefe entspricht einem 27mm-Kleinbildobjektiv mit F2,1. Das Freistellen eines Motivs vor unscharfem Hintergrund ist damit überhaupt kein Problem. Neun abgerundete Blendenlamellen sollen beim Fujifilm XF 18 F1.4 für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Das funktioniert hervorragend! Das Bokeh ist weich und auch die Unschärfescheibchen von Spitzlichtern weisen keine hellen Ränder auf. Nicht einmal Farbsäume konnten wir im Unschärfebereich beobachten. Schließt man die Blende auf F16, zeigt sich sogar ein schöner Blendenstern an hellen Lichtquellen.
Im Gegenlicht zeigt das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR kein perfektes Verhalten. Je nach Position der Lichtstelle können ganz leichte Kontrastverluste auftreten. Zudem zeigen sich leichte Lens-Flares. Hier ist die Kreativität des Fotografen gefragt, um diese zu vermeiden oder gekonnt ins Motiv für die richtige "Lichtstimmung" einzubeziehen.
Im Labortest an der Fujifilm X-T4 zeigen sich die optischen Fehler des Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR sehr gut auskorrigiert. Die Verzeichnung bewegt sich nahezu perfekt an der Nulllinie. Die Randabdunklung bleibt mit maximal 33 Prozent beziehungsweise 0,6 Blendenstufen gering. Blendet man um zwei Stufen ab, halbiert sich die Randabdunklung auf 0,3 Blendenstufen. Ohnehin ist sie dank des sanften Verlaufs kaum sichtbar. Auch die Farbsäume sind minimal und bewegen sich selbst im Maximum unter einer Breite von 0,2 Pixeln.
Trotzt hoher Lichtstärke und Metallgehäuse wiegt das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR nur 366 Gramm, zusammen mit der X-T4 sind es 975 Gramm. Auch die Abmessungen von 7,6 Zentimetern in der Länge und 6,9 Zentimetern im Durchmesser passen gut zur X-T4. [Foto: MediaNord]
Phänomenal gut schlägt sich das Weitwinkel bei der Auflösungsmessung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Vor allem im Bildzentrum erreicht es bei 50 Prozent Kontrast Spitzenwerte von über 67 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent. Aber auch bei Offenblende ist die Auflösung mit 64 lp/mm sehr hoch. Ihr Maximum erreicht sie bereits im Bereich von F2 bis F2,8, ist aber auch bei F4 kaum schlechter. Bis F8 bewegt sich die Auflösung bei über 60 lp/mm, im Bereich von F11 bis F16 fällt sie am stärksten, bleibt aber über 50 lp/mm und damit gut bis sehr gut.
Der relative Auflösungs-Randabfall scheint mit bis zu 30 Prozent für eine Festbrennweite nur mittelmäßig gut zu sein, tatsächlich ist aber auch die Randauflösung mit bis zu 58 lp/mm auf einem Level, von dem manch anderes Objektiv im Bildzentrum nur träumen kann. Blendet man auf F8 ab, erhält man einen sehr geringen Auflösungs-Randabfall und eine wunderbar gleichmäßige und sehr hohe Auflösung über das gesamte Bildfeld. Selbst im Minimum beträgt die Randauflösung 46 bis 47 lp/mm und ist damit immer noch gut.
Fazit
Zwar mussten Fujifilm-Fotografen neun lange Jahre auf ein so lichtstarkes 27mm-Objektiv wie das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR warten und müssen dafür einen nicht gerade niedrigen Preis von knapp 1.000 Euro bezahlen, dafür erhalten sie aber auch ein äußerst gutes Objektiv. Nicht nur die Verarbeitung ist dank Metallgehäuse hochwertig und dank Dichtungen auch wettergeschützt, sondern auch die Bildqualität ist sehr hoch, wenn auch nicht ganz perfekt. Die Weitwinkelfestbrennweite ist Fujifilm-typisch kompakt und relativ leicht. Der Autofokus arbeitet sehr schnell, leise und zuverlässig. Zudem kann sich das Bokeh wirklich sehen lassen. Im Gegenlicht zeigen sich ganz leichte Schwächen, die ein Fotograf aber auch geschickt nutzen kann. Die Bildqualität überzeugt ansonsten auf voller Linie. Optische Fehler wie Farbsäume, Verzeichnung und Randabdunklung sind minimal bis nicht vorhanden und die Auflösung ist im Bildzentrum so phänomenal hoch, dass der relative Auflösungs-Randabfall fast über die sehr gute Randauflösung hinwegtäuscht.
Kurzbewertung
- Hochwertiges Vollmetallgehäuse
- Spritzwasser- und Staubschutz
- Praktisch keine optischen Fehler
- Hervorragende Auflösung im Bildzentrum
- Schönes Bokeh
- Leichte Lens-Flares und Kontrastverluste im Gegenlicht
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.