Weitwinkel-Festbrennweite
Testbericht: Nikon Z 28 mm F2.8 SE
Seite 2 von 2, vom 2021-11-01, aktualisiert 2021-11-08 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Der optische Aufbau des Nikon Z 28 mm F2.8 SE setzt sich aus neun Linsen zusammen, die in acht Gruppen angeordnet sind. Zwei asphärische Linsen sollen für eine hohe Abbildungsqualität bis an den Bildrand sorgen. Letzteres lässt sich bereits im Praxiseindruck bestätigen – sogar bei Offenblende F2,8. Zwar verliert Nikon kein Wort zur Vergütung, es ist also davon auszugehen, dass keine Nanokristallvergütung zum Einsatz kommt, aber dennoch zeigt sich das Z 28 auch im Gegenlicht kontraststark. Lediglich Blendenreflexe konnten wir beobachten.
Das Nikon Z 28 mm F2.8 SE steht kaum über den Kameragriff der Z 7II hinaus und könnte fast als Pancake-Objektiv durchgehen. Die Bildqualität ist bis in den Randbereich erstaunlich gut für so ein mutmaßlich günstiges Objektiv. [Foto: MediaNord]
Besonders erstaunt waren wir aber vom Bokeh. Es ist sehr weich und sanft, die Unschärfescheibchen sind sehr homogen und weisen keinen hellen Rand auf, der für unruhige Spitzlichter im Hintergrund sorgen würde. Dabei kommen lediglich sieben Blendenlamellen zum Einsatz. Farbsäume konnten wir im Bokeh ebenfalls kaum beobachten. Blendet man das Objektiv auf die kleinste Blende F16 ab, ergibt sich sogar ein leichter Stern um Spitzlichter. Besonders schön oder scharf abgegrenzt ist er aber nicht, um das als schönen Effekt hervorheben zu können.
Den Labortest des Z 28 mm F2.8 SE haben wir sowohl an der Nikon Z fc als auch an der Nikon Z 7II vorgenommen, die mit ihren knapp 46 Megapixeln Auflösung die Vor- und Nachteile des Objektivs gut herausarbeiten sollte. Der Einzel-Labortest in den weiterführenden Links erfolgte zwar mit der Z 7II, aber auch die Auflösungswerte an der Z fc sind darin enthalten.
An beiden Kameras traten praktisch keine Farbsäume auf und die Verzeichnung war dank interner, nicht abschaltbarer Korrektur nicht vorhanden. Die Randabdunklungskorrektur lässt sich hingegen in der Kamera einstellen. Unsere Tests erfolgten mit der Standardeinstellung "Normal". Während die maximale Randabdunklung an der APS-C-Kamera Z fc mit 0,7 Blendenstufen nicht besonders stark ausfällt, ist die an der Vollformatkamera Z 7II mit maximal 1,3 Blendenstufen deutlich sichtbar. Immerhin ist ihr Verlauf recht sanft, wo dass kein unnatürlicher Bildeindruck einer spontanen Abschattung entsteht. Blendet man das Objektiv auf F4 ab, halbiert sich die Randabdunklung und hält sich bei weiterem Abblenden in etwa auf diesem Niveau.
An der Z fc zeigt das Nikon Z 28 mm F2.8 SE eine gute, wenn auch nicht überragende Auflösung. Sie liegt bei 50 Prozent Kontrast im Maximum bei etwa 51 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent. Dabei bewegt sich die Auflösung über den gesamten Blendenbereich von F2,8 bis F16 zwischen 49 und 51 lp/mm im Bildzentrum und 43 bis 40 lp/mm am Bildrand. Die Auflösung ist also sehr konstant und der Randabfall gering, vor allem ab F5,6 (siehe auf das Diagramm aus dem Labortest unten).
Der optische Aufbau des Nikon Z 28 mm F2.8 SE besteht aus neun Linsen in acht Gruppen, die beiden blau dargestellten Linsen besitzen einen asphärischen Schliff. [Foto: Nikon]
Dass die Bildqualität eines Vollformatobjektivs an einer APS-C-Kamera gut ist, verwundert im Prinzip nicht, kommt doch der meist kritischere Randbereich gar nicht zum Einsatz. Zudem ist die Pixeldichte der Nikon Z fc und der Z 7II nahezu identisch, so dass auch hier im Gegensatz zu APS-C-Kameras mit höherer Auflösung keine besondere Herausforderung besteht.
Im Bildzentrum erreicht das Nikon Z 28 mm F2.8 SE an der Z 7II bei 50 Prozent Kontrast eine maximale Auflösung von 74 lp/mm, was ein guter, aber nicht überragender Wert ist. Bis zu ca. 80 lp/mm kann man hier durchaus von sehr guten Objektiven erwarten. Überraschenderweise ist aber auch an der Z 7II der Auflösungs-Randabfall mit maximal 15 Prozent bei Offenblende gering. Abgeblendet auf F4 und F5,6 ist er sogar fast nicht mehr vorhanden.
Übrigens setzen sowohl die Nikon Z fc als auch die Z 7II eine Beugungskorrektur ein. Diese macht nichts anderes, als Beugungsunschärfen durch eine höhere Nachschärfung auszugleichen. Das wird ab F8 sichtbar, wo die Auflösung nach einem leichten Abfall bis F5,6 wieder langsam ansteigt. Die Korrektur ist an der Z 7II sogar so stark, dass das Objektiv sein Auflösungsmaximum bei F11 erreicht. Klammert man die Beugungskorrektur aus, liegt das Auflösungsmaximum mit knapp 71 lp/mm bei F4 (siehe Diagramm aus dem labortest unten). Um die Auflösung besser einordnen zu können: Das kürzlich von uns getestete Z MC 105 mm F2.8 VR S erreicht im Maximum knapp zehn Prozent mehr Auflösung als das 28 mm F2.8 SE – dafür kostet das Makro aber auch 1.100 Euro (UVP) und damit gut dreimal so viel wie das 28er.
Fazit
Das Nikon Z 28 mm F2.8 SE gehört zwar zu den niedrigpreisigen Objektiven im Nikon-Z-System, das merkt man ihm aber eigentlich nur beim großzügigen Einsatz von Kunststoff beim Gehäuse und selbst dem Bajonett, dem kargen Zubehör und dem nur mäßig schnellen Autofokus an. Tatsächlich ist die Verarbeitung erstaunlich gut und sogar an Dichtungen zum Schutz vor Staub und Spritzwasser hat Nikon gedacht – nur um dann den Dichtungsring am Bajonett zu vergessen. Bis auf den Multifunktionsring gibt es keine Bedienelemente, aber über die Kamera lässt sich problemlos der manuelle Fokus aktivieren und der Multifunktionsring auch zum Einstellen beispielsweise der Blende verwenden. Der Bildqualität des Nikon Z 28 mm F2.8 SE merkt man den Sparpreis hingegen so gut wie gar nicht an. Zwar löst ein dreimal so teures Objektiv noch gut zehn Prozent höher auf, aber die Abbildungsfehler sind gering und die Auflösung zeigt nur einen sehr geringen Randabfall und ist über den gesamten Blendenbereich sehr konstant hoch – und zwar sowohl an einem APS-C- als auch einen Kleinbildsensor. Das Bokeh des 28mm ist sogar überraschend weich und dank der geringen Naheinstellgrenze kann man es trotz einer Lichtstärke von "nur" F2,8 gut zur Geltung bringen.
Kurzbewertung
- Hoher Kontrast auch im Gegenlicht
- Schönes Bokeh
- Frei von Verzeichnungen
- Hohe Auflösung bereits ab Offenblende
- Bei Offenblende sichtbare Randabdunklung
- Kunststoff-Filtergewinde und Plastik-Bajonett
- Fehlende Dichtung am Bajonett
- Keine Streulichtblende
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.