Vlogging-Kit für Smartphones und normale Kameras

Testbericht: Joby GorillaPod mit Wavo Mobile und Beamo Mini

Seite 2 von 2, vom 2020-05-22 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

Beamo Mini LED-Leuchte

Anmerkung: Dieser Abschnitt ist identisch mit unserem Test auf digitalEyes.de. Falls Sie den kennen, können Sie direkt beim Fazit weiterlesen.

Die im Joby Vloggeing Kit enthaltene LED-Leuchte ist die Beamo Mini, die kleinere Version der beiden Beamo-Leuchten von Jobi. Die Leuchte hat einen eingebauten Akku, der für 40 Minuten bei voller Helligkeit reicht. Bei halber Leistung sollen es sogar 100 Minuten sein (nicht ausprobiert). Aufgeladen wird per mitgeliefertem USB-Kabel. Unter einer Klappe hat die Leuchte dafür zunächst einen Stopfen und darunter eine USB-C-Buchse. Bei geschlossenem Stopfen und eingerasteter Klappe ist die Leuchte übrigens 30 Meter wasserdicht, darf also auch beim Tauchen eingesetzt werden.

Bedient wird die Leuchte über zwei Tasten. Eine dient als Ein- und Ausschalter und ist gleichzeitig die Plus-Taste zum Erhöhen der Helligkeit. Die andere ist die Minus-Taste zum Reduzieren der Helligkeit. Die Tasten lassen sich zwar gut erfühlen, aber welche nun welche ist, weiß man eigentlich nicht. Deshalb ist die im Vergleich zu anderen kompakten LED-Leuchten "üppige" Ausstattung mit zwei Tasten (statt wie üblich einer Taste) kein Vorteil. Üblich ist ja (auch z. B. bei Taschenlampen) beim Bedienkonzept mit nur einem Taster, dass die verschiedenen Modi nacheinander durchgeschaltet werden. Schwach, heller, noch heller, ganz hell. Lange drücken: aus. Bei der Beamo hat man den theoretischen Vorteil, dass man die Helligkeit direkt eine Stufe runterschalten kann. Das setzt aber voraus, dass man auch die Minus-Taste trifft. Bei uns in der Redaktion war das bei zwei Testern unabhängig voneinander eher Zufall. Je nachdem, wie herum man die Leuchte hält, ist es mal die eine, mal die andere Taste, für die man sich entscheidet. Zudem müssen die kleinen Tasten an einer der vier Seiten der Leuchte erstmal erfühlt werden. So ganz der Weisheit letzter Schluss ist das Bedienkonzept unserer Meinung nach irgendwie nicht, aber man kommt damit klar. Ein Knopf hätte aber sicherlich auch gereicht.

Übrigens kann man die Beamo auch via Bluetooth per Smartphone-App steuern. Dieses Feature haben wir nicht ausprobiert, denn wir halten es, zumindest bei einer einzigen Beamo-Leuchte, die direkt in der Nähe der Kamera ist, schlicht für unnötig. Natürlich kann man sich Situationen konstruierten, bei denen eine solche Fernbedienung vielleicht ganz hilfreich sein könnte. Vielleicht möchte man die Leuchte an schlecht erreichbarer Stelle befestigen (das ist aber graue Theorie, dafür ist die Leuchte zu schwach, sie wirkt nur in der Nähe). Oder man könnte mehrere Beamo-Leuchten besitzen, die man dann synchron steuern möchte (dann wird das aber sehr schnell ein sehr kostspieliger Spaß, für so viel Geld gibt es dann andere, professionellere Lösungen). Bei Leuchten, bei denen man die Farbe ändern kann, ist eine App natürlich immer ganz nett, aber die Beamo hat nur eine Farbe (5.100 Kelvin übrigens, das entspricht "Tageslicht", ist aber nicht zu kalt/bläulich). Der einzige wirkliche Vorteil der App beim Betrieb nur einer Leuchte ist die stufenlose (statt vierstufige) Helligkeitsregulierung. Aber auch da muss man ehrlicherweise sagen: Alles nicht wirklich wichtig, die vier Stufen reichen völlig (außer man will wirklich mehrere Leuchten genau zueinander einregeln).

Die eigentliche Lichtquelle ist ziemlich klein und strahlt im 55-Grad-Winkel sehr gerichtet ab. Dann ist das Licht auch sehr hell und wird in Innenräumen durch die geringe Austrittsöffnung von Personen als grell empfunden. Den Effekt kennt man von den sehr kleinen Austrittsöffnungen moderner LED-Autoscheinwerfer: die Leute fühlen sich leicht geblendet. Eine größere Lichtfläche würde als angenehmer empfunden werden. Bei viel Umgebungslicht, z. B. auf hellen Messeständen oder gar bei Außenaufnahmen, ist das aber kein Problem und dann braucht man die höchste Helligkeitsstufe auch, um gegen das Umgebungslicht halbwegs anzukommen. Auf diese Weise kann man Gegenlicht-Situationen tatsächlich wirksam verbessern. Man muss zwar schon recht dicht ran ans Motiv mit der Leuchte, bekommt dann aber eine wirklich schöne Aufhellung.

In Innenräumen hängt der weitere Einsatz der Leuchte dann sehr von den Umgebungslichtbedingungen ab. Hier wird in der Regel der mitgelieferte Diffusor-Aufsatz zum Einsatz kommen. Dieser schluckt, von vorn gemessen, zwar satte 2,5 Blendenstufen Licht, aber vor allem verteilt er das Licht gleichmäßiger im Raum. Wenn das Licht der Beamo Mini LED-Leuchte das dominierende Licht ist, kommt man um die Verwendung des Diffusors kaum herum. Und das bedeutet dann praktisch gleichzeitig, dass man die Leuchte auf volle Helligkeit stellen muss, damit am Motiv noch genug ankommt. Damit gelingt dann aber eine ziemlich gute Beleuchtung, besonders wenn man bedenkt, dass die Leuchtfläche ja selbst mit Diffusor noch ziemlich klein ist (gut 5 x 5 Zentimeter). Dafür gibt es in den Augen der gefilmten Personen aber einen sauberen Leuchtpunkt und keine Muster, wie sie sonst mit LED-Flächenleuchten oft entstehen. Sehr natürlich ist übrigens die Farbwiedergabe. Joby gibt einen CRI-Wert von 95 an, es ist also quasi eine "Vollspektrum-Tageslicht-Leuchte". Hauttöne sehen entsprechend sehr natürlich aus. Der weiße Silikon-Diffusor macht das Licht weicher, ohne die Farben zu verfälschen.

Die Rückwand der Beamo Mini LED-Leuchte ist übrigens magnetisch. Die Haltekraft ist aber sehr gering. Wir haben wenig Oberflächen gefunden, wo die Leuchte sicher dran hielt. Mit dem mitgelieferten Blitzschuh-Adapter kann die Leuchte (alternativ zum vorhandenen 1/4-Zoll-Gewinde) auch im Blitzschuh einer Foto- oder Video-Kamera befestigt werden und es können theoretisch beliebig viele Beamo Mini mechanisch zusammengekoppelt werden, wodurch dann aber sehr schnell eine sehr kostenintensive Lösung entsteht, denn eine solche Leuchte kostet schon knapp 70 Euro. Das geht in Ordnung angesichts der gebotenen Produktqualität. Bevor man aber mehrere von den Dingern zusammenschaltet, wird man wohl eher zu einer LED-Flächenleuchte in dem dann möglichen Preisbereich greifen.

Fazit

Das Joby Vlogging-Kit passt grundsätzlich auch für Vlogger, die statt Smartphones "richtige" Kameras verwenden, sofern die Kamera einen Blitzschuh hat, in dem sich LED-Leuchte und das Mikro befestigen lassen. Ist dies nicht der Fall, braucht man extra Zubehör. Da man gegenüber der Summe der Einzelteile nicht viel spart, lohnt sich das Vlogging-Kit nur für Leute, die auch die Smartphone-Halterung samt Zusatzarmen gebrauchen können. Alle anderen können als Griff etwas anderes nehmen und das sehr empfehlenswerte und preisgünstige Wevo Mobile Mikrofon und die Beamo Mini LED-Leuchte einzeln kaufen. Das Mikrofon hat einen tollen Klang, eine praxisgerechte, deutliche Richtwirkung und einen kompletten Lieferumfang. Die kleine robuste LED-Leuchte liefert vor allem mit aufgesetztem Diffusor ein sehr schönes Licht und genügt hinsichtlich des Farbspektrums auch professionellen Ansprüchen. Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass eine solch kleine Leuchte (insbesondere mit aufgesetzten Diffusor) nur in unmittelbarer Nähe wirken kann (was zum Vloggen OK ist). Beim Einzelkauf zur Verwendung mit einer Systemkamera würden wir statt zur Beamo Mini deshalb zur etwas größeren Beamo ("Nicht Mini") raten. Die kostet nur 20 Euro mehr, liefert aber 50 Prozent mehr Licht.

Kurzbewertung

  • Mikrofon mit guter Richtwirkung und Klangqualität
  • Mikrofon universell verwendbar durch mehrere Kabel und Adapter
  • LED-Leuchte mit guter Leistung für den Nahbereich
  • Mitgelieferter Diffusor-Aufsatz verbessert die Ausleuchtung
  • Für Digitalkameras ohne Blitzschuh keine Lösung
  • Set bietet kaum Ersparnis gegenüber den Einzelprodukten

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