Bildqualität
Beim optischen Aufbau des Nikon Z 58 mm F0.95 S Noct haben die Ingenieure bei Nikon keine Mühen gescheut: 17 Linsen kommen in zehn Gruppen zum Einsatz. Darunter befinden sich vier ED-Glas-Linsen und drei asphärischen Linsen. Zudem kommt auf mehreren Linsen eine Nanokristall-Vergütung zum Einsatz, die Streulicht besonders gut verhindert. Auf anderen Linsen kommt dagegen die ARNEO-Vergütung zum Einsatz, die ebenfalls für weniger Reflexionen und eine höhere Transmission sorgt.
Auf dem Display wird nicht nur eine Entfernungsskala angezeigt, sondern auch noch die sich aus Blende und Entfernung ergebende Schärfentiefe (das Foto selbst stammt von einem anderen Nikon-Objektiv, das Display ist beim Noct aber identisch). [Foto: MediaNord]
Transmission ist ein gutes Stichwort für hochlichtstarke Objektive: In der Vergangenheit haben wir bei Tests hochlichtstarker Objektive (dazu zählen in diesem Fall wir alles, was lichtstärker als F1,4 ist) oft festgestellt, dass die Objektive nicht in dem Maße mehr Licht hindurchlassen, wie man das beim Aufblenden vermuten würde. Während man also die Blende und eine volle Stufe öffnet, kann man die Belichtungszeit beispielsweise nur um 2/3 Stufen verkürzen, ansonsten wird das Bildergebnis dunkler. Teilweise ist das sogar schon zwischen F2 und F1,4 zu beobachten, wird aber vor allem Richtung F0,95 und F0,8 auffällig, siehe auch unseren Vergleichsartikel in den weiterführenden Links. Das Nikon Z 58 mm F0.95 S Noct zeigt hingegen überhaupt keine Transmissionsverluste. Bei F0,95 ist die Belichtungszeit um eine Blendenstufe kürzer als bei F1,4 und das Bildergebnis dabei gleich hell. Hier machen sich die vielen tausend Euro also definitiv schonmal bezahlt.
Die Blende des 58 mm Noct besteht aus elf abgerundeten Lamellen, was für eine besonders gleichmäßige, nahezu kreisrunde Öffnung sorgt. Die kleinste Blende beträgt "nur" F16. Im Zusammenspiel sorgt das dafür, dass sich kaum ein Sonnenstern ausbildet, wenn man stark abblendet, denn Ecken in der Blendenöffnung sind dafür essenziell. Das Bokeh hingegen ist, vor allem bei Offenblende, absolute Spitzenklasse. Details im Hintergrund verlaufen sanft ineinander, dafür muss man nicht einmal voll aufblenden.
Das Gegenlichtverhalten ist ebenfalls hervorragend. Die Vergütungen verrichten perfekt ihren Dienst und sorgen auch bei starkem Gegenlicht für hohe Motivkontraste, selbst voll aufgeblendet. Blendenreflexe werden hingegen nicht ganz verhindert. Sie wirken aber eher wie das I-Tüpfelchen der authentischen Bildanmutung und überhaupt nicht störend. Hier zeigt sich das Noct viel harmonischer als das Z 50 mm F1.2 S, obwohl auch dieses ein 17-Linser samt Nanokristallvergütung ist (siehe unseren Test in den weiterführenden Links).
Das Nikon Z 58 mm F0.95 S Noct besitzt nicht nur eine enorm große Frontlinse, sondern auch einen riesigen Fokusring, denn das Noct besitzt keinen Autofokus. [Foto: MediaNord]
Den Labortest des Z 58 mm F0.95 Noct haben wir an der fast 46 Megapixel auflösenden Z 7II vorgenommen, wobei die Verzeichnungs- und Vignettierungskorrektur sowie der Beugungsausgleich per Default aktiviert waren. Sie lassen sich auf Wunsch abschalten. Im Labortest zeigten sich weder Verzeichnung noch Farbsäume. Die Randabdunklung wird hingegen nicht voll auskorrigiert. Sie beträgt bei Offenblende eine Blendenstufe (50 Prozent Lichtverlust in den Bildecken) und nimmt beim Abblenden auf F1,4 auf gut 30 Prozent (0,5 Blendenstufen) ab. Bei F2 ist die Randabdunklung mit 0,2 EV am geringen und nimmt danach zwar wieder leicht zu, bleibt aber unter 25 Prozent Lichtverlust und fällt damit praktisch kaum auf. Zudem ist der Verlauf stets sanft, so dass auch bei Offenblende ein harmonischer Bildeindruck entsteht.
Im Bildzentrum ist die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast bereits ab Offenblende mit über 75 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) hoch (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Dank des Beugungsausgleichs bleibt sie auch stets über 69 lp/mm. Das Auflösungsmaximum wird bei F2,8 mit über 84 lp/mm erreicht. Von F1,4 bis F5,6 liegt sie oberhalb von 81 lp/mm. Das sind vor allem angesichts der enormen Lichtstärke herausragende Auflösungswerte. Das 50 mm F1,2 kann da beispielsweise nicht mithalten.
Am Bildrand sieht es zumindest bei offeneren Blenden etwas anders aus. Hier liegt die Auflösung mit knapp 47 lp/mm bei Offenblende und 51 lp/mm bei F1,4 fast 40 Prozent unterhalb der Auflösung im Bildzentrum. Das sieht man spätestens, wenn man die Fotos stark vergrößert. Ab F2,8 ist die Randauflösung jedoch mit über 70 lp/mm sehr hoch und erreicht bei F4 und F5,6 ihr Maximum, bei dem sie sogar an der Marke von 80 lp/mm kratzt. Der relative Auflösungs-Randabfall beträgt ab F2,8 unter 15 Prozent und ab F4 unter zehn Prozent. Zwischen F5,6 und F11 liegt er sogar nur im Bereich von unter fünf Prozent.
An der Nikon Z 7II wirkt das Z 58 mm F0.95 S Noct enorm groß und frontlastig. Man könnte es glatt für ein Teleobjektiv halten. [Foto: MediaNord]
Jenseits von F5,6 macht sich die Beugung langsam bemerkbar, schlägt aber erst bei F16 deutlicher zu. Sofern einen der Auflösungs-Randabfall und die leichte Randabdunklung nicht stören, ist das Nikon Z 58 mm F0.95 Noct absolut Offenblendtauglich, was bei der Lichtstärke ein wirklich überragendes Ergebnis ist. Der "Sweet Spot" liegt im Bereich von F4 und F5,6, wobei man auch bedenkenlos auf bis zu F11 abblenden kann.
Fazit
Das Nikon Z 58 mm F0.95 Noct ist ein hervorragendes Objektiv, das seinesgleichen sucht. Eigentlich gibt es daran nur zwei Dinge zu kritisieren: Der Preis ist fast schon astronomisch hoch (auch wenn es durchaus noch deutlich teurere Objektive gibt, die aber eher im lichtstarken Telebereich zu finden sind) und dem Objektiv fehlt ein Autofokus. Vor allem letzteres schränkt das Einsatzspektrum in einem modernen Kamerasystem deutlich ein, auch wenn die Kamera viele Einstellhilfen anbietet und man sich als Fotograf durchaus "einfuchsen" kann.
Dafür wird man beim Z 58 mm F0.95 Noct mit einer herausragenden Bildqualität belohnt. Nicht nur von der technischen Seite ist die Bildqualität hervorragend, etwa den nicht vorhandenen optischen Fehlern, der nur bei offenblende überhaupt sichtbaren, aber dennoch harmonischen Randabdunklung und der ab Offenblende in der Bildmitte hervorragenden Auflösung, etwas abgeblendet auch am Bildrand. Zudem kann man die hohe Lichtstärke, dank der auch bei Offenblende verlustfreien Transmission, voll ausschöpfen. Auch die "weichen" Bildqualitätskriterien wie dem Gegenlichtverhalten oder dem Bokeh weiß das Noct zu überzeugen.
Die hohe Lichtstärke und makellose Bildqualität wird mit einer enorm aufwendigen optischen Konstruktion und einem sehr hohen Gewicht von zwei Kilogramm erkauft, das sogar eine Stativschelle notwendig macht. Somit ist das Nikon Z 58 mm F0.95 Noct ein Objektiv für die sehr bewusste Fotografie, für besondere Anlässe und natürlich für eingefleischte Nikon-Fans, die sich ein solches Sahneobjektiv nicht durch die Lappen gehen lassen wollen. Die Nikon-Ingenieure stellen mit dem Z 58 mm F0.95 Noct jedenfalls eindrucksvoll unter Beweis, was bei mordernen Objektiven möglich ist, aber auch, wo die Grenzen liegen, etwa dem fehlenden Autofokus.