Lichtstarkes Profi-Telezoom
Testbericht: Sony FE 70-200 mm F2.8 GM OSS (SEL70200GM)
Seite 2 von 2, vom 2017-12-21 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Sony hat dem FE 70-200 mm F2.8 GM OSS elf Blendenlamellen spendiert, womit sich eine besonders gleichmäßige, nahezu kreisrunde Öffnung realisieren lässt. Doch auch bei der optischen Konstruktion wurde Wert auf ein schönes Bokeh gelegt, das mit dem 70-200 wirklich gut gelingt. Schließlich wird angesichts der Brennweite der Hintergrund fast zwangsläufig unscharf und das Bokeh spielt bei jedem Bild eine wichtige Rolle dabei, das Hauptmotiv herauszustellen. Zudem sorgt die Nanovergütung für ein sehr gutes Gegenlichtverhalten. Die Kontraste bleiben selbst bei direkter Sonneneinstrahlung im Bildfeld sehr hoch. Etwas aufpassen muss man jedoch auf die Blendenreflexe, die nicht ganz ausbleiben.
Der Breite Zoom- und der noch breitere Fokusring, beide mechanisch arbeitend, lassen sich beim Sony FE 70-200 mm F2.8 GM OSS (SEL70200GM) wunderbar bedienen. [Foto: MediaNord]
Im Testlabor zeigt das Sony FE 70-200 mm F2.8 GM OSS leider sehr durchwachsene Ergebnisse und ist nicht immer so perfekt, wie man das von einem G-Master-Objektiv vielleicht erwarten würde. Die optische Korrektur ist bezüglich Farbsäumen wirklich sehr gut (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Auch Bokeh-CAs treten praktisch nicht auf. Die Randabdunklung ist sehr gering, was man von einem Telezoom allerdings auch erwarten darf. Sie beträgt etwa eine halbe Blendenstufe bei Offenblende und zeigt einen sehr sanften Verlauf. Um ein bis zwei Stufen abgeblendet verschwindet die Randabdunklung nahezu vollständig. Weniger schön ist die recht starke Verzeichnung. Die 1,5-prozentige Tonnenform bei 70 mm fällt zwar weniger auf, aber zwei Prozent Kissenform bei langer Brennweite wirken deutlich störend. Bei mittlerer Brennweite ist die Verzeichnung immerhin gering, sie beträgt lediglich ein halbes Prozent und ist kissenförmig.
So ein Profi-Telezoom sollte mit einer hohen Auflösung glänzen. Ein Maximum von über 80 Linienpaaren pro Millimeter wird auch tatsächlich erreicht – allerdings nur bei mittlerer Brennweite, auf F8 abgeblendet und nur im Bildzentrum. Immerhin löst die mittlere Brennweite auch offen schon sehr gut auf und liegt knapp unter 80 lp/mm. Bei kurzer Brennweite hingegen sind es offen weniger als 60 lp/mm im Bildzentrum, bei langer Brennweite weniger als 70 lp/mm. Beide kämpfen sich beim Abblenden auf F8 immerhin auf sehr gute 78 lp/mm hoch. Aber eigentlich kauft man sich ein solches Objektiv ja wegen der hohen Lichtstärke und nicht, um es um drei Stufen abzublenden.
Das mag Jammern auf hohem Niveau sein, aber die Alpha 7R II ermöglicht nunmal hohe Auflösungen, die ein modernes Objektiv auch liefern können sollte. Am Bildrand sieht es jedoch wirklich übel aus. Bei F2,8 bis F8 werden bei mittlerer und langer Brennweite weniger als 50, teilweise sogar weniger als 40 lp/mm aufgelöst. Erst bei F16 schafft die Randauflösung bei mittlerer Brennweite überhaupt den Sprung über die Marke von 60 lp/mm, in Telestellung schafft es das Objektiv kaum über 55 lp/mm am Bildrand. Bei 70 mm sieht es etwas besser, aber auch nicht gerade rosig aus. Die 53 lp/mm bei Offenblende kämpfen sich mühsam auf 64 lp/mm bei F8 hoch, bei F11 und F16 ist mit 65 lp/mm das höchste der Gefühle erreicht. Kurzum: Man sollte das Motiv nicht gerade in die Randbereiche legen, dann fällt das eigentlich nicht auf.
Fazit
Das Sony FE 70-200 mm F2.8 GM OSS ist ein mechanisch und funktionell absolut hochwertiges Objektiv. Das Metallgehäuse ist gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet, der Autofokus arbeitet schnell und lässt sich gut bedienen. Auch der Bildstabilisator ist zuverlässig. Bei der Bildqualität hingegen zeigen sich einige Schwächen, die eines über 2.600 Euro teuren Profizooms eigentlich nicht würdig sind. Das Bokeh und die Gegenlichtfestigkeit sowie die praktisch nicht vorhandenen Farbsäume wissen zu überzeugen. Die Verzeichnung ist hingegen an den Brennweitenenden hoch und die Auflösung vermag bei keiner Brennweite zu 100 Prozent zu überzeugen. Bei kurzer Brennweite ist die Randauflösung am höchsten und die Auflösung insgesamt am gleichmäßigsten, jedoch nicht so hoch, wie man es erwarten würde. Bei mittlerer Brennweite ist die Auflösung im Bildzentrum sehr hoch, aber am Bildrand nicht. Auch bei langer Brennweite schwächelt die Randauflösung, während sie im Bildzentrum zumindest abgeblendet sehr gut ist.
Kurzbewertung
- Robuste, spritzwasser- und staubgeschützte Verarbeitung
- Viele Bedienelemente und Einstellmöglichkeiten
- Kaum Farbsäume
- Geringe Randabdunklung
- Effektiver Hybrid-Bildstabilisator (optisch plus Sensor-Shift)
- Schwache Randauflösung
- Groß und schwer
- Recht starke Verzeichnung
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.