Verlag Photographie Handbuch der Fotografie Band 2

Ein, wenn nicht "der" Klassiker der Fotofachliteratur ist jüngst in einer neuen, überarbeiteten Auflage erschienen: Das "Handbuch der Fotografie" in drei Bänden von Jost J. Marchesi. Auf insgesamt 943 Seiten ist hier wissenschaftlich und technisch äußerst fundiert der aktuelle Stand des fotografischen Wissens zusammengefasst und bietet allen, die professionell mit der Fotografie zu tun haben, eine umfassende berufskundliche Grundlage. Jost J. Marchesi unterrichtet in der Schweiz seit langem Fotografie und ist durch seine über Jahre fortgeführten Reihen in der Zeitschrift "Photographie" bekannt, über die Anfrage von digitalkamera.de für eine Rezension zu Marchesis Standardwerk habe ich mich deshalb besonders gefreut (Anmerkung der Redaktion: Der Rezensent, Prof. Dr. Thomas Walter, ist Dekan des Fachbereichs Informatik und Mikrosystemtechnik an der Fachhochschule Kaiserslautern, Standort Zweibrücken, und Autor des Im Springer-Verlag erschienenen Fachbuchs "MediaFotografie analog & digital – Begriffe, Techniken, Web").



Der gegenüber der Erstauflage von 1993 unveränderte erste Band geht auf die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Fotografie aus Physik und Chemie ein. Er gibt zunächst einen geschichtlichen Überblick von Niépce bis Barnack und erklärt den fotochemischen Prozess um das Silberhalogenid präzise. Ein bekannter Leckerbissen ist die anschließende Darstellung der Wellen- und insbesondere Strahlenoptik mit der Erklärung der wichtigsten klassischen Linsenrechnungen und der optischen Abbildungsfehler. Hier lernt man fundierte Grundlagen, die auch in der Welt der digitalen Fotografie unverzichtbar sind.



Der überarbeitete zweite Band legt die berufskundlichen Grundlagen, indem er den fotografischen Prozess der Sensitometrie erklärt. Zunächst erklärt Marchesi hierfür die optische Dichte und Sensitometrie selbst und darauf aufbauend den gesamten schwarzweißen Negativ- und den Positiv-Prozess. Dabei wird auch auf Verarbeitungsfehler im fotografischen Ablauf eingegangen. Diese Grundlagen sind für den analogen Prozess unerlässlich, sie sind aber auch im Digitalen nützliche Grundlagen.



Der ebenfalls überarbeitete dritte Band hat sich gegenüber der ersten Auflage am stärksten verändert, da hier nach den Farbprozessen und der eigentlichen Farbtheorie die digitale Fotografie behandelt wird. Nachdem Marchesi hier die verschiedenen Farbmodelle exakt vorstellt, behandelt er die chemischen Farbprozesse sowohl für die Umkehrentwicklung als auch für den Negativ-/Positivprozess. Alle gängigen Prozesse wie E-6 und C-41 werden dabei ausführlich behandelt. Auf den anschließenden 100 Seiten wird die digitale Fotografie vom Prinzip der Digitalisierung und dem Aufbau lichtempfindlicher Sensoren , der Farberfassung mittels Bayer-Mosaik oder Foveon, Dateiformate bis hin zu Adobes DNG, Farbmanagement und ein Einstieg in die digitale Bildbearbeitung am Beispiel Photoshop behandelt.



Das "Handbuch der Fotografie" ist ein wieder aktualisierter Klassiker und für alle, die professionell mit Fotografie zu tun haben, eine wichtige Quelle. Es ist kaum möglich, das fotografische Wissen derart vollständig und umfassend in einer anderen Quelle zu finden. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem klassischen Wissen, hier ist das Werk in seinem Umfang und technisch-wissenschaftlichen Tiefgang praktisch konkurrenzlos, nicht so im digitalen Bereich, speziell hierzu gibt es, auch vom gleichen Autor, interessante Alternativen. (Prof. Dr. Thomas Walter)