In der heutigen Zeit der digitalen Techniken wird der Leser noch selten mit der analogen Fotografie konfrontiert. Mancher hat gar keinen Bezug mehr zu Film und Fotopapier und bestimmt auch nicht die Geduld, sich etwa auf Probebelichtungen in der Dunkelkammer und verschiedene Papiergradationen zu konzentrieren. Dennoch gibt es nach Meinung des schottischen Autors, Mode-, Porträt- und Naturfotografen Steve Macleod genügend Fotografierende, die sich noch für die "traditionelle" bzw. "konventionelle" Arbeit mit Film, und dies in der Dunkelkammer, begeistern können. Daher spielt die analoge neben der digitalen Fotografie in seinem Buch "Nachbearbeitung Schwarz-Weiß" eine gleichberechtigte Rolle. Dies ist allerdings nicht aus dem Titel erkennbar, und im Klappentext wird nur nebenher darauf hingewiesen. Manch einer wird daher nach dem Kauf des Buches etwas überrascht sein, weil der Markt inzwischen vollkommen auf "digital" gepolt ist.
Weil sich der Autor beiden Formen der fotografischen Technik bzw. Weiterverarbeitung widmet, kann er natürlich auf den 175 Seiten des Buches nicht alles bis in Detail erörtern. Dies ist auch nicht die erklärte Absicht des Autors bzw. des Verlages, vor allem auch deswegen, weil in der Buchreihe "Basiswissen Fotografie" Grundlagen vermittelt werden sollen. Wenn man diesen Anspruch berücksichtigt, dann ist es ein empfehlenswertes Buch, in dem der Spagat zischen Analog und Digital gut gelingt. Die Mechanismen und Techniken der analogen Fotografie werden genutzt, um z. T. die Handgriffe bzw. die Arbeitstechniken in der digitalen Bildbearbeitung nachvollziehbarer zu machen. Der Autor selbst hat in professionellen Fotolaboren gearbeitet, daher weiß er, was wichtig ist. An geeigneten Stellen im Buch finden sich immer wieder extra hervorgehobene Ratschläge oder technische Erklärungen. Neben einer guten Auswahl an Bildern – den verwendeten Fotografien ist immer eine Beschreibung beigefügt – gibt es auch eine Reihe ansprechender Zitate.
Insgesamt gesehen ist das Buch sehr übersichtlich gestaltet, die Erklärungen sind einfach, und der Inhalt konzentriert sich auf das Wesentliche. Wer mehr möchte als nur Grundlagenwissen, sucht zusätzlich in einer reichhaltigen Auswahl anderer Bücher. Angesichts der Dominanz digitaler Fotografie ist jedoch bemerkenswert, dass Autor und Verlag den Mut bewiesen haben, in diesem Bändchen die analoge Bildbearbeitung noch gleichberechtigt neben die digitale zu stellen. (Ralf Germer)
