fotoforum Naturfotografie

Naturliebhaber unter den Digitalfotografen kommen eigentlich an dem Buch "Naturfotografie – Die Schule des kreativen Sehens" nicht vorbei. Aus zwei Gründen: Die vier Autoren und bekannten Naturfotografen Jürgen Borris, Fritz Pölking, Willi Rolfes und Bernhard Volmer nehmen ihre Leser mit auf ihre Reisen durch die Natur. Dabei verraten sie die Tipps und Tricks, die sie durch langjährige Erfahrung in den fünf Themenbereichen der im Buch dargestellten Naturfotografie erlangt haben. Und darüber hinaus ist die in dem üppigen Bildband gezeigte Fotoausbeute der Vier einfach hinreißend und auch ohne den eigenen Hang zum Nachvollziehen sehenswert. Sie widmen sich in dem großformatigen, fast 200-seitigen Bildband zu Viert jeder jeweils in den fünf Kapiteln den Sujets "Landschaft", "Säugetiere", "Vögel", "Makro" und "Das Fotojahr". Die großflächigen, oft ganzseitigen Fotografien gehen – gepaart mit den privaten Erfahrungen und Tipps der Autoren – eine selten zu erlebende Verbindung ein, was im Endergebnis die Besonderheit dieses Bildbandes ausmacht.

Wer nun annimmt, man müsse sich in die Wüsten Afrikas, die Eismeere der Antarktis oder andere weit entfernte Orte begeben, um zu aussagestarken Naturfotos zu kommen, den belehren die Fotografenautoren eines Besseren: Bei den Themen und Bildern handelt sich etwa zur Hälfte um solche, die jeder Leser in seiner eigenen Umgebung finden kann. So überrascht es nicht, dass alle Autoren heimische Fotokulisse und Motive als Bevorzugte benennen, etwa die Heide, das Moor, am Wasser, an der Winterfütterung oder am Waldboden. Und auch das Kapitel über die fotografischen Highlights, die es während des ganzen Fotojahres aufzuspüren und darzustellen gibt, ist ein lohnender Exkurs nach dem Motto: "Es gibt keinen Tag, an dem man nicht ein gutes Foto machen könnte. Was zählt und zum Erfolg führt, ist die Gelegenheit, die ein Fotograf als seine Chance nutzt", so die Einleitung zu diesem Kapitel. Vorgeführt etwa mit Bildern von "Mallorca im März", "Rügen im Mai" oder "Bayerischer Wald im Januar".

Auch der technischen Seite der Naturfotografie wird Genüge getan, denn nach den vier Hauptkapiteln ist jeweils auf einer Übersichtsseite festgehalten, an welchem Ort, mit welcher Kamera und welchem zusätzlichen Material die Aufnahmen realisiert wurden. Diese Doppelseiten sind jedoch nur als Ergänzung anzusehen, denn die Autoren sind sich einig, dass nicht die Technik, sondern viel mehr die stetige Suche nach einem passenden Motiv und die gezielte Auseinandersetzung damit entscheidend ist für ein gelungenes Naturfoto. So ist das Gemeinschaftswerk der vier Fotografen und ihres Verlages fotoforum mit seinen fast 200 Seiten nicht gerade die kleine Lektüre für zwischendurch, jedoch eine hervorragende Zusammensetzung von erlebtem Wissen und großartigen fotografischen Ergebnissen. Man spürt nach dem Genuss, was Robert Walser meinte, wenn er sagte: „Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es.“ (Inna Sternberg)