Rückblende
Anmerkungen zu Digitalkameras aus Sammlersicht
2008-11-10 Wer sich entschieden hat, auch alte Digitalkameras in seine Sammlung aufzunehmen, braucht sich eigentlich nicht groß umzustellen. Genau wie bei den analogen Kameras konzentriert man sich entweder auf eine bestimmte Marke, oder man sammelt die digitalen Meilensteine der technischen Entwicklung aus dem Zeitraum von 1980 bis heute. In PhotoDeal IV/2003 hat Günther Kadlubek einen ersten Versuch unternommen, dieses Sammelgebiet zu beschreiben. „Wer zu spät kommt, den bestraft ..." schreibt er und listet in seinem Artikel 54 Digitalkameras der ersten 10 Jahre auf (1984 - 1994). (Harald Schwarzer)
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Mehr als die Hälfte davon sind Still-Video Kameras, die zwar einen digitalen Aufnahmechip haben, aber die Bilder als analoges Videosignal auf einer speziellen 2"-Diskette speichern. Die Bildwiedergabe erfolgt auf einem normalen Fernsehgerät. Die Speicherung der Bildinformationen auf einem Computer war ohne Verwendung eines speziellen „Digitzer" nicht möglich. Dieser wandelt das analoge Video Signal in digitale Daten um.
Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn schon im Januar 1977 hatte der amerikanische Kodak Ingenieur Steven J. Sasson den kompletten digitalen Workflow beschrieben und sogar eine erste Digitalkamera samt digitaler Speichereinheit entwickelt. Sein „Technical Report" über diese „filmless" Kamera blieb allerdings bei Kodak in der Schublade. Nicht immer können sich die technischen Entwicklungen durchsetzen, und so war es schließlich die Marktmacht zweier großer japanischer Hersteller, die dazu führte, dass Still Video Kameras bis 1995 produziert und verkauft wurden; die bekanntesten Modelle sind die Canon ION und die Sony Mavica (nicht zu verwechseln mit den später weit verbreiteten Sony Digital Mavica Kameras der FD-Serie, die nun das Bild digital auf einer handelsüblichen 3,5"-Floppy-Disc (FD) speichern). Informationen über frühe Digitalkameras und deren Ausstattung gibt es hauptsächlich im Internet - die frühen Modelle (von 1980 bis 1998) findet man auf den englischsprachigen Webseiten www.digicamhistory.com oder www.dpreview.com (ab 1995 im Menü „timeline"). Auch die vielen Autoren von www.camerapedia.org schreiben inzwischen über Digitalkameras. Die vollständigste Übersicht im deutschsprachigen Raum findet man in der Schnellübersicht bei www.digitalkamera.de. In der neu gestalteten Film- und Fotoabteilung des Deutschen Museums in München ist schon eine umfangreiche Sammlung von frühen Digitalkameras zu sehen. Andere Fotomuseen werden sicherlich folgen.
Ausgesprochen schwierig ist es immer noch, die Sammlerpreise abzuschätzen oder zu beurteilen. Im Kadlubek Katalog sind zwar viele Digitalkameras aufgelistet, aber das Preisniveau ist auf dem Stand von 2004 - und 250 Euro für eine Rollei d7 com sind sicherlich viel zu viel. Eher realistisch sind die Angaben in der FoMAG Liste, die alljährlich von Winfried Warnke in der Juli Ausgabe des Foto Magazin veröffentlicht wird; aber dort sind leider nur wenige Modelle aufgelistet. Als grobe „Daumenregel" lässt sich sagen: bei gängigen Modellen bis 2004 sind ca. 10% vom Neupreis realistisch, also ca. 40 Euro für eine Rollei dk4010 (Neupreis bei Markteinführung 400 Euro). Das gilt natürlich nur für funktionsfähige Kameras; schwierig kann manchmal die Beschaffung des originalen Akkus und des dazugehörigen Ladegerätes sein. Die o.g. Regel lässt sich nicht so einfach auf digitale Spiegelreflexkameras übertragen; denn zum einem wurden in der Anfangszeit nur wenige Kameras gefertigt und zum anderen sind manche Modelle heute beliebte Anwenderkameras, an die sich auch noch vorhandene Objektive ansetzen lassen. Bei den ganz frühen Kodak Kameras der DCS Serie (Nikon oder Canon Gehäuse mit Kodak Chip und Elektronik) zeigt das Preisbarometer inzwischen leicht nach oben. So wurde Anfang des Jahres bei ebay eine DCS 100 mit komplettem Zubehör für 2.100 Euro versteigert. Die vom Hersteller mitgelieferte kameraeigene Software ist für den Anwender nicht ganz so wichtig, denn mit handelsüblichen Lesegeräten lassen sich auch Bilder von alten SmartMedia - oder CompactFlash Karten problemlos per USB-Schnittstelle auf den Rechner übertragen. Schwieriger wird es bei den Sony Digital Mavicas - denn wer hat heute noch einen Rechner mit Floppy-Disc Laufwerk?
Seit ca. 4 Jahren gleichen sich die Digitalkameras in Design und Ausstattung immer mehr an und sind für den Sammler eigentlich nicht attraktiv; das gleiche gilt auch für die zahllosen „no-name" Produkte. Auf Fotobörsen werden alte Digitalkameras noch selten angeboten; da wird man schon eher auf dem lokalen Flohmarkt fündig. Und immer wieder lohnt sich der Blick in die „Bucht" (ebay) - suchen Sie in der Rubrik bis 3,1 Megapixel.
Weiterführende Links:
www.digicamhistory.com
www.dpreview.com
www.camerapedia.org
www.digitalkamera.de/Schnellzugriff/Kameras.aspx