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Canon vs. Nikon (Teil 7) – Gehäuselieferant für Kodak’s digitale Sensoren

2009-07-22 Mit dem Ende Juni bekannt gegebenen Verkauf von Leaf Imaging an PhaseOne hat sich Kodak wohl endgültig aus dem Geschäft mit professionellen DSLR Kameras verabschiedet. Eigentlich etwas verwunderlich, denn immerhin war es der Kodak Ingenieur Steven J. Sasson, der 1978 die erste Digitalkamera erfand. Darin kam noch ein zugekaufter Sensor zum Einsatz, aber schon auf der photokina 1982 stellte sein Unternehmen den ersten eigenen 1,3 Mio. Pixel CCD Sensor vor. Langjährige Pressefotografen erinnern sich an ihren Versuche mit einer der vielen danach von Kodak auf den Markt gebrachten DCS Kameras (Digital Camera System).  (Harald Schwarzer)

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So beschreibt auch der Kanadier Rob Galbraith auf seiner Internetseite (s. weiterführende Links) die ersten Eindrücke mit einer NC2000 von 1994 - es war damals unmöglich, direkt festzustellen, ob die Kamera überhaupt korrekte Bilder machte, denn ein LC Display auf der Rückseite war nicht vorhanden. Weiterhin berichtet er von einem Kollegen, dessen Bilder, die in den frühen Nachtstunden aufgenommen wurden, immer einen breiten schwarzen horizontalen Strich hatten, obwohl die Kamera funktionierte und keinen Fehler anzeigte. Offensichtlich arbeitete der Verschluss unzuverlässig, aber natürlich konnte man nicht einfach wie bei den filmbasierten Kameras die Rückwand öffnen, um das zu überprüfen. Die NC2000 (News Camera) war eine Variante der Kodak DCS 420, die exklusiv von Associated Press (AP) angeboten und wie folgt angekündigt wurde: „This filmless wonder that would carry photojournalists into its future was manufactured by Kodak with design guidance and development funding from Associated Press. It boasted a 1.3 megapixel CCD - and the unprecedented advance of removeable storage media - in a digital sub-assembly built around a Nikon N90 (in Europa F90) film SLR. All for a cool US$ 17.950"

NC2000e Rückseite - Foto: Rudolf Hillebrand

Der CCD Chip war schon aus Kodak's ersten Modell (DCS 100) bekannt und die angesprochenen Designwünsche bezogen sich i.w. auf die Erweiterung der Empfindlichkeit auf ISO 1600 und die Verwendung eines wechselbaren Speichermediums. Auf einer PCMCIA Typ III Karte (340 MByte) konnten bis zu 203 Bilder gespeichert werden. Gerade das letzte Ausstattungsmerkmal brachte für die Fotografen eine erhebliche Gewichtsersparnis mit sich, denn bei der DCS 100 musste noch eine zusätzliche ca. 5 kg schwere DSU (Digital Storage Unit) mitgeschleppt werden. Die Kamera selber war eine gering modifizierte Nikon F3HP. Lediglich die Einstellscheibe, ein etwas längeres Okularschutzglas und ein spezieller Motor unterscheiden sie von der Version für Kleinbildfilm. Die DCS 100 Kameras sind längst ein gesuchtes Sammlerobjekt geworden und man sollte beim Erwerb darauf achten, dass sie komplett sind. Ab und zu tauchen bei ebay umgebaute „normale" F3HP Kameras auf, bei denen die Einstellscheibe und/oder das Okularschutzglas nicht korrekt sind. Ein komplettes System inkl. neuwertiger Kamera, DSU, externer Tastatur, allen Verbindungskabeln und dem speziellen Rucksack wurde im Januar 2008 für ca. 2200 Euro verkauft.

Kodak DCS 100 mit exterer Speichereinheit (DSU) - Foto: Kodak

  Deutlich preiswerter und einfacher zu finden sind die DCS Kameras der 400er Serie, die von 1994 bis 1996 auf den Markt kamen. Das Spitzenmodell 460 hatte schon einen 6 MP CCD Sensor - allerdings ging die hohe Auflösung auf Kosten der Empfindlichkeit (nur ISO 80 in der Farbversion, bzw. ISO 160 in  der monochromen Version). Diese so genannten digitalen One-Shot-Kameras erfreuten sich seinerzeit großer Beliebtheit, da sie auf vorhandenen professionellen Kamerasystemen aufbauten. Der Fotograf konnte seine Kamera wie gewohnt bedienen und Belichtungsprogramme, Autofokus, Blitzsteuerung und Kamerahaltung blieben erhalten. Neben der Nikon N90 oder N90s kaufte Kodak auch EOS 1n Modelle von Canon und brachte sie als EOS-DCS auf den Markt. Allerdings kamen auch hier - wie bei den DCS 4xx Kameras - unterschiedlich große Sensoren zum Einsatz (DCS 5 - 9,2 x 13,8 mm; DCS 3 - 16,4 x 20,5 mm). Das hatte zur Folge, dass bei dem kleineren Sensor nicht alle 5 AF-Messfelder genutzt werden konnten und natürlich der Crop-Faktor abweichend war (DCS 5 = 2,6x; DCS 3 = 1,5x). Die Aufzeichnung der RGB-Informationen erfolgte mit 36 Bit Farbtiefe, also 12 Bit pro Farbkanal. Zur Übertragung auf den Rechner diente eine SCSI Schnittstelle. Die Auslöseverzögerung betrug 0,25 Sekunden und der integrierte Akku reichte für ca. 1000 Aufnahmen. Sehr zum Verdruss der Fotografen war er fest eingebaut und nicht auswechselbar. Ein entsprechendes Ladegerät musste man daher immer mit sich führen. 

Kodak DCS 5 - Foto: CanonKodak DCS 1 mit 6 MP CCD Sensor - Foto: Canon

 Auf den EOS-DCS steht unter dem Kodak Schriftzug „in cooperation with Canon" - welcher Art die Zusammenarbeit war, habe ich nicht herausfinden können, aber im Canon Camera Museum sind diese Modelle auch gelistet, so dass man annehmen kann, dass sie unabhängig von Kodak vermarktet wurden. Äußerlich fallen sie durch ihre einheitliche Oberfläche von Kameragehäuse und Elektronikunterteil auf. Das sieht in jedem Fall harmonischer aus als die „Querrippen" an den Nikon basierten DCS 4xx Modellen. Aber Nikon lieferte nicht nur Kleinbildkameras an Kodak sondern auch seine APS Spiegelreflexkamera Pronea 6i - und Kodak machte daraus die DCS 315 bzw. DSC 330.

 Bei der weiteren Zusammenarbeit mit Kodak verschaffte sich Canon 1998 einen kleinen Vorsprung gegenüber Nikon, denn die ersten deutlich kompakteren professionellen Kameras der DCS Serie (520 und 560) basierten wiederum auf der EOS 1n - endlich gab es ein rückseitiges LC Display zur direkten Bildanzeige nach der Aufnahme (inkl. Histogramm) und auswechselbare Akkus. Canon vermarktete diese 2 MP bzw. 6 MP Kameras auch unter eignenem Namen (EOS D2000 und EOS D6000). Die entsprechenden Kodak Modelle mit  Nikon Gehäuse (DCS 600er Serie) kamen erst ein Jahr später auf den Markt, aber basierten nun auf dem Topmodell F5. Sie waren entweder mit 2 MP oder mit 6 MP CCD Chip erhältlich und unterscheiden sich ansonsten in ihrer Ausstattung bzgl. internem Pufferspeicher, der verschiedene Bildfrequenzen ermöglicht. Kodak hatte es zu diesem Zeitpunkt aber seine quasi Monopolstellung verloren, denn inzwischen gab es von den Gehäuselieferanten Nikon und Canon eigenständige Kameras (Juni 1999 - D1 und Dezember 2001 - EOS 1D) die deutlich preiswerter waren und so für mehr Wettbewerb auf dem Markt für professionelle DSLR sorgten.

 

 Die Kodak Entwickler gaben ihren Kameras noch einige Verbesserungen mit auf den Weg, z.B. höhere ISO Empfindlichkeit, größerer Pufferspeicher, integrierter IR FIlter und Video-Ausgang. Der amerikanische Hersteller verkaufte sie nun als DCS 700er Serie. Die Profifotografen wollten mehr und so tauchten kurz nach der Jahrtausendwende auch die ersten Kameras mit Vollformatsensor auf. Kodak  war mit dabei, hatte aber inzwischen die Zusammenarbeit mit Canon und Nikon beendet und brachte 2002 ein eigenes Kameragehäuse auf den Markt - die DCS Pro 14n mit CMOS Vollformatsensor und Firewire-Schnittstelle (IEEE 1394). Der Kennbuchstabe n zeigt an, dass die Wechselobjektive Nikon-Bajonett haben müssen. Zwei Jahre später wurde die Kamera nochmals verbessert und war in den Version DSC Pro SLR/n und DSC ProSLR/c (Canon Bajonett) erhältlich. Aber schon 2005 gab Kodak den Ausstieg aus dem Geschäft mit professionellen DSLR bekannt, um sich auf profitablere Geschäftsbereiche zu konzentrieren. Wenn das mal keine Fehlentscheidung war ...

Fortsetzung auf Seite 2
Kommentare

Ralf Jannke 2009-07-24

Schöner Blick in die Vergangenheit! Nach 15 Jahren mit Canon bin ich seit 2007 wieder (zurück) zu Nikon, aber die 1,3 MP Kodak/Canon EOS DCS 3 habe ich behalten... Von Zeit zu Zeit wird sogar der alte Akku geladen und mal draufgedrückt. Zur DCS 3 gesellt sich noch eine DCS 330 (Kodak/Nikon Pronea) und der gigantische "Saurier" Fuji(x)/film Nikon E2N. Letztere habe ich sogar öfters mal "Gassi geführt". Wer mit diesen Kameras mal fotografiert hat/fotografieren musste, meckert heute nicht über Rauschen...

RJ

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